News Handwerkspräsident: "Meister braucht das Land, nicht nur Bachelor und Master"

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25 April 2006
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Folgende News wurde am 22.10.2011 um 17:30:00 Uhr veröffentlicht:
Handwerkspräsident: "Meister braucht das Land, nicht nur Bachelor und Master"
Business/Presse

(pressebox) Stuttgart, 22.10.2011 - 770 Handwerksmeister lautet die Abschlussbilanz des Prüfungsjahrgangs 2010/2011. Die erfolgreichen Absolventen aus 29 verschiedenen Gewerken erhielten am Samstag Abend bei der Meisterfeier des Handwerks im Internationalen Congresscenter Stuttgart den Meisterbrief überreicht. Rainer Reichhold, Präsident der Handwerkskammer Region Stuttgart, betonte vor den 2500 Gästen, dass der Meistertitel im Handwerk wie kein zweiter beruflicher Abschluss technisches Fachwissen, Betriebswirtschaft und pädagogisches Wissen für die Lehrlingsausbildung kompakt vereine. Damit seien die Nachwuchsführungskräfte prädestiniert für Top-Positionen und für die Selbstständigkeit. Untersuchungen und Prognosen würden belegen, dass in der Region Stuttgart in den nächsten zehn Jahren mindestens genauso viele Meister und Techniker gebraucht werden, wie Ingenieure und Wissenschaftler.
Eine Win-Win-Situation sieht Reichhold für die doppelten Abiturjahrgänge und das Handwerk dann, wenn sich wie erhofft mehr Abiturienten für eine handwerkliche Ausbildung und Karriere entscheiden. Die immer komplexer werdenden Prozesse, die Hochtechnologie bei Maschinen und sonstigen Werkzeugen des Handwerkers und der Umgang mit neuen, immer anspruchsvolleren Materialien bieten auch jungen Leuten mit Abitur spannende Herausforderungen."Sie sind bei uns willkommen. Statt sich an Hochschulen auf Wartelisten setzen zu lassen oder in überfüllten Hörsälen mehr schlecht als recht theoretisches Wissen aufzusaugen, haben junge Menschen im Handwerk eine attraktive, planbare Karriereleiter vor sich." Es gäbe genügend Beispiele, wie junge Meister durchgestartet seien." Dabei nähmen sie die aktuellen gesellschaftliche Megatrends Zug um Zug in ihr Angebot auf."Wegen der demografischen Entwicklung gehört barrierefreie Gebäudegestaltung oder leicht zu bedienende technische Installationen zum Alltag. Die Herausforderungen der Energieeinsparung oder aus dem Umweltschutz beschäftigen ebenfalls zahlreiche Branchen."
Die Meisterstücke und Arbeitsproben des aktuellen Jahrgangs belegen die hohe Qualität und individuelle Problemlösungskompetenz. Deshalb bezeichnete der Kammerpräsident die Jungmeister als "Originale". Reichhold: "Wenn Sie nun geballt auf den Markt gehen, entfachen Sie zurecht eine Original-Offensive. Und die braucht unser Land - eben nicht nur akademische Bachelor und Master mit Studienabschluss, sondern vor allem Meister. Sie haben es gelernt, beruflich auf eigenen Beinen zu stehen, Unternehmen zu leiten und Schulabgängern eine berufliche Perspektive zu bieten."
Alleine im Elektro- und Metallgewerbe haben im vergangenen Jahr 368 junge Handwerker die Meisterprüfung vor den Ausschüssen der Handwerkskammer bestanden - so viele wie seit 2002 nicht mehr. Das Bau- und Ausbaugewerbe stellt 123 Meister, aus dem Holzgewerbe stammen 56 Meister. Die Zahl der Frauen, die die Prüfung erfolgreich abgelegt haben, stabilisierte sich bei 592 (2009: 597). Als größtes Gewerk zählt das Kraftfahrzeugtechniker-Handwerk mit 110 Absolventen, gefolgt von den Friseuren mit 84 und den Feinwerkmechanikern mit 72 Meistern. Zu den kleinen Berufsgruppen zählen die Klavier- und Cembalobauer (6), die Sattler (3) und die Modisten mit zwei erfolgreichen Jungmeistern.
Als Bestmeister des Jahrgangs 2010/2011 wurden geehrt:
Müller-Handwerk: Simon Fronhofer, Landau
Friseur-Handwerk: Selina Fuchs, Ludwigsburg
Konditoren-Handwerk: Donata Ruckh, Waldenbuch
Damen- und Herrenschneider-Handwerk: Heike Schindler, Achern
Landmaschinenmechaniker-Handwerk: Bernd Mack, Neuler
Orthopädietechniker-Handwerk: Björn Heinrich, Lenningen
Raumausstatter-Handwerk: Pius Haberstock, Hindelang
Klavier- und Cembalobauer-Handwerk: Andreas Tammen, Osnabrück
Maler und Lackierer-Handwerk: Daniel Blum, Bingen
Schreiner: Michael Hildinger, Marbach/Neckar
Ofen- und Luftheizungsbauer-Handwerk: Maximilian Löffler, Erbach
 
Eine Win-Win-Situation sieht Reichhold für die doppelten Abiturjahrgänge und das Handwerk dann, wenn sich wie erhofft mehr Abiturienten für eine handwerkliche Ausbildung und Karriere entscheiden. Die immer komplexer werdenden Prozesse, die Hochtechnologie bei Maschinen und sonstigen Werkzeugen des Handwerkers und der Umgang mit neuen, immer anspruchsvolleren Materialien bieten auch jungen Leuten mit Abitur spannende Herausforderungen."Sie sind bei uns willkommen.

Und genau hier beantwortet der Artikel doch gleichzeitig den Grund des Fachkräftemangels.
Abiturienten gehen nur selten ins Handwerk (entschuldigt, wenn ihr andere Zahlen zu Händen habt, aber aus meinem Abgangsjahrgang ist niemand ins Handwerk gegangen, alle auf die Uni oder in kaufmännische Berufe).
Das Handwerk war schon immer eher für Haupt- und Realschüler, die weniger auf geisteswissenschaftliche Kompetenz aus sind, als darauf mit ihren Händen zu arbeiten und zu schaffen.
Der Meister ist doch eben das Zwischending für diejenigen, die "keine Lust" aufs studieren haben, aber mehr werden wollen als nur Geselle.

Die Betriebe sollten ihre derzeit hohen Anforderungen ("Wir wollen Abiturienten und vllt gute Realschüler") wieder runter schrauben und sich dem Bildungsstand der Bewerber anpassen und darauf in der Ausbildungszeit, wenn möglich unterstützend über den 2. Bildungsweg, aufbauen. Im Umkehrschluss muss natürlich auch endlich das deutsche Bildungssystem reformiert und der modernen Wirtschaft angepasst werden. Bildung sollte weniger "Schule" sein und mehr Vorbereitung auf das Arbeitsleben.
 
Man sollte dem Guten mal verklickern, dass es mit Abi verdammt schwer (will sagen: unmöglich) ist, Meisterbafög zu bekommen. So eine Meisterschule bezahlt sich nicht nebenbei...

Und abgesehen davon wollen die wenigsten Handwerksbetriebe Meister zu Meistergehältern einstellen. Und mit einem Gesellenlohn lässt sich durchaus ein Fernstudium finanzieren. Soviel zur Zukunftsplanung eines Schreiners mit Abi. ;)