Wissen, das man im Leben bestimmt nie braucht.

„Das Ende der Fahnenstange erreichen“
Bedeutung: Es ist eine Grenze erreicht, an der es nicht weitergeht. Beziehungsweise eine Steigerung seiner Persönlichkeit, Charakters, Intelligenz oder Fitness ist nicht mehr möglich.

Herkunft: Eine Fahnenstange ist ein Mast aus den diversesten Werkstoffen (Holz, Metall, Glasfaser, …). Die Länge der Fahnenstange bestimmt die Größe der Flagge. Die Fahne wird an einem Seil über eine Rolle „gehißt“ (nach oben gezogen) und dann befestigt.
Wenn die Fahne ganz oben ist - kann man sie nicht noch höher ziehen: Man hat „das Ende der Fahnenstange erreicht“.

Dabei sind einige Vorschriften zu beachten: Die Fahne darf den Boden nicht berühren. Sie darf nur in einem Notfall verkehrt herum gehißt werden. Während die Fahne nach oben gezogen wird nimmt man Haltung an – man unterbricht jede Handlung, die man gerade tätigt. Was viele nicht wissen: Das Hissen der „Bundesflagge“ (Schwarz, Rot, Gelb mit dem „Bundesadler“ ist für Privatpersonen verboten. Trotzdem sieht man immer wieder die Bundesflagge in Gärten und vor privaten Häusern – anscheinend gibt es keine Polizisten, die sich um dieses Gesetz kümmern! Das hissen der „DDR-Flagge hingegen ist immer noch erlaubt. Die Fahnen des dritten Reiches hingegen sind verboten. Sowohl die „Schwarz-Weiß-Rot“-Flagge, als auch die rote Fahne mit dem weißen Kreis und dem Hakenkreuz, die Reichskriegsflagge und alle anderen Dienstflaggen. Das Selbe gilt auch für die Reichskriegsflagge aus dem Ersten Weltkrieg. Ansonsten kann man ja nach Interesse und Geschmack so ziemlich jede Fahne hissen, die man möchte. Ob die amerikanische Flagge, die „Geschäftsfahne“, die Fahne mit dem Wappen der Stadt, eine Flagge mit dem Familienwappen oder die Flagge mit einer Nachricht (Goldene Hochzeit, Heiratsantrag …)
 
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Mit fliegenden Fahnen untergehen:
Bedeutung: Wer mit fliegenden oder wehenden Fahnen untergeht, der hat eindeutig und absolut verloren.

Herkunft: Wie das Wort „untergehen“ bereits andeutet kommt die Redewendung aus der Seekriegsführung. Wenn ein Schiff untergeht gibt es einige Regeln. Zum Beispiel, daß der Kapitän nach Möglichkeit (Ausnahme: wenn das Schiff zu schnell sinkt) als letzter das Schiff verläßt, daß das Logbuch mitgenommen wird …
Es kommt aber auch vor, daß sich die Mannschaft eines Kriegsschiffes bei einer Seeschlacht nicht ergeben will. Obwohl das Schiff bereits sinkt springt kaum einer von Bord. Man kämpft weiter (obwohl der Kampf bereits entschieden ist), bis das Schiff endgültig gesunken ist. Bei der Seeschlacht wurde in diesem Fall die Flagge nicht eingeholt. Denn das Einholen der Nationalflagge (… und dafür die weiße Fahne zu hissen) ist ein Zeichen, daß der Kampf für dieses Schiff beendet ist, daß man sich ergibt. Wenn man bis zum Ende weiterkämpft – sich nicht ergibt – dann geht man / das Schiff „mit wehenden Fahnen unter“.
 
„die weiße Fahne hissen“
Bedeutung: Man gibt auf / kapituliert.

Herkunft: Die weiße Fahne (Parlamentärsflagge) wird immer dann gehisst, wenn der Kampf unterbrochen werden soll. Man kann dann über die Bedingungen der Kapitulation, über einen zeitlich begrenzten Waffenstillstand oder weitere Bedingungen des Kampfes verhandeln. Schon seit Jahrhunderten werden weiße Flaggen dafür genutzt, daß die Unterhändler vom Gegner nicht verletzt werden dürfen. Die Kampfhandlungen sind einzustellen, solange die weiße Flagge weht.
Für eine bedingungslose Kapitulation wird die eigene Flagge eingeholt – und eine weiße Fahne gehißt. Auch hier sollen alle Kampfhandlungen eingestellt werden.

Leider halten sich nicht alle an die Regeln, die eigentlich festgeschrieben sind. Unrechts-Staaten (drittes Reich, Japaner (beide 2. Weltkrieg), IS, Terroristen, (selbstverständlich aus Gründen der Unkenntnis) diverse Naturvölker …

Seit 1907 (Haager Landkriegsordnung – Artikel 32) ist die Parlamentärs-Flagge bindend zum Schutz festgelegt – sie wurde aber schon viel länger von den allermeisten Streitkräften und Oberbefehlshabern anerkannt. Das erste Mal, daß die weiße Flagge eingesetzt wurde war im China der „östlichen Han-Dynastie (25-220 n. Chr.). Der römische Geschichtsschreiber Publius Cornelius Tacitus berichtet im Jahr 109 n. Chr. über eine Schlacht, in der eine „Weißen Flagge“ bei der Kapitulation römischer Legionäre benutzt wurde.
 
„jemandem einen Schuss vor den Bug geben“
Bedeutung: Eine Person deutlich und unverwechselbar zurechtgewiesen / gewarnt. Sie soll unverzüglich ihre Handlung abbrechen, ein gewisses Verhalten beenden oder sie soll sich mehr anstrengen. Im Prinzip alle Handlungen, die ansonsten eine unangenehme Folge haben könnten.

Herkunft: Diese Redewendung stammt aus der Seefahrt. Hier wird auch heute noch mit einer Kanone / einem Geschütz ein Geschoß direkt vor dem Bug eines Schiffes gefeuert. Ein internationales Signal, durch das vor einer Weiterfahrt gewarnt wird. Es ist die letzte Warnung, je nach Situation sofort zu kapitulieren, sofort zu stoppen oder sofort abzudrehen. Das feindliche Schiff befindet sich in der Reichweite und im Zielbereich der Waffen. Bei einer Mißachtung wird das feindliche Schiff als nächstes versenkt. (Heute eher seltener – meist wohl eher mit einer höheren Strafe belegt. Kommt aber auch noch vor: z.B. bei Piraterie oder bei einem Seegefecht.)
Diese „Warnschüsse gibt es auch bei der Polizei, bei Streitkräften zu Lande … (der bekannte „Warnschuß in die Luft“) In der Luftfahrt wird eine „Leuchtgeschoßgarbe“ vor dem Bug eines Flugzeuges abgegeben – das Flugzeug hat den Polizeihubschrauber / dem Abfangjäger zu dem zugwiesenen Flughafen zu folgen.
 
„keinen Schuss Pulver wert sein“
Bedeutung: Eine Person, eine Handlung oder ein Versprechen ist absolut wertlos.

Herkunft: In früheren Zeiten wurden alle Soldaten, die für ein Vergehen mit der Todesstrafe belegt wurden durch erschießen hingerichtet. Leute, die jedoch moralisch besonders unehrenhaft gehandelt hatten waren „keinen Schuß Pulver wert“. Sie wurden gehängt.

So wurde z.B. Göring nach seiner Verurteilung seine Bitte einen „soldatischen Tod“ mit Erschießen nicht stattgegeben. Er sollte gehängt werden. Göring entzog sich aber seiner Strafe, indem er (wie Himmler und etliche andere Nazi-Bonzen in Deutschland) mit Gift Selbstmord beging.
 
„unter falscher Flagge segeln“
Bedeutung: Etwas vortäuschen; eine Sache falsch benennen. Eine weitere Bedeutung: Die Verantwortung eine fremde Person zuschieben.

Herkunft: Diese Redewendung stammt aus der Seefahrt. Die Flagge zeigt an, welcher Nation ein Schiff (oder eine Einheit) angehört. Eine Taktik in der Seekriegsführung war, sich einem überlegenen Gegner (schneller, schwerer Bewaffnet) mit einer falschen Natinalflagge zu nähern. Sobald man in der gewünschten Entfernung befand wechselte man schnellstens die falsche Flagge gegen die richtige und begann mit der Schlacht.

Die wohl bekannteten, die diese Taktik benutzten waren Francis Drake gegen spanische Galleonen (beladen mit Gold, Silber und Perlen) in der Karibik. Ein weiteres Schiff war im Ersten Weltkrieg die „SMS Wolf“. Dieses Schiff setzte die deutsche Kriegsführung überall auf der Welt ein. Die „SMS Wolf“ war ein Hilfskreuzer und Minenleger, der sich durch falsche Aufbauten als Frachter tarnte und zu Beginn (vor dem Plündern und Versenken) falsche Flaggen nutzte. Die Alliierten reagierten und bauten ihrerseits „Q-Ships“. Das sind eigentlich zivile Schiffe, wie Fischerboote und Frachter, die getarnte schwere Geschütze zur Jagd auf deutsche U-Boote und der „SMS Wolf“ an Bord hatten. Wenn sich ein feindliches Kriegsschiff näherte klappte man die falschen Deckaufbauten zurück und konnte sofort das Feuer eröffnen.

Auch Piraten benutzten gerne erst eine falsche Flagge, um sich den arglosen Opfern zu nähern. Im letzten Moment wurde die Flagge gegen die Piratenflagge gewechselt.
 
„über den Daumen peilen“ / "Pi mal Daumen"
Bedeutung: Kurz beschrieben: cira, ungefähr, grob geschätzt, in etwa.
Wenn etwas nicht zu berechnen ist, da z.B. die Gerätschaften oder die Erfahrungswerte fehlen – dann schätzt man die Entfernung, die Menge oder die Zeit (die etwas braucht).

Herkunft: Sowohl in der Jagd, bei dem Militär, der Seefahrt und im Zivilleben mußte man abschätzen, wie weit eine Strecke ist, wieviel Schießpulver man für einen Schuß nimmt, wie weit die Munition reichen wird, wie weit wird der Schuß durch Wind und Wetter abgelenkt … Wie viel Kilometer man noch schafft, wie lange der Proviant noch reichen wird … Oder aktuell: bei neuen Viren: wie schnell verbreitet sich die unbekannte Seuche, wie tödlich ist der Virus, … Da die Zahlen zu viele Variablen enthalten kann man nur grob abschätzen – es wird „über dem Daumen gepeilt“.

Über dem Daumen peilen ist auch bekannt als „Pi mal Daumen“: Genau wie kleine Kinder nahm man früher (zu Zeiten ohne Smartphone, ohne Taschenrechner, ohne Rechenschieber …) gerne zu Rechnen die Finger zu Hilfe. Vor allem zum Einschätzen von Entfernungen bietet sich der Daumen an: Mit dem ausgestreckten Arm peilt man über den Daumen das Ziel an und schätzt so die ungefähre Entfernung an.
Sowohl in der Jagd, bei dem Militär, der Seefahrt mußte man abschätzen, wie weit eine Strecke ist, wie viel Schießpulver man für einen Schuß nimmt, wie lange die Munition reichen wird, wie das Wetter wird …

Das „Pi mal Daumen kommt aus der Mathematik: Pi ist die „Kreiszahl“ - eine mathematische Konstante, die das Verhältnis zwischen dem Umfang eines Kreises zu seinem Durchmesser beschreibt. Pi ist eine unendliche Zahl hinter dem Komma: 3.1415926535 8979323846 2643383279 … um die Zahl schreiben zu können wird sie auf wenige Stellen hinter dem Komma aufgerundet. Dadurch wird Pi wie der Daumen eine ungenaue Art der Bestimmung.
Beide zusammen geben so die Redewendung: „Pi mal Daumen“.
 
„das Feld räumen“
Bedeutung: Man verläßt seinen Standort, gibt auf, weicht zurück, setzt sich ab. Meist, weil eine Person stärker ist, die besseren Argumente hat – einfach überlegen ist. Oder weil von diesem Ort eine Gefahr ausgeht (z.B.: Tschernobyl, Minenfeld …).

Herkunft: Wie die Bedeutung schon andeutet: Wenn man in einer Schlacht unterlegen ist, wenn man die Schlacht verlieren wird – dann zieht man sich zurück. Die Schlacht mag verloren sein – der Krieg jedoch kann unter anderen Bedingungen noch gewonnen werden.

Das Selbe gilt im Zivilleben: Wenn die Ausrüstung fehlt zieht man sich zurück. Sobald die notwendige Ausrüstung da ist kann man den Waldbrand, eine Seuche ..., mit einer besseren Aussicht bekämpfen. Man hat jetzt erst die reelle Chance, andere zu retten.
Wie man als Polizist, Sanitäter, Arzt, Feuerwehrmann als erstes lernt: "Eigenschutz geht vor!" (Was nutzt es, wenn man beim Retten eines einzelnen Menschen stirbt. Wenn man nach der schmerzhaften Aufgabe - ohne Chance - noch in anderen Fällen vielen anderen Menschen helfen kann.) Etwas, was übrigens auch jedem Ersthelfer gilt.
So kann man denn "das Feld räumen" auch als eine absolute Kapitulation, als eine Aufgabe deuten.
 
„das Feld beherrschen“
Bedeutung: Man ist in „seinem Fach“ maßgebend / tongebend. Im Sport: die gegnerische Mannschaft erreicht nichts, während die andere Mannschaft ständig den Ball hat und ein Tor nach dem anderen schießt. Eine Firma, die keine richtige Konkurrenz hat – im Prinzip ein Monopol besitzt.

Herkunft: Die Redewendung stammt natürlich militärischen und dem Zivilleben. Wer die besseren Waffen hat, wer die bessere Strategie besitzt, wer die bessere Ausbildung /den besseren „Drill“ hat, kann „das Feld beherrschen“: In der Antike hatte eine Armee mit Bronzeschwertern keine Chance gegen eine Streitmacht mit eisernen Schwertern. Ein Heer nur aus eingezogenen Bauern bestehend, in dem jeder für sich kämpft hat keine Chance gegen eine Berufsarmee mit Kavallerie und Katapulten (Römer mit einer richtigen Kampfausbildung gegen Germanen). Eine Streitkraft, die asymetrisch kämpft (Guerillakampf) beherrscht das Feld gegen Soldaten mit einer „normalen“ Ausbildung: „Schlacht im Teuteburger Wald“, Vietnam, Afghanistan, …)
Im Zivilleben: Ein Bauer mit einem Pflug erntet mehr, als ein Bauer, der mit einem Stab oder später mit einer Schaufel sein Feld umgräbt. Ein Bauer mit einem Pflug und einem Ochsen kann mehr ernten, als ein Bauer, der seinen Pflug selber ziehen muß … Fabriken, die Stoffe mit der Industrialisierung schneller, billiger und bessere Stoffe her, als Weber in der Heimarbeit. Ford stellte durch die Fließband-Produktion mehr und preiswertere Autos her, als andere Autohersteller. Derjenige in seinem Beruf, der die beste Technik und die beste Ausbildung besitzt – der kann im Beruf „das Feld beherrschen“.
 
„dastehen, als hätte man einen Ladestock verschluckt“ / „stehen wie eine Eins“
Bedeutung: Man ist standfest, tadellos, perfekt und absolut korrekt. Man ist entschlossen, für alles bereit.
Normalerweise geht man locker und bequem durch die Stadt. Man hält sich durch die Erziehung zwar gerade, "damit man keinen Buckel bekommt" - bei einigen wird die gerade Haltung jedoch übertrieben. Das sieht so aus, als hätte man etwas Gerades und steifes verschluckt.

Herkunft: Der „Ladestock“ ist noch aus den Zeiten der Vorderlader. Man gab das Schießpulver, die Blei-Kugel und ein „Schußpflaster“ (ein kleines Textilstück zum Fixieren, damit die Bleikugel nicht im falschen Moment herauskullert) in das Gewehr. Um auch wirklich das Ende des Laufes zu erreichen „stopfte „ man mit dem Ladestock die Ladung nach. Nur so kann man das Gewehr abfeuern. Zum Stopfen sollte der Ladestock nicht gebogen sein – er ist schön gerade.

Beim Exerzieren – beim Drill gibt es die „Grundstellung“, das „Haltung annehmen. Um „Eindruck zu schinden“ und sich von Zivilisten zu unterscheiden trägt man eine einheitliche Uniform. Jeder soll dastehen, „wie die Zinnsoldaten“. Man ist im Prinzip keine Einzelperson mehr – die Soldaten bilden eine „Einheit“. ("stehen wie eine Eins": Stehen, als würde diese ganze Einheit nur aus einer Person bestehen, die immer wieder "nebeneinander steht" - auch gemeint ist, daß man absolut "gerade steht". Eben gerade wie eine "Eins". Genau so perfekt und tadellos wie in einer späteren "Redewendung", die auf das Berliner Auto-Nummernschild anspielt: Die Redewendung nimmt ein mit einer "römischen Eins geschriebenes "1A". ("Landespolizeibezirk Berlin": IA - gefolgt von der Zahl. Verwendet von 1906 bis 1945) Noch heute beurteilt man herausragende Qualität als "1A".
In der "Grundstellung" ist die Uniform perfekt angezogen. Jeder Knopf ist geschlossen, die Ärmel nicht aufgerollt ... Keiner trägt ein Kleidungsstück, das sein Kamerad nicht trägt. Man trägt die "befohlene" Uniform (Sport, Ausgang, Dienstanzug, "Grüne" ... - mit Stahlhelm, Schiffchen ...)
Jeder steht in der gleichen Körperhaltung, jeder in hintereinander aufgereihten geraden „Linien“. Jeder Soldat genau neben seinem Kameraden und bei jeder Reihe jeder Mann direkt hinter seinem Vordermann. Die normale Köperhaltung beim Stehen wird übertrieben:
Man legt man die Hände an die Hosennaht und steht gerade. Die Füße stehen mit den Hacken aneinander im Winkel von etwa 60 Grad. Das Körpergewicht ruht auf beiden Füßen. Die Brust ist vorgewölbt, die Schultern leicht zurückgenommen. Der Kopf wird aufrecht gehalten, der Blick ist gerade aus, der Mund ist geschlossen.
Die Soldaten stehen „kerzengerade“. Für andere sieht das aus als würde jeder einzelne Soldat „dastehen, als hätte man einen Ladestock verschluckt“.
 
„Schema F“
Bedeutung: „Schema F“ steht für etwas, daß in stetiger Routine betrieben wird. Wenn etwas nicht mehr nach Logik und Effektivität abläuft – wenn etwas bürokratisch betrieben wird. Wenn etwas typisch „deutsch“ abläuft. Frei nach dem Motto: „Von der Wiege bis zur Bahre: Formulare, Formulare, Formulare!“ Die Sache wird „stereotyp“, mechanisch, gedankenlos. Man konzentriert sich mehr auf den „Papierkram“ als auf die wirkliche Arbeit.

Herkunft: Während der Zeit des „preußischen Militärs“ stand das Wort „Schema“ für ein offizielles Formular. Die Abkürzung „Schema F“ bedeutete dabei „Formular für den Front-Rapport“. Dieses „Schema F“ wurde im Jahre 1861 von der preußischen Armee eingeführt.

Dieses Formular sollte die Truppeneinheit, die Ausstattung, die Anzahl der Soldaten und Waffen beinhalten. Es wurde festgestellt, wie effektiv die Einheit im Kriegsfall eingesetzt werden konnte. Der Nachschub (Logistik) konnte sehen, was konkret vorhanden war und was fehlte.

Aber bereits 1855 gab es ein anderes ebenfalls berüchtigtes Fomular: Offizieller Name: „Instruktion über das Scheibenschießen der mit Zündnadel-Gewehren*1 bewaffneten Infanterie-Bataillone“. Auch hier findet sich bereits der Begriff „Schema F“. In diesem Formular ging es darum, welche Munition, wie viel Munition beim Üben verbraucht wurde und wie viel wirklich benötigt wurde.

Dieser Begriff "Schema F" wurde schnell in das Zivilleben übernommen. Ähnlich, wie „08/15“*2.

*1: „Zündnadelgewehre gegen „Vorderlader“ / deutsch-österreichischer Krieg 1866
siehe:
https://www.klamm.de/forum/f5/wissen-das-man-im-leben-bestimmt-nie-braucht-481123-6.html#post8124822
(unten)
*2: „08/15“
siehe:
https://www.klamm.de/forum/f5/wissen-das-man-im-leben-bestimmt-nie-braucht-481123-5.html#post8120662
 
„kürzer treten“
Bedeutung: Im Falle einer leichteren Krankheit arbeitet man nicht mehr so hart. Man schont sich, soweit es geht. Man arbeitet langsamer. Das ist in diversen Berufen so manchem Chef lieber, als daß der Arbeiter sich bei jedem „Weh-Wehchen“ direkt ganz krank meldet.
Wenn „am Ende des Geldes noch zu viel Monat vorhanden ist“ dann schränkt man sich ein. Man gibt weniger Geld aus. Man steckt seine Pläne zurück.

Herkunft: Die Redewendung kommt natürlich aus dem Militär. Bei einem Marsch einer Einheit der Bundeswehr gibt es diverse Vorschriften. Man marschiert im Gleichschritt und achtet dabei auf die Abstände. Die Schrittfrequenz sollte 14 Schritt in der Minute sein und die Schrittlänge sollte 80 Zentimeter betragen. Bei dem Befehl „Im Gleichschritt – Marsch!“ tritt man mit dem linken Fuß an. (Den ersten Schritt tätigt man mit dem linken Fuß) …
Während des Marsches passiert es natürlich, daß größere Soldaten in ihren gewohnten längeren Schritten als 80 cm fallen - kleinere Soldaten in kürzeren Schritten. Dadurch passiert es, daß sich die Einheit irgendwann teilt. Die Soldaten mit den kürzeren Schritten fallen zurück. Die Einheit verteilt sich in Gruppen. Daraufhin wird vom Vorgesetzten / vom Ausbilder der Befehl gegeben: „Vorne kürzer treten“ damit die Einheit wieder zusammen kommen kann. Die zurückgefallene Einheit kann wieder mit längeren Schritten die langsamer marschierenden Kameraden aufholen. Im Militärjargon: „Damit der ´Sauhaufen´ wieder eine Einheit wird“.
 
„Lärm schlagen“
Bedeutung: Wenn man zu Unrecht behandelt fühlt beschwert man sich lautstark (damit möglichst viele mitbekommen, „wie man doch wirklich ist“). Im Notfall macht man auf sich aufmerksam – man ruft man so laut man kann um Hilfe.

Herkunft: Auch dieser Spruch kommt aus dem Militärischen: Jede Burg, Kaserne, jedes Lager, Magazin, … wird von einer Wache bewacht, um einen unrechtmäßiges Betreten, einen Diebstahl, einen Überfall, einen Brand … zu verhindern. Früher bewachte man selbst jede größere Stadt mit ihren Stadtmauern bei Tag und Nacht vor allen Gefahren. In der Stadt selber sorgten wenn alles schlief „Nachtwächter“ für die Sicherheit, indem sie Patrouille liefen. Auch Tiere wurden für die Bewachung eingesetzt. Neben den Wachhunden waren selbst Gänse dafür eine große Hilfe. (Schon im antiken Rom wurde das Capitol von den sofort schnatternden Gänsen bewacht). Meist waren die Tiere sogar wachsamer, als ihre menschlichen „Kollegen“.
Im Falle von Feuersbrunst, Überfällen und dem Aufmarsch feindlicher Truppen wurde jeweils alles benutzt, was Lärm macht. Schreien, Hörner, Trompeten, Trommeln, Gongs, Glocken, Kanonen-Schläge, Warnschüsse, ... Es wurde alles genutzt, was die Einwohner und die Truppen aus den Schlaf reißen konnte. Hauptsache, es wurde „Lärm geschlagen“, „Alarm geschlagen, um Unterstützung und Hilfe zu rufen.

Unser „Alarm“ kommt dabei aus dem italienischen des 15. Jahrhunderts. Hier kommt das „allarme“ von dem militärischen Weckruf: „all'arme!“ (zu den Waffen) - die Quelle für ein anderes deutsches Wort: Lärm (Krach, Getöse).
 
„ins Hintertreffen geraten“
Bedeutung: Im Gegensatz zu den Anderen wird man vernachlässigt, benachteiligt. Den Anderen geht es besser.

Herkunft: Der Spruch kommt aus dem Militärischen. In den Zeiten, als die Söldner (die Bezahlung der Soldaten ist der „Sold“. Söldner waren Soldaten, die jedem ihre Unterstützung für Geld anboten) nur unregelmäßig bezahlt wurden lebten die Söldner hauptsächlich von der Beute. Gerade im 30jährigen Krieg waren Brandschatzung, Vergewaltigung und Plünderungen an der Tagesordnung. Unzählige Bauernhöfe und ganze Ortschaften verschwanden von der Landkarte.

„Hintertreffen“ auch „Nachhut“ ist die veraltete Bezeichnung der hintersten Reihen in der Schlachtordnung. („Hintertreffen kommt schließlich von „hinten treffen“ – hinter der kämpfenden Truppe als Nachhut treffen.) Denn die Nachhut befindet sich weit hinter den kämpfenden Truppenteilen und bilden – wie man heute sagt die „Reserve“. Bei schweren Verlusten dienten diese Truppen zum Auffüllen der entstandenen Lücken. Wenn die Schlacht für die Gewinner „zu gut“ verlief kam das „Hintertreffen“ (die Nachhut, die Reserve) nicht mehr zum Einsatz. Klingt zwar im ersten Moment ganz gut. Hier ist es relativ ungefährlich. Man braucht nicht zu kämpfen. Aber es hat auch einen schweren Nachteil. Bei den „Hintertreffen“ wird man automatisch auch „ins Hintertreffen geraten“! Es bleibt nicht dabei, daß viele Kameraden der kämpfenden Truppe im Kampf fallen. Im Gegensatz zu der kämpfenden Truppe wird man keinen Ruhm ernten. Es gibt keine Beförderung. … und vor allem: Beim Plündern bekommt man keinen Anteil der Beute. Je nach dem (Wenn der Arbeitgeber – der Oberbefehlshaber keinen Sold auszahlt) wird man überhaupt nicht bezahlt. Es bleibt nur übrig, was die Kameraden liegen ließen.

Heute kennt man den Begriff „Hintertreffen“ kaum noch für die „Reserve“ / die „Nachhut“. Der Begriff steht im Sprachgebrauch nur noch für die Benachteiligung.
 
„die Stellung halten“
Bedeutung: Heute „hält man die Stellung“, wenn man auf der Arbeit als einziger auf „Bereitschaft“ sitzt, auf die Anforderung wartet.
Im militärischen immer noch: auf seinem befohlenen Posten bleiben, eben „die Stellung halten“.
Als letzter bzw. mit wenigen Gleichgesinnten standhaft bleiben und nicht gehen. Wenn man trotz der auftretenden Schwierigkeiten seiner Überzeugung treu bleibt.

Herkunft:
Der Spruch kommt wie bereits bestimmt gewußt aus dem Militärischen. Hier die Bedeutung: Die Stellung (den zugeteilten Posten) auch dann weiter zu besetzen, wenn die feindlichen Kräfte drohen, diese Stellung zu überrennen. Es würde bedeutend mehr Leben der Kameraden kosten (… und bei einem Überleben wahrscheinlich von einem selber), diese Stellung wieder zurück zu erobern. Denn es ist einfacher, eine Stellung zu verteidigen, als sie zu erobern. Wer trotz des Befehles „die Stellung halten!“ versucht zu fliehen wird „standrechtlich erschossen“.

Besonders gut daran zu sehen, wie die Schützengräben im ersten Weltkrieg ständig hin und her erobert, aufgegeben und wieder zurück erobert wurden. Das kostete hundert-tausenden von Soldaten das Leben – während die Front sich in den vier Jahren im Durchschnitt nur wenige hundert Meter vor und zurück schob.
Ein weiteres Beispiel: das berühmte „Alamo“. Hier kämpften 189 bis 257 Amerikaner (u.a. Jim Bowie, Davy Crockett und Willian Travis) gegen 3.000 mexikanische Berufssoldaten (unter den Diktatoren und General Santa Anna) in der befestigten ehemaligen spanischen Missionsstation „Alamo“. Die amerikanischen Freiwilligen konnten fast zwei Wochen „die Stellung halten“, bis die Mexikaner das Fort überrannten und alle Männer töteten. („Remember Alamo“) Während die Amerikaner in Alamo „die Stellung hielten“ konnte Sam Houston durch diese Opfer eine richtige Armee aufstellen. Diese besiegte schließlich Santa Anna und seine Armee. Die Folge: Texas wurde ein Bundesstaat der USA. Der 28. Stern auf dem „Star-Spangled Banner“ – Beitritt: 29.12.1845.
 
„etwas ins Feld führen“
Bedeutung: Während einer Diskussion bringt man (um die anderen zu überzeugen) ein gutes Argument ins Spiel.

Herkunft: Dieser Spruch stammt aus dem militärischen: Früher fanden die Schlachten nur auf dem übersichtlichen „Acker“, dem Schlachtfeld statt. In der Stadt oder mitten im Wald konnte der Befehlshaber keinen Überblick behalten. Er konnte nicht sehen, wo sich Lücken auftaten, welche Einheit wo gebraucht wurde … Er führte seine Truppen also im wahrsten Sinne des Wortes ins Feld.
 
„etwas auf der Pfanne haben“
Bedeutung: Wer „etwas auf der Pfanne hat“ - der kann etwas, hat etwas gelernt. Er „hat etwas in der Hinterhand“, ist besonders leistungsfähig, ist vorbereitet. Er ist intelligent. Er hat etwas (geheimes) vor, hat etwas in Arbeit.
Ein ähnlicher Spruch, wie „etwas auf der Pfanne haben“: „hat schwer was auf dem Kasten“

Herkunft: Hier geht es einfach nicht um das Kochen. Es geht um das Militär – genauer gesagt um das Schießen. Wieder einmal ein Spruch, in dem es um den „Vorderlader“ geht. Im 16. Jahrhundert bestand eine Armee aus Pikenieren und aus Musketieren.
Musketiere (Schützen mit Musketen – eben den „Vorderladern“) haben den anderen Kameraden einen großen Vorteil: Genau wie die Artellerie schlagen sie sich nicht im Nahkampf die Köpfe ein („Hauen, stechen, schlagen beißen“). Sie geben aus der Entfernung ihre Schüsse ab. (sie haben etwas besonderes gelernt) In dem Spruch geht es wirklich darum, „etwas auf der Pfanne zu haben“ – intelligenter zu sein als die anderen. Sich von den einfachen Pikenieren abzusetzen. Denn eine Muskete unter Streß (im Gefecht) zu bedienen ist nicht so einfach. Das gesamte Gewehr muß trocken bleiben. Ist das Schießpulver, die „Pfanne“, der Lauf naß – dann fällt kein einziger Schuß. Eine einzelne nasse Muskete ist das Problem des Schützen (Anfängerfehler). Fallen durch zu starken Regen alle Musketen und die Artellerie aus ist die Schlacht zu Ende. Sie „fällt ins Wasser“. Denn auch für die Pikeniere gilt das Selbe: Sie bleiben im Schlamm stecken.
Auch die vorher selber abgewogene Schießpulvermenge bei den Musketieren muß man beherrschen. Zuwenig Pulver und die Kugel „kommt zu kurz“. Zuviel Pulver und die Muskete „fliegt einem um die Ohren“. Den Ablauf des Ladens ist vorgeschrieben und im Streß des Gefechtes kompliziert:
https://www.feuerwaffen.ch/index_htm_files/Einsatz_06_Musketiere.pdf
Diese Musketen wurden am vorderen Ende mit einer „Treibladung“ (Schießpulver), danach mit dem Projektil und schließlich mit dem Schießpflaster durch die vordere „Mündung“ geladen. Anschließend wird mit dem „Ladestock“ die Ladung vorsichtig festgestopft. Hinten am anderen Ende des Laufes (das am Ende wie eine damalige Kanone verschlossen ist) befindet sich nur ein kleines „Zündloch“. Die Treibladung wurde durch eine kleine Menge Schießpulver auf der „Pfanne“, die sich neben dem Zündloch befindet gezündet. Für die Zündung dieser Treibladung gab es in der Entwicklung zwei Varianten: Als erstes die „Lunte“ (Luntenschloß) und dann ein „Feuerstein“ (Steinschloß).
 
„etwas in Stellung bringen“
Bedeutung: Benötigte Gegenstände oder Personen an einen vorbestimmten Ort bringen, wo sie benötigt werden. Etwas Benötigtes bereitstellen. Etwas dort hinbringen, wo es angeordnet worden ist.

Herkunft: Wie so oft kommt diese Redewendung aus dem Militär. Man bringt eine Truppeneinheit, ein Geschütz, ein Schiff … an den befohlenen Ort. Genau dort hin, wie es für den zukünftigen Einsatz eingeplant wurde. Das ist wichtig, da dies ein wichtiger Teil eines größeren Planes ist. Ohne diese Stellung entsteht in dem Schlachtplan – der Taktik der Befehlshaber eine Lücke, die feindliche Aufklärungseinheiten sofort erkennen und ausnutzen werden. Diese Lücke wird das wahrscheinlichste Ziel eines feindlichen Großangriffs werden. Schlimmer noch: die falsch bezogene Stellung bekommt wohl kaum den benötigten Nachschub. Schon sehr bald werden Proviant, Munition und Ersatzteile knapp werden. Das feindliche Feuer der Artellerie wird sich auf diesen Punkt konzentrieren. Hier werden die feindlichen Truppen durchbrechen, den anderen eigenen korrekten Stellungen in den Rücken fallen und jeglichen Nachschub abschneiden.
 
„ jemandem das Feld überlassen“
Bedeutung: Im Gegensatz zu dem Spruch „seine Stellung räumen“ (die Stellung aufgeben) *1 bedeutet „jemandem das Feld überlassen“, daß man sich zurückzieht. Daß man seinem Gegenüber den Weg freimacht, keine weiteren Hindernisse in den Weg legt.

Herkunft: Wie so oft kommt die Redewendung aus dem Militär. Wenn die eigenen Streitkräfte drohen, zu unterliegen – dann zieht man sich zurück, bevor alles zu spät ist. Bevor man die ganzen Truppen verliert. (Wie schon einmal geschrieben: Die Schlacht ist verloren – der Krieg kann aber unter anderen Bedingungen noch gewonnen werden)
Im Beruf: Der andere mag die bessere Ware besitzen, mehr verkaufen. Ich ziehe mich zurück und überlasse dem Konkurrenten das Feld. Aber nicht immer um den Kürzeren zu ziehen. Oft verbessert man seine Ware, macht sie ansprechender – und übernimmt so seinerseits wiederum den Märkt für sich.

Zum Beispiel: Die ersten funktionsfähigen Loks und Dampfschiffe kamen aus England. Deutsche Ingenieure ahmten zunächst diese Erfindungen nach. Mangels Erfahrung waren die ersten Nachahmungen nur sehr schlechte Kopien. England reagierte und setzte auf wirklich jede deutsche Ware, die importiert wurde einen Stempel mit der Warnung: „Made in Germany“. Deutschland „überließ“ zunächst England „das Feld“. Einige Jahre später jedoch hatten die deutschen Ingenieure aufgeholt. Auch deutsche Loks und Dampfschiffe zählten zu den Besten. In Sachen Werkzeug, Stahl und Waffen (Krupp), … wurde Deutschland sogar führend. Die Warnung „Made in Germany“ wandelte sich zu einer Empfehlung. Englische Waren wurden zu Ladenhütern – deutsche Produkte waren gefragt, wie nie. Der Grund: sie hielten länger, waren teilweise aus den besseren Werkstoffen hergestellt und genauer gefertigt. (Welches sich erst aus „pariotischen Gründen in den Weltkriegen änderte. Woraufhin (besonders nach dem Zweiten Weltkrieg) sich gewisse „deutsche Wertarbeit sofort wieder durchsetzte. (Mercedes, BMW, VW, Haribo, Tesa, Krupp, …)

*1: siehe „das Feld räumen“
https://www.klamm.de/forum/f5/wissen-das-man-im-leben-bestimmt-nie-braucht-481123-8.html#post8132261
 
„gegen jemanden zu Felde ziehen“
Bedeutung: Wenn man „gegen jemand zu Felde zieht“ – dann bekämpft man etwas oder jemanden. Man greift die Person oder die Sache an. Man attackiert, unternimmt Schritte gegen den Gegner. Man kritisiert etwas ganz scharf. Man versucht, eine neue Seuche zu bekämpfen …

Herkunft: Ein Feldherr zog mit seinen Soldaten in den Krieg. (Die Quelle für den „Herzog“: Dieser war der adelige Feldherr, der im wahrsten Sinne des Wortes vor seinem „Heer“ „her gezogen ist“.) Wie schon öfter: Feld: weil Städte und Wälder unübersichtlich waren … *1

*1: siehe: „ins Feld führen“
https://www.klamm.de/forum/f5/wissen-das-man-im-leben-bestimmt-nie-braucht-481123-8.html#post8134153