Fabeln, Legenden, Märchen ...

Der Trommler - Teil2
Nun stand der arme Trommler vor dem Berg, der so hoch war, als wenn drei Berge aufeinandergesetzt wären, und dabei so glatt wie ein Spiegel, und wußte keinen Rat, um hinaufzukommen. Er fing an zu klettern, aber vergeblich, er rutschte immer wieder herab. Wer jetzt ein Vogel wäre, dachte er, aber was half das Wünschen, es wuchsen ihm keine Flügel. Indem er so stand und sich nicht zu helfen wußte, erblickte er nicht weit von sich zwei Männer, die heftig miteinander stritten. Er ging auf sie zu und sah, daß sie wegen eines Sattels uneins waren, der vor ihnen auf der Erde lag, und den jeder von ihnen haben wollte. "Was seid ihr für Narren," sprach er, "zankt euch um einen Sattel und habt kein Pferd dazu." - "Der Sattel ist wert, daß man darum streitet," antwortete der eine von den Männern, "wer darauf sitzt und wünscht sich irgendwohin, und wär's am Ende der Welt, der ist im Augenblick angelangt, wie er den Wunsch ausgesprochen hat. Der Sattel gehört uns gemeinschaftlich, die Reihe, darauf zu reiten, ist an mir, aber der andere will es nicht zulassen." - "Den Streit will ich bald austragen," sagte der Trommler, ging eine Strecke weit und steckte einen weißen Stab in die Erde. Dann kam er zurück und sprach: "Jetzt lauft nach dem Ziel, wer zuerst dort ist, der reitet zuerst." Beide setzten sich in Trab, aber kaum waren sie ein paar Schritte weg, so schwang sich der Trommler auf den Sattel, wünschte sich auf den Glasberg, und ehe man die Hand umdrehte, war er dort. Auf dem Berg oben war eine Ebene, da stand ein altes steinernes Haus; und vor dem Haus lag ein großer Fischteich, dahinter aber ein finsterer Wald. Menschen und Tiere sah er nicht, es war alles still, nur der Wind raschelte in den Bäumen, und die Wolken zogen ganz nah über seinem Haupt weg. Er trat an die Türe und klopfte an. Als er zum drittenmal geklopft hatte, öffnete eine Alte mit braunem Gesicht und roten Augen die Türe; sie hatte eine Brille auf ihrer langen Nase und sah ihn scharf an, dann fragte sie, was sein Begehren wäre. "Einlaß, Kost und Nachtlager," antwortete der Trommler. "Das sollst du haben," sagte die Alte, "wenn du dafür drei Arbeiten verrichten willst." - "Warum nicht?" antwortete er, "ich scheue keine Arbeit, und wenn sie noch so schwer ist." Die Alte ließ ihn ein, gab ihm Essen und abends ein gutes Bett. Am Morgen, als er ausgeschlafen hatte, nahm die Alte einen Fingerhut von ihrem dürren Finger, reichte ihn dem Trommler hin und sagte: "Jetzt geh an die Arbeit und schöpfe den Teich draußen mit diesem Fingerhut aus, aber ehe es Nacht wird, mußt du fertig sein, und alle Fische, die in dem Wasser sind, müssen nach ihrer Art und Größe ausgesucht und nebeneinandergelegt sein." - "Das ist eine seltsame Arbeit," sagte der Trommler, ging aber zu dem Teich und fing an zu schöpfen. Er schöpfte den ganzen Morgen, aber was kann man mit einem Fingerhut bei einem großen Wasser ausrichten, und wenn man tausend Jahre schöpft? Als es Mittag war, dachte er: "Es ist alles umsonst, und ist einerlei, ob ich arbeite oder nicht," hielt ein und setzte sich nieder. Da kam ein Mädchen aus dem Haus gegangen, stellte ihm ein Körbchen mit Essen hin und sprach: "Du sitzest da so traurig, was fehlt dir?" Er blickte es an und sah, daß es wunderschön war. "Ach," sagte er, "ich kann die erste Arbeit nicht vollbringen, wie wird es mit den andern werden? Ich bin ausgegangen, eine Königstochter zu suchen, die hier wohnen soll, aber ich habe sie nicht gefunden; ich will weitergehen." - "Bleib hier," sagte das Mädchen, "ich will dir aus deiner Not helfen. Du bist müde, lege deinen Kopf in meinen Schoß und schlaf. Wenn du wieder aufwachst, so ist die Arbeit getan." Der Trommler ließ sich das nicht zweimal sagen. Sobald ihm die Augen zufielen, drehte sie einen Wunschring und sprach "Wasser herauf, Fische heraus." Alsbald stieg das Wasser wie ein weißer Nebel in die Höhe und zog mit den andern Wolken fort, und die Fische schnalzten, sprangen ans Ufer und legten sich nebeneinander, jeder nach seiner Größe und Art. Als der Trommler erwachte, sah er mit Erstaunen, daß alles vollbracht war. Aber das Mädchen sprach: "Einer von den Fischen liegt nicht bei seinesgleichen, sondern ganz allein. Wenn die Alte heute abend kommt und sieht, daß alles geschehen ist, was sie verlangt hat, so wird sie fragen: Was soll dieser Fisch allein? Dann wirf ihr den Fisch ins Angesicht und sprich: Der soll für dich sein, alte Hexe." Abends kam die Alte, und als sie die Frage getan hatte, so warf er ihr den Fisch ins Gesicht. Sie stellte sich, als merkte sie es nicht, und schwieg still, aber sie blickte ihn mit boshaften Augen an. Am andern Morgen sprach sie: "Gestern hast du es zu leicht gehabt, ich muß dir schwerere Arbeit geben. Heute mußt du den ganzen Wald umhauen, das Holz in Scheite spalten und in Klaftern legen, und am Abend muß alles fertig sein." Sie gab ihm eine Axt, einen Schläger und zwei Keile. Aber die Axt war von Blei, der Schläger und die Keile waren von Blech. Als er anfing zu hauen, so legte sich die Axt um, und Schläger und Keile drückten sich zusammen. Er wußte sich nicht zu helfen, aber mittags kam das Mädchen wieder mit dem Essen und tröstete ihn. "Lege deinen Kopf in meinen Schoß," sagte sie, "und schlaf, wenn du aufwachst, so ist die Arbeit getan." Sie drehte ihren Wunschring, in dem Augenblick sank der ganze Wald mit Krachen zusammen, das Holz spaltete sich von selbst und legte sich in Klaftern zusammen; es war als ob unsichtbare Riesen die Arbeit vollbrächten. Als er aufwachte, sagte das Mädchen: "Siehst du, das Holz ist geklaftert und gelegt; nur ein einziger Ast ist übrig, aber wenn die Alte heute abend kommt und fragt, was der Ast solle, so gib ihr damit einen Schlag und sprich: Der soll für dich sein, du Hexe." Die Alte kam: "Siehst du," sprach sie, "wie leicht die Arbeit war; aber für wen liegt der Ast noch da?" - "Für dich, du Hexe," antwortete er und gab ihr einen Schlag damit. Aber sie tat, als fühlte sie es nicht, lachte höhnisch und sprach: "Morgen früh sollst du alles Holz auf einen Haufen legen, es anzünden und verbrennen." Er stand mit Anbruch des Tages auf und fing an das Holz herbeizuholen, aber wie kann ein einziger Mensch einen ganzen Wald zusammentragen? Die Arbeit rückte nicht fort. Doch das Mädchen verließ ihn nicht in der Not, es brachte ihm mittags seine Speise, und als er gegessen hatte, legte er seinen Kopf in den Schoß und schlief ein. Bei seinem Erwachen brannte der ganze Holzstoß in einer ungeheuern Flamme, die ihre Zungen bis in den Himmel ausstreckte. "Hör mich an," sprach das Mädchen, "wenn die Hexe kommt, wird sie dir allerlei auftragen, tust du ohne Furcht, was sie verlangt, so kann sie dir nichts anhaben, fürchtest du dich aber, so packt dich das Feuer und verzehrt dich. Zuletzt, wenn du alles getan hast, so packe sie mit beiden Händen und wirf sie mitten in die Glut." Das Mädchen ging fort, und die Alte kam herangeschlichen: "Hu! Mich friert," sagte sie "aber das ist ein Feuer, das brennt, das wärmt mir die alten Knochen, da wird mir wohl. Aber dort liegt ein Klotz, der will nicht brennen, den hol mir heraus. Hast du das noch getan, so bist du frei und kannst ziehen, wohin du willst. Nur munter hinein!" Der Trommler besann sich nicht lange, sprang mitten in die Flammen, aber sie taten ihm nichts, nicht einmal die Haare konnten sie ihm versengen. Er trug den Klotz heraus und legte ihn hin. Kaum aber hatte das Holz die Erde berührt, so verwandelte es sich, und das schöne Mädchen stand vor ihm, das ihm in der Not geholfen hatte, und an den seidenen, goldglänzenden Kleidern, die es anhatte, merkte er wohl, daß es die Königstochter war. Aber die Alte lachte giftig und sprach: "Du meinst, du hättest sie, aber du hast sie noch nicht." Eben wollte sie auf das Mädchen losgehen und es fortziehen, da packte er die Alte mit beiden Händen, hob sie in die Höhe und warf sie den Flammen in den Rachen, die über ihr zusammenschlugen, als freuten sie sich, daß sie eine Hexe verzehren sollten.

Die Königstochter blickte darauf den Trommler an, und als sie sah, daß es ein schöner Jüngling war, und bedachte, daß er sein Leben daran gesetzt hatte, um sie zu erlösen, so reichte sie ihm die Hand und sprach: "Du hast alles für mich gewagt, aber ich will auch für dich alles tun. Versprichst du mir deine Treue, so sollst du mein Gemahl werden. An Reichtümern fehlt es uns nicht, wir haben genug an dem, was die Hexe hier zusammengetragen hat." Sie führte ihn in das Haus, da standen Kisten und Kasten, die mit ihren Schätzen angefüllt waren. Sie ließen Gold und Silber liegen und nahmen nur die Edelsteine. Sie wollte nicht länger auf dem Glasberg bleiben, da sprach er zu ihr: "Setze dich zu mir auf meinen Sattel, so fliegen wir hinab wie Vögel." - "Der alte Sattel gefällt mir nicht," sagte sie, "ich brauche nur an meinem Wunschring zu drehen, so sind wir zu Haus." - "Wohlan," antwortete der Trommler, "so wünsch uns vor das Stadttor." Im Nu waren sie dort, der Trommler aber sprach: "Ich will erst zu meinen Eltern gehen und ihnen Nachricht geben, harre mein hier auf dem Feld, ich will bald zurück sein." - "Ach," sagte die Königstochter, "ich bitte dich, nimm dich in acht, küsse deine Eltern bei deiner Ankunft nicht auf die rechte Wange, denn sonst wirst du alles vergessen, und ich bleibe hier allein und verlassen auf dem Feld zurück." - "Wie kann ich dich vergessen?" sagte er und versprach ihr in die Hand, recht bald wiederzukommen. Als er in sein väterliches Haus trat, wußte niemand, wer er war, so hatte er sich verändert, denn die drei Tage, die er auf dem Glasberg zugebracht hatte, waren drei lange Jahre gewesen. Da gab er sich zu erkennen, und seine Eltern fielen ihm vor Freude um den Hals, und er war so bewegt in seinem Herzen, daß er sie auf beide Wangen küßte und an die Worte des Mädchens nicht dachte. Wie er ihnen aber den Kuß auf die rechte Wange gegeben hatte, verschwand ihm jeder Gedanke an die Königstochter. Er leerte seine Taschen aus und legte Hände voll der größten Edelsteine auf den Tisch. Die Eltern wußten gar nicht, was sie mit dem Reichtum anfangen sollten. Da baute der Vater ein prächtiges Schloß, von Gärten, Wäldern und Wiesen umgeben, als wenn ein Fürst darin wohnen sollte. Und als es fertig war, sagte die Mutter: "Ich habe ein Mädchen für dich ausgesucht, in drei Tagen soll die Hochzeit sein." Der Sohn war mit allem zufrieden, was die Eltern wollten.

Die arme Königstochter hatte lange vor der Stadt gestanden und auf die Rückkehr des Jünglings gewartet. Als es Abend ward, sprach sie: "Gewiß hat er seine Eltern auf die rechte Wange geküßt und hat mich vergessen." Ihr Herz war voll Trauer, sie wünschte sich in ein einsames Waldhäuschen und wollte nicht wieder an den Hof ihres Vaters zurück. Jeden Abend ging sie in die Stadt und ging an seinem Haus vorüber: er sah sie manchmal, aber er kannte sie nicht mehr. Endlich hörte sie, wie die Leute sagten: "Morgen wird seine Hochzeit gefeiert." Da sprach sie: "Ich will versuchen, ob ich sein Herz wiedergewinne." Als der erste Hochzeitstag gefeiert ward, da drehte sie ihren Wunschring und sprach: "Ein Kleid so glänzend wie die Sonne." Alsbald lag das Kleid vor ihr und war so glänzend, als wenn es aus lauter Sonnenstrahlen gewebt wäre. Als alle Gäste sich versammelt hatten, so trat sie in den Saal. Jedermann wunderte sich über das schöne Kleid, am meisten die Braut, und da schöne Kleider ihre größte Lust waren, so ging sie zu der Fremden und fragte, ob sie es ihr verkaufen wollte. "Für Geld nicht," antwortete sie, "aber wenn ich die erste Nacht vor der Türe verweilen darf, wo der Bräutigam schläft, so will ich es hingeben." Die Braut konnte ihr Verlangen nicht bezwingen und willigte ein, aber sie mischte dem Bräutigam einen Schlaftrunk in seinen Nachtwein, wovon er in tiefen Schlaf verfiel. Als nun alles still geworden war, so kauerte sich die Königstochter vor die Türe der Schlafkammer, öffnete sie ein wenig und rief hinein:
"Trommler, Trommler, hör mich an,
Hast du mich denn ganz vergessen?
Hast du auf dem Glasberg nicht bei mir gesessen?
Habe ich vor der Hexe nicht bewahrt dein Leben?
Hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben?
Trommler, Trommler, hör mich an."
Aber es war alles vergeblich, der Trommler wachte nicht auf, und als der Morgen anbrach, mußte die Königstochter unverrichteter Dinge wieder fortgehen. Am zweiten Abend drehte sie ihren Wunschring und sprach: "Ein Kleid so silbern als der Mond." Als sie mit dem Kleid, das so zart war wie der Mondschein, bei dem Fest erschien, erregte sie wieder das Verlangen der Braut und gab es ihr für die Erlaubnis, auch die zweite Nacht vor der Türe der Schlafkammer zubringen zu dürfen. Da rief sie in nächtlicher Stille:
"Trommler, Trommler, hör mich an,
Hast du mich denn ganz vergessen?
Hast du auf dem Glasberg nicht bei mir gesessen?
Habe ich vor der Hexe nicht bewahrt dein Leben?
Hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben?
Trommler, Trommler, hör mich an."
Aber der Trommler, von dem Schlaftrunk betäubt, war nicht zu erwecken. Traurig ging sie den Morgen wieder zurück in ihr Waldbaus. Aber die Leute im Haus hatten die Klage des fremden Mädchens gehört und erzählten dem Bräutigam davon; sie sagten ihm auch, daß es ihm nicht möglich gewesen wäre, etwas davon zu vernehmen, weil sie ihm einen Schlaftrunk in den Wein geschüttet hätten. Am dritten Abend drehte die Königstochter den Wunschring und sprach: "Ein Kleid flimmernd wie Sterne." Als sie sich darin auf dem Fest zeigte, war die Braut über die Pracht des Kleides, das die andern weit übertraf, ganz außer sich und sprach: "Ich soll und muß es haben." Das Mädchen gab es, wie die andern, für die Erlaubnis, die Nacht vor der Türe des Bräutigams zuzubringen. Der Bräutigam aber trank den Wein nicht, der ihm vor dem Schlafengehen gereicht wurde, sondern goß ihn hinter das Bett. Und als alles im Haus still geworden war, so hörte er eine sanfte Stimme, die ihn anrief:
"Trommler, Trommler, hör mich an,
Hast du mich denn ganz vergessen?
Hast du auf dem Glasberg nicht bei mir gesessen?
Habe ich vor der Hexe nicht bewahrt dein Leben?
Hast du mir auf Treue nicht die Hand gegeben?
Trommler, Trommler, hör mich an."
Plötzlich kam ihm das Gedächtnis wieder. "Ach," rief er, "wie habe ich so treulos handeln können, aber der Kuß, den ich meinen Eltern in der Freude meines Herzens auf die rechte Wange gegeben habe, der ist schuld daran, der hat mich betäubt." Er sprang auf, nahm die Königstochter bei der Hand und führte sie zu dem Bett seiner Eltern. "Das ist meine rechte Braut," sprach er, "wenn ich die andere heirate, so tue ich großes Unrecht." Die Eltern, als sie hörten, wie alles sich zugetragen hatte, willigten ein. Da wurden die Lichter im Saal wieder angezündet, Pauken und Trompeten herbeigeholt, die Freunde und Verwandten eingeladen wiederzukommen, und die wahre Hochzeit ward mit großer Freude gefeiert. Die erste Braut behielt die schönen Kleider zur Entschädigung und gab sich zufrieden.
 
Die Kornähre
(Gebrüder Grimm)
Vorzeiten, als Gott noch selbst auf Erden wandelte, da war die Fruchtbarkeit des Bodens viel größer als sie jetzt ist: damals trugen die Ähren nicht fünfzig- oder sechzigfältig, sondern vier- bis fünfhundertfältig. Da wuchsen die Körner am Halm von unten bis oben hinauf: so lang er war, so lang war auch die Ähre. Aber wie die Menschen sind, im Überfluß achten sie des Segens nicht mehr, der von Gott kommt, werden gleichgültig und leichtsinnig. Eines Tages ging eine Frau an einem Kornfeld vorbei, und ihr kleines Kind, das neben ihr sprang, fiel in eine Pfütze und beschmutzte sein Kleidchen. Da riß die Mutter eine Handvoll der schönen Ähren ab und reinigte ihm damit das Kleid. Als der Herr, der eben vorüberkam, das sah, zürnte er und sprach: "Fortan soll der Kornhalm keine Ähre mehr tragen: die Menschen sind der himmlischen Gabe nicht länger wert." Die Umstehenden, die das hörten, erschraken, fielen auf die Knie und flehten, daß er noch etwas möchte an dem Halm stehen lassen: wenn sie selbst es auch nicht verdienten, doch der unschuldigen Hühner wegen, die sonst verhungern müßten. Der Herr, der ihr Elend voraussah, erbarmte sich und gewährte die Bitte. Also blieb noch oben die Ähre übrig, wie sie jetzt wächst.
 
Der Grabhügel
(Gebrüder Grimm)
Ein reicher Bauer stand eines Tages in seinem Hof und schaute nach seinen Feldern und Gärten: das Korn wuchs kräftig heran und die Obstbäume hingen voll Früchte. Das Getreide des vorigen Jahrs lag noch in so mächtigen Haufen auf dem Boden, daß es kaum die Balken tragen konnten. Dann ging er in den Stall, da standen die gemästeten Ochsen, die fetten Kühe und die spiegelglatten Pferde. Endlich ging er in seine Stube zurück und warf seine Blicke auf die eisernen Kasten, in welchen sein Geld lag. Als er so stand und seinen Reichtum übersah, klopfte es auf einmal heftig bei ihm an. Es klopfte aber nicht an die Türe seiner Stube, sondern an die Türe seines Herzens. Sie tat sich auf und er hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: "Hast du den Deinigen damit wohlgetan? hast du die Not der Armen angesehen? hast du mit den Hungrigen dein Brot geteilt? war dir genug, was du besaßest, oder hast du noch immer mehr verlangt?" Das Herz zögerte nicht mit der Antwort: "Ich bin hart und unerbittlich gewesen und habe den Meinigen niemals etwas Gutes erzeigt. Ist ein Armer gekommen, so habe ich mein Auge weggewendet. Ich habe mich um Gott nicht bekümmert, sondern nur an die Mehrung meines Reichtums gedacht. Wäre alles mein eigen gewesen, was der Himmel bedeckte, dennoch hätte ich nicht genug gehabt." Als er diese Antwort vernahm, erschrak er heftig: die Knie fingen an ihm zu zittern und er mußte sich niedersetzen. Da klopfte es abermals an, aber es klopfte an die Türe seiner Stube. Es war sein Nachbar, ein armer Mann, der ein Häufchen Kinder hatte, die er nicht mehr sättigen konnte. "Ich weiß," dachte der Arme, "mein Nachbar ist reich, aber er ist ebenso hart: ich glaube nicht, daß er mir hilft, aber meine Kinder schreien nach Brot, da will ich es wagen." Er sprach zu dem Reichen: "Ihr gebt nicht leicht etwas von dem Eurigen weg, aber ich stehe da wie einer, dem das Wasser bis an den Kopf geht: meine Kinder hungern, leiht mir vier Malter Korn." Der Reiche sah ihn lange an, da begann der erste Sonnenstrahl der Milde einen Tropfen von dem Eis der Habsucht abzuschmelzen. "Vier Malter will ich dir nicht leihen," antwortete er, "sondern achte will ich dir schenken, aber eine Bedingung mußt du erfüllen." - "Was soll ich tun?" sprach der Arme. "Wenn ich tot bin, sollst du drei Nächte an meinem Grabe wachen." Dem Bauer ward bei dem Antrag unheimlich zumut, doch in der Not, in der er sich befand, hätte er alles bewilligt: er sagte also zu und trug das Korn heim.

Es war, als hätte der Reiche vorausgesehen, was geschehen würde, nach drei Tagen fiel er plötzlich tot zur Erde; man wußte nicht recht, wie es zugegangen war, aber niemand trauerte um ihn. Als er bestattet war, fiel dem Armen sein Versprechen ein: gerne wäre er davon entbunden gewesen, aber er dachte: "Er hat sich gegen dich doch mildtätig erwiesen, du hast mit seinem Korn deine hungrigen Kinder gesättigt, und wäre das auch nicht, du hast einmal das Versprechen gegeben und mußt du es halten." Bei einbrechender Nacht ging er auf den Kirchhof und setzte sich auf den Grabhügel. Es war alles still, nur der Mond schien über die Grabhügel, und manchmal flog eine Eule vorbei und ließ ihre kläglichen Töne hören. Als die Sonne aufging, begab sich der Arme ungefährdet heim, und ebenso ging die zweite Nacht ruhig vorüber. Den Abend des dritten Tags empfand er eine besondere Angst, es war ihm, als stände noch etwas bevor. Als er hinauskam, erblickte er an der Mauer des Kirchhofs einen Mann, den er noch nie gesehen hatte. Er war nicht mehr jung, hatte Narben im Gesicht, und seine Augen blickten scharf und feurig umher. Er war ganz von einem alten Mantel bedeckt, und nur große Reiterstiefeln waren sichtbar. "Was sucht Ihr hier?" redete ihn der Bauer an, "gruselt Euch nicht auf dem einsamen Kirchhof?" - "Ich suche nichts," antwortete er, "aber ich fürchte auch nichts. Ich bin wie der Junge, der ausging, das Gruseln zu lernen, und sich vergeblich bemühte, der aber bekam die Königstochter zur Frau und mit ihr große Reichtümer, und ich bin immer arm geblieben. Ich bin nichts als ein abgedankter Soldat und will hier die Nacht zubringen, weil ich sonst kein Obdach habe." - "Wenn Ihr keine Furcht habt," sprach der Bauer, "so bleibt bei mir und helft mir dort den Grabhügel bewachen." - "Wacht halten ist Sache des Soldaten," antwortete er, "was uns hier begegnet, Gutes oder Böses, das wollen wir gemeinschaftlich tragen." Der Bauer schlug ein, und sie setzten sich zusammen auf das Grab.

Alles blieb still bis Mitternacht, da ertönte auf einmal ein schneidendes Pfeifen in der Luft, und die beiden Wächter erblickten den Bösen, der leibhaftig vor ihnen stand. "Fort, ihr Halunken," rief er ihnen zu, "der in dem Grab liegt, ist mein: ich will ihn holen, und wo ihr nicht weggeht, dreh ich euch die Hälse um." - "Herr mit der roten Feder," sprach der Soldat, "Ihr seid mein Hauptmann nicht, ich brauch Euch nicht zu gehorchen, und das Fürchten hab ich noch nicht gelernt. Geht Eurer Wege, wir bleiben hier sitzen." Der Teufel dachte: "Mit Gold fängst du die zwei Haderlumpen am besten," zog gelindere Saiten auf und fragte ganz zutraulich, ob sie nicht einen Beutel mit Gold annehmen und damit heimgehen wollten. "Das läßt sich hören," antwortete der Soldat, "aber mit einem Beutel voll Gold ist uns nicht gedient: wenn Ihr so viel Gold geben wollt, als da in einen von meinen Stiefeln geht, so wollen wir Euch das Feld räumen und abziehen." - "So viel habe ich nicht bei mir," sagte der Teufel, "aber ich will es holen: in der benachbarten Stadt wohnt ein Wechsler, der mein guter Freund ist, der streckt mir gerne so viel vor." Als der Teufel verschwunden war, zog der Soldat seinen linken Stiefel aus und sprach: "Dem Kohlenbrenner wollen wir schon eine Nase drehen: gebt mir nur Euer Messer, Gevatter." Er schnitt von dem Stiefel die Sohle ab und stellte ihn neben den Hügel in das hohe Gras an den Rand einer halb überwachsenen Grube. "So ist alles gut," sprach er, "nun kann der Schornsteinfeger kommen."

Beide setzten sich und warteten, es dauerte nicht lange, so kam der Teufel und hatte ein Säckchen Gold in der Hand. "Schüttet es nur hinein," sprach der Soldat und hob den Stiefel ein wenig in die Höhe, "das wird aber nicht genug sein." Der Schwarze leerte das Säckchen, das Gold fiel durch und der Stiefel blieb leer. "Dummer Teufel," rief der Soldat, "es schickt nicht: habe ich es nicht gleich gesagt? kehrt nur wieder um und holt mehr." Der Teufel schüttelte den Kopf, ging und kam nach einer Stunde mit einem viel größeren Sack unter dem Arm. "Nur eingefüllt," rief der Soldat, "aber ich zweifle, daß der Stiefel voll wird." Das Gold klingelte, als es hinabfiel, und der Stiefel blieb leer. Der Teufel blickte mit seinen glühenden Augen selbst hinein und überzeugte sich von der Wahrheit. "Ihr habt unverschämt starke Waden," rief er und verzog den Mund. "Meint Ihr," erwiderte der Soldat, "ich hätte einen Pferdefuß wie Ihr? seit wann seid Ihr so knauserig? macht, daß Ihr mehr Gold herbeischafft, sonst wird aus unserm Handel nichts." Der Unhold trollte sich abermals fort. Diesmal blieb er länger aus, und als er endlich erschien, keuchte er unter der Last eines Sackes, der auf seiner Schulter lag. Er schüttete ihn in den Stiefel, der sich aber so wenig füllte als vorher. Er ward wütend und wollte dem Soldat den Stiefel aus der Hand reißen, aber in dem Augenblick drang der erste Strahl der aufgehenden Sonne am Himmel herauf, und der böse Geist entfloh mit lautem Geschrei. Die arme Seele war gerettet.

Der Bauer wollte das Gold teilen, aber der Soldat sprach: "Gib den Armen, was mir zufällt: ich ziehe zu dir in deine Hütte, und wir wollen mit dem übrigen in Ruhe und Frieden zusammen leben, solange es Gott gefällt."
 
Oll Rinkrank
(Gebrüder Grimm)
Es war einmal ein König, und der hatte eine Tochter; der hatte er einen gläsernem Berg machen lassen und hatte gesagt: Wer darüber laufen könne, ohne zu fallen, der sollte seine Tochter zur Frau haben. Nun war da auch einer, der mochte die Königstochter von Herzen gern leiden. Der fragte den König, ob er seine Tochter nicht haben könnte? "Ja," sagte der König; wenn er über den Berg laufen könnte, ohne zu fallen, dann könnte er sie haben. Da sagte die Königstochter, sie wollte mit ihm hinüberlaufen und ihn halten, wenn er fallen sollte. Da lief sie nun mit ihm hinüber; wie sie aber mitten drauf waren, glitt die Königstochter aus und fiel, und der Glasberg öffnete sich, und sie stürzte da hinein, und der Bräutigam konnte nicht sehen, wo sie geblieben war; denn der Berg hatte sich gleich wieder geschlossen. Da jammerte und weinte er so sehr; und der König war auch so sehr traurig und ließ den Berg wieder wegbrechen und meinte, er könnte sie wieder herauskriegen; aber sie konnten die Stelle nicht finden, wo sie hinuntergefallen war.

Unterdessen war die Königstochter ganz tief auf den Grund in eine große Höhle gekommen. Da kam ihr so ein alter Kerl mit einem ganz langen grauen Bart entgegen; und er sagte, wenn sie seine Magd werden wollte und alles täte, was er ihr befehle, dann sollte sie am Leben bleiben; sonst würde er sie umbringen. Da tat sie alles, was er ihr sagte. Am Morgen nahm er seine Leiter aus der Tasche, legte sie an den Berg und stieg damit aus dem Berg heraus; und dann zog er die Leiter oben zu sich herauf. Und dann mußte sie sein Essen kochen und sein Bett machen und alle Arbeit tun; und dann, wenn er wieder nach Hause kam, brachte er immer einen Haufen Gold und Silber mit.

Als sie viel Jahre bei ihm gewesen und ganz alt geworden war, da nannte er sie 'Frau Mansrot', und sie mußte ihn 'Oll Rinkrank' nennen. Als er wieder einmal hinaus war, da machte sie ihm sein Bett und wusch seine Schüsseln. Und dann machte sie die Türen und Fenster alle dicht zu, und da war nur ein Schiebefenster, wo Licht hineinschien; das ließ sie offen. Als der alte Rinkrank nun wiederkam, da klopfte er an die Tür und rief: "Fro Mansrot, mach mir die Türe auf!"

"Nein," sagte sie, "ich tu' dir, oll Rinkrank, die Türe nicht auf." Da sagte er:
"Hir sta ik arme Rinkrank
up min söventein Benen lank,
up min en vergüllen Vot (vergoldeten Fuß),
Fro Mansrot, wask mi d'Schöttels!"
"Ich habe deine Schüsseln schon gewaschen!" sagte sie. Da sagte er wieder:
"Hir sta ik arme Rinkrank
up min söventein Benen lank,
up min en vergüllen Vot,
Fro Mansrot, mak mi't Bedd!"
"Ich habe dein Bett schon gemacht," sagte sie. Da sagte er wieder:
"Hir sta ik arme Rinkrank
up min söventein Benen lank,
up min en vergüllen Vot,
Fro Mansrot, do mi d'Dör apen!"
Da lief er rund um sein Haus und sah, daß die kleine Luke offen war; da dachte er: "Du mußt doch einmal nachgucken, was sie da wohl macht und warum sie die Tür nicht aufmachen will." Da will er nun durch die Luke hindurchgucken und kann den Kopf nicht durchkriegen wegen seinem langen Bart. Da steckt er seinen Bart erst durch die Luke, und als er ihn da hindurch gesteckt hatte, da kam die Frau Mannsrot herbei und zog die Luke grade mit einem Band zu, das sie daran gebunden hatte, und so blieb der Bart fest darin sitzen. Da fing er jämmerlich an zu schreien, das täte ihm so weh. Und da bat er sie, sie möchte ihn doch wieder loslassen. Da sagte sie: Eher nicht, als bis er ihr die Leiter gäbe, mit der er zum Berg heraussteige. Da mochte er nun wollen oder nicht, er mußte ihr sagen, wo die Leiter wäre. Da band sie ein ganz langes Band an das Schiebefenster, und dann legte sie die Leiter an und stieg aus dem Berg heraus; und wie sie oben ist, da zieht sie das Schiebefenster auf. Dann ging sie zu ihrem Vater und erzählte ihm, wie es ihr ergangen war. Da freute sich der König sehr, und ihr Bräutigam lebte auch noch. Und nun gingen sie hin und gruben den Berg auf und fanden den alten Rinkrank mit all seinem Gold und Silber darin. Da ließ der König den alten Rinkrank totmachen, und sein Gold und Silber nahm er mit sich, fort. Die Königstochter aber kriegte noch den früheren Bräutigam zum Mann, und sie lebten vergnügt und herrlich und in Freuden.
 
Der Hirtenjunge und der Wolf
(Äsop – griechischer Dichter, ca 6. Jahrhundert)
Es war einmal ein Hirtenjunge, der auf der Weide eine Schafherde hüten mußte.
Eines Tages, fühlte er sich gelangweilt und beschloss, den Dorfbewohnern einen Streich zu spielen.
Er schrie:
"Hilfe! Ein Wolf! Ein Wolf! "

Die Dorfbewohner hörten seine Schreie, sie ließen alle ihre Werkzeuge liegen und eilten aus dem Dorf, um dem Hirtenjungen zu helfen. Als sie ihn erreichten, fragten sie:
"Wo ist der Wolf?"

Der Hirtenjunge lachte laut:
"Ha, ha, ha! Ich euch alle getäuscht! Ich habe euch nur einen Streich gespielt "

Ein paar Tage später, da spielte der Hirtenjunge diesen Streich noch einmal.
Wieder rief er: "Hilfe! Hilfe! Wolf! Wolf!"

Wieder stürzten sich die Dorfbewohner auf den Hügel, um ihm zu helfen und wieder merkten sie, dass der Junge sie wieder angeschmiert hatte.
Sie waren sehr wütend auf ihn, weil er so frech war, und sie wegen nichts und wieder nichts ihre Arbeiten liegen lassen mussten.

Dann, einige Zeit später kam tatsächlich ein Wolf ins Feld.
Der Wolf ergriff ein Schaf, und dann noch eins und noch eins.
Der Hirtenjunge lief zum Dorf und schrie:
"Hilfe! Hilfe! Ein Wolf! Hilfe! Hilft jemand!!"

Die Dorfbewohner hörten seine Schreie, aber sie lachten, weil sie dachten, es sei ein weiterer Trick. Der Junge lief zum nächste Dorfbewohner und sagte:
"Ein Wolf greift die Schafe an. Ich gebe zu, dass ich damals aus Langeweile gelogen habe, aber dieses Mal ist es wahr! "

Schließlich gingen die Dorfbewohner um den Wolf zu suchen. Es war wahr.
Sie konnten sehen, wie der Wolf flüchtete, und viele tote Schafe lagen auf dem Gras.
 
Die Kristallkugel
(Gebrüder Grimm)
Es war einmal eine Zauberin, die hatte drei Söhne, die sich brüderlich liebten: aber die Alte traute ihnen nicht und dachte, sie wollten ihr ihre Macht rauben. Da verwandelte sie den ältesten in einen Adler, der mußte auf einem Felsengebirge hausen, und man sah ihn manchmal am Himmel in großen Kreisen auf- und niederschweben. Den zweiten verwandelte sie in einen Walfisch, der lebte im tiefen Meer, und man sah nur, wie er zuweilen einen mächtigen Wasserstrahl in die Höhe warf. Beide hatten nur zwei Stunden jeden Tag ihre menschliche Gestalt. Der dritte Sohn, da er fürchtete, sie möchte ihn auch in ein reißendes Tier verwandeln, in einen Bären oder einen Wolf, so ging er heimlich fort. Er hatte aber gehört, daß auf dem Schloß der goldenen Sonne eine verwünschte Königstochter säße, die auf Erlösung harrte: es müßte aber jeder sein Leben daran wagen, schon dreiundzwanzig Jünglinge wären eines jämmerlichen Todes gestorben und nur noch einer übrig, dann dürfte keiner mehr kommen. Und da sein Herz ohne Furcht war, so faßte er den Entschluß, das Schloß von der goldenen Sonne aufzusuchen. Er war schon lange Zeit herumgezogen und hatte es nicht finden können, da geriet er in einen großen Wald und wußte nicht, wo der Ausgang war. Auf einmal erblickte er in der Ferne zwei Riesen, die winkten ihm mit der Hand, und als er zu ihnen kam, sprachen sie: "Wir streiten um einen Hut, wem er zugehören soll, und da wir beide gleich stark sind, so kann keiner den andern überwältigen: die kleinen Menschen sind klüger als wir, daher wollen wir dir die Entscheidung überlassen." - "Wie könnt ihr euch um einen alten Hut streiten?" sagte der Jüngling. "Du weißt nicht, was er für Eigenschaften hat, es ist ein Wünschhut, wer den aufsetzt, der kann sich hinwünschen, wohin er will, und im Augenblick ist er dort." - "Gebt mir den Hut," sagte der Jüngling, "ich will ein Stück Wegs gehen, und wenn ich euch dann rufe, so lauft um die Wette, und wer am ersten bei mir ist, dem soll er gehören." Er setzte den Hut auf und ging fort, dachte aber an die Königstochter, vergaß die Riesen und ging immer weiter. Einmal seufzte er aus Herzensgrund und rief: "Ach, wäre ich doch auf dem Schloß der goldenen Sonne!" Und kaum waren die Worte über seine Lippen, so stand er auf einem hohen Berg vor dem Tor des Schlosses.

Er trat hinein und ging durch alle Zimmer, bis er in dem letzten die Königstochter fand. Aber wie erschrak er, als er sie anblickte: sie hatte ein aschgraues Gesicht voll Runzeln, trübe Augen und rote Haare. "Seid Ihr die Königstochter, deren Schönheit alle Welt rühmt?" rief er aus. "Ach," erwiderte sie, "das ist meine Gestalt nicht, die Augen der Menschen können mich nur in dieser Häßlichkeit erblicken, aber damit du weißt, wie ich aussehe, so schau in den Spiegel, der läßt sich nicht irre machen, der zeigt dir mein Bild, wie es in Wahrheit ist." Sie gab ihm den Spiegel in die Hand, und er sah darin das Abbild der schönsten Jungfrau, die auf der Welt war, und sah, wie ihr vor Traurigkeit die Tränen über die Wangen rollten. Da sprach er: "Wie kannst du erlöst werden? ich scheue keine Gefahr." Sie sprach: "Wer die kristallne Kugel erlangt und hält sie dem Zauberer vor, der bricht damit seine Macht, und ich kehre in meine wahre Gestalt zurück. Ach," setzte sie hinzu, "schon so mancher ist darum in seinen Tod gegangen, und du junges Blut, du jammerst mich, wenn du dich in die großen Gefährlichkeiten begibst." - "Mich kann nichts abhalten," sprach er, "aber sage mir, was ich tun muß." - "Du sollst alles wissen," sprach die Königstochter, "wenn du den Berg, auf dem das Schloß steht, hinabgehst, so wird unten an einer Quelle ein wilder Auerochs stehen, mit dem mußt du kämpfen. Und wenn es dir glückt, ihn zu töten, so wird sich aus ihm ein feuriger Vogel erheben, der trägt in seinem Leib ein glühendes Ei, und in dem Ei steckt als Dotter die Kristallkugel. Er läßt aber das Ei nicht fallen, bis er dazu gedrängt wird, fällt es aber auf die Erde, so zündet es und verbrennt alles in seiner Nähe, und das Ei selbst zerschmilzt und mit ihm die kristallne Kugel, und all deine Mühe ist vergeblich gewesen."

Der Jüngling stieg hinab zu der Quelle, wo der Auerochse schnaubte und ihn anbrüllte. Nach langem Kampf stieß er ihm sein Schwert in den Leib, und er sank nieder. Augenblicklich erhob sich aus ihm der Feuervogel und wollte fortfliegen, aber der Adler, der Bruder des Jünglings, der zwischen den Wolken daherzog, stürzte auf ihn herab, jagte ihn nach dem Meer hin und stieß ihn mit seinem Schnabel an, so daß er in der Bedrängnis das Ei fallen ließ. Es fiel aber nicht in das Meer, sondern auf eine Fischerhütte, die am Ufer stand, und die fing gleich an zu rauchen und wollte in Flammen aufgehen. Da erhoben sich im Meer haushohe Wellen, strömten über die Hütte und bezwangen das Feuer. Der andere Bruder, der Walfisch, war herangeschwommen und hatte das Wasser in die Höhe getrieben. Als der Brand gelöscht war, suchte der Jüngling nach dem Ei und fand es glücklicherweise: es war noch nicht geschmolzen, aber die Schale war von der plötzlichen Abkühlung durch das kalte Wasser zerbröckelt, und er konnte die Kristallkugel unversehrt herausnehmen.

Als der Jüngling zu dem Zauberer ging und sie ihm vorhielt, so sagte dieser: "Meine Macht ist zerstört, und du bist von nun an der König vom Schloß der goldenen Sonne. Auch deinen Brüdern kannst du die menschliche Gestalt damit zurückgeben." Da eilte der Jüngling zu der Königstochter, und als er in ihr Zimmer trat, so stand sie da in vollem Glanz ihrer Schönheit, und beide wechselten voll Freude ihre Ringe miteinander.
 
Jungfrau Maleen
(Gebrüder Grimm)
Es war einmal ein König, der hatte einen Sohn, der warb um die Tochter eines mächtigen Königs, die hieß Jungfrau Maleen und war wunderschön. Weil ihr Vater sie einem andern geben wollte, so ward sie ihm versagt. Da sich aber beide von Herzen liebten, so wollten sie nicht voneinander lassen, und die Jungfrau Maleen sprach zu ihrem Vater: "Ich kann und will keinen andern zu meinem Gemahl nehmen." Da geriet der Vater in Zorn und ließ einen finstern Turn bauen, in den kein Strahl von Sonne oder Mond fiel. Als er fertig war, sprach er: "Darin sollst du sieben Jahre lang sitzen, dann will ich kommen und sehen, ob dein trotziger Sinn gebrochen ist." Für die sieben Jahre ward Speise und Trank in den Turn getragen, dann ward sie und ihre Kammerjungfer hineingeführt und eingemauert, und also von Himmel und Erde geschieden. Da saßen sie in der Finsternis, wußten nicht, wann Tag oder Nacht anbrach. Der Königssohn ging oft um den Turn herum und rief ihren Namen, aber kein Laut drang von außen durch die dicken Mauern. Was konnten sie anders tun als jammern und klagen? Indessen ging die Zeit dahin, und an der Abnahme von Speise und Trank merkten sie, daß die sieben Jahre ihrem Ende sich näherten. Sie dachten, der Augenblick ihrer Erlösung wäre gekommen, aber kein Hammerschlag ließ sich hören und kein Stein wollte aus der Mauer fallen: es schien, als ob ihr Vater sie vergessen hätte. Als sie nur noch für kurze Zeit Nahrung hatten und einen jämmerlichen Tod voraussahen, da sprach die Jungfrau Maleen: "Wir müssen das letzte versuchen und sehen, ob wir die Mauer durchbrechen." Sie nahm das Brotmesser, grub und bohrte an dem Mörtel eines Steins, und wenn sie müd war, so löste sie die Kammerjungfer ab. Nach langer Arbeit gelang es ihnen, einen Stein herauszunehmen, dann einen zweiten und dritten, und nach drei Tagen fiel der erste Lichtstrahl in ihre Dunkelheit, und endlich war die Öffnung so groß, daß sie hinausschauen konnten. Der Himmel war blau, und eine frische Luft wehte ihnen entgegen, aber wie traurig sah ringsumher alles aus: das Schloß ihres Vaters lag in Trümmern, die Stadt und die Dörfer waren, soweit man sehen konnte, verbrannt, die Felder weit und breit verheert: keine Menschenseele ließ sich erblicken. Als die Öffnung in der Mauer so groß war, daß sie hindurchschlüpfen konnten, so sprang zuerst die Kammerjungfer herab, und dann folgte die Jungfrau Maleen. Aber wo sollten sie sich hinwenden? Die Feinde hatten das ganze Reich verwüstet, den König verjagt und alle Einwohner erschlagen. Sie wanderten fort, um ein anderes Land zu suchen, aber sie fanden nirgend ein Obdach oder einen Menschen, der ihnen einen Bissen Brot gab, und ihre Not war so groß, daß sie ihren Hunger an einem Brennesselstrauch stillen mußten. Als sie nach langer Wanderung in ein anderes Land kamen, boten sie überall ihre Dienste an, aber wo sie anklopften, wurden sie abgewiesen, und niemand wollte sich ihrer erbarmen. Endlich gelangten sie in eine große Stadt und gingen nach dem königlichen Hof. Aber auch da hieß man sie weitergehen, bis endlich der Koch sagte, sie könnten in der Küche bleiben und als Aschenputtel dienen.

Der Sohn des Königs, in dessen Reich sie sich befanden, war aber gerade der Verlobte der Jungfrau Maleen gewesen. Der Vater hatte ihm eine andere Braut bestimmt, die ebenso häßlich von Angesicht als bös von Herzen war. Die Hochzeit war festgesetzt und die Braut schon angelangt, bei ihrer großen Häßlichkeit aber ließ sie sich vor niemand sehen und schloß sich in ihre Kammer ein, und die Jungfrau Maleen mußte ihr das Essen aus der Küche bringen. Als der Tag herankam, wo die Braut mit dem Bräutigam in die Kirche gehen sollte, so schämte sie sich ihrer Häßlichkeit und fürchtete, wenn sie sich auf der Straße zeigte, würde sie von den Leuten verspottet und ausgelacht. Da sprach sie zur Jungfrau Maleen: "Dir steht ein großes Glück bevor, ich habe mir den Fuß vertreten und kann nicht gut über die Straße gehen: du sollst meine Brautkleider anziehen und meine Stelle einnehmen: eine größere Ehre kann dir nicht zuteil werden." Die Jungfrau Maleen aber schlug es aus und sagte: "Ich verlange keine Ehre, die mir nicht gebührt." Es war auch vergeblich, daß sie ihr Gold anbot. Endlich sprach sie zornig: "Wenn du mir nicht gehorchst, so kostet es dir dein Leben: ich brauche nur ein Wort zu sagen, so wird dir der Kopf vor die Füße gelegt." Da mußte sie gehorchen und die prächtigen Kleider der Braut samt ihrem Schmuck anlegen. Als sie in den königlichen Saal eintrat, erstaunten alle über ihre große Schönheit, und der König sagte zu seinem Sohn: "Das ist die Braut, die ich dir ausgewählt habe, und die du zur Kirche führen sollst." Der Bräutigam erstaunte und dachte: "Sie gleicht meiner Jungfrau Maleen, und ich würde glauben, sie wäre es selbst, aber die sitzt schon lange im Turn gefangen oder ist tot." Er nahm sie an der Hand und führte sie zur Kirche. An dem Wege stand ein Brennesselbusch, da sprach sie:
"Brennettelbusch,
Brennettelbusch so klene,
wat steist du hier allene?
ik hef de Tyt geweten,
da hef ik dy ungesaden
ungebraden eten."
"Was sprichst du da?" fragte der Königssohn. "Nichts," antwortete sie, "ich dachte nur an die Jungfrau Maleen." Er verwunderte sich, daß sie von ihr wußte, schwieg aber still. Als sie an den Steg vor dem Kirchhof kamen, sprach sie:
"Karkstegels, brik nich,
bün de rechte Brut nich."
"Was sprichst du da?" fragte der Königssohn. "Nichts," antwortete sie, "ich dachte nur an die Jungfrau Maleen." - "Kennst du die Jungfrau Maleen?" - "Nein," antwortete sie, "wie sollte ich sie kennen, ich habe nur von ihr gehört." Als sie an die Kirchtüre kamen, sprach sie abermals:
"Karkendär, brik nich,
bün de rechte Brut nich."
"Was sprichst du da?" fragte er. "Ach," antwortete sie, "ich habe nur an die Jungfrau Maleen gedacht." Da zog er ein kostbares Geschmeide hervor, legte es ihr an den Hals und hakte die Kettenringe ineinander. Darauf traten sie in die Kirche, und der Priester legte vor dem Altar ihre Hände ineinander und vermählte sie. Er führte sie zurück, aber sie sprach auf dem ganzen Weg kein Wort. Als sie wieder in dem königlichen Schloß angelangt waren, eilte sie in die Kammer der Braut, legte die prächtigen Kleider und den Schmuck ab, zog ihren grauen Kittel an und behielt nur das Geschmeide um den Hals, das sie von dem Bräutigam empfangen hatte.

Als die Nacht herankam und die Braut in das Zimmer des Königssohns sollte geführt werden, so ließ sie den Schleier über ihr Gesicht fallen, damit er den Betrug nicht merken sollte. Sobald alle Leute fortgegangen waren, sprach er zu ihr: "Was hast du doch zu dem Brennesselbusch gesagt, der an dem Wege stand?" - "Zu welchem Brennesselbusch?" fragte sie, "ich spreche mit keinem Brennesselbusch." - "Wenn du es nicht getan hast, so bist du die rechte Braut nicht," sagte er. Da half sie sich und sprach:
"Mut heruet na myne Maegt,
de my myn Gedanken draegt."
Sie ging hinaus und fuhr die Jungfrau Maleen an: "Dirne, was hast du zu dem Brennesselbusch gesagt?" - "Ich sagte nichts als
Brennettelbusch,
Brennettelbusch so klene,
wat steist du hier allene?
ik hef de Tyt geweten,
da hef ik dy ungesaden
ungebraden eten."
Die Braut lief in die Kammer zurück und sagte: "Jetzt weiß ich, was ich zu dem Brennesselbusch gesprochen habe," und wiederholte die Worte, die sie eben gehört hatte. "Aber was sagtest du zu dem Kirchensteg, als wir darübergingen?" fragte der Königssohn. "Zu dem Kirchensteg?" antwortete sie, "ich spreche mit keinem Kirchensteg." - "Dann bist du auch die rechte Braut nicht." Sie sagte wiederum:
"Mut heruet na myne Maegt,
de my myn Gedanken draegt."
Lief hinaus und fuhr die Jungfrau Maleen an: "Dirne, was hast du zu dem Kirchsteg gesagt?" - "Ich sagte nichts als
Karkstegels, brik nich,
bün de rechte Brut nich."
"Das kostet dich dein Leben," rief die Braut, eilte aber in die Kammer und sagte: "Jetzt weiß ich, was ich zu dem Kirchensteg gesprochen," und wiederholte die Worte. "Aber was sagtest du zur Kirchentür?" - "Zur Kirchentür?" antwortete sie, "ich spreche mit keiner Kirchentür." - "Dann bist du auch die rechte Braut nicht." Sie ging hinaus, fuhr die Jungfrau Maleen an: "Dirne, was hast du zu der Kirchentür gesagt?" - "Ich sagte nichts als
Karkendär, brik nich,
bün de rechte Brut nich."
"Das bricht dir den Hals," rief die Braut und geriet in den größten Zorn, eilte aber zurück in die Kammer und sagte: "Jetzt weiß ich, was ich zu der Kirchentür gesprochen habe," und wiederholte die Worte. "Aber wo hast du das Geschmeide, das ich dir an der Kirchentür gab?" - "Was für ein Geschmeide?" antwortete sie, "du hast mir kein Geschmeide gegeben." - "Ich habe es dir selbst um den Hals gelegt und selbst eingehakt: wenn du das nicht weißt, so bist du die rechte Braut nicht." Er zog ihr den Schleier vom Gesicht, und als er ihre grundlose Häßlichkeit erblickte, sprang er erschrocken zurück und sprach: "Wie kommst du hierher? Wer bist du?" - "Ich bin deine verlobte Braut, aber weil ich fürchtete, die Leute würden mich verspotten, wenn sie mich draußen erblickten, so habe ich dem Aschenputtel befohlen, meine Kleider anzuziehen und statt meiner zur Kirche zu gehen." - "Wo ist das Mädchen?" sagte er, "ich will es sehen, geh und hol es hierher." Sie ging hinaus und sagte den Dienern, das Aschenputtel sei eine Betrügerin, sie sollten es in den Hof hinabführen und ihm den Kopf abschlagen. Die Diener packten es und wollten es fortschleppen, aber er schrie so laut um Hilfe, daß der Königssohn seine Stimme vernahm, aus seinem Zimmer herbeieilte und den Befehl gab, das Mädchen augenblicklich loszulassen. Es wurden Lichter herbeigeholt, und da bemerkte er an ihrem Hals den Goldschmuck, den er ihm vor der Kirchentür gegeben hatte. "Du bist die rechte Braut," sagte er, "die mit mir zur Kirche gegangen ist: komm mit mir in meine Kammer." Als sie beide allein waren, sprach er: "Du hast auf dem Kirchgang die Jungfrau Maleen genannt, die meine verlobte Braut war: wenn ich dächte, es wäre möglich, so müßte ich glauben, sie stände vor mir: du gleichst ihr in allem." Sie antwortete: "Ich bin die Jungfrau Maleen, die um dich sieben Jahre in der Finsternis gefangen gesessen, Hunger und Durst gelitten und so lange in Not und Armut gelebt hat: aber heute bescheint mich die Sonne wieder. Ich bin dir in der Kirche angetraut und bin deine rechtmäßige Gemahlin." Da küßten sie einander und waren glücklich für ihr Lebtag. Der falschen Braut ward zur Vergeltung der Kopf abgeschlagen.

Der Turn, in welchem die Jungfrau Maleen gesessen hatte, stand noch lange Zeit, und wenn die Kinder vorübergingen, so sangen sie:
"Kling klang kloria,
wer sitt in dissen Toria?
Dar sitt en Königsdochter in,
die kann ik nich to seen krygn.
De Muer, de will nich bräken,
de Steen, de will nich stechen.
Hänschen mit de bunte Jak,
kumm unn folg my achterna."
 
Die Stiefel von Büffelleder
(Gebrüder Grimm)
Ein Soldat, der sich vor nichts fürchtet, kümmert sich auch um nichts. So einer hatte seinen Abschied erhalten, und da er nichts gelernt hatte und nichts verdienen konnte, so zog er umher und bat gute Leute um ein Almosen. Auf seinen Schultern hing ein alter Wettermantel, und ein Paar Reiterstiefeln von Büffelleder waren ihm auch noch geblieben. Eines Tages ging er, ohne auf Weg und Steg zu achten, immer ins Feld hinein und gelangte endlich in einen Wald. Er wußte nicht, wo er war, sah aber auf einem abgehauenen Baumstamm einen Mann sitzen, der gut gekleidet war und einen grünen Jägerrock trug. Der Soldat reichte ihm die Hand, ließ sich neben ihm auf das Gras nieder und streckte seine Beine aus. "Ich sehe, du hast feine Stiefel an, die glänzend gewichst sind," sagte er zu dem Jäger, "wenn du aber herumziehen müßtest wie ich, so würden sie nicht lange halten. Schau die meinigen an, die sind von Büffelleder und haben schon lange gedient, gehen aber durch dick und dünn." Nach einer Weile stand der Soldat auf und sprach: "Ich kann nicht länger bleiben, der Hunger treibt mich fort. Aber, Bruder Wichsstiefel, wo hinaus geht der Weg?" - "Ich weiß es selber nicht," antwortete der Jäger, "ich habe mich in dem Wald verirrt." - "So geht dirs ja wie mir," sprach der Soldat, "gleich und gleich gesellt sich gern, wir wollen beieinander bleiben und den Weg suchen." Der Jäger lächelte ein wenig, und sie gingen zusammen fort, immer weiter, bis die Nacht einbrach. "Wir kommen aus dem Wald nicht heraus," sprach der Soldat, "aber ich sehe dort in der Ferne ein Licht schimmern, da wirds etwas zu essen geben." Sie fanden ein Steinhaus, klopften an die Türe, und ein altes Weib öffnete. "Wir suchen ein Nachtquartier," sprach der Soldat, "und etwas Unterfutter für den Magen, denn der meinige ist so leer wie ein alter Tornister." - "Hier könnt ihr nicht bleiben," antwortete die Alte, "das ist ein Räuberhaus, und ihr tut am klügsten, daß ihr euch fortmacht, bevor sie heim kommen, denn finden sie euch, so seid ihr verloren." - "Es wird so schlimm nicht sein," antwortete der Soldat, "ich habe seit zwei Tagen keinen Bissen genossen, und es ist mir einerlei, ob ich hier umkomme oder im Wald vor Hunger sterbe. Ich gehe herein." Der Jäger wollte nicht folgen, aber der Soldat zog ihn am Ärmel mit sich: "Komm, Bruderherz, es wird nicht gleich an den Kragen gehen." Die Alte hatte Mitleiden und sagte: "Kriecht hinter den Ofen, wenn sie etwas übrig lassen und eingeschlafen sind, so will ichs euch zustecken." Kaum saßen sie in der Ecke, so kamen zwölf Räuber hereingestürmt, setzten sich an den Tisch, der schon gedeckt war, und forderten mit Ungestüm das Essen. Die Alte trug einen großen Braten herein, und die Räuber ließen sichs wohl schmecken. Als der Geruch von der Speise dem Soldaten in die Nase stieg, sagte er zum Jäger: "Ich halts nicht länger aus, ich setze mich an den Tisch und esse mit." - "Du bringst uns ums Leben," sprach der Jäger und hielt ihn am Arm. Aber der Soldat fing an laut zu husten. Als die Räuber das hörten, warfen sie Messer und Gabel hin, sprangen auf und entdeckten die beiden hinter dem Ofen. "Aha, ihr Herren," riefen sie, "sitzt ihr in der Ecke? was wollt ihr hier? seid ihr als Kundschafter ausgeschickt? wartet, ihr sollt an einem dürren Ast das Fliegen lernen." - "Nur manierlich," sprach der Soldat, "mich hungert, gebt mir zu essen, hernach könnt ihr mit mir machen, was ihr wollt." Die Räuber stutzten, und der Anführer sprach: "Ich sehe, du fürchtest dich nicht, gut, Essen sollst du haben, aber hernach mußt du sterben." - "Das wird sich finden," sagte der Soldat, setzte sich an den Tisch und fing an tapfer in den Braten einzuhauen. "Bruder Wichsstiefel, komm und iß," rief er dem Jäger zu, "du wirst hungrig sein so gut als ich, und einen bessern Braten kannst du zu Haus nicht haben;" aber der Jäger wollte nicht essen. Die Räuber sahen dem Soldaten mit Erstaunen zu und sagten: "Der Kerl macht keine Umstände." Hernach sprach er: "Das Essen wäre schon gut, nun schafft auch einen guten Trunk herbei." Der Anführer war in der Laune, sich das auch noch gefallen zu lassen, und rief der Alten zu: "Hol eine Flasche aus dem Keller, und zwar von dem besten." Der Soldat zog den Pfropfen heraus, daß es knallte, ging mit der Flasche zu dem Jäger und sprach: "Gib acht, Bruder, du sollst dein blaues Wunder sehen: jetzt will ich eine Gesundheit auf die ganze Sippschaft ausbringen." Dann schwenkte er die Flasche über den Köpfen der Räuber, rief: "Ihr sollt alle leben, aber das Maul auf und die rechte Hand in der Höhe," und tat einen herzhaften Zug. Kaum waren die Worte heraus, so saßen sie alle bewegungslos, als wären sie von Stein, hatten das Maul offen und streckten den rechten Arm in die Höhe. Der Jäger sprach zu dem Soldaten: "Ich sehe, du kannst noch andere Kunststücke, aber nun komm und laß uns heim gehen." - "Oho, Bruderherz, das wäre zu früh abmarschiert, wir haben den Feind geschlagen und wollen erst Beute machen. Die sitzen da fest und sperren das Maul vor Verwunderung auf: sie dürfen sich aber nicht rühren, bis ich es erlaube. Komm, iß und trink." Die Alte mußte noch eine Flasche von dem besten holen, und der Soldat stand nicht eher auf, als bis er wieder für drei Tage gegessen hatte. Endlich, als der Tag kam, sagte er: "Nun ist es Zeit, daß wir das Zelt abbrechen, und damit wir einen kurzen Marsch haben, so soll die Alte uns den nächsten Weg nach der Stadt zeigen." Als sie dort angelangt waren, ging er zu seinen alten Kameraden und sprach: "Ich habe draußen im Wald ein Nest voll Galgenvögel aufgefunden, kommt mit, wir wollen es ausheben." Der Soldat führte sie an und sprach zu dem Jäger: "Du mußt wieder mit zurück und zusehen, wie sie flattern, wenn wir sie an den Füßen packen." Er stellte die Mannschaft rings um die Räuber herum, dann nahm er die Flasche, trank einen Schluck, schwenkte sie über ihnen her und rief: "Ihr sollt alle leben!" Augenblicklich hatten sie ihre Bewegung wieder, wurden aber niedergeworfen und an Händen und Füßen mit Stricken gebunden. Dann hieß sie der Soldat wie Säcke auf einen Wagen werfen und sagte: "Fahrt sie nur gleich vor das Gefängnis." Der Jäger aber nahm einen von der Mannschaft beiseite und gab ihm noch eine Bestellung mit.

"Bruder Wichsstiefel," sprach der Soldat, "wir haben den Feind glücklich überrumpelt und uns wohl genährt, jetzt wollen wir als Nachzügler in aller Ruhe hinterher marschieren." Als sie sich der Stadt näherten, so sah der Soldat, wie sich eine Menge Menschen aus dem Stadttor drängten, lautes Freudengeschrei erhuben und grüne Zweige in der Luft schwangen. Dann sah er, daß die ganze Leibwache herangezogen kam.

"Was soll das heißen?" sprach er ganz verwundert zu dem Jäger. "Weißt du nicht," antwortete er, "daß der König lange Zeit aus seinem Reich entfernt war, heute kehrt er zurück, und da gehen ihm alle entgegen." - "Aber wo ist der König?" sprach der Soldat, "ich sehe ihn nicht." - "Hier ist er," antwortete der Jäger, "ich bin der König und habe meine Ankunft melden lassen." Dann öffnete er seinen Jägerrock, daß man die königlichen Kleider sehen konnte. Der Soldat erschrak, fiel auf die Knie und bat ihn um Vergebung, daß er ihn in der Unwissenheit wie seinesgleichen behandelt und ihn mit solchem Namen angeredet habe. Der König aber reichte ihm die Hand und sprach: "Du bist ein braver Soldat und hast mir das Leben gerettet. Du sollst keine Not mehr leiden, ich will schon für dich sorgen. Und wenn du einmal ein Stück guten Braten essen willst, so gut als in dem Räuberhaus, so komm nur in die königliche Küche. Willst du aber eine Gesundheit ausbringen, so sollst du erst bei mir Erlaubnis dazu holen."
 
Der Vogel Greif
(Gebrüder Grimm)
Es war einmal ein König, wo der regiert und wie er geheißen hat, weiß ich nicht mehr. Er hat keinen Sohn gehabt, nur eine einzige Tochter, die war immer krank, und kein Doktor konnte sie heilen. Da wurde dem König geweissagt, seine Tochter werde sich an Äpfeln gesundessen. Da ließ er durch sein ganzes Land bekanntmachen: Wer seiner Tochter Äpfel bringe, daß sie sich daran gesundessen könne, der könne sie zur Frau haben und obendrein König werden. Das hörte dann auch ein Bauer, der hatte drei Söhne. Er sagte zum ältesten: "Geh auf den Speicher, nimm einen Handkorb voll der schönsten Äpfeln mit roten Backen und trag sie zum Königshof; vielleicht kann sich die Königstochter dran gesundessen, und darfst sie heiraten und wirst König." Der Sohn machte es so und nahm den Weg unter seine Füße. Wie er eine Zeitlang gegangen war, begegnete er einem kleinen eisgrauen Männlein, das ihn fragte, was er in seinem Korb hätte. Ulrich - das war sein Name - sagte darauf: "Froschschenkel." Das Männlein sagte darauf: "Nun, so sollen's welche sein und bleiben," und ist weitergegangen. Endlich kam Ulrich vor das Schloß und ließ sich anmelden und sagte, er habe Äpfel, die die Tochter gesundmachen würden, wenn sie davon äße. Das freute den König sehr, und er ließ den Ulrich zu sich kommen. Aber - o weh! - als er aufdeckte, so waren anstatt Äpfel Froschschenkel im Korb, die noch zappelten. Darüber wurde der König sehr böse und ließ ihn aus dem Schloß jagen. Wie er zu Hause angekommen war, erzählte er seinem Vater, wie es ihm ergangen war. Daraufhin schickte der Vater den nächst ältesten Sohn, der Samuel hieß; aber dem erging es genauso wie dem Ulrich. Ihm begegnete auch das kleine Männlein, das ihn fragte, was er im Korbe trage. Und Samuel sagte: "Schweinsborsten," und das eisgraue Männlein sagte: "Nun, so sollen's welche sein und bleiben." Wie er nun vor das Königsschloß kam und sagte, er habe Äpfel, an denen sich die Königstochter gesundessen könne, so wollten die Wachen ihn nicht einlassen und sagten, es sei schon mal einer dagewesen, der sie zum Narren gehalten hätte. Samuel aber beharrte ernsthaft darauf, er habe gewiß Äpfel, sie sollten ihn nur einlassen. Endlich glaubten sie ihm und führten ihn vor den König. Aber als er seinen Korb aufdeckte, so hatte er halt nur Schweinsborsten dabei. Darüber erzürnte sich der König so schrecklich, daß er Samuel aus dem Schloß peitschen ließ. Zu Hause angekommen, erzählte er, wie es ihm ergangen war.

Da kam der jüngste Bub, der nur der dumme Hans genannt wurde, und fragte den Vater, ob er auch mit Äpfeln gehen dürfe. "Ja," sagte der Vater, "du wärst der rechte Kerl dazu. Wenn die gescheiten nichts ausrichten, was willst du dann ausrichten?" Der Bub aber ließ nicht locker: "Jawohl, Vater, ich will auch gehen." - "Geh mir doch weg, du dummer Kerl, du mußt warten, bis du gescheiter wirst," sagte darauf der Vater und kehrte ihm den Rücken. Der Hans aber zupft ihn hinten am Kittel: "Vater, ich will auch gehen!" - "Nun, meinetwegen, so geh! Du wirst wohl wieder zurückkommen," gab der Vater grantig zur Antwort. Der Bub aber freute sich sehr und machte einen Luftsprung. "Ja, tu jetzt nicht wie ein Narr: du wirst von einem Tag zum andern immer dümmer," sagte der Vater wieder. Das aber machte dem Hans nichts aus, und er ließ sich in seiner Freude auch nicht stören. Weil es aber schon auf die Nacht zuging, so dachte er, er wolle warten bis zum Morgen, er komme heute doch nicht mehr zum Hofe. Nachts im Bett konnte er nicht schlafen, und wann er einmal eingeschlummert war, dann träumte er von schönen Jungfrauen, von Schlössern, Gold und Silber und allerhand solcher Sachen mehr. Am Morgen in der Frühe machte er sich auf den Weg, und gleich darauf begegnete ihm ein kleines mürrisches Männchen in einem eisgrauen Gewand und fragte ihn, was er da in seinem Korbe habe. Der Hans gab ihm zur Antwort, er habe Äpfel, an denen sich die Königstochter gesundessen sollte. "Nun," sagte das Männlein, "so sollen's solche sein und bleiben."

Aber am Hofe wollten sie den Hans durchaus nicht einlassen, denn es seien schon zwei dagewesen und hätten gesagt, sie brächten Äpfel: da habe der eine Froschschenkel, der andere Schweinsborsten dabeigehabt. Der Hans aber ließ nicht locker und sagte, er habe gewiß keine Froschschenkel, sondern die schönsten Äpfel, die im ganzen Königreich wüchsen. Wie er nun so offen daherredete, dachte der Torhüter, der könne nicht lügen und ließ ihn ein und hatte danach recht getan, denn als der Hans seinen Korb vor dem König abdeckte, so lagen goldgelbe Äpfel darin. Der König freute sich sehr und ließ gleich seiner Tochter davon bringen und wartete nun in banger Erwartung, bis man ihm Bericht brächte, welche Wirkung sie gehabt hätten. Aber nicht lange Zeit verging, so brachte ihm jemand den Bericht; aber wer ist's gewesen? Seine Tochter selbst war es! Sobald sie von den Äpfeln gegessen hatte, war sie gesund aus dem Bett gesprungen. Was der König für eine Freude gehabt hatte, kann man nicht beschreiben. Aber jetzt wollte er seine Tochter dem Hans nicht zur Frau geben und sagte, er müsse erst einen Nachen (ein Boot) machen, der auf dem trockenen Land noch besser ginge als im Wasser drin. Der Hans nahm die Bedingung an und ging heim und erzählte, wie es ihm ergangen sei. Da schickte der Vater den Ulrich ins Holz, um einen solchen Nachen zu machen. Er arbeitete fleißig und pfiff dazu. Am Mittag, als die Sonne am höchsten stand, kam ein kleines eisgraues Männlein und fragte, was er da mache. Der Ulrich gab ihm zur Antwort: "Einen Waschtrog." Das eisgraue Männlein sagte: "Nun, so sollen's welche sein und bleiben." Am Abend meinte der Ulrich, er habe jetzt einen Nachen gemacht, aber als er sich hineinsetzen wollte, da waren's lauter Waschtröge. Am andern Tag ging der Samuel in den Wald, aber es erging ihm genauso wie dem Ulrich. Am dritten Tag ging der dumme Hans. Er schaffte recht fleißig, daß der ganze Wald von seinen Schlägen widerhallte und pfiff und sang recht lustig dazu. Da kam wieder das eisgraue Männlein zu Mittag, wo es am heißesten war, und fragte, was er da mache. "Einen Nachen, der auf dem trockenen Land besser geht als auf dem Wasser," und wenn er damit fertig sei, so bekomme er die Königstochter zur Frau. "Nun," sagte das Männlein, "dann soll's einer werden und bleiben." Am Abend, als die Sonne ganz golden untergegangen war, hatte der Hans seinen Nachen fertig mit allem, was dazu gehörte. Er setzte sich hinein und ruderte der Residenz des Königs zu. Der Nachen aber ging so geschwind wie der Wind. Der König sah es von weitem, wollte aber dem Hans seine Tochter noch nicht geben und sagte, er müsse erst noch hundert Hasen hüten - vom frühen Morgen bis zum späten Abend -und wenn ihm auch nur einer fortliefe, bekomme er die Tochter nicht. Der Hans war's zufrieden, und gleich am andern Tag ging er mit seiner Herde auf die Weide und paßte sehr gut auf, daß ihm keiner davonliefe. Kurze Zeit danach kam eine Magd vom Schloß und sagte zum Hans, er solle ihr geschwind einen Hasen geben, sie hätten nämlich plötzlich Besuch bekommen. Der Hans aber merkte wohl, wo das hinaus wollte, und sagte, er gäbe keinen her, der König könne dann morgen seinem Besuch mit Hasenpfeffer aufwarten. Die Magd aber gab sich damit nicht zufrieden und fing am Ende auch noch zu schimpfen an. Da sagte der Hans, wenn die Königstochter selber komme, so wolle er ihr einen Hasen geben. Das sagte die Magd im Schloß, und die Königstochter ging daraufhin selbst. Unterdessen aber kam zum Hans wieder das eisgraue Männlein und fragte ihn, was er da tue. "Ha," sagte Hans, "ich muß hundert Hasen hüten, daß mir auch keiner davonläuft, dann darf ich die Königstochter heiraten und werde König." - "Gut," sagte das Männlein, "da hast du ein Pfeifchen, und wenn dir einer davonläuft, so pfeife nur, dann kommt er wieder zurück." Wie nun die Königstochter kam, gab Hans ihr einen Hasen in die Schürze. Aber wie sie hundert Schritte weg war, nahm er die Pfeife und pfiff, und der Hase sprang ihr aus der Schürze und - hast du's nicht gesehen? - kehrte wieder zur Herde zurück. Als es nun Abend war, pfiff der Hasenhirte noch einmal und sah zu, daß alle da waren; dann trieb er sie zum Schloß. Der König war sehr verwundert, daß Hans imstande war, hundert Hasen zu hüten, ohne daß ihm einer davonlief. Er wollte ihm die Tochter aber immer noch nicht geben und sagte, er müsse ihm erst eine Feder aus dem Schwanz des Vogel Greif bringen. Da machte sich Hans auf den Weg und marschierte rüstig voran. Am Abend kam er zu einem Schloß, da bat er um ein Nachtlager, denn damals gab es noch keine Wirtshäuser; da sagte der Herr vom Schloß mit großer Freude zu und fragte ihn, wohin er wollte. Der Hans gab darauf zur Antwort: "Zum Vogel Greif." - "So, zum Vogel Greif? Hm, man sagt immer, der wisse alles, und ich habe den Schlüssel zur eisernen Geldkiste verloren: Ihr könnt doch so gut sein und ihn fragen, wo er sei." - "Ja freilich," sagte der Hans, "das will ich schon tun." Am Morgen in der Frühe ist er weitergegangen und kam unterwegs zu einem andern Schloß, in dem er wieder über Nacht blieb. Wie dort die Leute vernahmen, daß er zum Vogel Greif wolle, sagten sie, im Hause sei eine Tochter krank, und sie hätten schon alle Mittel versucht, aber keines habe bisher geholfen. Er solle doch so gut sein und den Vogel Greif fragen, was die Tochter wieder gesundmachen könne. Der Hans sagte, das wolle er gern tun, und ging weiter. Da kam er zu einem Wasser, und anstatt einer Fähre war da ein großer, großer Mann, der alle Leute hinübertragen mußte. Der Mann fragte den Hans, wo seine Reise hinginge. "Zum Vogel Greif," sagte der Hans. "Nun, wenn Ihr zu ihm kommt," sagte da der Mann, "so fragt ihn auch, warum ich alle Leute über das Wasser tragen muß." Da sagte der Hans: "Ja, mein Gott, ja, das will ich schon tun." Dann nahm ihn der Mann auf die Schulter und trug ihn hinüber. Endlich kam der Hans zum Haus vom Vogel Greif, aber es war nur seine Frau zu Hause und der Vogel Greif selber nicht. Da fragte ihn die Frau, was er wolle. Da erzählte ihr der Hans alles, daß er eine Feder aus dem Schwanz des Vogel Greif holen sollte, und dann hätten sie in einem Schloß den Schlüssel zur Geldkiste verloren, und er sollte den Vogel Greif fragen, wo der Schlüssel sei. Dann sei in einem andern Schloß eine Tochter krank, und er sollte wissen, was das Mädchen wieder gesund machte. Dann sei nicht weit von hier ein Wasser und ein Mann dabei, der die Leute hinübertragen müsse, und er möchte auch gern wissen, warum dieser Mann alle Leute hinübertragen müsse. Da sagte die Frau: "Ja schaut, mein guter Freund, es kann kein Christ mit dem Vogel Greif reden, er frißt sie alle; wenn Ihr aber wollt, so könnt Ihr Euch unter sein Bett legen, und zur Nacht, wenn er recht fest schläft, könnt Ihr herauflangen und eine Feder aus seinem Schwanz reißen; und wegen der Sachen, die Ihr wissen wollt, will ich ihn selber fragen."

Der Hans war damit zufrieden und legte sich unter das Bett. Am Abend kam der Vogel Greif heim. Und wie er in die Stube kam, so sagte er: "Frau, ich rieche einen Christen! Hier schmeckt's nach Mensch!" - "Ja," sagte da die Frau, "es war heut einer da, aber er ist wieder fortgegangen"; und da sagte der Vogel Greif nichts mehr. Mitten in der Nacht, als der Vogel Greif recht schnarchte, langte Hans hinauf und riß ihm eine Feder aus dem Schwanz. Da schreckte der Vogel Greif plötzlich hoch und sagte: "Frau, ich rieche einen Menschen, und es ist mir, als habe mich jemand am Schwanz gezerrt!" Da sagte die Frau: "Du hast gewiß geträumt, und ich hab dir ja heut schon gesagt, es war ein Mensch da, aber er ist wieder fort. Doch hat er mir allerhand Sachen erzählt. Sie hätten in einem Schloß den Schlüssel zur Geldkiste verloren und könnten ihn nicht mehr wiederfinden." - "Oh, die Narren," sagte der Vogel Greif, "der Schlüssel liegt im Holzhaus hinter der Tür unter einem Holzstoß." - "Und dann hat er auch gesagt, in einem Schloß sei eine Tochter krank, und sie wüßten kein Mittel, um sie gesundzumachen." - "Oh, die Narren," sagte der Vogel Greif, "unter der Kellerstiege hat eine Kröte ein Nest von ihren Haaren gemacht, und wenn sie die Haare wieder zurückbekommt, so wird sie gesund." - "Und dann hat er auch noch gesagt, es sei an einem Ort ein Wasser und ein Mann dabei, der müsse alle Leute darübertragen." - "Oh, der Narr," sagte der Vogel Greif, "täte er nur einmal einen mitten reinstellen, er müßte keinen mehr hinübertragen."

Am andern Morgen in der Frühe stand der Vogel Greif auf und ging fort. Da kam Hans unter dem Bett hervor und hatte eine schöne Feder; auch hatte er gehört, was der Vogel Greif gesagt hatte wegen des Schlüssels und der Tochter und dem Manne. Die Frau vom Vogel Greif erzählte ihm dann alles noch einmal, daß er nichts vergesse, und dann ging er wieder nach Hause. Zuerst kam er zu dem Mann am Wasser, der ihn gleich fragte, was der Vogel Greif gesagt habe. Da sagte der Hans, er solle ihn erst hinübertragen, er wolle es ihm dann drüben, am andern Ufer, sagen. Da trug ihn der Mann hinüber. Als er drüben war, sagte ihm der Hans, er sollte nur einmal einen mitten hinein in den Fluß stellen, so müßte er keinen mehr hinübertragen. Da freute sich der Mann vom Wasser sehr und sagte zum Hans, er wolle ihn zum Dank noch einmal hin- und zurücktragen. Da sagte der Hans, er wolle ihm die Mühe ersparen, er sei schon mit ihm zufrieden und ging weiter. Da kam er zu dem Schloß, wo die Tochter krank war, nahm sie auf die Schultern, denn sie konnte nicht laufen, trug sie die Kellerstiege hinab und nahm das Krötennest unter der untersten Stufe vor und gab es der Tochter in die Hände. Die sprang plötzlich von der Schulter herunter, die Stiege hinauf und war wieder ganz gesund. Jetzt hatten der Vater und die Mutter eine große Freude und schenkten dem Hans Gold und Silber, und was er immer nur haben wollte, das gaben sie ihm. Als Hans nun zu dem andern Schloß kam, ging er gleich ins Holzhaus, und richtig, hinter der Tür unter einem Holzstoß fand er den Schlüssel, den er sogleich dem Herrn brachte. Er freute sich nicht wenig und gab dem Hans zur Belohnung viel von dem Gold, das in der Kiste war, und sonst noch allerhand Sachen, wie Kühe und Schafe und Geißen.

Wie der Hans zum König kam mit all seinen Sachen, mit dem Geld und Gold und Silber und den Kühen, Schafen und Geißen, fragte ihn der König, woher er das alles nur habe. Da sagte der Hans, der Vogel Greif gebe einem, so viel man wollte. Da dachte der König, er könne das auch brauchen, und machte sich auf den Weg zum Vogel Greif. Und als er zum Wasser kam, da war er der erste, der nach dem Hans kam, und der Mann stellte ihn mitten im Wasser ab und ging fort. Und der König ertrank. Der Hans aber heiratete die Tochter und wurde König.
 
Die Gebrüder Grimm bekommen so ihr eigenes Fett weg?
Ich glaube gehört zu haben das die Herren auch gern Copy and paste gespielt haben.
 
Rin Tin Tin – die wahre Geschichte:
Rin Tin Tin war der Vorgänger aller Filme mit Hunden als Hauptdarsteller. Ob nun Lassie, Susi & Strolch, Beethoven,Kommissar Rex, Bnji, Marley (Ich und Marley), „Hachiko“, …

Rin Tin Tin war einer von zwei Welpen. Lee Duncan, ein US-Soldat fand sie gegen Ende des Ersten Weltkriegs in einem zerschossenen Stall in Lothringen. Schnell wurde der intelligente Hund zum Maskottchen der Einheit. Während der Gefechte wurde die Einheit vom Feind eingeschlossen. Mit einer befestigten Notiz holte er Hund, trotz des Beschusses Verstärkung und wurde bald darauf als Meldehund ausgebildet und rettete so zahlreiche Leben. Lee Duncan nahm beide Hunde am Ende des Krieges seine „Kameraden“ mit nach Los Angeles.. Seine Schwester Nanette starb bald nach der Ankunft in den USA und wurde später durch eine andere Hündin dieses Namens ersetzt. Lee Ducan brachte Rin Tin Tin, der gerne alles lernte, alle möglichen Tricks bei.

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Als Rin Tin Tins Bein bei einem Unfall mit einem schweren Zeitungsstapel gebrochen wurde war eigentlich sein Todesurteil ausgesprochen. Kein Tierarzt wollte den Hund behandeln – man wollte ihn lediglich einschläfern. Lee Duncan schiente den Bruch für seinen „Kriegskameraden“ selber und pflegte den Hund so gut, daß Rin Tin Tin wieder gesund wurde.

Der Hund wurde mit seinem Herrchen vom Produzenten Darryl F. Zanuck in einer Zirkusshow entdeckt und für eine kleinere Filmrolle engagiert, mit der er seine neue Filmkamera ausprobieren wollte. Eine Warner-Brothers-Filmcrew wurde auf den Hund aufmerksam. In einer Szene, in der ein Wolf agieren sollte, sprang Rin Tin Tin für den ursprüngliche Hund ein. Dieser behersschte einfach die Tricks der gewollten Szenen nicht. Rin Tin Tin absolvierte die Szene in dem ersten Take sofort erfolgreich. Warner Brothers waren so begeistert von Rin Tin Tin, daß sie ihn für den Film Man From Hells River engagierten, der ein überwältigender Erfolg wurde. Als einer der frühesten Filme mit Rin Tin Tin gilt die FBO-Produktion My Dad (1922). 1926 „verdiente“ Rin Tin Tin 6000 Dollar pro Woche.

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Nach 26 gedrehten Filmen und seiner eigenen Radioshow, „Der Wunderhund“ (The Wonderdog, 1930, die zwar live vor Publikum produziert wurde, in der er aber von den Radiohörern nur beim Bellen gehört wurde), verstarb Rin Tin Tin 13-jährig 1932 in Los Angeles im Beisein der Schauspielerin Jean Harlow. Er wurde in seiner Heimat Frankreich auf dem Hundefriedhof von Asnières-sur-Seine beerdigt. Die Grabinschrift lautet: „Rin·Tin·Tin La Grande Vedette Du Cinema“.

Rin Tin Tin erhielt bei der Adresse 1625 Vine Street einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.

Seine Nachfolger wurden „Rin Tin Tin Jr.“, der von 1932 bis 1939 in 13 Kinofilmen eingesetzt wurde, und „Rin Tin Tin III“, der nur 1939 und 1947 in je einem Kinofilm auftrat.

1935 hatte auch Rin Tin Tin Jr. sein eigenes 12-teiliges Serial, musste sich allerdings den Ruhm teilen mit Rex, the Wonderhorse in The Adventures of Rex and Rinty unter der Regie von Ford Beebe und B. Reeves Eason, der auch die Geschichte schrieb. Die Reihe wurde in Schwarzweiß gedreht, Aushangfotos, wie damals nicht unüblich, aber auch in Farbe produziert.

Rin Tin Tins Leben wurde unter der Regie von Danny Lerner als Rin Tin Tin – Ein Held auf Pfoten (Finding Rin Tin Tin, 2007) verfilmt.

Rantanplan, der einfältige Wachhund aus den Lucky-Luke-Abenteuern, der 1960 erstmals in Erscheinung trat, verdankt seinen Namen Rin Tin Tin. Er kann als Gegenstück des cleveren Schäferhundes gelten.
 
Der Fuchs und die Trauben
(Äsop – griechischer Dichter, ca 6. Jahrhundert)
An einem warmen Spätsommertag streifte der stolze Fuchs durch die Landschaft. Sein rotbrauner Pelz glänzte in der Sonne und ein leichter Wind wehte durch die umstehenden Büsche. Die Vögel zwitscherten in den Bäumen und alles schien friedlich und ruhig. Auf der Suche nach etwas Essbarem ließ der Fuchs seinen Blick durch die Gegend schweifen. Da er den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte, grummelte sein Magen. „Ich brauche unbedingt etwas zu Essen, sonst verhungere ich noch!“, dachte der Fuchs.
Plötzlich erblickte er eine prächtige Weinrebe, die am Dach des alten Bauernhofes wuchs. An ihr hingen unzählige Weintrauben, die in kräftigem Blau in der Sonne funkelten. „Das ist jetzt genau das Richtige!“, jauchzte der Fuchs und rannte zum Bauernhof. Von unten konnte er beobachten, wie die kleinen Maisen und Amseln eine Traube nach der anderen naschten. Sie schienen ihnen sichtlich zu schmecken, da die Vögel gar nicht genug von ihnen bekommen konnten.
„Das ist doch eine Leichtigkeit für mich“, dachte der Fuchs und nahm einige Schritte Anlauf. Mit einem großen Satz sprang er nach oben und griff mit seiner Pfote nach den Trauben. Doch der Fuchs verfehlte die leuchtenden Trauben und landete ohne etwas Essbares in seinen Pfoten wieder auf dem Boden.
„Ich habe wohl zu wenig Anlauf genommen. Noch zwei Schritte mehr und ich werde die ganze Weinrebe in meinen Pfoten halten“, dachte er übermütig. Doch auch beim nächsten Versuch griffen seine Pfoten in die Leere und er landete ohne Weintrauben wieder auf dem Boden. Der Fuchs versuchte es wieder und wieder, doch jeder seiner Versuche ein paar Trauben von der Weinrebe zu pflücken missglückte.
Eine halbe Stunde und unzählige Sprünge später war der Fuchs vollkommen außer Atem. Voller Wut und Trotz schnaubte er: „Pah! Ich würde mich ja richtig anstrengen, wenn diese Trauben wenigsten reif und süß wären. Aber diese sauren Trauben sind meine Mühe gar nicht wert!“
Die Maisen und Amseln waren von seinem Treiben vollkommen unbeirrt und naschten eine Traube nach der anderen. Mit leeren Pfoten und grummelndem Magen wandte sich der stolze Fuchs ab und streifte weiter durch die Landschaft.

Die Moral der Geschichte:
Die Geschichte vom Fuchs und den Trauben hat zwei Lehren. Zum einen zeigt sie, dass man nichts außerhalb seiner Reichweite begehren soll. Zum anderen wird verdeutlicht, dass manche Menschen ihr Scheitern im Nachhinein lieber auf die Umstände schieben, als die wahren Ursachen zu benennen.

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Die "nordische" Schöpfungsgeschichte:Zwischenablage01.jpg
Vor der Schöpfung gab es zwei Welten: Niflheim, eine kalte Welt, die ganz aus Eis bestand, und Muspelheim, eine heiße Welt, die ganz aus Glut und Feuer bestand. Muspelheim wurde von Surtur mit einem Flammenschwert bewacht. Zwischen den beiden Welten lag Ginnungagap, das geheimnisvolle Nichts, die gähnende Leere.
In der kalten Welt gab es den Brunnen Hwergelmir, aus dem zwölf Flüsse entsprangen. Auf der Seite Ginnungagaps, die der kalten Welt zugewandt war, gefror das Wasser zu Eis. Es dehnte sich immer weiter aus, auf das heiße Muspelheim zu, bis Eis und Feuer aufeinandertrafen. Daraus entstand das erste Lebewesen, der Frostriese
Ymir. Aus Ymirs Schweiß entstanden Mann und Frau und aus seinen Füßen entstanden zwei Söhne. Ymir ernährte sich von der Milch der Kuh Audumla, die aus dem schmelzenden Eis zum Vorschein kam. Die Kuh ernährte sich, indem sie das salzige Eis leckte. Nach einer Weile leckte sie aus dem Eis den ersten Mann Buri. Buri bekam mit einer Riesin einen Sohn. Sein Sohn bekam die Kinder Odin, Wili und We. Odin, Wili und We erschlugen den Frostriesen Ymir
und bildeten aus seinen Überresten die Welt. Aus Ymirs Fleisch wurde die Erde geschaffen, aus dem Blut wurde das Weltmeer, das die Erde umschließt, und aus dem Gehirn wurde der Himmel.
Unter dem Himmel saßen die vier Zwerge Austi, Westri, Nordri und Sudri. Sie erleuchteten den Himmel mit Feuerfunken aus Muspelheim. Aus zwei Bäumen wurden die ersten Menschen erschaffen, ein Mann und eine Frau. Der oberste Gott war Odin. Er beobachtete die ganze Welt und die Menschen von seiner Burg aus.
 
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Die ägyptische Schöpfungsgeschichte:
Am Anfang gab es den riesigen Ozean Nun. Sonst gab es nichts. Aus diesem unendlichen Wasser stieg der Urhügel Tatenen empor. Genau über ihm erblühte eine Lotosblüte. Aus ihr kam der Sonnengott Re hervor. In dem Durcheinander versuchte der Gott Ur-Atum ein unendliches Universum, das All, zu erschaffen. Re, der Sonnengott hatte zwei Kinder, nämlich Schu, die Luft, und Tefnut, das Wasser. Schu und Tefnut bekamen zwei Kinder: Geb, die Erde, und Nut, den Himmel. Geb und Nut hatten fünf Kinder: die Fruchtbarkeit Osiris, das fruchtbare Land Isis, die
Dürre Seth, Harmachhis und Nephtys, die Wüste. Isis und Osiris bekamen einen Sohn, den Königsgott Horus. Schließlich entstanden aus den Tränen des Sonnengotts Re die Menschen. Die Götter regierten zuerst als Pharaonen über die Menschen. Später zogen sie sich von den Menschen zurück und wurden unsichtbar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die chinesische Schöpfungsgeschichte:
In der Urzeit war der Weltraum ein riesiges Ei. In dem Ei war es vollkommen dunkel. Ein Held namens Pan Gu schlief schon über 18 000 Jahre in diesem Ei. Eines Tages wurde Pan Gu wach. Weil es so dunkel war, konnte er nichts sehen. Er wollte sich strecken, doch er konnte sich kaum bewegen.Zwischenablage01.jpg In dem Ei war es heiß und trocken und Pan Gu bekam kaum Luft zum Atmen. Er wollte nicht mehr in dem Ei leben, nahm sich eine Axt und zertrümmerte es. Danach stieg die leichte Luft empor und es entstand der Himmel. Schwere Materialien sanken hinunter und es bildete sich die Erde. So entstand die Welt und Pan Gu war sehr glücklich. Bald darauf machte Pan Gu sich große Sorgen, dass sich Himmel und Erde wieder zusammenschließen würden. Deshalb stellte er sich mit gespreizten Beinen zwischen Himmel und Erde und hielt den Himmel mit den Händen hoch. Pan Gu wuchs jeden Tag um das Neunfache. So hielt er die Erde immer höher und die Erde festigte sich. Es vergingen noch einmal 18 000 Jahre. Pan Gu war mittlerweile riesengroß, der Himmel war unerreichbar hoch und die Erde unglaublich stabil. Nun war Pan Gu völlig erschöpft. Er legte sich auf den Boden, schloss seine Augen und starb. Pan Gus linkes Auge wurde zur Sonne. Sie brachte Licht und erwärmte die Erde. Sein rechtes Auge wurde zum Mond, der die Nacht erleuchtete. Pan Gus Haare wurden zu den Sternen am Himmel. Seine Arme und Beine wurden zu Bergen. Sein Blut wurde zum Wasser in Flüssen und Seen. Pan Gus Knochen wurden zu Bäumen, Blumen und Gras. Sein Schweiß wurde zum Regen und sein Atem wurde zu sanftem Wind und weißen Wolken.
Die Göttin Nue Wa, eine Mischung aus Schlange und Mensch, formte eines Tages eine kleine Figur aus Lehm. Sie wollte nämlich nicht allein sein auf der Erde. Diese Figur nannte die Göttin Mensch. Da die Erde sehr groß war, formte sie jeden Tag Menschen. Doch dann hatte sie eine Idee: Sie tauchte einen Zweig in ein Schlammloch und wedelte mit dem Zweig in der Luft umher. Aus den Schlammtropfen wurden Menschen. Doch die Menschen starben nach einer gewissen Zeit. Deshalb erschuf die Göttin Mann und Frau, sodass die Menschen sich selbst vermehren konnten. Dann verschwand die Göttin von der Erde zurück in den Himmel.
 
Die philippinische Schöpfungsgeschichte:
Vor langer Zeit herrschte der Gott Kapok über die Erde. Eines Tages beschloß er, Menschen zu erschaffen. Zwischenablage01.jpgEr baute einen großen Ofen. Dann formte er aus Erde einen Mann und eine Frau. Kapok schob den Mann und die Frau in den Ofen, um sie zu brennen. Nach einer Weile holte er sie heraus und bemerkte, dass sie zu dunkel geworden waren. Dennoch gab er ihnen Atem zum Leben. Sie wurden die Vorfahren der dunkelhäutigen Menschen. Kapok wagte einen zweiten Versuch. Er holte die Figuren nun früher aus dem Ofen, doch diesmal waren sie zu hell geworden. Auch ihnen schenkte er den Lebensatem und sie wurden die Vorfahren der weißen Menschen. Schließlich machte er sich wieder an die Arbeit, formte noch einmal zwei Figuren und schob sie in den Ofen. Jetzt holte er sie zur rechten Zeit wieder heraus. Sie hatten die passende gebräunte Farbe, die ihm gefiel. Auch sie erhielten von ihm den Lebensatem und wurden die Vorfahren der Philippiner.
 
Die christliche Schöpfung
Oder: „Die Ersten Sieben Tage“
Der erste Tag
Am ersten Tag schuf Gott die Erde. Zunächst war diese noch ein dunkler, ungemütlicher Ort, auf dem niemand leben konnte. Deshalb hat Gott das Licht erschaffen. "Es werde Licht", sagte er und es wurde hell. Er sah, dass das Licht schön hell war. Gott wollte aber nicht, dass es immer nur hell war. Deshalb erschuf er Zwischenablage01.jpgdie Finsternis. Er nannte das Licht "Tag" und die Finsternis "Nacht". So brach die erste Nacht herein. Der erste Tag war nun vorbei

Der zweite Tag
Am zweiten Tag machte Gott den Himmel. Dafür teilte er das Wasser, aus dem die Erde war. Dadurch gab es einen großen Bogen. Er nannte den Bogen "Himmel". Der zweite Tag war nun vorbei.

Der dritte Tag
Am dritten Tag machte Gott das Land. Es sollte nicht überall nur Wasser sein - es mußte festen Boden geben, auf dem die Menschen und Tiere leben können. Und das Meer sollte es geben für die Tiere, die im Wasser lebZwischenablage02.jpgen. Dafür sammelte er das Wasser an einem Ort, so dass einige Stellen auf der Erde trocken wurden. Gott nannte diese Stellen "Land" und das angesammelte Wasser "Meer". Gott sah, dass es gut war. Er machte am selben Tag auch die Pflanzen und Fruchtbäume mit Samen, so dass es immer wieder neue Pflanzen gibt. Diese wuchsen in der Erde an Land. Gott sah, dass es gut war. Auch der dritte Tag war jetzt vorbei.

Der vierte Tag
Am vierten Tag machte Gott Sonne, Mond und Sterne. Es sollte zwei Lichter geben, die immer leuchten und den Menschen zeigen, ob es Tag oder Nacht ist. Er nannte das große, hellere Licht "Sonne" und das andere "Mond". Gemeinsam mit der Sonne und dem Mond setzte er Sterne an den Himmel. Sie sollten über der Erde leuchten. Der vierte Tag war vorbei.

Der fünfte Tag
Am fünften Tag machte Gott die Fische und die Vögel. Die Fische können im Meer schwimmen und die Vögel am Himmel fliegen. Gott wünschte ihnen alles Gute, indem er sie segnete. "Seid fruchtbar und mehret euch", sprach er ihnen zu. Die Vögel und die Fische sollten Kinder bekommen und ihre Kinder sollten auch Kinder bekommen. So ist immer Leben auf der Erde und im Wasser. Auch der fünfte Tag war nun vorbei.Word öffnen.jpg

Der sechste Tag
Am sechsten Tag machte Gott Tiere aller Art: Kühe, Schweine, Spinnen, Käfer, Löwen, Elefanten und alle anderen. Er sah, dass es gut war. Dann sagte er: "Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich!" Und so erschuf er die Menschen, die ihm in Vielem ähnlich waren. Dann machte er Frauen und Männer. Gott segnete auch die Menschen und sagte ihnen, dass auch sie Kinder bekommen sollten und über die Erde herrschen sollten. Er wollte nicht, dass es nur einen Menschen gab und fand es schön, wenn es immer mehr Menschen auf der Erde gab. Und so kann es ganz viele Menschen geben: große und kleine, Menschen mit heller Haut und mit dunkler und mit hellem und dunklem Haar.

Die Menschen sollten sich um all die Tiere kümmern, die Gott erschaffen hatte. Er schenkte den Menschen die Bäume und Blumen, die er gemacht hatte, deren Früchte der Mensch essen sollte. Die Pflanzen waren als Essen für die Tiere gedacht. Er sah sich alles an, was er schon gemacht hatte und war zufrieden. Nun war auch der sechste Tag vorbei.

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Der siebte Tag
Am siebten Tag war die Erde endlich fertig: Im Meer schwammen die Fische, am Himmel flogen die Vögel und die Menschen und viele Tiere waren an Land. Gott war nun sehr erschöpft, nachdem er alles erschaffen hatte und ruhte sich deshalb am siebten Tag aus. Er segnete den siebten Tag, an dem man ruhen sollte.
(Bibel: GEN 1,26-31; 2,1-3)
 
„Der siebte Tag“
("Die Apokalypse")
Der erste Tag
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde und machte den Menschen zu seinem Ebenbild.
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Doch im Laufe der Zeit beschloss der Mensch, dass er Gott nicht mehr brauchte.
Am ersten Tag überlegte der Mensch sich, dass der Ruhetag gestrichen werden muss.
Arbeiten war doch viel wichtiger. Schließlich muss man viel Geld verdienen, um sich alles das leisten zu
können, was es auf der Welt gibt. Ob man es wirklich brauchte, war doch egal.


Der zweite Tag
Am zweiten Tag beschloss der Mensch, dass er nicht mehr länger für die Pflanzen und Tiere
verantwortlich sein wollte. „Sollen sie sich doch um sich selbst kümmern!“, dachte er. Tiere
waren höchstens zum Essen da und Pflanzen brauchte er nicht mehr. Das konnte man doch alles
künstlich herstellen. Und so starben die Tiere und die Bäume und Pflanzen gingen zugrunde.
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Der dritte Tag
Am dritten Tag starben die Wassertiere. Die Meere waren voller Müll, in denen sich die Tiere
verfingen und erstickten. Andere Wassertiere fraßen versehentlich den Müll und verendeten
daran. Aber der Mensch produzierte weiterhin immer mehr Müll. Auch die Vögel konnten nicht
mehr überleben, weil der Mensch ihnen ihren Lebensraum und ihre Nahrung genommen hatte.
Dem Menschen war das egal.
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Der vierte Tag
Am vierten Tag zog der Mensch in den Krieg. Die, die genug hatten, wollten immer noch mehr.
Andere hatten gar nichts mehr und wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Aber keiner wollte sie
aufnehmen. Statt den Lichtern am Himmel sah man nur noch Feuerbälle und Rauch – keiner
wusste mehr, ob Tag oder Nacht war.
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Der fünfte Tag
Am fünften Tag erreichte der Klimawandel seinen Höhepunkt. Die Erderwärmung war viel zu
stark vorangeschritten, sodass der Meeresspiegel anstieg. Es gab immer mehr gefährliche
Sturmfluten und schwere Unwetter. Andere Regionen der Erde trockneten vollkommen aus.
Lebensräume wurden immer knapper.
UEberschwemmungen-in-Niederbayern


Der sechste Tag
Am sechsten Tag waren nicht mehr viele Menschen übrig. Himmel und Erde waren kaum noch
zu unterscheiden, die Welt war nicht mehr wiederzuerkennen. Aber die Menschen waren immer
noch der Meinung, dass sie alles richtig machten.
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Der siebte Tag
Am siebten Tag war Gottes Werk zerstört. Die Erde war wüst und leer. Alles war finster.
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Die Lakota Schöpfungsgeschichte​

Zwischenablage01.jpgEs gab einmal eine andere Welt vor dieser. Aber die Menschen dieser Welt haben sich nicht benommen. Verärgert darüber machte der Große Geist sich auf, eine neue Welt zu schaffen. Er sang mehrere Lieder um Regen zu bringen, der mit jedem Gesang stärker wurde. Als er das vierte Lied sang, spaltete sich die Erde und Wasser sprudelte aus den vielen Spalten und verursachte eine große Flut. Als mit der Zeit der Regen aufgehört hatte, waren alle Menschen und fast alle Tiere ertrunken. Nur Kangi -die Krähe- hatte überlebt. Kangibat den Großen Geist ihr einen neuen Platz zum Ausruhen zu geben. Also entschied der Große Geist, daß die Zeit gekommen sei, eine neue Welt zu schaffen. Aus seiner großen Pfeifentasche, die alle Gattungen von Tieren und Vögeln enthielt, wählte der Große Geist vier Tiere aus, die für eine lange Zeit unter Wasser bleiben konnten. Er schickte jeweils eine von ihnen zum Grund des Hochwassers, um einen Klumpen Lehm nach oben zu holen.
Als Erster tauchte der Eistauchervogel tief in das dunkle Wasser, doch er konnte den Grund nicht erreichen. Auch Ptan, der Fischotter mit seinen starken Schwimmhäuten schaffte es nicht. Als Nächster kam Capa, der Biber, der mit seinem großen, flachen Schwanz tief nach unten ins Wasser tauchte, aber auch er brachte keinen Lehm an die Oberfläche. Zwischenablage02.jpgSchließlich holte der Große Geist die Keya aus seiner Pfeifentasche und hielt sie an, etwas Lehm aus der Tiefe zu holen. Die Schildkröte blieb so eine lange Zeit unter Wasser, dass jeder dachte, sie wäre wohl ertrunken. Doch auf einmal kam die Schildkröte mit einem großen Wasserspritzer an die Wasseroberfläche. An ihren Füßen und Klauen, in den Rissen im oberen und untereren Panzer, war überall Lehm.
Singend nahm der Große Geist den Lehm in seine Hände und verteilte ihn über das Wasser, gerade groß genug für ihn selbst und die Krähe. Dann schüttelte er zwei lange Adlerfedern über den Lehm, bis der Lehm sich als Land weit und abwechslungsreich über das Wasser verteilte. Traurig über trockenes Land, weinte der Große Geist viele Tränen, die zu Seen, Flüsse und Meere wurden. Er nannte das neue Land „Schildkröten Kontinent“ zu Ehren der Schildkröte, die den Lehm brachte, der das Land formte.
Dann holte der Große Geist viele Tiere und Vögel aus seiner Pfeifentasche und verbreitete sie über die Erde. Aus der roten, weißen, schwarzen und gelben Erde formte er Frauen und Männer. Der Große Geist gab den Menschen seine heilige Pfeife und erzählte ihnen, wie sie mit ihr leben sollten. Er warnte sie vor dem Schicksal, das die Menschen vor ihnen ereilte. Er versprach, dass alles gut sein wird, wenn alle Lebewesen gelernt haben, in Harmonie zusammenzuleben. Doch, wenn sie es nicht gut und hässlich machen, die Welt wieder zerstört werden würde.

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("Lakota" sind ein Stamm der Sioux)

Die "Sioux":
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Die Lakota, Lakhota sind die westlichste Dialekt- und Stammesgruppe der Sioux aus der Sioux-Sprachfamilie. Ursprünglich lebten die Lakota gemeinsam mit den übrigen Sioux-Stämmen im Gebiet westlich der Großen Seen, jedoch wurden später große Gruppen der Sioux von den Anishinabe nach Süden und Westen verdrängt.

Viele sprechen den Namen falsch aus. Aus alten Western , die in das Deutsche synchronisiert worden sind wird der Name so ausgesprochen, wie er sich schreibt: „Siox“ In Deutschland spricht man den Namen als „Sii-uks“ oder auch als „Zi-uks“ aus. In Frankreich „Sju“, in englischen Sprachraum die beinahe korrekte Aussprache: „Su“. Denn das Wort „Sioux“ ist eigentlich lediglich die kolonialistische Kurzform des wahren Namens. Die Franzosen (das ursprüngliche „Louisiana“) machten aus dem Ojibwa-Wort "Nadouessioux“ (kleine Schlangen) den heute verwendeten Namen Sioux.

Die Sioux kann man in drei „Stammesgruppen“ unterteilen: Die Dakota, die Nakota und die Lakota, die sich wiederum in zahlreiche Stämme unterteilen.
Link zu der Liste der Sioux-Stämme:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Sioux-Stämme
 
Wie das Licht entstand
Der Schöpfungsmythos der Haida-Indianer an der Westküste Kanadas.
Die Haida-Indianer an der Westküste Kanadas haben sich einst erzählt, wie das Licht entstanden ist. Das geschah nämlich so:
Als es auf der Erde noch finster war und niemand sie bewohnte, gab es einen alten Mann und seine Enkeltochter, die lebten am Ufer eines Flusses in einer kleinen Hütte. Einmal kam der Rabe, der schon immer hier gelebt hatte, an der Hütte vorbei und hörte den alten Mann sagen:
"Hier habe ich eine Schachtel und in dieser befindet sich noch eine Schachtel und darin noch eine kleinere und noch viele weitere immer kleinere und in der allerkleinsten Schachtel, da bewahre ich alles Licht der Welt auf und werde es niemandem zeigen, nicht einmal meiner Enkeltochter, denn wer weiß, was daraus für Unheil entstehen könnte."
Das ärgerte den Raben, denn schon lange hatte er daran gedacht, wie es ihm gelingen könnte, Licht in diese finstere Welt hereinzubringen. Von nun an sann er darauf, in die Hütte des alten Mannes zu gelangen und sich der Schachtel zu bemächtigen.Rudolph.jpgAber jedes Mal, wenn er versuchte, in die Hütte einzudringen, während der alte Mann und seine Tochter am Ufer des Flusses weilten, um Wasser zu holen, fand er die Wand der Hütte verschlossen. Da, wo der alte Mann herausgekommen war, gab es plötzlich keine Tür mehr. Und so oft er es auch versuchte, er fand keinen Eingang.

Da ersann er eine List. Als der Alte und seine Enkeltochter wieder einmal am Fluss waren, da verwandelte er sich in eine Tannennadel und ließ sich im Wasser treiben, so dass ihn das Mädchen mit ihrem Schöpfbehälter auffischte und weil sie durstig war, mit einem Mal hinunterschluckte.

Und weil der Rabe auch in dieser winzigen Form noch magische Kräfte gesaß, verwandelte er sich im Inneren des Mädchens in ein kleines menschliches Wesen. Er wuchs und wuchs und das Mädchen wusste nicht, was ihm geschah, doch in der Dunkelheit bemerkte ihr Großvater nichts von alledem.
Nur eines Tages war er erstaunt, dass da ein merkwürdiges Wesen in Gestalt eines kleinen Jungen in seiner Hütte wohnte, aber weil es so dunkel war, bemerkte er nicht, dass der Junge aussah wie ein Rabe.

Seine laute und drächzende Stimme war so eindringlich und dann wiederum so leise schmeichelnd, dass ihr niemand widerstehen konnte.

Nun begann der Rabe nach der Schachtel zu suchen und als er sie entdeckt hatte, mit seiner Stimme so lange zu betteln, dass ihm der alte Mann die erste Schachtel schließlich herausgab. Doch der Rabenjunge bettelte weiter, und weil der Großvater ihn mochte, gab er schließlich nach und gab ihm auch die nächste. und so ging es weiter, bis er schließlich die letzte Schachtel erbettelt hatte und darum bat, doch nur einen Moment lang das Licht halten zu dürfen, das sich darin befand.

Der Großvater konnte dem Betteln nicht widerstehen und überreichte ihm das kostbare Gut. Doch im Nu, sobald der Rabenjunge das Licht in Händen hatte, verwandelte er sich in seine Rabengestalt zurück und flog mit seiner Beute davon.

Mit einem Mal war die Welt vollkommen verwandelt: Berge und Bäume wurden sichtbar, alles erhielt Konturen, das Wasser begann zu spiegeln, überall blinkte und glitzerte es. Der Rabe freute sich an der erhellten neuen Welt und dass er nun alles sehen konnte, statt im Dunkeln herunzuirren.

Der Adler versuchte dem Raben das Licht abzujagen, da ließ dieser den letzten Rest fallen, und so entstanden der Mond und die Sterne.

Der alte Mann aber war todunglücklich über seinen Versust, nur als er seine Enkelin betrachtete und sah, wie schön sie war, da tröstete ihn dieser Anblick ein wenig.

Als nun der Rabe die neu erleuchtete Welt besah, suchte er nun endlich etwas Neues zu entdecken, und als er eines Tages am weiten Strand des Meeres herumspähte, da sah er eine große Muschel, aus deren Innerem leise Geräusche an sein Ohr drangen.

In der Muschel hielten sich kleine, unscheinbare Kreaturen versteckt, aus Angst vor seinem riesigen Schatten. Nun sollte seine Langeweile endlich ein Ende haben, und er lockte mit seiner weichen und schmeichlerischen Stimme so lange, bis die kleinen Wesen aus der Muschel hervorkrabbelten und sich an das Tageslicht wagten.

Zuerst erschraken sie vor der gewaltigen Weite des Meeres und dem unermesslich weiten Himmel und zogen sich schnell wieder ins Innere der Muschel zurü. Dann aber war ihre Neugier doch stärker, und sie verließen die Muschel nun endgültig.

Der Rabe besah sich diese eigenartigen Wesen, die zwei Beine wie er selbst hatten, sich ansonsten in ihrer Gestalt aber deutlich von ihm unterschieden:
Es waren die ersten Menschen, die Haida.

Die Geschichte erzählt weiter, wie aus diesen ersten Menschen, die alle nur eines Geschlechtes waren, durch einen weiteren Trick des Raben schließlich ein zweites Menschengeschlecht, nun aber in zweierlei Form, männlich und weiblich, hervorging, womit er nun endlich zufrieden war, denn die Neugier, die die beiden Geschlechter füreinander entwickelten, war für den Raben die größte Freude.