Games for Windows LIVE: Das Schicksal betroffener PC-Spiele

In weniger als einem halben Jahr ist Microsofts ungeliebter Gaming-Client Games for Windows LIVE Geschichte: Am 1. Juli werden die Server des Service offline gehen. Was bleibt, sind viele offene Fragen – insbesondere von Konsumenten, die Spiele mit Games for Windows LIVE gekauft haben. Werden sie ihre Software weiterhin nutzen können, oder sind betroffene Titel schon bald nicht einmal mehr die DVD-ROM wert, auf die sie gepresst wurden?

Gegen Ende letzten Jahres begannen zumindest zwei Publisher, auf das Ende des Client entsprechend zu reagieren. 2K Games veröffentlichte ein Update für BioShock 2, das Games for Windows LIVE (und den ebenfalls verhassten SecuROM-Kopierschutz) komplett aus der Software entfernt. Auch Warner Bros. Sah die Zeit zum Handeln gekommen und befreite Batman: Arkham Asylum und Arkham City von dem sterbenden Microsoft-System. Ersetzt wurde LIVE bei allen drei Titeln durch Valves Steamworks.

Damit Besitzer eines Retail-Exemplares weiterhin Zugriff auf ihr Spiel haben, wurde seitens 2K und Warner Bros. die Aktivierung der regulären CD-Keys bei Steam ermöglicht. Anschließend muss die Software via Steam heruntergeladen und installiert werden – da die Spiel-DVDs weiterhin auf LIVE aufbauen, sind sie nach dem Umstieg faktisch nutzlos. Als Bonus, der den Umstieg erleichtern soll, wurden Zusatzinhalte für alle drei Spiele freigeschaltet. Während BioShock 2 durch zuvor kostenpflichtige DLCs erweitert wurde, erfuhren beide Batman-Ableger ein Upgrade auf ihre jeweilige Game of the Year Edition.

Leider sind noch bei weitem nicht alle Publisher auf den Zug aufgesprungen, weshalb die Kollegen von Joystiq einmal nachgefragt haben, wie es denn um Updates betroffener Spiele bestellt sei. Die Antwort – wenn es denn eine gab – fiel ernüchternd aus.

Laut Capcom wird Street Fighter IV ab Super Street Fighter IV auf Steamworks umgestellt. Ihre anderen PC-Spiele scheinen dem Publishing-Urgestein aber gleichgültig zu sein – es gibt keine weiteren Pläne für Updates (siehe Liste weiter unten). Dies ist vor allem für neuere Capcom-Titel (ca. ab 2010) fatal, da diese oft einen Online-Check des Veröffentlichungsdatums via Games for Windows LIVE vornehmen, um eine Nutzung der Software vor dem offiziellen Release-Tag zu unterbinden. Sollte diese Prüfung nicht länger funktionieren, trifft die Horrorvision ein, vor der DRM-Gegner seit Jahren warnen: Die Software, für die man einst bezahlt hat, kann (ohne den Einsatz illegaler Methoden) nicht länger genutzt werden.

Bethesda hat die Überprüfung des CD-Key via Games for Windows LIVE bereits aus der Steam-Version von Fallout 3 entfernt. Im offiziellen Forum des Publishers findet sich seit letzter Woche außerdem eine Anleitung, wie über den LIVE-Marktplatz erworbene DLCs archiviert und weiterhin genutzt werden können.

Bei Namco Bandai werden derzeit “Möglichkeiten erforscht”, GfWL aus Dark Souls: Prepare to Die Edition und Ace Combat: Assault Horizon – Enhanced Edition zu entfernen. Ob dies tatsächlich geschehen wird, steht aber noch nicht fest.

Zumindest Racing-Fans können aufatmen: Codemasters beabsichtigt, DiRT 3 sowie F1 2010 und 2011 auf Steamworks umzustellen. Was mit ihren sonstigen GfWL-gestützten PC-Spielen, allen voran Operation Flashpoint: Red River, passieren wird, wollte das Unternehmen nicht kommentieren. Interessant: Der Action-Racer Fuel, bei dem der Microsoft-Service ebenfalls zum Einsatz kam, wurde kürzlich aus dem Steam Store entfernt und kann somit nicht länger gekauft werden – ein dunkles Vorzeichen?

Nach der Insolvenz von THQ übernahm Nordic Games dessen Red-Faction-Franchise. Nun bestätigte der Publisher, dass GfWL bei Red Faction: Guerrilla durch ein anderes System ersetzt wird. Um welches es sich handelt, wollte man gegenüber Joystiq nicht kommentieren.

Ebenfalls auf Steamworks umgestellt wird der Download-Titel Ms. Splosion Man. Entwickler Twisted Pixel ließ sich jedoch kein Zeitfenster für die Umstellung entlocken.

Bemerkenswert ist, dass Microsoft selbst keinerlei Interesse am Fortbestand seiner eigenen PC-Spiele zu haben scheint. Laut Joystiq gibt es bei den Redmondern keinerlei Pläne für Updates für von ihnen entwickelte oder veröffentlichte Software. Allerdings befindet sich Microsoft – zum Leidwesen der Konsumenten – in bester Gesellschaft.

Hier eine Liste aller PC-Spiele, für die eine Entfernung von Games for Windows LIVE nicht vorgesehen ist:

  • Blacklight: Tango Down (Ignition Entertainment)
  • Dark Void (Capcom)
  • Dead Rising 2 (Capcom)
  • Dead Rising 2: Off the Record (Capcom)
  • Fable III (Microsoft)
  • Gears of War (Microsoft)
  • Halo 2 (Microsoft)
  • Iron Brigade (Double Fine Productions)
  • Lost Planet 2 (Capcom)
  • Lost Planet: Extreme Condition – Colonies Edition (Capcom)
  • Resident Evil 5 (Capcom)
  • Resident Evil: Operation Raccoon City (Capcom)
  • Shadowrun (Microsoft)
  • Street Fighter X Tekken (Capcom)
  • Tinker (Microsoft)
  • Viva Piñata (Microsoft)

Keine Antwort (oder keinen Kommentar) gibt es bisher zum Schicksal von:

  • 007: Ein Quantum Trost (Activision)
  • Bulletstorm (Electronic Arts)
  • Club, The (SEGA)
  • DiRT 2 (Codemasters)
  • Flatout: Ultimate Carnage (Strategy First)
  • Fuel (Codemasters)
  • Grand Theft Auto IV + Episodes From Liberty City (Rockstar Games)
  • Kane & Lynch: Dead Men (Square Enix)
  • Mortal Kombat: Arcade Kollection (Warner Bros.)
  • Operation Flashpoint: Red River (Codemasters)
  • Section 8 (TimeGate Studios)
  • Section 8: Prejudice (TimeGate Studios)
  • Star Wars: Clone Wars – Republic Heroes (Disney Interactive)
  • Stormrise (SEGA)
  • Tron: Evolution (Disney Interactive)
  • Universe at War: Angriffsziel Erde (SEGA)
  • Virtua Tennis 4 (SEGA)
  • Warhammer 40,000: Dawn of War II (SEGA)

Was, also, bleibt von Games for Windows LIVE? Neben einer Menge negativer Erfahrungen erteilte Microsoft selbst den blindesten und vertrauensseligsten Gamern eine Lektion in harscher Realität: die Schattenseite einer Industrie, die aus purer Geldgier und dem Wunsch einer preislichen Monopolstellung heraus immer stärker in Richtung “digital only” drängt. Dass etliche PC-Spiele, für die es keine Update-Pläne gibt, immer noch auf Portalen wie Steam verkauft werden, obwohl das Aus für einige ihrer essentiellsten Features (wie Multiplayer- oder Coop-Modi) nur ein paar Monate entfernt liegt, dient als perfekte Pointe auf den digitalen Zeitgeist.

Wir wurden außerdem gelehrt, dass kein Projekt für die Ewigkeit bestimmt ist. Microsoft ist ein gewaltiger Konzern mit sehr dicker Brieftasche, trotzdem hielten sie nicht an Games for Windows LIVE fest. Eine meiner Lieblingsaussagen in diesem Zusammenhang: “Zum Teufel mit Games for Windows LIVE, wir wollen Steam! Yay Steam!” Bitte beachten: Wenn sich Steam für Valve nicht mehr lohnt oder die Firma insolvent ist (was schnell passieren kann), verschwindet es genauso in der Versenkung, zusammen mit allem, was damit verknüpft sind. Harsche Realität strikes again.

Werden wir, die Konsumenten, die richtigen Schlüsse aus dem Zusammenbruch von Games for Windows LIVE ziehen? Nachdem Dark Souls, ein Spiel mit ungewisser Zukunft, es in die Top fünf beim Steam Christmas Sale geschafft hat, ist mein Pessimismus in dieser Frage hoffentlich nachvollziehbar. Bon Voyage, Games for Windows LIVE – ich werde dich nicht vermissen.

Gaming
[next-gamer.de] · 18.01.2014 · 13:00 Uhr
[7 Kommentare]
 
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