Typisch deutsch?

GelberKaefer

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6 März 2008
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Vorgestern wollte ich ein Bahnticket verschenken.

Ich hatte mir ein Wochenticket für den Nahverkehr gekauft, verließ die Stadt aber bereits nach fünf Tagen wieder. Es einfach wegzuwerfen und so die restlichen zwei Tage verfallen zu lassen erschien mir nicht sinnvoll. Bevor ich die Stadt verließ ging ich also zu einem Nahverkehrs-Ticketautomaten und fragte die Menschen die grade dabei waren sich ein Ticket zu kaufen, ob sie nicht Interesse hätten meines zu verwenden.

Niemand wollte. Ich wurde nur dumm angeguckt und mir wurde gesagt man kaufe sich lieber ein Ticket als meines zu nutzen. Erst die fünfte Person nahm es, nachdem ich misstrauisch ausgefragt worden war warum ich es abgebe.

So etwas kommt doch wirklich nur in Deutschland vor, oder? In den Medien werden Reden gegen die Ellenbogen-Gesellschaft und den Egoismus geschwungen - aber wenn man jemandem (also, jemand Fremden) mal eine Freude machen will wird man misstrauisch beäugt und kommt sich vor wie der letzte Vollidiot. Irgendwie schade - und in meinen Augen typisch deutsch.
 
Gesunde Skepsis ist ja nicht schlecht ;) und bevor mir jemand ein gefälschtes Ticket in die Hand drückt und ich 60 Euro Strafe zahle, würde ich mir das auch genauer ansehen ;).
 
Zuletzt bearbeitet:
Typisch deutsch:

- schlechte Laune
- Pessimismus
- Man kann den Leuten nich in die Augen sehen, ohne dass sie sich gleich abwenden
- Stress/Hektik

:roll:
 
Würde ich ein Ticket kaufen wollen um 10 Min mit der Bahn wohin zu fahren würde ich dein Wochenticket auch nicht nehmen und mir lieber für 1,50Eur mein eigenes kaufen. Wäre sonst ja Verschwendung bzw. ich müsste dann wieder jemand suchen ders weiterbenutzen will.

Ansonsten sicher auch cybos Einwand, man weiß ja heut nicht mehr was hinter vermeintlich netten oder harmlosen Sachen ("Entschuldigung, wie spät ist es? *Portemonnaie klau*") steckt :S
 
Ich wär auch erst mal misstrauisch, könnte ein Ablenkungsmanöver sein. Gerade an Bahnhöfen wird auf die Art ja gern mal ein Koffer etc. abgezockt (man stellt den Koffer ab, schaut sich das vermeintliche Ticket genauer an, merkt dass es nur ein McDonalds-Kassenzettel ist und ehe man sich versieht ist der Koffer weg...). Das hat nichts mit Unfreundlichkeit zu tun. Bist dein Ticket ja doch noch losgeworden ;)
 
So etwas kommt doch wirklich nur in Deutschland vor, oder?
Wie kommst du darauf? Hast du es in anderen Ländern schon ausprobiert?

Und misstrauisch waren die Leute wahrscheinlich deswegen, weil es einfach ungewöhnlich ist, dass man ein Bahnticket geschenkt bekommt.

Bei einem Parkschein ist das schon wieder anders. Da kommt es durchaus mal vor, dass einem jemand sein Ticket gibt, wenn noch Restzeit verbleibt.
 
wenn du jeden tag liest und hörst wie leute betrogen, geschlagen, beraubt werden dann geht man nunmal anders durch die welt.
das ist nicht typisch deutsch.
 
Klar, die Schweizer müssen hier wieder mitmischen. Das ist ja alles ganz anders, aber dafür ist jetzt keine Zeit. Aber das laß ich so nicht gelten, wir sehen uns vorm Richter. So ich muß jetzt los, der Bus kommt gleich. Führerschein hab ich ja keinen mehr... :p

- Besserwisserei
- alles vor Gericht zerren
- nicht Autofahren können (ausser die Strasse is 10Meter breit)
8)
 
Gesundes Misstrauen ist ja in Ordnung, und in deinem Falle hätte ich auch erst einmal nachgefragt, warum du dein Ticket verschenken willst. Trotzdem, gleich immer Betrug etc. zu schreien, DAS ist typisch Deutsch.

Außerdem:

- Parken mit nem Kleinwagen (Ford KA) auf zwei Parkplätzen (Sehe ich immer wieder, wenn ich einkaufen fahre *grml*)

- als Nicht-Gehandicapter auf nem Behindertenparkplatz stehen, weil der Einkauf vom Lidl dann näher ist (da rege ich mich auch jede Woche drüber auf) Fragt man dann, was das soll, kriegt man zu hören: "Wieso? Stört doch keinen!"
 
- Parken mit nem Kleinwagen (Ford KA) auf zwei Parkplätzen (Sehe ich immer wieder, wenn ich einkaufen fahre *grml*)

- als Nicht-Gehandicapter auf nem Behindertenparkplatz stehen, weil der Einkauf vom Lidl dann näher ist (da rege ich mich auch jede Woche drüber auf) Fragt man dann, was das soll, kriegt man zu hören: "Wieso? Stört doch keinen!"
In wievielen Ländern warst du denn schon unterwegs, daß du das so pauschalisieren kannst?
 
Ich denke aber schon, dass da irgendwas dran ist, dass die Deutschen Angst haben den gewissen Abstand zueinander verlieren. In Deutschlang geht man nicht so aufeinander zu wie in osteuropäischen Ländern oder in südeuropäischen.

Ein einsamer Deutscher bleibt solange alleine am Tresen sitzen bis er nach Hause geht oder der Kneiper ihn anspricht. Ich denke das kann man schon grob pauschalisieren.
 
dann ist es wohl typisch deutsch, dass man ständig betrogen und verarscht wird. :ugly:
Jup, genau diese Einstellung ist das Problem. Ich gebe zu, keinen Vergleich zu anderen Ländern zu haben und von mir aus ist das einfach "typisch westlich", aber es regt mich maßlos auf. Ein gewisses Misstrauen ist leider notwendig geworden, aber das geht ja mittlerweile bei Vielen schon in Richtung Denkverbot, dass es auch anders geht.
Was die Ticketsache angeht: Koffer festhalten, Karte angucken, annehmen und sich freuen, dass es noch so soziale Menschen gibt. ;)
 
Was die Ticketsache angeht: Koffer festhalten, Karte angucken, annehmen und sich freuen, dass es noch so soziale Menschen gibt. ;)

Wenn man sich das mal so überlegt...die Situation...
Is das nich schlimm/peinlich, dass man sich vor soner Situation erstmal alles Negative ausmalt, was einem passieren hätte können? 8O

Also ich würd mich da echt schämen, dass ich erst so misstrauisch war...


man kann in Deutschland gar net menschlich freundlich sein. Jeder interpretiert sofort irgendeine egoistische Absicht rein. Oder für den anderen dann den Schaden...
 
Wenn man sich das mal so überlegt...die Situation...
Is das nich schlimm/peinlich, dass man sich vor soner Situation erstmal alles Negative ausmalt, was einem passieren hätte können? 8O
Doch, ist es. Das war auch mehr als Art Kompromiss für diejenigen hier gedacht, die den Ablehnern des Tickets rechtgeben. ;)

Also ich würd mich da echt schämen, dass ich erst so misstrauisch war...
Es ist menschenfeindlich. Das Problem ist "nur", dass der Mensch höchst selbst dafür gesorgt hat, dass Viele glauben, sich ihm derart gegenüber stellen zu müssen.
Misstrauen gegenüber dem Anderen ist immer auch Misstrauen gegenüber sich selbst.

man kann in Deutschland gar net menschlich freundlich sein.
Es ist schwierig, aber ich weigere mich anzuerkennen, dass es unmöglich wäre. Denn dann kann ich mir gleich die Kugel geben.