York

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6 Juni 2009
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Hamburg - Die vier großen Warenhaus-Konzerne Karstadt, Kaufhof, Hertie und Horten haben zwischen 1994 und Frühjahr 2009 bundesweit bereits 129 Filialen dichtgemacht, davon allein 37 in Nordrhein-Westfalen.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,638331,00.html

Kann mir jemand sagen, warum ständig Kaufhäuser geschlossen werden müssen, die gut gehen und Gewinn abwerfen?

Nur weil ihre unfähigen raffgierigen Manager sich an der Börse verspekuliert haben - oder die Gewinne in ihre private Tasche geschaufelt haben?

:evil:
 
Kann mir jemand sagen, warum ständig Kaufhäuser geschlossen werden müssen, die gut gehen und Gewinn abwerfen?
Kann ich dir nicht sagen, da ich die Bilanzen der einzelnen Häuser nicht kenne. Ich gehe aber davon aus, daß der Großteil der Häuser kein Gewinn abwarf. Zumindest Karstadt hatte Jahre lang damit Probleme. Eine indirekte Folge war ja, daß die Marke "Hertie" wieder entstand (die übernahmen die Kaufhäuser, die Karstadt loswerden wollte, weil nicht gewinnbringend).
Nur weil ihre unfähigen raffgierigen Manager sich an der Börse verspekuliert haben - oder die Gewinne in ihre private Tasche geschaufelt haben?
Nein. Der Hauptgrund liegt darin, daß das Geschäftsmodell überholt ist bzw. das sich das Konsumverhalten der Kunden geändert hat. Da ist zum einen das Problem, das Innenstädte allgemein haben (Innenstadt vs. "Grüne Wiese"). Man geht/fährt nicht mehr zum Einkaufen in die Stadt, sondern auf die "Grüne "Wiese". Ein weiterer Punkt ist die große Konkurrenz. Der Kunde hat nicht mehr nur die Wahl zwischen Kaufhaus oder lokalem Einzelhändler, sondern er kann in den Supermarkt gehen (der ein ähnliches, aber meist günstigeres Warenangebot bietet) oder er kauft in Ketten wie H&M & Co., Elektromärkte, Drogeriemärkte, Billiglädenketten usw. ein. Dann hätten wir noch das Einkaufserlebnis, was man früher in Kaufhäusern hatte. Das holt sich der Kunde heute in Einkaufspassagen. Und schließlich hätten wir da noch dieses neumodsche Ding, Internet genannt. Da soll man irgendwie auch einkaufen können.

Aber ich muß zugeben, daß klingt als Grund alles nicht so aufregend wie "raffgiere Manager, die alles an der Börse verzocken oder die Gewinne in die private Tasche gewirtschaftet haben". :mrgreen:
 
...

Naja, ist doch nur eine logische Frage der Zeit.

Als die ganzen Bäcker reihenweise dicht gemacht haben, weil die großen Warenhäuser und Einkaufsstores ihre eigenen aufgemacht haben, hat auch kaum jemand danach gekräht.

Weil es einfach eine Folge der gesellschaftlichen Entwicklung ist.

Für jedes der geschlossenen Kaufhäuser machen täglich 10 und mehr neue im Internet auf, bei denen man teilweise sogar mehr als in den realen einkaufen kann.

Selbst der große Konkurrent der Kaufhäuser der alten Zeiten, der Quelle-Versand, ist durch die Konkurrenz ins straucheln gekommen.

Betriebs- wie volkswirtschaftlich ist es Unsinn, wenn man solch große Mengen an Waren erstmal durch die Lande fährt, um diese dann lokal zu präsentieren in der Hoffnung, dass diese auch vor Ort gekauft werden - meist um den Preisaufschlag teurer, den das durchs Land fahren sowie die mit der Präsentation einhergehenden Kosten (Gebäudeunterhaltung, Personal, Inventur, Diebstahlrisiko / Warensicherung, Warenalterung/Saisonware) mit sich bringt.

Um gleich das Argument zu entkräften, es hätte doch aber nicht jeder Internet. Die Beherrschung des Internet hat in kürzester Zeit sich zu einer Kulturtechnik entwickelt, die wie das Lesen, Schreiben und Rechnen können einfach dazu gehört.
Wer im Mittelalter nicht lesen und schreiben konnte, war ebenfalls gnadenlos abgehängt. Es gilt nicht, dass man das Internet verteufelt, sondern man muss sich darum kümmern, dass alle am Internet partizipieren können, wie man sich auch dafür einsetzt, das jeder Lesen und schreiben kann.

Und wer meint, er möchte gut beraten werden und die Ware vorher einmal anfassen, der muss eben mehr in Fachgeschäften bezahlen.
 
...

Der hat dann zumindest eine Glotze, in der diverse Einkaufskanäle laufen. Damit macht man meines Wissens auch einen großen Reibach.

Und Telefon - yep. Und da Internet/TV-Shop Versandhandel ist, hat der Kunde hier sogar noch das Recht, zu Hause anzuprobieren/testen und bei Nichtgefallen auf Kosten des Versandhandels zurückzusenden.

So schön es vor 25 Jahren auch war, in den Computerabteilungen der Kaufhäuser die neuesten Spiele auf dem C64 oder CPC464 zu spielen und die Verkäufer mit gefakten Startbildschirmen darüber zu täuschen, dass im Hintergrund kopiert wurde. Die Zeiten sind einfach vorbei ...
 
Ja so ist es leider heut zu Tage, immer mehr wird Online geregelt und immer mehr Leute treten der Online Welt bei.

Vor 20 Jahren hätte das niemand erwartet das das Internet eine so große Macht erreichen kann.
 
Zumindest in urbanisierten Gebieten haben Warenhäuser längst ihre einstige wirtschaftliche Funktion - Verteilung von Waren - eingebüßt.

Darüber hinaus gibt es in der Nähe immer mindestens einen Anbieter, der kompetenter oder/und billiger ist.

Ins Kaufhaus geht man doch nur noch, wenn man den Besuch mit anderen Absichten verbinden möchte/kann. Weihnachtsbummel, Stadtbesichtigung, Shoppen mit der Freundin, Gang zu Ämtern usw.

Schriftliche Quellen habe ich zwar auch nicht in der Hand, aber im Fernsehen ging die Berichterstattung schon dahin, daß gerade im ländlichen Bereich auch einige Warenhäuser von der Schließung betroffen sind, die mit Gewinn gearbeitet haben. Und (siehe oben) die für die Versorgung der Bevölkerung noch von Bedeutung waren.

Außerdem haben - glaube ich zumindest - bei der Jugend Kaufhäuser auch ein schlechtes Image. Die haben es einfach nicht geschafft, angesagt zu bleiben.

So sehr sich die von hitwin genannten Faktoren (zusätzliche Logitik, Personal, Gebäude...) negativ auf die Konkurrenzfähigkeit auswirken - genau das schafft/erhält Arbeitsplätze. Mehr, als neue Shops im Internet bringen können.

Ich selbst bin allerdings auch recht extrem aufs Internet ausgerichtet.
 
Nicht verwechseln: Wir reden hier - denke ich zumindest - von Waren- oder Kaufhäusern, nicht von Versandhäusern, auch wenn das konzernstrukturell manchmal zusammenhängt.

ps: Recht hast Du natürlich trotzdem.
 
das Problem ist, dass, wenn jemand etwas bestimmtes sucht, er lieber einen Fachhandel aufsucht, das althergebachte Kaufhaus, was alles beherbergt, wodurch die Auswahl leider mehr als eingeschränkt ist, das musste irgendwann ja mal aussterben

schauen wir mal über den großen Teich, in den USA gibt es kaum / keine richtigen Kaufhäuser, wie wir diese hier kennen, dort sind es Shopping Malls, die eine Vielzahl kleinerer Shops beherbergt, wo jedes für sich ein Fachgeschäft ist, die Gesamtheit der Shops aber eben eine Vielzahl eines Kaufhauses hergibt

heutzutage kann man nur noch überleben, wenn man im Preiskampf diktiert, das kann ein Kaufhaus, dessen Geschäftskraft auf X Bereiche verteilt werden muss, aber nicht
der Fachhandel, der sich dann nur mit dem Thema X beschäftigt, eventuell die artverwandten Themen Y und Z noch als Rahmenprogramm anbietet, dieser Fachhandel kann im Preiskampf ganz anders agieren, weil man sich nur auf ein begrenztes Sortiment einstellen muss, man in diesem kleineren Sortiment dann aber eben die gesamte finanzielle Rückhalte einbringen kann und in anderen Mengen und Margen arbeitet, als es ein Kaufhaus überhaupt kann

nun kam dann ja noch das Internet dazu, wo im reinen Versandhandel ganz andere Löhne und Nebenkosten noch zu berechnen sind, als im lokalen Handel, wodurch dann ein weiteres Preisgefälle in Richtung Fachhandel Einfuhr in die Geschäftswelt erhalten hat

dass sich dann in diesem sehr stark Richtung Fachhandel tendierenden Gefälle das multipotente Kaufhaus nicht mehr halten kann, weil ein Kaufhaus immer versucht ist, einfach zuviele Bereiche mit zu wenig Ware zu bestücken, das war schon vor Jahren klar
das ist auch der Grund, warum große Konzerne viele Sparten ausgegliedert haben, bei einigen fand das leider zu spät statt (siehe Karstadt, Quelle)

alles in allem wird die Zukunft eher im Fachhandel und im Versandhandel liegen

Fachhandel wegen lokaler Präsenz, qualifizierter Auskünfte, schnellere und lokal gelagerte Garantiesicherung

Versandhandel wegen geringerer Kosten und der Bequemlichkeit der Käufer

wer weiß, was er braucht, der nimmt oft den Weg über die Onlineshops, weil man da nicht mehr beraten werden muss und nur noch nach dem günstigsten Preis sucht

wer noch nicht schlüssig ist, der wird lokal die Beratung suchen

und mal ehrlich, wer war schonmal in einem multi-Kaufhaus und hat Beratung zu aktuellen Videospielen / Geräten gesucht?
ich bekomme dabei jedesmal einen Lachanfall, wenn ich das Gestammel des teils nur stupide auf Verkauf gedrillten Minderpersonals höre
 
Zum Teil dürfen die sich aber auch nicht wundern.

Bestes Beispiel ist der Marktkauf bei uns. Seitdem Edeka der Laden gehört, haben die immer mehr an NonFood Sachen rausgenommen.

Bei den Elektrogeräten (TV, DVD Player, Kaffeemaschinen, Toaster usw.) haben die, die Auswahl im Vergleich zu vorher extrem eingeschränkt.

CD´s und DVD´s kannst da gar nicht mehr kaufen, da entweder nicht vorhanden oder zu teuer (was vorher nicht der Fall war)

Darüber hinaus, werden CD´s, DVD´s, BluRay und Videospiele jetzt von externen Leuten eingeräumt. Da kannst dir solche Frage wie: "Habt ihr Spiel XY, Film Z oder CD X?" getrost sparen. Denn wenn du die Dinger nicht selbst einräumst, weißt doch gar nicht mehr was da ist und was nicht. Und das hat vorher auch Super funktioniert.

Und wenn man dann noch für nen 5er Pack DVD-Hüllen 4,- € bezahlen soll, die es direkt nebenan im Pro-Markt für 1,- € gibt, darf man sich nun wirklich nicht wundern, wenn man im Internet einkaufen geht, weil es da günstiger ist oder ich die größere Auswahl habe.

Ich hab vorher echt gerne mal bei den CD´s, DVD´s usw. gestöbert (du konntest dir sogar welche bestellen), wenn ich mir Lebensmittel gekauft habe. Mittlerweile mache ich das auch lieber im Internet und dabei bin ich eigentlich jemand, der die Sachen lieber vor Ort kauft. Aber wenn man mir die Möglichkeit nicht gibt (vor allem da jetzt auch noch die FSK 18 Spiele nach und nach rausgenommen werden), selber schuld.