Mutter gestorben

24 April 2006
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Am 16.11.08 ist meine Mutter gestorben.

Nun werden viele vielleicht denken oh...uh...und ach wie schrecklich.

Dem ist aber nicht so.

Ich bin mit 14 von zu Hause ausgezogen weil mein Stiefvater meine ältere Schwester sexuell missbraucht hat und meine Mutter nie was dazu gesagt hat.

Sie war zwar nicht meine leibliche sondern meine Stiefschwester aber ich hab sie trotzdem lieb gehabt.
Sie war 13 als es anfing und es hat sich über viele Jahre hingezogen bis sie 18 war.
Wir kleineren haben das aber alles über die Jahre mitbekommen.Mein Stiefvater war Alkoholiker und kam nachts erst nach Hause.Dann hat er immer erst meine Mutter geweckt und dann meine ältere Schwester.
Dann ist er auf meine Schwester los mit Zigaretten ausdrücken und Schlägen und meine Mutter hat über Jahre hinweg immer zugeschaut und nichts gemacht.
Ich glaub ich stoppe jetzt lieber bevor ich mich weiter aufrege und weiterschreib.
Ich bin wie gesagt mit 14 ausgezogen und hab an meine Kindheit nur schlechte Erinnerungen.

Nun kam am letzten Dienstag ein Anruf von meiner leiblichen Schwester das meine Mutter gestorben sei.
Ich kann seitdem keinerlei Gefühle spüren.
Sie ist tot.
Aber genau so gut hätte sie mir sagen können "Angela Merkel ist tot".
Sie macht mir nun zum Vorwurf das ich das ja alles ziemlich teilnahmslos entgegen nehme.
Obwohl sie damals genau neben mir im Bett lag als meine Mutter reinkam und fragte:Soll ich jetzt die Polizei rufen?"
Ein paar minuten vorher hat sie ein Küchenmesser zu meinem Alten hochgebracht weil er danach gerufen und dann damit meine Schwester bearbeitet hat.
Diese Schreie vergesse ich in meinem Leben nicht mehr.
Ich habe vielleicht 8 Jahre meines Lebens bewusst zu Hause erlebt und diese 8 Jahre waren Scheisse.
Nun frag ich euch.
Würdet ihr um eine Mutter trauern die nie eine Mutter war?
 
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Hallo,

hinter dir liegt ein langer harter Weg und der Weg vor dir wird auch noch viele schwere Zeiten für dich bereithalten, denn bei so einer Vorgeschichte reicht es bei weitem nicht aus, dass du aus der Situation herausgekommen bist. Du musst das alles aufarbeiten.

Und bei einer solchen Schwere der Geschehnisse und der dir zugefügten Traumata und der immer wiederkehrenden Demütigungen, des Lebens in Angst und Panik, ist das Bizarre für dich zur Normalität geworden.

Hasst du deine Mutter mehr als deinen Stiefvater?
Das ist nicht selten in Fällen wie deinen. Warum ist das so, kannst du das für dich beantworten? Fühlst du gar nichts oder bist du wütend auf sie? Denkst du sie hat den Tod verdient?

Auch frage dich, weshalb du diese Überschrift gewählt hast, wolltest du schocken? Möchtest du, dass die Leute dich für besonders abgebrüht halten? Welchen Effekt wolltest du erzeugen und warum?

Bevor du um deine Mutter trauern kannst, musst du erst um dich selbst trauern lernen. Und das ist ein endlos langer, schmerzhafter Weg. Es tut mir sehr leid, dass du da durch musst, du hast nichts getan um das zu verdienen.

Bei mir war es lange nicht so schlimm wie bei dir, aber glaub mir, die Hölle hat für jeden ein eigenes Gesicht. Wie du deiner persönlichen Hölle entfliehen kannst, weißt nur du allein.

Hol dir Hilfe!

Wenn du reden magst, ich bin gern für dich da.
 
Erstmal danke an dich.
Ich weiss du hast dir diesen Thread schon ein paarmal durchgelesen.

Hasst du deine Mutter mehr als deinen Stiefvater?
Das ist nicht selten in Fällen wie deinen. Warum ist das so, kannst du das für dich beantworten? Fühlst du gar nichts oder bist du wütend auf sie? Denkst du sie hat den Tod verdient?

Mein Stiefvater ist schon vor mehr als 10 Jahren gestorben und den hab ich mehr gehasst und mich sogar gefreut als er endlich tot war.

Meine Mutter hat sich in den letzten 30 Jahren nicht um mich gekümmert und auch nie gefragt wies mir so geht und wie ich mit der Vergangenheit fertig geworden bin oder auch jemals gefragt was ihre 3 Enkel so machen.

Das sie von mir 3 Enkel hat wusste sie.

Ich bin aber nur eins von vier Schwestern die damit Probleme haben.

Meine Stiefschwester(Gaby) die missbraucht worden ist hat mitlerweile 10 Kinder und ist nach 23 Jahren nun geschieden.
Meine richtige Schwester (Birgit)entgegnet mir nur mit Verständnisslosigkeit.(Sie ist ein Jahr jünger als ich aber kinderlos.(Leidet jedoch unter Panik und Angstattacken.)

Meine jüngste Schwester Sandra kümmert sich nun um alle Formalitäten obwohl auch sie ,nachdem mein Alter nach etlichen Jahren Celle Knast,wieder von meiner Mutter aufgenommen wurde,mehrmals mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen wurde und sie als er raus kam vor Angst mehrere Tage in einem Jägerhochsitz geschlafen hat obwohl wir Winter hatten.

Und ich.....scheib einfach alles was mich die letzten Tage so bedrückt hat hier rein.
 
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Hallo,

erstmal mein Beileid.

Ich bin auch 14 Jahre und wenn ich mir vorstelle, nun von zu Hause wegzuziehen, weil meine Mutter oder Vater gewalttätig wären, ich könnte es mir beim besten Willen nicht vorstellen und will es auch gar nicht.

Du tust mir echt Leid. Du scheinst aber schon eine starke Persönlichkeit zu besitzen und offen darüber reden zu können, dass heißt die schlechten Erlebnisse sind schon etwas "verdaut".

Die Nachricht das seine eigene Mutter stirbt, ob nun gemocht oder gehasst, wird meines Erachtens immer schrecklick sein, doch wenn die Ereignisse sich wie oben beschrieben zugetragen haben, dann kann ich Dich echt verstehen.
Ich würde nun aber nicht direkt Deiner Mutter die Schuld geben, diese wurde natürlich von Deinem Stiefvater beeinflusst und hatte ihm mehr oder weniger zu gehorchen. Deine Mutter war wahrscheinlich eine Person, die sich schnell unterkriegen lassen hat und Angst hatte zur Polizei zu gehen. Auch wenn es ein sehr schlechtes Gefühl ist, dass Deine Mutter dabei zugesehen hat, würde ich überlegen, ob Du ihr dies übel nehmen solltest, denn wie gesagt, die eventuelle liebevolle Ader hast Du niemals kennen lernen können.

Alles gute auf jeden Fall für die Zukunft und bleib stark ;)
 
Also ich würde das Ganze recht kurz und knapp beantworten:

Jeder Mensch trauert anders, einige heulen, einige nicht etc.
Genau so geht es mit den Gefühlen die man zu so einer Zeit hat! Egal welches Verhältnis man nun zu seiner Mutter hatte.

Trauern tut jeder für sich, auf seine Art und Weise! Da gibt es kein richtig und kein falsch.
Wenn deine Gefühle nun mal so sind, ist es eben so. Da solltest du dir auch von niemandem rein reden lasse finde ich! Und keiner sollte sich das Recht nehmen, dir vorzuschreiben, wie du zu trauern hast.

Und in deinem Fall kann ich deine Reaktion schon verstehen irgendwo!

Trotzdem auch von mir mein Beileid.
 
Ich würde nun aber nicht direkt Deiner Mutter die Schuld geben, diese wurde natürlich von Deinem Stiefvater beeinflusst und hatte ihm mehr oder weniger zu gehorchen. Deine Mutter war wahrscheinlich eine Person, die sich schnell unterkriegen lassen hat und Angst hatte zur Polizei zu gehen. Auch wenn es ein sehr schlechtes Gefühl ist, dass Deine Mutter dabei zugesehen hat, würde ich überlegen, ob Du ihr dies übel nehmen solltest, denn wie gesagt, die eventuelle liebevolle Ader hast Du niemals kennen lernen können.

Du hast nicht jeden Abend im Bett gelegen und vor Angst gezittert.Meine Mutter war unten und hat nur immer gerufen:Bitte Günther hör auf oder bitte Günther mach es nicht.
Wir hatten ein 2 stöckiges Einfamilienhaus und haben alles gehört.
Ich hab schon mit 10 Jahren bemerkt das da was nicht stimmt und bin auch mehrmals des nächtens zu meinem Cousin ausgebüchst weil ich gut klettern konnte und immer sportlich war.Gott sei dank hat mein Alter das nie bemerkt und unser Schäferhund war immer leise wenn ich ausgebrochen bin.
 
Trauern tut jeder für sich, auf seine Art und Weise! Da gibt es kein richtig und kein falsch.
Wenn deine Gefühle nun mal so sind, ist es eben so. Da solltest du dir auch von niemandem rein reden lasse finde ich! Und keiner sollte sich das Recht nehmen, dir vorzuschreiben, wie du zu trauern hast.

Und in deinem Fall kann ich deine Reaktion schon verstehen irgendwo!

Ich weiss sie war stumm und ich weiss sie war unfähig sich zu wehren aber warum dann keinen Kontakt jahrelang und warum musste sie ihn nach dem Knast wieder aufnehemen obwohl sie doch wusste das er jahrelang ihre eigene Tochter missbraucht und geschlagen hat?
Er hat damals 9,5 Jahre bekommen.Er hat fast alles verbüsst in Celle, Salinenmoor.
Waren wir ihr denn alle so egal?
Ich bin schon traurig aber ich kann nicht weinen weil ich nie eine Mutter hatte und ich es einfach nicht verstehe.
 
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Hallo,

ich melde mich auch nochmal zu Wort, denn ich finde es ist ganz wichtig nochmal zu unterstreichen, dass die Mutter sehr wohl eine Mitschuld am Geschehen trifft. Natürlich ist auch sie teilweise ein Opfer und hat ihre eigene Leidensgeschichte hinter sich, aber sie ist erwachsen! Es wäre ihre Aufgabe gewesen ihr Kind zu schützen, nicht ihren Mann. Notfalls per anonymer Anzeige oder sie hätte in einer Nacht- und Nebelaktion ihre Kinder genommen und wäre verschwunden.

Spätestens anschließend wäre sie es den Kindern schuldig gewesen sich zu kümmern, sich zu erklären, um Vergebung zu bitten, zu reden und deutlich zu machen, dass sie eine Mitverantwortung trägt (als erwachene Mitwisserin hat man IMMER eine Verantwortung, wenn auch sicherlich nicht die Schuld).

Denn wenn man das als Mutter unterlässt, die eigene Verantwortung zu übernehmen, geben sich die Kinder (unbewusst oder bewusst) selbst die Schuld daran. Es verändert, wer sie sind. Es verändert ihre ganze Art zu fühlen, zu denken, zu leben und sich selbst zu sehen.

Ein Erwachsener, der ein schreckliches Erlebnis macht, hat Mechanismen erlernt um damit fertig zu werden. Ein Kind nicht. Ein Erwachsener hat im Normalfall die Möglichkeit sich zu wehren oder die Kinder in Sicherheit zu bringen. Ein Kind nie.

Gerade dieses wichtige Detail, die Abwägung zwischen Schuld und Verantwortung (denn das IST etwas anderes), dafür braucht man als Betroffene oft Jahre, Jahrzehnte oder ein ganzes Leben um das wirklich zu verstehen. Manche gelangen nie dorthin.
 
Spätestens anschließend wäre sie es den Kindern schuldig gewesen sich zu kümmern, sich zu erklären, um Vergebung zu bitten, zu reden und deutlich zu machen, dass sie eine Mitverantwortung trägt

Ich habe seit damals (1984) nie ein einziges Wort der Entschuldigung dessen gehört warum sie sich und uns Kindern das damals angetan hat.

Auch meine andere Verwandschaft wie Tanten und Onkels schweigt sich dazu aus wenn ich sie drauf anspreche.
Im Zweifelsfall wird einfach der Telefonhörer aufgelegt.

Ich weiss noch das damals öfter ein Bruder kam von meinem Stiefvater zu uns nach Hause.
Aber der wurd rausgeschmissen und kam danach niemals wieder.

Natürlich ist auch sie teilweise ein Opfer und hat ihre eigene Leidensgeschichte hinter sich, aber sie ist erwachsen! Es wäre ihre Aufgabe gewesen ihr Kind zu schützen, nicht ihren Mann. Notfalls per anonymer Anzeige oder sie hätte in einer Nacht- und Nebelaktion ihre Kinder genommen und wäre verschwunden

Warum hat sie es dann nie getan?

Und warum hat sie nachdem der Übeltäter weg war sich nicht um ihre Kinder gekümmert sondern sie alle nach und nach davongejagt?
Und als nur noch das kleinste Kind übrig war ,warum hat sie den Mann dann wieder aufgenommen ?
Er hat ja selbst nach 9,5 Jahren Knast die Gewalttätigkeit nicht abgelegt gehabt sondern auch meine kleine zum Schluss übrig gebliebene Schwester geschlagen bis sie keinen Ausweg mehr wusste und im Jägerhochstand geschlafen hat?
 
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Ich halte mich aus der Wertung, was bei Euch passiert ist und wie da Schuld verteilt werden sollte, raus. Ich kenne ähnliches und weiß, dass damit jeder anders umgeht. Ich kann Deine Gedanken sehr gut verstehen und nachvollziehen, das Du so denkst ist auch völlig in Ordnung.

Das Du aus diesen Gründen nicht trauerst, ist auch nicht schlimm. Um Menschen, die einem nichts mehr bedeuten, muss man auch nicht trauern. Es ist auch nichts Verwerfliches daran, eine gewisses Mass an Befriedigung zu spüren. Solange diese Gefühle jetzt nicht Dein Leben bestimmen, lass sie einfach mal zu.

Wie gesagt, ich kenne diese Situationen persönlich. Wichtig ist nicht, wie andere dazu stehen, wie DU mit dieser Situation umgehst, sondern, dass Du damit so umgehst, dass es GUT für Dich ist.

Akzeptiere auch, dass deine Schwestern evtl. anders damit umgehen. Dort sind die Gefühle evtl. einfach andere.

Gruss und viel Stärke
Marty
 
Würdet ihr um eine Mutter trauern die nie eine Mutter war?

Nein. Und ich kann sehr gut nachvollziehen, wie Du Dich fühlst, denn ich habe meine Mutter das letzte Mal an meinem 10. Geburtstag gesehen.

Die Gründe dafür sind vielfältig, auch Misshandlungen spielen da mit rein und ich kann wirklich froh sein, dass sie einfach weg gegangen ist, denn ich denke, ich hätte nur noch mehr leiden müssen, wenn sie geblieben wäre.

Aber:
Würde mich so ein Anruf erreichen, würde ich wohl doch erstmal innehalten. Und dann würde ich mich ob der verpassten Chance ärgern - der Chance, sie zu treffen und ihr das alles, was ich so fühle, mal ins Gesicht zu schleudern.
 
Akzeptiere auch, dass deine Schwestern evtl. anders damit umgehen. Dort sind die Gefühle evtl. einfach andere.

Danke Marty.

Ich sprech hier ja auch nur von meinen eigenen Gefühlen.

Ich sollte mich wohl zusammenreissen.

Aber ich hatte eben seit etlichen Jahren nix mehr von Ihr gehört.

Ich hab so super Kinder von denen Sie zwar wusste aber sich nie dafür interessiert hat.

Kein Gruss zum Geburtstag.Weder für mich noch für ihre Enkelkinder.
Die haben doch gefragt ob sie ne Oma haben.
Was sollte ich denen denn sagen?
Sorry Kids,ihr habt zwar ne Oma aber die interessiert sich nicht für euch?
 
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Es ist nicht schade, dass du nicht um sie trauerst.

Es gibt keine Verpflichtung, die eigene Mutter zu lieben, vor allem wenn sie eine so schwache (und angesichts der Dinge die ich hier gelesen habe, kann man davon ausgehen...) Person war und dir und deinen Geschwistern so weh getan hat. Sie hat zugesehen, was eigentlich noch schlimmer ist als selbst das Verbrechen zu begehen. Wenn ich von solchen Menschen höre oder lese werd ich stinksauer. Wenn ich Kinder hätte, und mein Partner täte solche Dinge, würde ich ihn eher umbringen als zuzulassen, dass er damit weitermacht.

Beim Tod meines Stiefvaters habe ich auch nicht getrauert. Ich war bei der Beerdigung, weil ich meine Schwester begleitet habe, ich war die einzige aus meinem Zweig der Familie. Ich hab angefangen zu heulen, als der Grabredner mit salbungsvoller Stimme angefangen hat, von all den guten Taten zu reden, u. a. dass er (mein Stiefvater) dass er einen Sohn, der nicht seiner war, aufgezogen hat. Mich hat der Typ gar nicht erwähnt. Sowas trifft tief...

Na, egal, ich kann dich auf jedenfall verstehen. Falls du es noch nicht getan hast, solltest du eine Therapie erwägen, um all diese Erlebnisse zu verarbeiten und damit abzuschließen.
 
Zuersteinmal finde ich es sehr mutig von dir hier deine Gedanken, Erfahrungen und Erinnerungen preiszugeben.Und natürlich mein Beileid. Ich kann gut nachvollziehen wie du dich fühlst da ich ähnliches durchgemacht habe. Es muss dir sehr schwer fallen. Ich denke, dass jeder auf seine eigene Art und Weise trauert und deine Schwester dir keine Vorwürfe machen sollte das du deine Gefühle anders zum Ausdruck bringst, bzw. nicht zeigen kannst. Du könntest ja mal mit ihr sprechen das du nach dem was ihr durchgemacht habt und deine Mutter nichts unternommen hat damals einfach immoment nicht weisst was du fühlen kannst oder willst. Hast du zu deinen Scwhestern noch regelmäßigen kontakt oder eher so einmal im jahr zum geburtstag und das wars?
 
Zuersteinmal finde ich es sehr mutig von dir hier deine Gedanken, Erfahrungen und Erinnerungen preiszugeben.Und natürlich mein Beileid. Ich kann gut nachvollziehen wie du dich fühlst da ich ähnliches durchgemacht habe. Es muss dir sehr schwer fallen. Ich denke, dass jeder auf seine eigene Art und Weise trauert und deine Schwester dir keine Vorwürfe machen sollte das du deine Gefühle anders zum Ausdruck bringst, bzw. nicht zeigen kannst. Du könntest ja mal mit ihr sprechen das du nach dem was ihr durchgemacht habt und deine Mutter nichts unternommen hat damals einfach immoment nicht weisst was du fühlen kannst oder willst. Hast du zu deinen Scwhestern noch regelmäßigen kontakt oder eher so einmal im jahr zum geburtstag und das wars?

eher gar keinen mehr.

Meine älteste Schwester die ja auch missbraucht worden ist(Gaby) ist vor ein paar Jahren weggezogen aus Göttingen.Seit dem kein Kontakt mehr.

Meine beiden anderen Schwestern (Birgit und Sandra) leben noch in meiner Heimatgegend und Sandra kümmert sich jetzt um den ganzen Papierkram.
Zu beiden hatte ich aber auch vorher nur sporadischen Kontakt.
Wenn sie anrufen wissen meine Kinder also nicht wer das ist.

Und wenn ich ehrlich bin stört mich das auch nicht weil ich einfach nichts mehr mit dem ganzen zu tun haben will.

Da kommen sonst zu viele Erinnerungen hoch.

Ich hab jetzt meine eigene Familie.
 
Würdet ihr um eine Mutter trauern die nie eine Mutter war?
Nein, ich denke ich würde genauso empfinden. Es war damals die Angst die sie dazu trieb, aber ihr wart Kinder. Ihr konntet noch weniger tun. Sie war feige und du bist ihr keine Rechenschaft schuldig, nichtmal in Form von Trauer. Eine Mutter kümmert sich um ihre Kinder, sie beschützt und behütet sie. Sie hat sich nach deinen Aussagen nicht mal gekümmert, nichtmal um Verzeihung gebeten und konnte nichtmal deinen Kindern eine gute Oma zu sein. Ich behaupte das wäre ihre Chance gewesen, es nicht gut zu machen, aber zu verzeihen. Ich würde ihr auch nicht nachtrauern, bemitleiden vielleicht, aber trauern nein.
 
Ich hab jetzt meine eigene Familie.

Und genau das ist es!
Du hast deine eigene Familie, die braucht und liebt dich.
Es ist das schönste Geschenk, nimm die und erfreue dich dem.
Die Vergangenheit ist heftig aber du mußt versuchen sie so gut es geht hinter dich zu lassen. Aber durch diese Begebenheit erwacht sie natürlich wieder zu voller Größe.
Auch wenn es vielleicht blöd für dich klingt, aber such dir eine professionelle Hilfe, denn so ein Ereignis kann gerade jetzt noch Folgen haben.
Sieh zu das du damit gut klar kommst, und interessiere dich in erster Linie nur für dich und deine Familie.
Liebe Grüße und wie du siehst bist du nicht allein, das kann auch schon helfen.
Frag dich nicht warum und wieso, denn eine Antwort kannst du nicht mehr bekommen.
 
Auch ich möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen!

Wie bereits in anderen Postings erwähnt, trauert jeder individuell und auf eine andere Art und Weise. Wichtig ist, dass du dir selbst ehrlich bleibst und dich von niemandem von deiner Art und Weise abbringen lässt.

In deiner jetzigen Familie bist du sicherlich geborgen und kannst Trost (nicht nur ausgesprochenen Trost sondern - und das ist viel wichtiger - gefühlten Trost einfach durch Anteilnahme, durch Zusammensein und durch ein Miteinander) finden.

Ich wünsche dir auf deinem weiteren Lebensweg alles erdenklich Positive!!
 
Eine schreckliche Geschichte.

Was das Trauern angeht kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen. Man kann nur um jemanden trauern zu dem man auch eine gewisse Bindung hatte. Das dir deine Verwandten da ob deiner Teilnahmslosigkeit Vorwürfe machen obwohl gerade sie deine Situation verstehen müssten finde ich grässlich.
Deine Mutter war offensichtlich total überfordert mit der Situation. Die Frage ob sie nun die Polizei rufen solle zeigt das ihr bewusst war das gerade massiv Unrecht geschah, aber Angst, Hilflosigkeit und vielleicht auch eine Portion Hörigkeit haben leider obsiegt. Wohl auch der Grund warum er wieder einziehen durfte. *gänsehaut* Das sie keinen Kontakt mehr gesucht hat geschah vielleicht aus dem Gefühl der (Mit-)Schuld. Ich wüsste auch nicht wie ich nach solch einer Leidensgeschichte noch meinen Kindern gegenüber treten könnte und ihnen plötzliche eine heile Welt vorleben solle. Sie hat sich dem wohl dann auch wieder feige nach und nach entzogen.

Wie kam denn eigentlich das Ende? Habt ihr Kinder dann jemanden darauf aufmerksam gemacht? Mit 14 hat man da ja vielleicht mehr Mut gehabt etwas zu sagen als mit 10? Oder war die Messerattacke nicht mehr zu vertuschen? Habt ihr danach irgendwelche Hilfe bekommen? Klingt irgendwie als hätte man euch völlig alleingelassen. Auch die Familie scheint das Thema lieber totzuschweigen...
Furchtbar. Ich kann garnicht in Worte fassen wie bedrückend deine Lebensgeschichte auf mich gewirkt hat und wünsche dir alles eerdenklich Gute mit deiner eigenen kleinen Familie.
 
Wie kam denn eigentlich das Ende?

Das Ende kam im Oktober 1978.

Mein Stiefvater kam wie so oft betrunken nach Hause.
Also erst ging er arbeiten und dann in die Kneipe.

Meine älteste Schwester hatte zu der Zeit seit einigen Wochen heimlich einen Freund und das hatte er irgendwie herausgefunden.

Er kam also laut grölend nach Hause.Wir haben ihn schon von weitem gehört und uns unter unseren Bettdecken versteckt.

Aber sowas nützt ja leider nichts.

Es ging wie immer das übliche Szenario los.
Gabi musste aufstehen und runterkommen.
Da wurde sie dann wieder geschlagen und musste immer und immer wieder die selben Fragen beantworten.
Dazwischen hat er dann wieder Zigaretten auf ihr ausgedrückt.
Das ging vielleicht 2 Stunden.
Als er sich dann wieder etwas beruhigt hatte musste sie mit ihm nach oben ins Bett.
Da ging das Verhör aber dann weiter und er hat sich wieder in Rage geredet.
Irgendwann rief er dann zu meiner Mutter (die die ganze Zeit irgendwo unten war) runter:"Waltraud bring mir ein Messer".
Und Sie hats ihm gebracht.
Nach Endlosen Schreien meiner Schwester ging plötzlich unsere Kinderzimmertür auf und meine Mutter stand drin und fragte:Was soll ich denn bloss machen?Soll ich die Polizei rufen?
Und meine leibliche Schwester Birgit und ich die wir uns ein Zimmer teilten haben nur gesagt:Ja Mama,bitte.

Die Polizei kam dann auch gottseidank ne viertel Stunde später und hat ihn auch gleich mitgenommen.
Erst kam er in U-Haft nach Hannover und nach dem Urteil dann von 9 Jahren Haft nach Salinenmoor in Celle.
Ich hab ihn danach nie mehr wiedergesehen.

Ich wollte mich auf diesem Weg auch mal dafür bedanken das ich mich hier so auskotzen konnte denn das alles liegt schon so viel Jahre zurück.
Es ist nur grade alles wieder hochgekommen weil meine Mutter nun tot ist.
Ihre Beerdigung ist morgen um 14 Uhr in Springe aber ich werde nicht hinfahren.
Wer weiss wen ich da alles treffen würde den ich gar nicht sehen will.

Ich hoffe ich kann nun abschliessen mit meiner Vergangenheit da nun beide tot sind.