Schlüsseldienst - Wucher?

DaPhreak

Primus inter pares
ID: 30143
L
8 Mai 2006
2.418
295
Hallo ihr lieben,


Gestern habe ich es zum ersten mal in diesem Leben geschafft - ich habe mich komplett aus der eigenen Wohnung ausgesperrt. Stressigen Tag gehabt, wie auch immer, alle Schlüssel lagen drin und die Tür fiel ins Schloss.

Also in den sauren Apfel gebissen und einen Schlüsseldienst bestellt. Der war auch sehr seriös, hat sich Ausweis geben lassen uns unterschreiben lassen, dass wir ihm den Einbruch erlauben und uns genau die Kosten erklärt. Um die geht es mir auch, denn die sahen wie folgt aus

- "Türöffnungspauschale" 109 EUR
- Anfahrskosten 46 EUR
- zzgl. MwST 19%
:arrow: Summa summarum 184 EUR

Nun waren wir eindeutig in einer Notlage, das Missgeschick war mir 20:00 passiert, ich stand vor der Tür und es war kalt, ich konnte also kaum sagen er soll wieder heim fahren.

Da die Tür nur ins Schloss gefallen war ließ sie sich mit einem Türöffnungsblech binnen weniger Minuten öffnen. Im Endeffekt haben mich also geschätzt 5 Minuten fast 200 EUR gekostet.


Das war bitter doch ich dachte die sind eben so teuer. Bis mir dann heute mehrere Leute erzählten, dass sie nur 35-55 EUR für den gleichen Dienst bezahlt haben. Sollte man mir also wirklich 250% über dem Durchschnittspreis unter Ausnutzung einer Notlage abgeknöpft haben? Das klingt ganz klar nach Wucher.


So ganz konnte ich das noch nicht glauben, bis ich auf das Urteil des AG München vom 27.08.2004 (141 C 27160/03) gestoßen bin. Grob wiedergegeben:

So hielt das Amtsgericht München die Rechnung eines Schlüsseldienstes von 180 Euro für das Öffnen einer Wohnungstür für völlig überzogen. Angemessen gewesen wäre eine Vergütung von 50 Euro. Die Überhöhung der Kosten um mehr als 250 Prozent wertete das Gericht als Wucher. Der Schlüsseldienst musste daher 130 Euro an den geprellten Kunden zurückzahlen.

Irgendwie genau das was ich erlebt habe. Dummerweise finde ich 141 C 27160/03 nirgendwo im Wortlaut, die Links die es dort hin gibt sind irgendwie alle tot.


Was meint ihr, wenn es schon so ein eindeutiges Urteil gibt, lohnt es sich, es zu versuchen, sich da was wieder zu holen?

Wenn ja, wie muss ich da vorgehen, reicht ein formloses Schreiben, brauche ich da einen Anwalt? Eine Rechtsschutzversicherung habe ich leider nicht. :\
 
Hier ist das Urteil zwar nicht im Wortlaut aber wohl doch etwas ausführlicher zu finden.
Ein paar Besonderheiten gab es da wohl:
- es war eine Wohnungsöffnung zu "normaler Tageszeit" - nicht wie bei dir abends nach 8
- die Beklagte hat selbst im Internet mit einem Preis von 41 € netto geworben, in diesem Fall aber 156 € netto abgerechnet
Und nicht zu vergessen, der Fall ist mehr als acht Jahre her, seitdem sind die Preise sicher nicht gesunken...

Du solltest also wohl mal schauen, was denn bei dir in der Gegend "übliche" Preise der Schlüsseldienste sind (allerdings ist hier natürlich zu berücksichtigen, dass der Fall außerhalb der "normalen" Geschäftszeiten war), oder ob der von dir beauftragte Schlüsseldienst vielleicht sogar selbst mit einem bestimmten Preis wirbt. Je nach dem, was diese Recherchen dann ergeben, kannst du immernoch entscheiden, ob du den Schlüsseldienst mit einem netten Hinweis auf das Urteil mal fragst, wie denn der Preis zustande kommt.
 
Danke schon mal für die Antwort. So ganz trifft das Urteil nicht zu, da hast Du recht.

Preisvergleich mache ich gerade. Bezüglich Uhrzeit hat er aber nichts gesagt, dass das einen Zuschlag kosten würde, da schaue ich mir die Rechnung nochmal genauer an. Aber mir kommt das trotzdem zu hoch vor. Hier mal ein Beispiel aus Berlin: bis 18:00 20 EUR, danach 40 EUR. Berlin ist zwar weit weg aber trotzdem ist das eine ganz andere Größenordnung.

Internetpreise gibt's da leider nicht, das war so eine Schlüsseldienst-Gemeinschafts-Hotline, die suchen dann selbst wen raus und haben im Netz keine Preise. Wir haben am Telefon nicht nach dem Preis gefragt, klar war das ein Fehler, aber in so einem Moment denkt man eben auch nicht an alles.

Bezüglich Anfahrt sind wir auch getäuscht wurden: Die Seite auf der die Nummer stand warb mit einer Adresse in unserem Ort, der Kollege kam aber aus einem 30km entfernten. Er sagte zwar, dass wir noch zum Umkreis seines Einsatzortes gehören und somit die Fahrkosten nicht höher wären als wenn es direkt bei ihm im Ort gewesen sei, aber ich finde sie aber trotzdem recht hoch.

Werde mal versuchen ob ich eine Verbraucherzentrale erreiche, vielleicht haben die noch einen hilfreichen Hinweis. Ansonsten schaue ich mal nach Preisen.
 
also ich hab mal bisschen im Internet geschaut und in Köln sind die Preise bei ca. 60 Euro für eine zugezogene Tür bis 18 Uhr, danach um die 100 Euro...

also so realitätsfremd ist der Preis garnicht, wobei ich jetzt die Anfahrtskosten nicht bewerten kann, aber 50 Euro find ich schon etwas viel, kommt aber natürlich drauf an, wo du wohnst und wo der Schlüsseldienst losfährt...
 
also ich hab mal bisschen im Internet geschaut und in Köln sind die Preise bei ca. 60 Euro für eine zugezogene Tür bis 18 Uhr, danach um die 100 Euro...

Hm, schon komisch, dass das 3x so teuer ist wie in Berlin, oder? Mir haben schon 2 Kollegen erzählt, dass sie insgesamt nur einmal 40 einmal 55 EUR bezahlt haben (mit Anfahrt), beide hier in der Nähe. Vor 18:00 zwar aber trotzdem eine andere Größenordnung.

also so realitätsfremd ist der Preis garnicht, wobei ich jetzt die Anfahrtskosten nicht bewerten kann, aber 50 Euro find ich schon etwas viel, kommt aber natürlich drauf an, wo du wohnst und wo der Schlüsseldienst losfährt...

Es war wie gesagt eine Pauschale, er hätte also den gleichen Preis erhoben wäre er nur 100 Meter gefahren. In meinem Fall musste er 30km fahren. Darüber jedoch wurde ich meinem Empfinden nach getäuscht da wie gesagt auf der Website eine Adresse direkt hier im Ort angegeben ist. Wird einem ja nicht gesagt, dass das eine Zentrale ist, die von wo anders wen her holt.


*edit* Beratung bei der Verbraucherzentrale kostet auch wieder Geld (E-Mail pauschal 10 EUR, Telefonisch 1 EUR/Min) *argh*
 
Das ist mir vor ca. 2 Wochen auch passiert. Ich in den Gedanken woanders, wollte einkaufen gehen und Tür zugezogen.
Nix abgeschloßen, nix Spezialschloß, nur halt eine Tür wo außen ein Türknopf und keine Klinke ist, so dass ichs nicht öffnen konnte.
Ich habs erst so n bissle probiert, dann hab ich 2 vers Schlüsseldienste angerufen (einer der Werbung an der Haus-Pinnwand gemacht hat, einen anderen schnell per Handy gefunden). Beide meinten "nach 18h - das wird auf jeden Fall über 100€. Können wir aber erst genau sagen, wenn wir vor ort sind und uns die Tür ansehen können".
Das hat für mich bedeutet, dass die da nochmal irgendwas draufschlagen und ich dann auch bei 200€ lande.
Das war mir für 2min Arbeit dann doch zu viel (Tür war ja wie gesagt "auf"), dann hab ich ca. 20min mit einer "Kreditkarte" (war ne Supermarkt-Treuekarte) rumhantiert und ich habs dann tatsächlich geschafft die alleine aufzubekommen.

Kann mich aber erinnern, dass ich vor Jahren bei bei Stern TV, Extra, Galileo oder irgendeiner TV Show gesehen hab, wie sie Schlüsseldienste getestet haben und 50-70% einfach zu teuer waren
 
in Erfurt ca. 50 €

Zuschlag für spätere Uhrzeit ist mir direkt noch nicht aufgefallen.
 
Dembert Schlüsseldienst

Ich vermute Du bist an diese "Schlüsseldienstmafia" geraten, der fast alle oberen Telefonbucheinträge gehören. Im Netz habe ich dazu vor ein paar Wochen einen Bericht dazu gelesen. Mir fällt der Name der Frima nur gerade nicht ein.
 
Die wesentliche Frage: Hast Du schon einen Ersatzschlüssel außerhalb deponiert?

gruss kelle, dem einfällt, dass er noch nen zweitschlüssel für die garage braucht.
 
Die wesentliche Frage: Hast Du schon einen Ersatzschlüssel außerhalb deponiert?

Jo, passiert in diesem Leben nicht wieder. Schon witzig, dass das gerade mir passiert, der ich dafür bekannt bin immer sehr übervorsichtig zu sein was Schlüssel angeht. Jedes mal wenn ich eine Türklinke in der Hand habe geht die andere Hand zur Tasche um den Schlüsselbund zu erfühlen. So auch an diesem Tag - Problem war nur, dass da gerade kein Wohnungsschlüssel dran war, weil ich mir an diesem Tag neue habe machen lassen und die lagen drin auf dem Tisch. :doh:
 
Das war bitter doch ich dachte die sind eben so teuer. Bis mir dann heute mehrere Leute erzählten, dass sie nur 35-55 EUR für den gleichen Dienst bezahlt haben. Sollte man mir also wirklich 250% über dem Durchschnittspreis unter Ausnutzung einer Notlage abgeknöpft haben?


Kind ist zwar jetzt im Brunnen gefallen bzw. die Schlüsseldienstmafia war schon da, aber vielleicht hast an diese Ratgebersendung etwas (fürs nächste Mal):

WISO ermittelt - teurer Schlüsseldienst

Ist vom April 2011.
 
Grundsätzlich Schlüssel an der Kette in der Hosentasche, ohne Hose geht man nicht raus. Und da kann man sie auch nirgends stecken oder liegen lassen, vergessen oder verlieren. Hat sich gut bewährt.
 
Leider ist es mir 2 mal passiert, das ich es geschafft habe mich auszuschließen.
Das erste mal zum passenden Moment der Fußball WM (Deutschlandspiel), war sehr passend. Da habe ich knappe 180 € bezahlt und dachte mir, das wird mir nie wieder passieren. Leider hatte ich da nicht an meine Freundin gedacht, die knapp 3 Wochen später die Tür zu gezogen hat.
Diesmal war es ein Samstag Abend, ca. 23 Uhr und ja das war dann richtig teuer 260 €. Dieses waren die Preise in Berlin.
Jedenfalls habe ich jetzt vorgesorgt und mir eine Schlüsseldienstversicherung zugelegt, bei der Versicherung Easycard, allerdings kann man wohl bei der Viktorieversicherung dieses auch in der Hausratversicherung mit absichern.
 
Portmonee auf, Kreditkarte raus, Falle aufhebeln :biggrin:

Für schwierigere Fälle gibt es natürlich Spezialwerkzeug.
 
Jedenfalls habe ich jetzt vorgesorgt und mir eine Schlüsseldienstversicherung zugelegt, bei der Versicherung Easycard, allerdings kann man wohl bei der Viktorieversicherung dieses auch in der Hausratversicherung mit absichern.

Das heißt die Versicherung zahlt selbst wenn ich aus eigener Schussligkeit die Tür zufallen lasse? Das höre ich gerade zum ersten mal.

Ich habe eine Schlüsselversicherung, allerdings zahlt die die Kosten bei Verlust eines Schlüssels. Die habe ich deshalb abgeschlossen weil wir auf Arbeit ein komplexes Schließsystem haben und dort jeder verlorene Schlüssel richtig ins Geld geht.

Portmonee auf, Kreditkarte raus, Falle aufhebeln :biggrin:

Hab auch kurz versucht ob ich es selbst hinbekomme aber der Spalt war dann doch zu eng dafür. Jede Wette dass jede Plastikkarte da abgebrochen wäre, dazu geht es da viel zu scharfkantig um die Ecke...
 
Ich hab auch ne "Schlüsselversicherung": Schlüssel bei den Eltern im Ort deponiert und gut ist. Dann muss ich halt schlimmstenfalls mal 20 Minuten laufen oder so, aber bei über 100 € ist das ein guter Stundenlohn :) Und wenn ich keine Familie in der Stadt hätte, dann hätte ein oder zwei gute Freunde / Nachbarn nen Schlüssel...
 
Hab auch kurz versucht ob ich es selbst hinbekomme aber der Spalt war dann doch zu eng dafür. Jede Wette dass jede Plastikkarte da abgebrochen wäre, dazu geht es da viel zu scharfkantig um die Ecke...

Meine Karte war danach auch ruiniert. Aber so Hartplastikkarten sind erstaunlich flexibel... Meine Hatte danach mehrere 90° Knicke drin, ohne dass die kaputt gegangen ist...
 
Wer seine Kreditkarte ganz lassen will, kann einen ca 4 cm breiten und 20 cm langen Streifen einer PET-Falsche nehmen. Das Material ist flexibel und stabil genug, um eine normale Türfalle auf zu bekommen.

Eine Kreditkarte funktioniert i.d.R. nur in US-Filmen, weil die zum großen Teil noch keine gefälzten Türen haben wie wir.