Kanzler der Einheit: Helmut Kohl ist tot

News-Bot

klamm-Bot
25 April 2006
7.403
208
Folgende News wurde am 16.06.2017 um 19:13:31 Uhr veröffentlicht:
Kanzler der Einheit: Helmut Kohl ist tot
Top-Themen

Berlin (dpa) - Er hat die Bundesrepublik geprägt wie sonst nur sehr wenige: Helmut Kohl, Kanzler der deutschen Einheit und Wegbereiter der Europäischen Union, ist tot.
Der langjährige CDU-Vorsitzende starb am Freitag im Alter von Jahren am 87 Jahren, wie sein Anwalt Stephan Holthoff-Pförtner der Deutschen Presse-Agentur in Berlin sagte.
Zuerst hatte die «Bild»-Zeitung darüber berichtet. Den Angaben der Zeitung zufolge starb Kohl am Morgen in seinem Haus in Ludwigshafen. Wenige Minuten nach Bekanntwerden der Todesnachricht am Nachmittag bekundeten Politiker aus aller Welt ihre Betroffenheit. Regierungssprecher Steffen Seibert schrieb auf Twitter: «In tiefer Trauer um einen großen Deutschen und einen großen Europäer».

Kohl regierte von 1982 bis 1998 als Bundeskanzler - 16 Jahre, so lange wie bisher niemand vor und nach ihm. Er war treibende Kraft für die EU und eine gemeinsame Währung. Als sein größter Erfolg gilt aber die deutsche Wiedervereinigung.

Seit einem Sturz und Schädel-Hirn-Trauma 2008 war Kohl schwer krank, saß im Rollstuhl und konnte nur schwer sprechen. 2015 hatte sich sein Zustand deutlich verschlechtert. Nach Operationen lag er monatelang im Krankenhaus. Kohl kehrte wieder in sein Haus in Ludwigshafen-Oggersheim zurück, wo er zuletzt im April 2016 noch Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orban empfing.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erhielt die Nachricht von Kohls Tod während einer Reise nach Rom. Merkel änderte ihr Besuchsprogramm und will sich am Freitagabend in der Residenz der deutschen Botschafterin öffentlich äußern. Merkel war für eine Privataudienz bei Papst Franziskus am Samstag nach Rom geflogen.
Kohl erkannte nach der friedlichen Revolution in der DDR 1989, dass das Fenster für die deutsche Einheit nur kurz geöffnet sein würde. Unter Hochdruck handelte er mit den Staats- und Regierungschefs der USA, der Sowjetunion, Großbritanniens, Frankreichs sowie den Verantwortlichen der Europäischen Union die Modalitäten dafür aus.
Der CDU-Politiker war ein Mann der politischen Rekorde: Von 1973 bis 1998 war er Parteichef - eine 25-jährige Amtszeit dürfte in der Partei nur schwer noch einmal zu erreichen sein. Merkel führt die Christdemokraten seit 17 Jahren.
Kohl war Anfang der 90er Jahre Merkels Ziehvater in Bundesregierung und Partei gewesen. Aber sie war es, die Ende der 90er Jahre als damalige CDU-Generalsekretärin die Partei wegen der Spendenaffäre, in die Kohl maßgeblich verwickelt war, zur Loslösung vom CDU-Übervater aufforderte. Das Verhältnis der beiden blieb bis zuletzt erschüttert.
Mehr als 40 Jahre war der geborene Ludwigshafener Parlamentarier, zuerst im Mainzer Landtag und von 1976 an im Bundestag. Sieben Jahre - von 1969 bis 1976 - war Kohl Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz.
1960 heiratete er die Dolmetscherin Hannelore Renner. Das Ehepaar bekam zwei Söhne, Walter und Peter. 2001 nahm sich Hannelore Kohl, die an einer schmerzhaften Lichtallergie litt, das Leben. Sieben Jahre später schloss Kohl seine zweite Ehe mit der 34 Jahre jüngeren Regierungsdirektorin Maike Richter.
Die CSU schrieb am Abend auf Twitter zum Tod des langjährigen Vorsitzenden ihrer Schwesterpartei CDU: «Helmut Kohl war ein großer Staatsmann, seine Verdienste um unser Land sind unschätzbar.»
Auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz würdigte Kohl als «großen Europäer» und «großen Staatsmann». Er habe «historische Weichen für Deutschland und Europa gestellt und sich Verdienste erworben, die Bestand haben und nicht vergessen werden».
Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) erklärte: «Er war ein großer Staatsmann, ein großer deutscher Politiker und vor allem ein großer Europäer, der sehr viel dafür getan hat, dass nicht nur die Deutsche Einheit gekommen ist, sondern auch dass Europa zusammengewachsen ist. Das ist sein großes Vermächtnis.»
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg schrieb: «Als die Berliner Mauer fiel, war er der Lage gewachsen. Ein wahrer Europäer.» EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker teilte mit: «In Gedenken an Helmut Kohl habe ich die Europaflaggen vor den europäischen Institutionen auf Halbmast setzen lassen.»
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerte «tiefe Trauer» über den Tod Kohls. Dieser sei «einer der größten Freunde des Staates Israel» und der Sicherheit des jüdischen Staates «vollkommen verpflichtet» gewesen.
Der frühere US-Präsident George H. W. Bush würdigte Kohl als «wahren Freund der Freiheit». «Er ist der Mann, den ich als einen der größten politischen Führungsfiguren im Nachkriegseuropa ansehe», heißt es in einem Statement von Bush, das sein Büro am Freitag verbreitete. Bush war einer der US-Präsidenten, die während Kohls Amtszeit im Weißen Haus waren. Beide Politiker gelten als Väter der Deutschen Einheit.


Helmut Kohl - Ein Leben für Deutschland
 
Mein Beileid der Familie. Ein weiterer Politiker der "alten Garde" ist gestorben, den man entweder hasste oder vergötterte.

Sieht man auch heute gut an den Titelseiten der BILD und der TAZ
 
Zumindestens jetzt sind die Ausgaben für die Steuerzahler gesunken. Von daher wird sich unser Finanzminister freuen.
 
Respekt und Beileid. Diejenige, die Helmut Kohl hassen, haben nicht viel Verstand. So ein Staatsmann ist nie fehlerfrei. Das ist menschlich.
 
Du hast mich nicht Verstanden, aber das ist OKAY.
Und NEIN, ich hatte nichts gegen Kohl. Auch wenn mir manche seiner Entscheidungen nicht gefallen haben.

Aber er war zumindestens für Jahrzehnte ein Gleichbleibender Pohl in der Politikgesellschaft.

Als Arbeitnehmer wußte man, das die Politik sich nur für die Industrie entscheidet.
Da war die SPD als Opposition noch aktiv.
Nur nachdem Sie an die Macht kam, hatte Sie leider vergessen, was das S in Ihrer Partei für eine Bedeutung hatte.
 
.. So ein Staatsmann ist nie fehlerfrei. Das ist menschlich.

Also jeder "normale" Arbeitnehmer, der so schamlos lügen und betrügen würde, wie es getan wurde, wäre sofort seinen Job los und nicht noch Jahre später geehrt worden.

Ich möchte nicht schlecht über Verstorbene schreiben, aber ich denke Kohl hat viele Sachen mit ins Grab genommen. Er hat nicht alles falsch gemacht, aber auch nicht alles richtig, gewisse Sachen sollte man als "Staatsmann" einfach nicht machen, hätte Deutschland schon so ein paar DM gespart.

Nichtsdestotrotz mein aufrichtiges Beileid an die Angehörigen und Freunde.
 
Wie sagte er beim Spendengelder-Ausschuß... Alles Bimbes....
Jeder andere Steuerzahler wäre im Knast gelandet und man hätte den Schlüssel verloren.

Und das war/ist noch viele Jahre vor Uli Hoeness gewesen.
 
Merkel dankt Kohl und verneigt sich vor ihm

Folgende News wurde am 01.07.2017 um 13:16:06 Uhr veröffentlicht:
Merkel dankt Kohl und verneigt sich vor ihm
Top-Themen

Straßburg (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Helmut Kohl in einer bewegenden Trauerrede als großen Brückenbauer zwischen Ländern und Menschen gewürdigt.
«Er war ein den Menschen zugewandter Weltpolitiker», sagte Merkel beim europäischen Trauerakt für den am 16. Juni gestorbenen Altkanzler im EU-Parlament in*Straßburg. Jetzt müssten die nächsten Generationen sein*Vermächtnis bewahren. Das sei der engagierte, unermüdliche Einsatz für Frieden, Freiheit und Einheit.
Merkel dankte Kohl auch ganz persönlich. «Lieber Bundeskanzler Helmut Kohl, dass ich hier stehe, daran haben Sie entscheidenden Anteil. Danke für die Chancen, die Sie mir gegeben haben. (...) Ich verneige mich vor Ihnen und Ihrem Angedenken in Dankbarkeit und Demut», sagte Merkel, die dabei ihren Blick auf den Sarg richtete und später Tränen in den Augen hatte. Sie schilderte ihn als einen Mann der absoluten Verlässlichkeit, Vertrauenswürdigkeit und unerschütterlichen Überzeugung. Und auch als einen Politiker, an dem sich viele Menschen gerieben haben und der Gegenargumente scharf abwehren konnte.
Merkel erinnerte auch an Kohls erste Ehefrau Hannelore, die sich 2001 das Leben genommen hat. «Wir gedenken auch ihrer in Dankbarkeit.» Über Kohls Witwe Maike Kohl-Richter sagte Merkel, sie habe den Altkanzler «voller Hingebung und Liebe begleitet bis zuletzt». Ihr Mitgefühl gelte Maike Kohl-Richter und «allen, die in Helmut Kohls Familie um ihn trauen». Mit seinen Söhnen Peter und Walter hatte sich Kohl nicht mehr versöhnt.
Kohl war Merkels politischer Ziehvater und holte die in der DDR aufgewachsene Pfarrerstochter nach dem Mauerfall in sein Bundeskabinett. 1999 rief Merkel als CDU-Generalsekretärin die Partei aber auf, sich von Kohl wegen der von ihm ausgelösten Spendenaffäre zu emanzipieren. Kohl gab seinen Ehrenvorsitz zurück. Zu einer richtigen Versöhnung Kohls mit seiner Nachfolgerin an der Spitze der CDU und im Bundeskanzleramt kam es nicht mehr.
Der frühere US-Präsident Bill Clinton machte dem Altkanzler bei der Trauerfeier in Straßburg eine Liebeserklärung. Kohl habe in seiner politischen Zeit ganz große Fragen gestellt bekommen mit Verzweigungen in die Gegenwart, und wegen seiner Antworten seien die Vertreter so vieler Länder bei dem Trauerakt, sagte Clinton im Europaparlament. «Ich habe ihn geliebt. Ich habe ihn sehr gemocht», sagte Clinton. Kohl habe eine Welt gewollt, in der Zusammenarbeit als besser gilt als der Konflikt. «Er wollte eine Welt schaffen, in der niemand niemanden dominiert.» Zum Schluss sagte Clinton: «Du hast das gut gemacht in deinem Leben. Und wir, die wir dabei sein durften, lieben dich dafür.»
Zuvor war der Sarg des früheren Bundeskanzlers und «Vaters der Deutschen Einheit» am Morgen zunächst in einem Protokollraum des Europaparlaments in Straßburg aufgebahrt worden. Vor dem Saal könnten sich die Trauernden in ein Kondolenzbuch eintragen, sagte eine Parlamentssprecherin. Anschließend wurde der Sarg vom Wachbataillon des Bundesverteidigungsministeriums in den Plenarsaal getragen werden - begleitet von einer Totenwache des Eurokorps.
Erstmals wird für einen Politiker ein solcher europäischer Trauerakt ausgerichtet. Einen deutschen Staatsakt für Kohl wird es dagegen nicht geben. Zahlreiche Fernsehsender werden das Ereignis live übertragen.
Der mit einer Europaflagge bedeckte Sarg des früheren Bundeskanzlers war am Morgen aus Kohls Haus in Ludwigshafen-Oggersheim getragen und zu einem schwarzen Leichenwagen gebracht worden. Anschließend machte sich ein Fahrzeugkonvoi auf den Weg nach Straßburg.
Zahlreiche Staats- und Regierungschefs wollen Abschied von Kohl nehmen und seine Verdienste für Europa würdigen. Am Abend wird der frühere Bundeskanzler nach einem Requiem im Speyerer Dom beerdigt.
Kohl war 16 Jahre lang Bundeskanzler und 25 Jahre lang CDU-Vorsitzender. Der «Ehrenbürger Europas» starb am 16. Juni im Alter von 87 Jahren.

Am Nachmittag soll ein Hubschrauber den Sarg zurück nach Ludwigshafen bringen. Nach der Landung wird dieser durch die Innenstadt gefahren. Die letzten*Kilometer bis ins nahe Speyer bringt ein*Schiff den Leichnam Kohls. Im Dom zu Speyer wird der katholische Bischof Karl-Heinz Wiesemann dann die Totenmesse halten. Rund 1500 geladene Gäste werden dazu erwartet. Zu Speyer und seinem Dom hatte Kohl seit seiner Kindheit eine besondere Beziehung.
Nach einem militärischen Ehrenzeremoniell der Bundeswehr soll er dann auf einem nahen Friedhof in*Speyer im Freundes- und Familienkreis beigesetzt werden. Kohl wird damit nicht im Familiengrab in Ludwigshafen bestattet.
Ein Großaufgebot der Polizei mit mehr als 1000 Beamten sichert die Trauerfeierlichkeiten. Die Beisetzung dürfte zu den größten Beerdigungen in der deutschen Nachkriegsgeschichte zählen, Tausende Menschen werden dazu alleine in*Speyer erwartet.
Der französische Präsident Emmanuel Macron erinnerte mit einem Facebook-Eintrag an Kohl. «Frankreich trauert um Helmut Kohl», heißt es in dem deutschsprachigen Eintrag, der am Samstagmorgen auf seine Seite in dem sozialen Netzwerk gestellt wurde. Kohl sei «fu?r alle Franzosen der Repra?sentant eines Deutschlands, das versucht, aus Ruinen ein Ideal zu schaffen», schrieb Macron. «Das versucht, der Welt ein Projekt vorzuschlagen und damit die Verletzungen und Gra?uel wiedergutzumachen. Auf dass sie weder verschwiegen noch vergessen werden.» «In einer Welt, in der das Tragische auf einmal wieder zurückkehrt, soll, muss Europa eine Hoffnung sein», schloss Macron.