War das Leben früher lebenswerter?

War das Leben früher lebenswerter?

  • Ja

    Stimmen: 3 30,0%
  • nein

    Stimmen: 7 70,0%

  • Umfrageteilnehmer
    10

Nordlicht11

New member
27 Oktober 2011
2
0
Eines im Vorwege:
Ich möchte hier nicht über Krieg reden, nur um Vorzubeugen, daß die Diskussion in eine falsche Richtung läuft.

War das Leben früher lebenswerter?

Diese frage kam mir schon ein paar mal in den Sinn. Ich weiß gar nicht warum. Ich habe eigentlich ein schönes Leben.
Ich bin knapp über 30 Jahre alt, habe Frau und Kinder, alle sind gesund und wir haben gerade ein Haus gebaut.
Sprich es geht mir bis jetzt gut im Leben.
Warum stelle ich mir dann diese Frage?
Das Leben früher war härter, die meisten mussten für ihren Lebensunterhalt schwer arbeiten. Die Bildung war schlechter, ebenso die medizinische Versorgung. Insgesamt war das Leben für den Großteil der Bevölkerung sehr einfach.
Auf der anderen Seite denke ich, daß das Leben unbeschwerter war. Die Menschen in den Dörfern haben mehr zusammengehalten. Man wurde nicht mit allen möglichen Informationen rund um die Uhr bombardiert. Kurz gesagt man kannte nicht das Elend vom Rest der Welt, was ja sehr belastend sein kann.
Die Sorgen der Menschen waren Andere. Sie waren existentieller.

Wie ist es Heute?
Sehr komfortabel im Vergleich zu Früher. Wir leben in einer Überflussgesellschaft. Es wird viel weggeworfen. Das Leben ist größtenteils anonym geworden.
Das Bildungssystem ist hart geworden. Man muss heute sehr viel wissen um im Berufsleben Erfolg zu haben. Wer schwächelt hat keine Chance.
Wir leben in einer vernetzten Welt. Uns stehen alle erdenklichen Informationen immer und Überall zur Verfügung. Wir erfahren sofort wenn auf der anderen Seite der Erde ein Unglück passiert. Ob man will oder nicht.

Klar nutze ich die Annehmlichkeiten der heutigen Zeit gerne. Computer, Internet, TV, Digicam etc . sind für mich unverzichtbar.
Aber wenn ich das alles nicht kennen würde, würde ich auch nichts vermissen.

Ich glaube, daß Leben früher war einfacher, härter aber ehrlicher und glücklicher - Eben lebenswerter.
 
Ich mag deinen Beitrag und auch das Gefühl, das er mir gibt. Ich denke gerade nach über das was du schreibst und lächel dabei. Es ist kein Grinsen oder Lachen, es ist ein nachdenkliches Lächeln.

Es war früher nicht lebenswerter und die Aspekte hast du schon selbst genannt. Das einzige was heute härter ist, wobei mir die Wortwahl hart missfällt, dass man sich mehr fortbilden und auch flexibler sein muss.

Zur Informationsflut, du schaltest den Fernseher, das Radio oder das Internet selbst ein. Du selbst lässt zu, dass du die Informationen an dich heranlässt. Ich weiss das es schlimme Dinge gibt, wenn es in meiner Macht liegt trage ich dazu bei, dass ich sie verhinder.

Wir leben in einer der besten Zeiten. Es liegt an uns, was wir daraus machen. Heute ist das Ergebnis von Gestern und das sollten wir schätzen, ehren und aufrechterhalten.
 
Schön das ich zum Nachdenken anregen konnte :)

Es war früher nicht lebenswerter und die Aspekte hast du schon selbst genannt.
Dann nenne ich nochmal ein paar Aspekte die nicht für die heutige Zeit sprechen.

Ich gehe gegen Abend in einen Supermarkt und stehe vor der Fleischtheke.
Die Länge der Auslage dürfte so etwa 10 Meter sein und in ihr finden wohl ungefähr 2 ganze Rinder 4 Schweine und 20 Hühner platz.
Ich schaue auf meinen Einkaufzettel. 1,5 Kg gemischtes Hack.
Die Fleischfachverkäuferin kommt genervt angetrottet (es ist ja bald Feierabend). Sie reicht mir das Hack rüber. Ich ziehe weiter zur nächsten Station auf meinem Zettel und denke darüber nach wie viel von dem ganzen Fleisch wohl gleich nach Ladenschluss entsorgt wird.
Bei den eingelegten Gurken angekommen lasse ich meinen Blick über 4 Meter Regalfläche schweifen. Ich sehe 6 verschiedene Sorten von diesen kleinen Dingern und kann mich nicht entscheiden. Wofür brauchen wir den ganzen kram?........
Paaaaaapaaaaaa komm weiter..... (Meine Tochter zerrt an mir)

Kurz vor der Kasse: "Papa kann ich noch ein Ü-Ei haben"
"Ja OK, aber nimm für deinen Bruder auch noch eins mit".

Zuhause angekommen wird das tolle Ding gleich ausgepackt.
"Ohhhh toll ein kleines rosa Plastik Ding :D:D:D"
5 Minuten später liegt das Teil im Müll :roll:

Am nächsten Tag bekommen wir Besuch von Oma und Opa.
Als "kleines" Geschenk für die Kinder werden 5 bis 6 Kg Schokolade mitgebracht. Ich bedanke mich freundlich und Lege das Mitbringsel zu den schon vorhandenen 50 KG in den Vorratsschrank.

Ich denke du merkst worauf ich hinaus möchte. Man weiß viele Dinge einfach nicht mehr zu schätzen. Früher haben sich Kinder noch wirklich über Schokolade oder ein neues Spielzeug gefreut. Und ich brauche im Supermarkt auch nicht eine halbe Tonne Fleisch zur Auswahl.

Und das soll alles besser sein?

Ich habe mir Früher über so etwas keine Gedanken gemacht aber in letzter Zeit eben schon. Und es mag abgedroschen klingen aber es gibt so viel Elend auf der Welt da könnte ich gut und gerne auf etwas Luxus verzichten.

Zur Informationsflut, du schaltest den Fernseher, das Radio oder das Internet selbst ein. Du selbst lässt zu, dass du die Informationen an dich heranlässt. Ich weiss das es schlimme Dinge gibt, wenn es in meiner Macht liegt trage ich dazu bei, dass ich sie verhinder.
Ich glaube das ist ein Trugschluss. Ich kann nicht als Eremit in Mitten dieser hochtechnisierten Gesellschaft leben. Man kann sich dieser nicht entziehen.

Wir leben in einer der besten Zeiten. Es liegt an uns, was wir daraus machen. Heute ist das Ergebnis von Gestern und das sollten wir schätzen, ehren und aufrechterhalten.
Ich weiß nicht ob die Zeit in der wir leben die beste ist. Ich glaube nicht und ich hoffe das die Zukunft das Ergebnis von Gestern sein wird und nicht das Ergebnis von Heute.
 
Ich muss erstmal fragen: Wann ist für dich früher? Und auf welche Kultur beziehst du dich?
Um 500 v. Chr. hatten die Menschen einen ganz anderen Lebensstandard als um 1000 n. Chr. und um 1800 n. Chr. war es nochmals wieder anders.
Im Europa des Mittelalters lebten die Menschen wiederum anders als in den arabischen Ländern zur gleichen Zeit.
Ja, es gibt heute viele Erfindungen, Innovationen, Techniken und Annehmlichkeiten, auf die wohl keiner verzichten möchte. Allein die medizinische Technik war niemals vorher besser. Man braucht keine Tage, Wochen oder Monate um seine Verwandten und Freunde am "andern Ende des Landes" zu erreichen, man setzt sich einfach ins Auto oder klickt auf "Mail senden" und ist in kürzester Zeit "vor Ort". Um nur zwei Beispiele zu nennen.

Aber diese Welt ist auch hektisch geworden, jeder eilt, obwohl die Zeit im Vergleich zu, sagen wir 1000 n. Chr., nicht mehr oder weniger geworden ist, der Tag hat immer noch 24 Stunden. Fast wöchentlich erscheinen neue technische "Neuheiten", an der Supermarktkasse gehts "biep biep biep..." und bevor man auch nur alle Sachen im Einkaufswagen verstaut hat "25,34, bitte", zumindest bürgert sich in einigen Läden wieder das "Auf Wiedersehen, schönen Tag/Wochenende" wieder ein, wenn das fehlt wirkt es wirklich gehetzt. Oder man steht an einer Ampel 5 sek zu lange schon wird gehupt.
Das war früher anders. Klar die Menschen mussten ihre Dinge auch erledigen, aber Geschwindigkeit war noch nicht so wichtig. Wenn was heute nicht geschafft wurde, dann wurde es eben am nächsten Tag weiter gemacht. Wenn man zum Einkaufen in die nächste Stadt auf den Markt ist, hat man sich auch mal ne Woche Zeit genommen, je nachdem wo man wohnte.

Auch der Familienzusammenhalt war besser, nicht weil weniger gestritten wurde, nein, man wusste, die Frau allein kann nicht die anstrengende Feldarbeit leisten und der Mann allein kann nicht auf die Kinder aufpassen und gleichzeitig auf dem Feld arbeiten. Man war aufeinander angewiesen. Auch saß man abends und an schlechten Tagen nicht vorm TV, sondern erzählte sich Geschichten und redete miteinander.

Die Liste von Pro/Kontra könnte ewig so weiter gehen.
Ich für meinen Teil wüsste allerdings gar nicht, wie ich als einfacher Arbeiter überleben sollte, ich weiss nicht, wann man die Saat ausbringen muss, wann geerntet werden muss etc.
Wenn ich auf meine vergangenen Freizeitbeschäftigungen und meine bisherige Ausbildung blicke, so müsste ich entweder Mönch werden (katholische Privatschule besucht) oder mich als Fußsoldat/Krieger/Ritter bei irgendeinem Herren verdingen (über 12 Jahre Kampfsporterfahrung).
Aber in der modernen Zeit habe ich einen guten Ausgleich gefunden, ich habe mir ein Hobby gesucht, wo ich in frühere Zeiten "zurückreisen" kann (Reenactment, mittelalterlicher Schwertkampf, Darsteller auf Mittelaltermärkten) und so zumindest ein paar Wochenende im Jahr der modernen Welt entfliehe, alle technischen Geräte ausschalte, im Zelt schlafe und über offenem Feuer koche und so gut versuche das Leben in einem mittelalterlichen Heerlager oder Markttreiben nachzuempfinden. Manchmal klappts nicht immer (z.b.: moderner Schlafsack in kalten Nächten), aber wir leben nun tatsächlich 2011 und nicht 1189 oder so, ganz der modernen Welt wird man nicht entkommen können, egal wie "primitiv" und für wie lange man sich entschliesst so zu leben.

Abschliessend noch ein paar Worte zur Informationsflut:
Berichterstattung war schon immer wichtig, denn was am anderen Ende der Welt passiert, hat über kurz oder lang auch Einfluss auf einen selbst. So wusste der ägyptische Statthalter im römischen Imperium auch, was gerade am Hadrianswall in Britannien vor sich geht. Natürlich hatte nicht jeder Zugang zu Informationen, aber für den Bauern war es auch nicht wichtig, er musste andere Dinge wissen.
Und so ist es auch heute, natürlich gibt es viel mehr Boulevardmeldungen als früher, aber niemand ist gezwungen sich diese anzusehen/hören/lesen. Man kann die wichtigen Meldungen aufnehmen und den Rest einfach weg lassen.
Und im Grunde ist Information der breiten Masse nicht schlecht, heisst es doch "Wissen ist Macht", auch wenn manch Wissen nicht nützlich zu sein scheint (niemand muss wissen, das Promi XY wieder seine Brüste ausgepackt hat, manchmal trotzdem ein toller Anblick xD).
 
Ich verstehe was du meinst, glaub ich.^^

Man muss die Menschen so lassen wie sie sind, man kann sie nicht ändern. Man kann nur für seine eigene Zufriedenheit sorgen, sich selbst kann man steuern, alles andere liegt nicht im eigenen Ermessen. Mich z.B. kotzt die steigende Armut in Deutschland an. Ich habe hier um die Ecke einen gemeinnützigen Verein, der sich kümmert. Wenn ich gute Sachen, Klamotten, Bücher, Filme oder sonst was habe, dann gebe ich die dort ab, anstatt die bei Ebay zu verramschen. Es gibt mir Frieden, ich mache es gerne und ich lindere vielleicht ein wenig Leid, so dass sich jemand der wenig Geld hat, sich auch noch etwas gutes Gebrauchtes gönnen kann.

Dich kotzt die Armut in dieser Welt an? Dann mach was. Wenn du die Armut in dieser Welt nicht erträgst, dann trage dazu bei, dass sie gelindert wird. Selbst wenn du gebrauchte Klamotten abgibst, dann kann das schon für jemanden ein schönes Geschenk sein. Ändere die Welt! Etwas zu tun ist sowas von befreiend. Glaub es mir, bitte.

Wenn die Fleischereifachverkäuferin angenervt ist, dann gib ihr ein bisschen positive Energie. Mach ein paar Späße mit ihr. Bring sie zum Lachen.

Abschließend ein kleiner Vergleich:

Tante Susi besucht die Kinder jedes Wochenende und bringt ihnen jedes Mal Tonnenweise Pröddel mit. Schokolade, unsinniges Spielzeug und ballert die Kinder damit zu.

Onkel Hans besucht die Kinder alle zwei Monate, er hat viel zu tun, es fehlt ihm an Zeit. Mal bringt er ein paar Muscheln von der Nordsee mit und mal bringt er eine "Goldmünze" aus einer Stadt mit, die, wo man 2 Euro reinwirft und dann ein Goldmünzenreplika erhält. Er erzählt jedes Mal eine Geschicht dazu.

Na, an wen werden sich die Kinder später erinnern und wen werden sie als Vorbild sehen, es womöglich ähnlich tun?