[...] Wer würde denn ein Grossprojekt wie Stuttgart 21 politisch verantworten wollen, wenn er keinerlei Möglichkeit hat, die ihm vorgelegten Zahlen selber und persönlich zu prüfen? Da kommt die Bahn, legt Zahlen vor, da kommen Gutachter, legen auch Zahlen vor. Jetzt muss entschieden werden. Drei Wochen nach dem OK kommt raus, alle Zahlen falsch, alles Schmu, Politiker hat Mitschuld, weil er ja politisch sein OK gegeben hat...
Na dann bleiben wir doch bei dem Beispiel und ziehen uns noch BER ran. Also ich bin jetzt für den Augenblick und für die Dauer dieses Beispiels der regierende Bürgermeister von Berlin, allerdings weder schwul, noch sexy, noch halb so arrogant.

Gut, mir werden nun also von den Befürwortern des Projektes Zahlen vorgelegt und von den Gegnern. Beide Versionen unterscheiden sich erheblich. Und im Falle des Scheiterns trage ich persönliche Verantwortung. Im Falle des Gelingens wird man sich an mich als einen der Bauherren an einer Tafel erinnern. Außerdem könnte das Projekt die Wirtschaft maßgeblich beflügeln, was auch mir zugute käme. Was nun also tun?

Also ich suche mir mindestens 3 unabhängige weitere Architekten, weil ich selbst davon keine Ahnung habe. Besser 5, davon 2 aus dem Ausland - idealerweise Leute, die gleiche oder ähnliche Projekte bereits umgesetzt haben. Die sollen ebenfalls Vorschläge schreiben und wenn ich die alle vorliegen habe, wird sich an einen Tisch gesetzt und so lange diskutiert, bis man einen Konsenz gefunden hat. Dann wird das Projekt geplant und in kleine überschaubare Teilprojekte zerlegt. Jedes Teilprojekt bekommt 2 Verantwortliche, die für die vorher definierten Ziele die Verantwortung tragen, was sowohl Zeit, als auch Budget und Vollständigkeit betrifft. Die Leute werden in vertragliche Haftung genommen. Denn ich als Bürgermeister habe ja von dem Bau an sich keine Ahnung, wohl aber von Koordination und Verträgen. Deswegen muss ich die fachliche Verantwortung übertragen, was mich aber nicht von der Verantwortung der Koordination und überhaupt der Mitverantwortung am Gesamtergebnis entbindet.

Sicherlich kann dann noch immer nicht alles glatt laufen. Aber dass es anders geht, zeigen ja ähnlich große Projekte weltweit. Außerdem scheitert nicht gleich das gesamte Projekt vollständig, wenn mal etwas schief läuft. Und kleinere Probleme lassen sich immer einfacher, schneller beheben als ein großes.

Natürlich dauert dann das Projekt um einige Zeit länger und kann auch etwas teurer werden. Aber dafür ist alles im Vorfeld gut geplant und Probleme tauchen so schnell nicht auf. Alles läuft viel gelassener und entspannter ab und es kann dadurch erst gar nicht zu solchen Katastrophen kommen, wie bei der Elbphilharmonie, S21 oder BER. Vor allem explodieren nicht die Kosten völlig unkontrolliert, sondern bewegen sich stets im vorgegebenen Rahmen, genauso wie die Bauzeit. Und wenn ich sicherstellen könnte, das es so läuft, würde ich auch selbstverständlich persönliche Verantwortung in vollem Umfang übernehmen.
 
Natürlich dauert dann das Projekt um einige Zeit länger und kann auch etwas teurer werden.
"etwas teurer" dürfte dezent untertrieben sein. Zumal Du keinen Architekten für solch ein Vorhaben finden wirst, der auch nur ansatzweise die Haftung für seine Kostenschätzung übernehmen wird. Dazu müsste er jede Einzelposition auschreiben, verbindlich mit Lieferanten vereinbaren.

Und wenn Du das, zur Sicherheit, von 3-5 verschiedenen Unabhängigen machen lassen möchtest, dann wird das teuer. Bei einem Einfamilienhaus kostet ein Architekt schon 10% des Hauspreises. Davon sind 60% schon vorab für die Planung weg, nur 40% für die Bauüberwachung. Und der übernimmt dann trotzdem keine Haftung dafür, dass er zu wenig Material geplant hat oder die Kosten nachher steigen. Solche eine Haftung würde er sich teuer bezahlen lassen.

Marty
 
Also ich suche mir mindestens 3 unabhängige weitere Architekten, weil ich selbst davon keine Ahnung habe. Besser 5, davon 2 aus dem Ausland - idealerweise Leute, die gleiche oder ähnliche Projekte bereits umgesetzt haben.
Warum kein Amt, dass die Kompetenz besitzt die Angebote der Ausschreibungen zu prüfen und die Befugnis das Projekt gegebenenfalls auch umzusetzen und zu betreuen?
So brauchst du als Politiker nur eine Brücke, einen Bahnhof, einen Flughafen beschließen und kriegst eine Brücke, einen Bahnhof, einen Flughafen.
 
Als der BER neulich wieder einmal Thema im Fernsehen war, also als der Wowereit zurücktreten wollte, da haben sie doch einen Architekten in der Sendung gehabt, der ein anderes Großprojekt in England realisert hatte. Der hat auch schon deutlich gemacht, was schon vor dem ersten Spatenstich für BER falsch lief. Ungeachtet dessen, weiß ja im Augenblick ohnehin niemand, wer nun eigentlich an BER schuld ist.

Dann gibt es gute Architekten, die realisieren Gebäude in Dubai, die vorher so noch nie und nirgends gebaut wurden. Und neuerdings sogar umwelt- und kostenbewusst, wie etwa das Bahrain World Trade Center. So ein Flughafen, ein Bahnhof oder eine Philharmonie sind ja nun wirklich nicht neu, auch wenn sie eine Herausforderung sind. Aber ich weiß nicht, was so ein Scheich wohl gemacht hätte, wenn man da so einen Pfusch abgeliefert hätte, wie man es unserem großkotzigen Wowereit angeboten hat.

Und was die Kosten betrifft, so bin ich mir ganz sicher, dass sie zwar anfangs um einiges höher angeschlagen worden wären, aber am Ende (sofern es bei den Projekten, wie sie derzeit brach liegen überhaupt jemals ein Ende geben wird) dennoch erheblich günstiger geworden wären, als es jetzt ist. Davon abgesehen wären sie überhaupt schon längst fertig, weil eben durchgeplant.

EDIT:
Warum kein Amt, dass die Kompetenz besitzt die Angebote der Ausschreibungen zu prüfen und die Befugnis das Projekt gegebenenfalls auch umzusetzen und zu betreuen?
So brauchst du als Politiker nur eine Brücke, einen Bahnhof, einen Flughafen beschließen und kriegst eine Brücke, einen Bahnhof, einen Flughafen.
Auch gut, bin ich sofort dafür. Obgleich ich allgemein von Ämtern und Behörden nicht viel halte. Diese Institutionen gewöhnen den Leuten meist das Arbeiten ab. Was im Endeffekt dazu führt, dass so ein Projekt über Jahre und Jahrzehnte geprüft und ausgeschrieben wird bevor auch nur ein Bagger anrückt. Aber dennoch: Wenn das der bessere, weil effektivere und konstengünstigere Weg wäre, auch völlig ok.
 
Leider ein negativer Nebeneffekt an der Schieflage der unterschiedlichen Volkswirtschaften (Wanderarbeiter):

https://www.ardmediathek.de/das-ers...t-leiharbeiter-bei-amazon?documentId=13402260

Haben wir bald sehr günstige Zeitarbeiter auch im akademischen Bereich?

@Photon Ja, leider gibt es Haftungsbeschränkungen, dass macht es Politikern leicht zu sagen, wie Platzeck bei Günther Jauch beispielsweise mit der Aussage, ich übernehme die Haftung. Welche Haftung? Ich hafte mit meinen guten Ruf? Womit? Ganz großes generelles Problem, die Haftungsbeschränkung... Auch bei der Bankenkrise, Wirtschaftskrise, EU Krise, bei jeder Krise... Er müsste, wenn er es ehrlich meint, mit seinem gesamten Privatvermögen haften und wenns schief geht, in eine private Insolvenz gehen und wenn es klappt dann soll er wegen mir 20 Millionen bekommen. Genauso Banken, Länder, ... Alles andere führt zu enormen Problemen, die nicht für immer weggeschoben werden können.

Letztes Edit, sorry dass ich vom Thema abgekommen bin. Platzeck / Ber (Weils irgendwie zum Thema Haftungsbeschränkung passt) Gibt bestimmt themenbezogenere Beispiele. Da wären die Staatsanleihenkäufe über die Zentralbanken. Platzen lassen, die ganzen kaputten Anleihen, die Banken kippen lassen, verstaatlichen, den Markt bereinigen und ja verdammt, durch Abschreibungen würden riesige Vermögen vernichtet, auch Pensionsfonds und Lebensversicherungen würden kippen. Eine Verschleppung bringt zwangsweise eine Entwertung mit sich, das Problem kann nicht aufgeschoben werden. Baahhhhhh, ich könnt mir schon wieder die Finger wund schreiben... Das Thema beschäftigt mich leider viel zu sehr...
 
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Haben wir bald sehr günstige Zeitarbeiter auch im akademischen Bereich?

Haben wir doch, die Geisteswissenschaftler jammern doch nicht ohne Grund schon seit Jahren - denen wird auch von vielen Seiten Zeitarbeit als Berufseinstieg empfohlen.
Meine Freundin ist Architektin - Einstiegsgehalt ist da weniger als das was bei uns* Aushilfen bekommen und die Befristung sehr ähnlich...

*IT/Forschung - die brauchen allerdings auch mindestens einen Bachelorabschluss
 
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Traurig ist das! Ich finde es mittlerweile einfach nur noch bemitleidenswert. Mal ehrlich, ein gemeinsames Europa. Diese Vision, die Ursprünge, ich nehme es gerade im LK Erdkunde und in Geschichte durch. Die Gründer dieser Idee würden kotzen, wenn sie sehen würden was daraus entstanden ist.

Wo ist das Problem?

Ich sehe das Kernproblem in der Gemeinschaftswährung. Die Wirtschaftsleistung bündelt sich in wenigen Ländern und die anderen Länder können bedingt durch die Gemeinschaftswährung nicht abwerten. Wie seht ihr das? Was kann man tun? Als Bürger der EU? Wir sind ja alle Europa, oder sehe ich das falsch?
 
Wärst du denn bereit, einen Teil deines Wohlstands für Griechen, Spanier oder Portugiesen aufzugeben? Genau darauf läuft es hinaus.
 
Wärst du denn bereit, einen Teil deines Wohlstands für Griechen, Spanier oder Portugiesen aufzugeben? Genau darauf läuft es hinaus.

Machen wir doch auch so bald, in die Richtung läuft doch alles grade. Und wer wirklich Wohlstand hat der muss davon auch kaum was bezahlen - das bleibt alles an den Leuten hängen die sich nicht wehren können.

Ich sehe das Kernproblem in der Gemeinschaftswährung. Die Wirtschaftsleistung bündelt sich in wenigen Ländern und die anderen Länder können bedingt durch die Gemeinschaftswährung nicht abwerten. Wie seht ihr das? Was kann man tun? Als Bürger der EU? Wir sind ja alle Europa, oder sehe ich das falsch?

Die Gemeinschaftswährung ist zweifellos eine Scheißidee gewesen aber es gibt so viele weitere Probleme. Eins davon ist das bei uns Jahr für Jahr die breite und wichtige Mittelschicht abgebaut wird und alles entweder nach unten oder nach oben verschoben wird. Eine wichtige Sache wäre also die Großkonzerne zu meiden und regional und beim Mittelstand und abwärts sein Geld auszugeben. Ansonsten ist es eben bald vorbei mit dem sozialen Frieden in unserem Land weil die Ungleichgewichte zu stark werden.

Aktien kann man von den Großkonzernen auch problemlos kaufen - um die entstehenden Gewinne dann dahin zu schaffen wo sie besser aufgehoben sind :)
 
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Wärst du denn bereit, einen Teil deines Wohlstands für Griechen, Spanier oder Portugiesen aufzugeben? Genau darauf läuft es hinaus.
Die Frage beantworte ich mit: Ja! ;)

Beantwortest du denn auch meine Fragen.

Wie Wasweissdennich schon schrieb, ich folgere es etwas anders, die Abschreibungen werden kommen, dann steht keinem Wert viel Geld entgegen. Das pfeifen die Spatzen schon von den Dächern. Eine Korrektur wird umso härter, je länger sie aufgeschoben wird. Leider...
 
Die Gemeinschaftswährung ist zweifellos eine Scheiß Idee gewesen aber es gibt so viele weitere Probleme. Eins davon ist das bei uns Jahr für Jahr die breite und wichtige Mittelschicht abgebaut wird und alles entweder nach unten oder nach oben verschoben wird. Eine wichtige Sache wäre also die Großkonzerne zu meiden und regional und beim Mittelstand und abwärts sein Geld auszugeben. Ansonsten ist es eben bald vorbei mit dem sozialen Frieden in unserem Land weil die Ungleichgewichte zu stark werden.
Stimme ich dir vollkommen zu. Leider, leider muss ich bei deinen Zeilen an eine Mitschülerin denken. Junges Mädchen, holt das Abi nach und hat keine Knete. Sie ist sehr informiert über Konzernstrukturen, weiss das KIK ein umstrittener Konzern ist, beschäftigt sich damit und muss trotzdem dort Klamotten kaufen, weil sie kein Geld hat.

Die Umverteilungsmechanismen greifen seit der Agenda 2010. Immer mehr Menschen rutschen in Niedriglohnjobs. Es gibt Statistiken darüber, ich habe hier mal die Entwicklung von Geringfügig Beschäftigten dargestellt, kann aber jeder selbst recherchieren. Jeder kann da reinrutschen. Jeder Strukturwandel kann einem die Existenz nehmen. Ein pfiffiges IT-Programm oder ein Automatisierungsprozess kann einem Akademikerberuf, Facharbeiterberuf zunichte machen. Dann gibts 1 Jahr Knete, dann H4 und spätestens dann Lohn/Gehaltskürzung. Die strukturellen Veränderungen beschleunigen sich. Das wird noch heftiger, leider.

Am meisten nervt das Märchen, uns Deutschen gehts doch gut. Ja, aber wir werden für den Außenhandelsüberschuss nie im gleichen Maße entlohnt werden. Das was wir rausgedrückt haben, das Geld was wir zu den Banken gebracht haben und was jetzt in abschreibungsfälligen Werten hängt ist jetzt schon weg. Wenn uns unsere Lebensversicherung passend zur Rente XXXXXXXXXX Euro überweist, dann muss es aber auch einen Wert geben, gegen den man die XXXXXXXXXXXX Euro tauschen kann. Das wird nicht passieren. Diese Enttäuschung wird eine harte Probe und da schließt sich mein Kreis und meine Antwort bekommt Logik, wenn ich sage, JA ich bin bereit auf Werte zu verzichten. Ich habe die letzten 15 Jahre sehr viel gearbeitet, Unternehmen haben mit mir gutes Geld verdient und ich erwarte keine Gegenleistung. Weil es sie sowieso nicht gibt. Leider. Ich meine das ernsthaft. Geld ist nur ein Wert.

Ich habe jetzt mehrere Bücher gelesen, es ist paradox. Mir ist es ein Rätsel. Was denkt ihr? Geld bei Seite legen, weil es einen Wert darstellt und wenn man in Rente geht, dieses Geld gegen einen Wert tauschen? Mein Tip, sprecht mit Menschen die 80 Jahre alt sind. Jeder Wert ist nur jetzt da. Wir zahlen jetzt die Renten. Je mehr ich mich mit diesen Thema beschäftige, desto weniger leicht fällt es mir darüber zu sprechen oder schreiben. Manchmal wünsche ich mir eine Unwissenheit, das ist glaub ich was schönes. Es kann ja alles gut gehen. Vielleicht liege ich ja auch falsch. Ich weiss es nicht, manchmal hoffe ich es. Ich würde gern was tun, dass es nicht weiter kollabiert.

Es geht Menschen in der EU schlecht, ich finde das schade. Was kann man als einzelner EU Bürger tun?
 
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Stimme ich dir vollkommen zu. Leider, leider muss ich bei deinen Zeilen an eine Mitschülerin denken. Junges Mädchen, holt das Abi nach und hat keine Knete. Sie ist sehr informiert über Konzernstrukturen, weiss das KIK ein umstrittener Konzern ist, beschäftigt sich damit und muss trotzdem dort Klamotten kaufen, weil sie kein Geld hat.
Second Hand oder einfach selber herstellen :) ... letzteres ist natürlich interessanter man lernt was und Handarbeit ist für Menschen sinnstiftender als abstrakte Computer/Papierarbeit - meine Freundin macht das schon länger und ihre Klamotten sind jetzt auch kaufbar - allerdings nicht billig.


Geld bei Seite legen, weil es einen Wert darstellt und wenn man in Rente geht, dieses Geld gegen einen Wert tauschen?

Geld sollte man immer so wenig wie möglich haben, man sollte es gegen Sinn im Leben, laufende Einkommen und Sachwerte tauschen. Weil ich mal gelesen hatte das Du Dein Geld nicht bei den normalen Banken lassen willst, vielleicht ist das hier eine Alternative für Dich - die wollen mit dem Geld noch sinnvolle Dinge anstellen und denen traue ich auch :)
https://www.gls.de/

Was kann man als einzelner EU Bürger tun?
Sich der Macht bewusst werden die man eigentlich hat und die funktioniert über unseren Konsum. Man stimmt mit seinen Einkäufen viel effektiver ab als an der Wahlurne. Man zwingt Unternehmen auf genau die Weise Dinge zu produzieren die man selbst für richtig hält. Dafür muss man sich natürlich informieren und für gewünschte Produktionsmethoden meistens leider auch etwas mehr Geld ausgeben.

Ich kenne aber mittlerweile so viele tolle Menschen, Marktstände, Kleinunternehmen, Bauernhöfe, Hofläden etc. das ich alleine deshalb schon diese Art des Einkaufens immer mehr genieße. Ich mein man kann vorher probieren, mit den Leuten reden und viel interessantes erfahren. Ich muss da nur noch etwas mehr von der Geiz ist geil Mentalität wegkommen um das auf wesentlich breiterer Basis zu nutzen :ugly:
Wobei diese Produkte auch oft viel zu billig sind weil man es doch erstaunlich oft mit ziemlichen Idealisten zu tun hat - einfach nur schön :D
 
[...] Geld bei Seite legen, weil es einen Wert darstellt und wenn man in Rente geht, dieses Geld gegen einen Wert tauschen? Mein Tip, sprecht mit Menschen die 80 Jahre alt sind. Jeder Wert ist nur jetzt da. Wir zahlen jetzt die Renten.[...]
Genau aus diesem Grund muss Geld auch arbeiten. Denn Geld ist tatsächlich ein verderbliches Gut.

Und das Beispiel mit den 80 Jahren ist gar nicht so verkehrt. Da gab es im Kindesalter noch die Reichsmark. Dann war der Krieg vorbei und es wurden 100 RM zu 6,50 DM umgerechnet. Sagen wir mal, derjenige ist im Osten geblieben. Der hat ein Leben lang 40 Stunden pro Woche gearbeitet für sagen wir mal rund 1000 (Ost-Mark). Und konnte so jeden Monat vielleicht 300 Mark sparen. Dann kam die Wende und der nominelle Wert wurde halbiert (2M wurden zu 1DM Umrechnungskurs, größere Vermögen auch 3:1), obgleich in Westdeutschland die Menschen in der gleichen Zeit etwa 2000 DM für die gleiche Arbeit bekamen. Real also mindestens geviertelt. Dann kam der Euro und dazu sage ich mal besser nix, weil es sonst wieder eine Endlos-Diskussion gibt, wenn ich heute die Kaufkraft des Euro der DM gleichsetze. Und das alles ist in nur einem einzigen Menschenleben passiert. Was passiert in den nächsten 50 Jahren?

In diesem kleinen Beispiel ist nich mal die "normale" Inflationsrate berücksichtigt. Heißt, dass ein Sparbuch mit Verzinsung nach meiner Ansicht zwar die Inflationsrate ausgleichen kann, ersetzt aber nicht, das Geld intelligent zu investieren. Wobei "intelligent investieren" immer schwieriger wird. Riesterrente ist es jedenfalls nicht ;)
 
@Wasweissdennich Ich könnt dich knutschen. Dein Posting ist wunderbar und sollte über diesen Forum hinaus mehr gehör finden. Ich nehme mir einiges davon an. :kiss:

Genau aus diesem Grund muss Geld auch arbeiten. Denn Geld ist tatsächlich ein verderbliches Gut.
Das ist das zweite große Übel. Es kann nicht arbeiten, das Geld. Die Investition muss den Zugewinn erwirtschaften. Das zweite Märchen vom "Lassen Sie ihr Geld für sich arbeiten" ist ebenfalls ein böses Geschäft. Es entsteht kein Geld aus Geld. Banken können mit Bilanzverlängerungen Kredite aus dem nichts schaffen, das nur zu einem begrenzten Maße, doch der Kredit bleibt und muss abgetragen werden. Das erarbeitete Geld muss aus einer Leistung entstehen. Da kann ich den Film "Let´s make money" empfehlen, er stellt die Situation gut dar und ist für den Einstieg sehr gut geeignet.

Es nervt auch, dass Zentralbanken mit Bilanzverlängerungen Kredit erzeugen, dem kein Zentralbankgeld gegenüber steht. Mit dieser Bilanzverlängerung kaufen sie schon seit längeren Staatsanleihen. Kein Plan wie sich das langfristig auswirkt. Die Geldmenge steigt nicht, die Forderungen werden beglichen, obwohl diverse Staaten pleite sind. Von der Logik her, müsste bald viel scheinbares Guthaben "Giralgeld" wenigen echten Guthaben gegenüberstehen. Das Problem, die Zentralbanken könnten bei der "neuen" Krisen im Mittelpunkt stehen, da es auch noch die Target-Kredite gibt, welche unter Zentralbanken vergeben werden. Jede europäische ZB hat gleiche BONITÄT und vergibt Target-Kredite ohne Sicherheiten, also ungedeckte Kredite an andere Zentralbanken im Euro Raum. Wenn dieses System ins wackeln kommt, dann muss Draghi (EZB) direkte Politik betreiben.

Ich sehe die Kernkrise nach wie vor im Geld selbst. Leider verstehen viele nicht, dass Geld nicht neutral ist.

Heute morgen gesehen, ein Ökonom betreibt Kritik, er ist nicht der einzige und auch kein Verschwörungstheoretiker:
WirtschaftsWoche-Chefvolkswirt Malte Fischer zeichnet die Folgen des weltweiten Währungskriegs nach.

P.S.: Was ich mir wünsche, ist ein sich mehrbeschäftigen mit Geldpolitik. Wir bezahlen alle mit Geld und kaum einer weiss wie Geld funktioniert. Das kleine 1x1 sollte zur Allgemeinbildung gehören.
 
Ich sehe die Kernkrise nach wie vor im Geld selbst. Leider verstehen viele nicht, dass Geld nicht neutral ist.
Geld ist absolut neutral und steht auch nicht im Zentrum, sondern ist lediglich ein Stellvertreter. Wenn wir über Geld reden, reden wir eigentlich über Arbeit und das Hauptproblem liegt darin begründet wer von wessen Arbeitskraft in welchem Ausmaß profitiert und wer von wem abhängig ist (oder besser: abhängig gemacht wurde).

Ich glaube, dass wir Gewinne und Wachstum an der falschen Stelle messen und fördern. Das sollte nicht an der Börse oder beim Unternehmer passieren, sondern bei den Arbeitnehmern, dessen Arbeitskraft der Gewinn und das Wachstum geschuldet sind.
Die Nahrungskette, an dessen Spitze der Finanzsektor und an dessen Boden die Angestellten sitzen, ist falsch herum.
 
Geld ist absolut neutral und steht auch nicht im Zentrum,
Es sollte neutral sein, ist es aber nicht, so lange die EZB-Geldpolitik von Partikularinteressen irgendwelcher schlecht wirtschaftender Südstaaten bestimmt wird. Die EZB ist längst keine unabhängige Zentralbank mehr.
Tatsächlich druckt die EZB nun Geld das diese Staaten nun dazu nutzen um bei uns billig ein zu kaufen.
 
Die Umverteilungsmechanismen greifen seit der Agenda 2010. Immer mehr Menschen rutschen in Niedriglohnjobs. [...] dann H4 und spätestens dann Lohn/Gehaltskürzung.

Jo. Der Fortschritt in der Technik ermöglicht mehr Arbeitslosigkeit. Unsere Regierung lebt aber noch in dem Märchen, man könne durch Intervention Vollbeschäftigung erreichen.

Eigentlich müsste man denken, dass ja auch neue Jobs durch die freiwerdenden Stellen entstehen müssten. Dies scheint aber nicht der Fall zu sein und die vielleicht zu Unrecht arbeitslos gewordenen Menschen schikaniert man mit einem verpfuschten Hartz4-Gesetz, welches weitgehend die Grundrechte außer Kraft setzt.

Die Arbeitsagenturen sind überfordert und setzen nur die Gesetze des Gesetzgebers um und dieser hat offensichtlich gar kein Interesse daran, dass sich an dem vermurxten Sozialsystem etwas ändert. Armut ist hier eine politische Entscheidung und keine wirtschaftliche Entscheidung, denn Wirtschaftlichkeit kann man unserem kleinen Land wirklich nicht absprechen.

Unsere Exportländer leiden sogar unter unseren Exportüberschüssen, weil die regelrecht dazu verführt werden, bei uns auf Kredit einzukaufen. Dann legt man sich in die Sonne und freut sich über uns blöde Schwachmaten, die seit den 70ern auf Lohnzurückhaltung setzen.
Und die Gewerkschaften klatschen fröhlich mit und vermitteln den Eindruck, sie würden mit der Wirtschaft unter einer Decke stecken. Hauptsache man bekommt diesen ganzen "faulen" Pöbel aus die Statistik, damit die Finanzmärkte nicht beunruhigt werden.

Das Gespenst der Finanzmärkte. Menschlichkeit zählt in Deutschland nichts, sondern nur das Kapital scheint relevant zu sein. Die ganzen Ehrenämter und Hausfrauen sind ja nicht ökonomisch vom Vorteil, weil die bringen ja keine Gewinne.

Es wird immer von Erwerbsarbeit geredet und nie von Arbeit, die indirekt Auswirkungen auf die Volkswirtschaft haben, weil sie erst später zum Tragen kommen.

Man stopft auf der einen Seite bankrotte Banken bis zur Insolvenz Deutschlands und auf der anderen Seite versucht man, bei Soziales zu kürzen.

Wieso lässt man nicht einfach die ganzen Bankschulden untereinander in den Konkurs gehen und rettet die Einlagen der Sparer und Unternehmen? Es bleibt eine politische Entscheidung, wie es weiter geht. Entweder erledigt die Regierung den ganzen Reformstau oder eines Tages wird sich der Zorn gegen die Politik erheben.

Geld ist ein öffentliches Gut und darf niemals nur ein Selbstzweck sein.

Die Papiergeldkönige lachen sich kaputt über die Prostituierten (Arbeitnehmer), wie sie über den Zuh*lter (Zeitarbeitsfirma) an den Freier (Arbeitgeber) um Arbeit betteln müssen.

Es scheint jeder versuche seine Pfründe zu verteidigen, die Rentner ihre Rente, die Banken ihre Forderungen, die Hartz 4 Empfänger ihr Existenzminimum, etc.

Aber unabhängig von dem, was hier nun geschrieben worden ist, es bleibt alles so wie es ist. Der deutsche Bürger guckt lieber Fernsehen und geht bei einer Fastfood-Kette essen. Wenn die Existenzbedürfnisse aber in Gefahr sind, auf den Tag freu ich mich schon. Nur leider wird dann wieder ein Schuldiger gesucht und keiner will für die Fehler der Vergangenheit zuständig sein.

Aber es steht jedem ja frei dank der Globalisierung sich in einem anderen Land ein Zuhause zu suchen. Wen kümmern die Rentner oder die möglichen Staatsbankrotte? Es gibt wirklich sehr schöne Orte auf diesem Planeten, es zwingt ja keinem hierzubleiben. Geld muss ja nicht alles sein, hauptsache die Lebensqualität ist gut, dann spielt Geld keine wesentliche Rolle mehr.
 
[...] Unsere Regierung lebt aber noch in dem Märchen, man könne durch Intervention Vollbeschäftigung erreichen.
Ja, das ist ein Märchen. Aber ist auch gar nicht nötig. Aus meiner Sicht würde es völlig reichen, wenn in einem reichen Sozialstaat jeder leben kann. Das ist von Hartz IV nicht uneingeschränkt möglich. Von Bürgergeld schon.

[...] Aber es steht jedem ja frei dank der Globalisierung sich in einem anderen Land ein Zuhause zu suchen. Wen kümmern die Rentner oder die möglichen Staatsbankrotte? Es gibt wirklich sehr schöne Orte auf diesem Planeten, es zwingt ja keinem hierzubleiben. Geld muss ja nicht alles sein, hauptsache die Lebensqualität ist gut, dann spielt Geld keine wesentliche Rolle mehr.
Das ist alles richtig und ich habe auch schon überlegt, ob und wenn wo ich meinen Lebensabend im Ausland verbringen sollte. Aber es gibt ja nicht nur nüchterne Überlegungen bezüglich Rente oder wo das Wetter wohl besser ist. Es gibt ja auch sentimentale Einflüsse. Dazu gehören vor allem Freunde, die eigenen Kinder und letztlich habe ich auch eine Bindung an mein Land, auch wenn es gerade von Herren regiert wird, die ich privat nicht grüßen würde. Deshalb komme ich (und vermutlich viele andere mit mir) wohl nicht daran vorbei, mich hier vor Ort um eine Verbesserung der Zustände zu kümmern.

Außerdem ist auch im Ausland nicht alles Gold was glänzt. Zwar ist man derzeit mit einer Rente von 800 Euro in Deutschland ein Sozialfall, während man in manch anderen Ländern davon ein respektables Leben in Wohlstand führen kann. Aber das kann sich bis zu meiner Rente (und das sind ja leider noch 28 Jahre) auch noch ganz schnell ändern. Dann haben andere Länder andere Gesetze und - was schwerer wiegt - andere Probleme. Korruption, Vetternwirtschaft, ... und das in einem Ausmaß, wie wir es in Deutschland nicht kennen. Damit muss man sich auch erstmal anfreunden :)
 
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Von Bürgergeld schon.

Kannst du mir dazu sagen, wie das funktioniert? Ich hab mich damit noch nicht beschäftigt, wer 48 Stunden/Woche arbeitet, hat leider nicht so viel Zeit alles zu wissen (leider).

Das ist alles richtig und ich habe auch schon überlegt, ob und wenn wo ich meinen Lebensabend im Ausland verbringen sollte. Aber es gibt ja nicht nur nüchterne Überlegungen bezüglich Rente oder wo das Wetter wohl besser ist. Es gibt ja auch sentimentale Einflüsse. Dazu gehören vor allem Freunde, die eigenen Kinder und letztlich habe ich auch eine Bindung an mein Land, auch wenn es gerade von Herren regiert wird, die ich privat nicht grüßen würde. Deshalb komme ich (und vermutlich viele andere mit mir) wohl nicht daran vorbei, mich hier vor Ort um eine Verbesserung der Zustände zu kümmern.

Das zeichnet dich auch sicher aus. Ich finde es gut, wenn du dich einmischst. Leider weiß ich nur nicht, ob damit die Probleme behoben werden, die wir heute haben. Es ist ja nicht nur eine Frage des Geldes, man muss doch heute sehen, dass die Menschen um einen herum nicht glücklicher geworden sind, obwohl alles da zu sein scheint. Oder bin ich der Einzige der das so sieht? Ich empfinde meine Mitmenschen nicht als angenehm, sondern eher als gequält und unzufrieden. Als hätte man ihnen ihr Leben geraubt und sie sind nur noch die hilflose Hülle, die funktioniert aber nicht mehr lebt.
Das kann doch nicht nur mir so gehen. Viele Menschen erlebe ich so, als sei ihnen etwas verlorengegangen.

Außerdem ist auch im Ausland nicht alles Gold was glänzt. Zwar ist man derzeit mit einer Rente von 800 Euro in Deutschland ein Sozialfall, während man in manch anderen Ländern davon ein respektables Leben in Wohlstand führen kann. Aber das kann sich bis zu meiner Rente (und das sind ja leider noch 28 Jahre) auch noch ganz schnell ändern. Dann haben andere Länder andere Gesetze und - was schwerer wiegt - andere Probleme. Korruption, Vetternwirtschaft, ... und das in einem Ausmaß, wie wir es in Deutschland nicht kennen. Damit muss man sich auch erstmal anfreunden :)

Ja, das glaube ich auch. Hier scheint alles fertig zu sein. Was für eine Perspektive haben junge Menschen wie ich das bin in diesem Land? Mal abgesehen davon, dass Umwelteinflüsse, die Soziale Kälte und keine Rente die Existenz bedrohen? Wieso erlauben wir uns diesen logistischen Unsinn, dass zu jeder Jahreszeit Weintrauben aus Chile im Supermarkt angeboten werden? Wieso sind wir nicht mal mit den Grundbedürfnissen zufriedengestellt und haben keine Zeit, über diese ganzen Probleme oder anbahnenden Probleme richtig nachzudenken oder sie auch nur irgendwie beeinflussen zu können?

Auch wir müssen an uns arbeiten, ständig. Aber wir müssen auch mutig sein und Grenzen setzen. Das vermisse ich leider ein wenig. Es empören sich gefühlt zu wenig.

Ich habe manchmal den Eindruck, das deutsche Volk wollte sich nach dem 2. Weltkrieg, wo so viele schreckliche Dinge passiert sind, ablenken und haben ihre Zuflucht in ihrer Arbeitsmoral gesucht. Nun scheint der einzige Ansporn, durch die Wertlosigkeit des Geldes bedroht. Wo bleibt da eine Perspektive? Ein Land, gebrochen durch Medien, Angst, Sozialer Kälte und anderen Einflüssen.

Letztens sah ich einen Beitrag über die 30 Stunden Woche, hab ich gelacht. Die Realität sieht eher so aus, dass wir 50 Stunden/Woche wieder einführen müssen, weil unsere Regierung sehr sehr schwach ist und die Bevölkerung bestehend aus Rentnern, Kranke und verängstigten Menschen nicht den Mut hat, auf die Straße zu gehen.

Wie viel kann man anderen Menschen noch zumuten? Also Glück scheint das nicht zu sein, eher eine schwere Sinnkrise. Das erklärt zumindest auch die Burn-Out-Rate, dass ich mit diesen Einwürfen nicht so ganz daneben sein kann.