Was denkt ihr gerade?

In meiner Ossi-Schule haben wir damals (lang ist es her) darüber gelernt, dass man das Kapitalismus nennt. Die Arbeiter werden immer mehr ausgebeutet.
Und heutzutage sag ich dazu: das ist moderne Sklaverei.

Und genau das war das gute am Osten, egal wo man lebte, oder arbeitete, ein Arbeiter bekam, seinem Beruf und seiner Ausbildung entsprechend überall den selben Lohn und es waren überall die selben Preise.
Der Osten war ein Gefängis und dann will ich gar nicht wissen was gut darin war. Sonst komm ich direkt auf die Idee: Ich lass mich einfach nach einem Verbrechen einsperren, dann habe ich wenigstens freie Kost und Logis.

Mit dem Kapitalismus komm ich dagegen gut klar, wenn mein Arbeitgeber nicht genug zahlt bleibt er eben nicht mehr mein Arbeitgeber.
 
Der Osten war ein Gefängis und dann will ich gar nicht wissen was gut darin war.
Nun gut, man konnte nicht überall hin reisen, aber, was man nicht kennt, vermisst man auch nicht. Einige Länder waren ja offen für uns.
Immerhin war ich als Kind 3 Mal im Urlaub, zwei Mal an der Ostsee und ein mal im Erzgebirge. Und ein Mal nach der 10. Klasse mit meiner Schulfreundin und ihre Sohni im Harz und später dann (1985) mit meinem damals noch zukünftig ersten Mann in Thüringen. Dann hatte eigentlich meine Pflegemutter einen Urlaubsplatz auf Rügen, dort wollte sie mit meiner Großen hin, doch warum auch immer wollte sie dann doch nicht hin und so hab ich ihren Platz übernommen.
Für weitere Reisen, außer Tagesausflüge nach Polen oder Tschechei war ohnehin kein Geld da.
Ein Jahr nach unserer Hochzeit kam unser Sohn zur Welt. Ein Kind hatte ich ja schon in die Ehe mitgebracht. Zwei Jahre später kam das nächste Kind und ein Jahr später das 4.. Da war zwischendurch also auch nur wenig Geld da, weil ja nur einer verdiente. Doch noch während der letzten Schwangerschaft ging unsere Ehe kaputt, da stand ich dann mit 3 Kindern und schwanger alleine da. Und im Sept. 1989, also zur Wendezeit kam mein 4. Kind zur Welt.
Ein ml hatten wir einen Betriebsausflug und nun, halte Dich fest: es ging einen Tag nach Budapest. Die Bus- und Zugfahrt nach Dresden und von da wieder nach Hause, musste ich selbst bezahlen, aber der Flug wurde von der Fima bezahlt. In Budapest angekommen, gab es eine 3-4 Stündige ebenfalls kostenlose Stadtrundfahrt. Danach brachte uns der Bus in die Innenstadt, dort ging es dann zu einer Bank, da bekamen wir alle einen Umschlag mit ungarischem Geld, also Forint, umgerechnet glaub so 10-15,- Ossi-Mark, auch geschenkt und dann konnten wir 2 Stunden in die Stadt das Geld ausgeben. Dann wieder zum Flughafen und zurück nach Dresden.
Allerdings konnte nicht jeder in der Firma da mit. Diesen Ausflug hatte man sich nur durch gute Arbeit verdient gehabt.
Hast Du jemals im Westen einen vergleichbaren Betriebsausflug geschenkt bekommen?

Apropo verdienen: als ich mit dem 3. Kind schwanger ging, fragte mich die Schwester beim Frauenarzt, ob ich zu einer Schwangeren-Erholungskur fahren möchte, diese würde mir unter bestimmten Voraussetzungen beim 3. Kind zustehen. Tja, und die "bestimmten Voraussetzungen" waren: ich musste von meinem Betrieb eine Einschätzung meiner Arbeitsmoral und generell über meine Arbeit einholen! Faule Leute, oder Leute, die keine gute Arbeit ablieferten bekamen keine Erholungskur! Und so war ich die 3 Wochen, bevor ich in den Schwangerschaftsurlaub bin, noch eine 3-wöchige Kur. Und man musste nichts dazuzahlen!


Sonst komm ich direkt auf die Idee: Ich lass mich einfach nach einem Verbrechen einsperren, dann habe ich wenigstens freie Kost und Logis.
Ja, aber danach hättest Du auch trotzdem nicht reisen können.
Es sei denn, Dein Verbrechen wäre versuchte Republikflucht gewesen. Dann wärst Du in den Knast in Bautzen gekommen, in das "gelbe Elend". Nach Deinen 3 Jahren Knast hättest Du dann einen Ausreiseantrag stellen können. Wenn man ihn Dir bewilligt hätte, hättest Du nie wieder in die DDR einreisen dürfen.
Gelb hieß es, weil der Knast gelb angemalt war und Elend, weil es `ne Folterkammer war!
Hab da vor einiger Zeit mal was im Fernsehen drüber gesehen, da hat ein Ex-Häftling über seine Zeit in Bautzen erzählt. Da waren 3 Tage und Nächte durchgehend Verhöre angesagt, ohne Essen und trinken. Dann durfte er zwei Stunden schlafen, dann hat man ihn wieder zum Verhör geholt. Seiner Frau wurden die Kinder weggenommen, die wissen bis heut nicht, wo ihre Kinder sind.