Fantasy Kurzgeschichtenwettbewerb bis zum 15.05.2007

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DragonLilly

Klammdrachen
ID: 17668
L
5 Mai 2006
5.275
420
Hallo Ihr Lieben,
ich finde es an der Zeit einen neuen Wettbewerb zu veranstalten.
Im übrigen freue ich mich immer über Vorschläge von Euch.

Dieses Mal möchte ich zu einem Kurzgeschichtenwettbewerb zum Thema Fantasy aufrufen.
Fantasy ist nun ein recht großes und breites Thema und somit für viele Teilnehmer interessant *hoff*.
Die Regeln sind im Grunde klar, denn das ist ja nicht der erste Wettbewerb den wir hier starten.
Eine Kurzgeschichte sollte nicht mehr als 2500 Wörter enthalten.
Jeder darf nur eine Geschichte zum Wettbewerb anmelden.
Editieren ist nicht erlaubt.
Prüft also bitte vorher alles auf Rechtschreibfehler etc.
Sollte dennoch editiert werden, so wird diese Geschichte umgehend disqualifiziert.
Natürlich sollte Eure Geschichte auch nicht schon woanders veröffentlicht sein, und Geschichtenklau wird auch geahndet.
Ich weiß das es oft schwer ist seine Geschichte zu posten um sie bewerten zu lassen, aber das macht den Wettbewerb aus.

Für die ersten 3 Plätze stehen auf jeden Fall erst einmal 3 Mio. Lose als Preisgeld zur Verfügung, sollten sich mehrere Geschichten qualifizieren, so werden wir die Summe auf bis zu 5 Gewinnern aufteilen, es sei denn es kommen Spenden hinzu.

Jury: Wir benötigen auf jeden Fall noch ein paar User die gerne in der Jury arbeiten möchten und können.
Die Auswertung sollte nach einem Punktesystem vorgenommen werden, denn so zieht sich die Auswertung nicht so in die Länge.

Jury:
Rose_of_mountain
Demandred

Beginn: sofort
Ende: 15.05.2007 24.00 Uhr

Dieser Wettbewerb wird auf Grund der nicht erfolgen Werbung, auf der Startseite, um die ich Lukas gebeten habe, verlängert.
Erst einmal bis zum 30.04.
Denn ich möchte schon, dass auch nicht Klammerer die Chance bekommen uns hier im Unterforum zu entdecken und vielleicht mitzumachen.
Außerdem haben wir noch Autoren aus den Forum
eingeladen.
Dass ist das Forum von Gudulas Verlag, und warum sollen wir uns nur auf Klamm beschränken. Mal sehen was bei so einer Kooperation herauskommt. :)



Ich wünsche allen Teilnehmern viel Erfolg und gutes Gelingen.


Quasseln und schnacken bitte nur Quassel-Thread - für alle Wettbewerbe!

Dieser Thread ist nur den Geschichten vorbehalten.

Kreis-der-Sterne.de hat 200.000 Lose gespendet.
 
Der Clown

Ich war in etwa drei Jahre alt, als ich das erste Mal mit meinem Großvater einen Zirkus besuchte. Es war berauschend, all die Tiere zu sehen und die Akrobaten. Aufgeregt sog ich den Duft und das Gesehene ein, bis ... Ja, bis der erste Clown die Manege betrat. Ich erstarrte, sah ich doch dieses extrem bemalte Gesicht, mit den verzerrten Gesichtszügen, den übertrieben geschminkten Mund und vor allem: die knallrote Nase.

Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich Angst verspürte. So sehr, dass ich mich bis heute, fast dreißig Jahre später, daran erinnern kann.

Etwa ein Jahr später war der Zirkus wieder da, mein Großvater kündigte an, dass er Karten für uns holen wollte und ich zitterte vor Angst. Nach meinem ersten Besuch hatte ich wochenlang Alpträume, von grotesk geschminkten Clowns, die mich verfolgten. Ich wusste, auch bei diesem Besuch würden sie wieder da sein, falsch lachen, ihr Gesicht hinter all dem Make-up verstecken. Aber ich war nur ein Kind, man nahm mich nicht ernst. Erst als ich schreiend aus dem Zelt lief, als ein Clown mir einen Ballon schenken wollte, hatte meine Familie ein Einsehen. Ich musste nie wieder mit.

Es vergingen fünf oder sechs Jahre, da bekam meine Cousine ein Buch mit dem nichtssagenden Titel "ES" geschenkt. Ich war allein zuhause, der Rest der Familie war im Zirkus, wie jedes Jahr um diese Zeit. Mir war langweilig und ich begann in dem Buch zu lesen. Mit jeder Seite, ja mit jeder Zeile sank ich tiefer und tiefer in diese Kleinstadt in Main. Ich mag damals noch nicht alles begriffen haben, aber ich sah, dass ich Recht hatte. Clowns waren böse. Und ER, der Autor, war ein erwachsener Mann. Er fühlte wie ich die Bedrohung, er bestätigte mein Innerstes.
Ich schaffte es tatsächlich meiner Cousine das Buch abzugewinnen und schleppte es tagelang , nein wochenlang mit mir herum. "ES" war meine Bibel und King mein Gott.
Jedem, der meiner Theorie des unsagbar Bösen Clowns nicht glaubte, hielt ich das Buch vor, als wäre es die heiligste aller Schriften.

Die Maske mag die Augen täuschen, doch nie das Herz. Das Böse lebt nicht nur in Abwasserkanälen, und um es zu sehen, wie auch immer es sich verkleidet, seht mit dem Herzen und verschließt nicht die Augen vor den Worten des Meisters.

Ich verkünde als des Kings Prophet die Nachricht des geschminkten Grauens.

Nichts wird mich je davon abhalten können.

Nicht die Spritzen, die sie mir jeden Tag geben, um mich ruhig zu stellen. Nicht die Mauern, die sie errichtet haben, die Wissenden von den ahnungslosen Opfern zu trennen.

Achtet auf eure Kinder, nehmt sie nicht mit in den Zirkus und lasst sie NIE an den Aus- und Eingängen der Abwasserkanäle spielen. Der Clown wartet auf sie, er hat Ballons und will mit ihnen spielen.

(c) Linda Hoffmann
 
Türkiser Planet

Lese bitte weiter, weil dieser Brief erklärt viel von meinem Verhalten heute. Ich habe versucht, es zu erzählen, aber niemand wollte zuhören. Papier ist geduldig. Ich möchte, dass ihr alles begreift...
Als ich heute morgen wach wurde, hatte ich schon das Gefühl, es würde ein besonderer Tag. Ich reckte mich und trat aus unserer Schlafhütte. Wie jeden Morgen schaute ich zum dunklen Nachthimmel um zu sehen, was die Sterne heute für mich in petto haben. Sofort sah ich ihn. Direkt vor mir erhellte der Türkise Planet, auch das Türkise Auge genannt, den westlichen Himmel mit seinem märchenhaftem Licht, umkreist von den fünf hellen Sternen des Pentakel. Es war der Tag des Türkisen Planeten, der Tag, an dem ich erwachsen werden sollte!
Ich holte tief Atem und eine angenehme Wärme durchlief meinen Körper. Wie konnte ich es auch nur für einen Augenblick vergessen? Vor weniger als einer Woche habe meinen 15. Geburtstag gefeiert und dadurch war ich der jüngste der „Fast-Erwachsenen“ um die sich das Türkise Fest diesmal drehte. Wäre ich eine Woche später geboren, hätte ich noch drei Jahre warten müssen.
Ich war nicht der einzige, der schon wach war. Ein paar Schritte weiter schauten Eledion und Calippo genau wie ich zum Türkisen Auge. Ich schlenderte zu ihnen und lächelte. Calippo lachte zurück, aber Eledion warf mir einen giftigen Blick zu. Wäre es ein anderer Tag gewesen, hätte er bestimmt gesagt: „Farin, du Winzling, du bist noch viel zu klein, um erwachsen zu werden.“ Er kann es nicht ausstehen, dass ich dieses Jahr schon mitmachen darf. Eledions 15. Geburtstag war ein Monat nach dem letzten letzten Türkisen Planet. Seine nur etwas älteren Freunde durften an der Jagd teilnehmen und an den bis in die Nacht dauernden Feste, während er früh ins Bett musste. Ich verstehe ihn und hätte es ihm gegönnt. Aber Centauren halten sich an ihre Regeln.
Eledion schaute zum Eingang der Hütte und dann mich an. „Wo bleibt der Rest, Winzling?“ schien er mich zu fragen. Der einzige Grund, warum er nicht fragt, war dass es der Tag des Türkisen Planeten war und die Fast-Erwachsenen nicht sprechen durften, bis das große Fest am Abend begann. Heute Abend, und ich werde nicht dabei sein...


Farin seufzte und drehte das Papier um. Eine Seite war schon vollgeschrieben. Er schaute hinter sich, wo ein Menschenmädchen ihn neugierig beobachtete. Danach tauchte er seine Feder in die Tinte und schrieb weiter.

Zum Glück wusste ich das noch nicht, zuckte mit den Schultern und schaute zum Eingang. Kurz darauf waren wir komplett. Es war noch immer dunkel, aber wir machten uns auf den Weg, Eledion vornweg. Minutenlang war nichts zu hören, außer das Geräusch von Hufen auf dem harten Boden, bis sich das Geplätscher des kleinen Wasserfalls dazu mischte. Ich weiß noch, dass ich immer nervöser wurde. Von älteren Centauren hatte ich gehört, dass wir, nachdem wir uns im Bach gewaschen haben, einen Weg vom Verbotenen Berg durch die Wälder bis ins Lager zurück suchen mussten. Es ist nicht schlimm, sagten sie, das Vorrangige ist, allein zu sein, und über die Zukunft nachzudenken. Aber es gab auch andere, die über schreckliche Monster berichteten, und ich wusste nicht, was ich glauben sollte. Doch alle hatten es bisher geschafft. Es wird schon alles gut werden.
Ich mag diesen Platz am Bach, wo das Wasser vom Berg strömt und diesen tiefen, kalten Teich bildet. Morgens früh ins eiskalte Wasser zu tauchen, ist die schönste Art, wach zu werden. Doch zögerte ich heute, einfach weil heute nicht ein Tag wie jeder andere war.
Das Türkise Auge spiegelte sich im säuselnden Wasser. Schweigend standen wir darum. Ich schaute in mein Spiegelbild. Ich sah mein kurzes, welliges Haar und die dunklen Augen, die unnötig ängstlich zurück schauten. Es war Agrippa, die dieses Bild zerstörte, als sie mit ihrem schlanken, blonden Körper in den Teich sprang. Sie lief zu einer tieferen Stelle und bald folgten wir alle.


Ein paar vom Schlamm schwarz verschmierte Finger berührten Farins Hand. Er schaute nach hinten in zwei vielsagende blaue Augen, die ihn durchdringend anstarrten. Sein Blick glitt von den schwarzen und roten Schlieren – schwarz vom Schlamm, rot vom Blut – auf das strohblonde Haar, dann schaute er wieder in ihre Augen und zwinkerte beruhigend. Er wies auf sein Papier und machte Schreibbewegungen. Das Mädchen schaute ihn misstrauisch an, ging aber doch einen Schritt zurück und Farin schrieb weiter.

Barida denkt, ich muss mich beeilen. Sie hat recht. Ihr könnt jeden Moment hier sein. Aber ich muss dies aufschreiben, ich will, dass ihr alles erfahrt. Gut, ich versuch es kurz zu halten.
Wir plantschten im kalten Wasser und schauten zum östlichen Himmel, auf das Zeichen zum weitermachen wartend. Da kam es; der rote Schein zwischen den Blättern kündigte die Ankunft der Sonne an. Eledion ging zuerst über den steilen Bergpfad, der rund ums Wasser hoch führte. Wir kletterten eine Stunde und die Sonne stieg mit uns. Oben angekommen wandte sich Agrippa zur Seite und lief den Pfad, der auf der anderen Seite des Berges lag, runter. Verschlungen führt er durch den dunklen Wald, bis er endlich im Dorf endet. Dann wäre unsere Prüfung beendet und wir würden uns ankleiden für das große Fest.
Da stand ich nun oben an der Bergkuppe. Ich fragte mich, was mir der Weg bringen würde. Was sollte ich glauben? Waren dort Monster, verräterische Windungen und Seitenpfade, oder war es einfach nur eine Zeremonie, ein Spaziergang, um zu sich selbst zu finden? Ich wusste es nicht. Eledion folgte Agrippa als sie hinter den Bäumen verschwunden war. Nach ihm gingen Kidercus, Tucis und Gheza. Es dauerte einen Augenblick bis ich begriff, dass ich nun gehen durfte. Ich ging nach vorn. Digenda, die letzte von uns, lächelte mir ermutigend zu. Ich wartete bis Ghezas dunkler Schweif im Wald verschwunden war, holte tief Atem und ging los.
Es war weniger schlimm, als ich mir vorgestellt habe. Es sprangen keine Monster zwischen den Ästen hervor und es waren keine Spalten mit giftigen Salamandern da, über die ich steigen musste. Ich kam an eine Gabelung, nach stundenlangem Laufen, wie ich dachte und stoppte, um mich zu orientieren. Das dichte Blätterdach über mir verhinderte meine Sicht auf den Himmel und ich folgte dem einen Pfad, um eine Stelle zu finden, wo ich den Himmel sehen konnte. Aber dieser Weg führte irgendwie wieder den Berg hoch. Gerade als ich umkehren wollte, sah ich sie. Sie stand mit dem Rücken zu mir. Erst dachte ich, sie wäre auch ein Centaur. Auf einmal drehte sie blitzschnell ihren Kopf und nach einer kurzen Bewegung der Arme wendete auch das Pferd auf dem sie saß. Ihre strohblonden Haare waren im Nacken zusammen gebunden, ihr Pferd hatte braunes Fell. Auf ihrem Kopf trug sie einen ledernen Hut und sie hatte einfache Kleidung in den Farben des Waldes an. Ich merkte, wie ich sie angaffte, denn ich hatte noch nie einen Menschen gesehen.
„I kaitu?“ fragte sie. „Bai tuti?“ Aus meinem verwunderten Gesicht folgerte sie, dass ich kein Wort verstand. Sie stieg vom Pferd und schritt in meine Richtung. Ich blieb stehen. Auf sich selbst zeigend sagte sie langsam und deutlich. „Zajmo...Barida. Ba-ri-da. Bai?“


„Farin...“ sagt eine Stimme hinter dem Centaur. Er schaute vom Papier auf. Barida ging einen Schritt in seine Richtung und wies auf die Tür. „Purna. Ti. Dog zitu.“ Er verstand sie nicht, aber er begriff, dass sie weg wollte, dass sie flüchten wollte. Er nickte, zeigte auf den langen Brief und wollte weiter schreiben. Ihre schlammverschmierte Hand hielt ihn zurück. „Ku u?“ fragte sie während sie in anschaute. Er kannte ihre Sprache nicht und wusste nicht, wie er es mit Zeichensprache ausdrücken sollte. „Ich schreibe auf, was passiert ist,“ sagte er, ohne Hoffnung, dass sie in verstehen würde. „Sie denken falsch über mich, und über dich. Ich erzähle ihnen die Wahrheit.“
Sie schaute ihn noch einen Augenblick verzweifelt an. Dann ließ sie seine Hand los und drehte sich um. Farin seufzte, nahm sich ein weiteres Blatt Papier und schrieb weiter.

Diesmal begriff ich, was sie meinte. Aber ich konnte ihr meinen Namen nicht sagen. Die Schweigepflicht dieses Tages verbot mir das. Weil, anders als ihr denkt, ich bin ein Centaur mit Ehrgefühl. Aber um sie nicht zu enttäuschen, wies ich auf meinen Mund und schüttelte den Kopf. „Bai ri haiku?“ fragte sie. „Piki.“ Ich beschloss sie zu ignorieren und meinen Weg weiterzugehen. Ich habe ein paar Augenblicke daran gedacht, dass Barida ein Teil der Prüfung war, eine Herausforderung nicht zu sprechen. Ich folgte dem Pfad und an der Gabelung wechselte ich auf den richtigen Weg. Ich klettere über Felsen, ging um Gruben herum und sprang über einige umgefallene Baumstämme. Es dauerte eine Weile, bis ich merkte, dass das Mädchen mir mit einigem Abstand folgte. Vielleicht muss sie in die gleiche Richtung, beruhigte ich mich selbst. Oder vielleicht gehört sie wirklich zur Prüfung, dachte ich nervös, und muss sie im Auge behalten. Wie auch immer, sie schien mir weiter zu folgen und ich ignorierte sie so gut es ging. Ich mahnte mich zur Ruhe und suchte eine Stelle, wo ich den Himmel sehen konnte. Die Sonne, rechts hinter mir, stand schon hoch. Der Türkise Planet erhellte scheinbar immer noch unbeweglich den Westen links hinter mir. Auch der Mond war noch vage zu sehen und mit Hilfe dieser drei Himmelskörper merkte ich, dass ich weiter auf dem richtigen Weg war. Barida folgte mir immer noch. Ich näherte mich immer mehr dem Dorf. Die Umgebung sah bekannter aus und in der Ferne konnte ich schon die Feuer sehen, erst weit weg, dann immer näher...Ich begann schneller zu laufen. Plötzlich war ich umzingelt.

Farin hörte Geräusche rund um die Hütte, in der sie eingeschlossen waren. Er schaute auf und sah den Centaur, der sie bewachte, leise mit einem anderen reden. Was sie sagten, konnte er nicht verstehen. Er schaute sich nach Barida um und sah sie an der Hinterseite der Hütte hockend, wie sie anscheinend die Wand anstarrte. Sie schien zu fühlen dass er nach ihr schaute, drehte den Kopf und warf ihm einen ängstlichen Blick zu. Er fühlte sich schuldig, dass er sie so lang warten ließ. Aber er musste dies beenden. Er konnte nicht ohne Erklärung gehen. „Beinah fertig...“ murmelte er, tauchte die Feder in die Tinte um weiter zu schreiben.

Sie kamen von allen Seiten durch die Büsche hindurch. Ich erkannte ein paar von den erwachsenen Centaur, alle richteten ihre Bogen auf mich. Nein, doch nicht, merkte ich als der erste Schreck verging. Ihr habt nicht auf mich gezielt, sondern auf Barida. Das Mädchen schaute erschrocken und stammelte: „Ku u?“ Ihr habt sie vom Pferd geholt und mitgenommen. Ich blieb zurück. Das konnte nicht zur Prüfung gehören. Was ging hier vor? Ich musste die Zeremonie vollenden, dachte ich und lief durch das Dorf zum Bach am anderen Ende. Unterwegs begegnete ich Kidercus. Sie ging in Richtung Schlafhütte, um sich für das Große Fest fertig zu machen und nickte mir freundlich zu. Ich folgte dem Bach bis zu der Stelle, wo ein großer flacher Stein diesen in zwei Gewässer teilte.
Ich stieg hinauf, legte meinen Kopf in den Nacken und schaute zum Türkisen Auge. Obwohl es helllichter Tag war, beherrschte er immer noch den westlichen Himmel.


Die Stimmen draußen wurden lauter. Farin erkannte die Stimme seines Vaters. Er klang wütend. „Ich schwöre bei allen Sternen des Himmels, dass mein Sohn hier nichts mit zu tun hat!“ „Wie kannst du das wissen?“ fragte der Wächter spottend. „Er würde so etwas nicht machen!“ Farin schaute nach Barida, die immer noch mit der Rohrstockwand beschäftigt war. Probierte sie einen Fluchtweg zu finden? Das hatte keinen Sinn; Centaur konnten schneller als Menschen laufen, sie würden sie binnen kürzester Zeit einholen. Er musste sich beeilen...Schnell konzentrierte er sich wieder auf die Bögen Papier vor sich, versuchte die Stimmen draußen auszuschalten. „Er ist unschuldig, sag ich dir!“

Ich gelobte dem Türkisen Auge in Gedanken, dass ich dem Stamm treu blieb, in guten und schlechten Zeiten. Dass ich für unsere Ideale kämpfen und die Schwächeren beschützen würde. Später auf dem Fest würde ich dieses Gelöbnis noch mal laut aufsagen, wenn der Rhythmus der Trommeln lauter wird und jeder aufspringt für einen wilden Kreistanz. Einmal, als ich noch klein war, bin ich mit ein paar anderen ganz dicht zum Festfeuer geschlichen und wir haben zugeschaut, bis uns jemand bemerkte und ins Bett schickte. Leider würde ich das Fest nie wirklich mitfeiern...aber das wusste ich da noch nicht... Als ich mit meinem Gelöbnis fertig war, nur mit den Bäumen und Dem Auge als Zeugen, kehrte ich ins Dorf zurück um die traditionelle Festkleidung anzuziehen. Ich war noch nicht weit gekommen, als ich ein Mädchen vor Schmerzen schreien hörte. Barida! An den Eid des Beschützen denkend galoppierte ich direkt darauf zu. Ein schrecklicher Anblick offenbarte sich vor meinen Augen. Barida hockte auf ihren Knien im Schlamm, mit entblößtem Oberkörper und den Rücken voller Striemen. Um sie herum standen vier Centaur, drei von ihnen mit Peitschen bewaffnet. Der vierte war Lingandi, der Führer unseres Stammes, ein grauer Hengst mit dicken lockigem Bart und großen borstigen Augenbrauen. „Hi sempia?“ schnaufte er in der Sprache des Mädchens. „Ba lostiu?“ „Na io aspjon!“ rief Barida verzweifelt aus. „Zu vialsa!“ „Ninse, fula,“ sagte der Centaur.“Hi sempia?“ „Pu sudi. Na io aspjon!“
Einer von euch schlug sie mit der Peitsche ins Gesicht und sie krümmte sich vor Schmerzen. Das konnte ich nicht länger mit ansehen. Ich stürmte ohne nachzudenken nach vorn und rieß die Peitsche aus der Hand desjenigen, der zugeschlagen hatte. „Hört auf, ihr schlagt sie tot! Was hat sie getan?“ „Wir schlagen niemanden tot,“ sagte Lingandi mit verschränkten Armen. „Nicht, bevor sie uns alles erzählt hat, was wir wissen müssen.“ „Was geht es dich übrigens an, Winzling?“ fragte einer der anderen. Lingandi mahnte ihn mit einer Handbewegung zur Ruhe. „Heute werd ich erwachsen,“ protestierte ich. In dem Augenblick erkannte ich meinen Fehler.
„Oh ja?“ fragte Lingandi,“du scheinst mir sehr redselig für einen Fast-Erwachsenen auf seinem Türkisen Planetentag.“ „Ich...“ begann ich, verzweifelt nach einem Ausweg suchend. Einer der anderen sah mich mit wachsender Neugier an. „Sag, bist du nicht der Junge, der dieser Spionin den Weg in unser Dorf gezeigt hat?“
Ach, ich vergeude meine Zeit damit, Sachen zu schreiben, die ihr natürlich schon wisst. Ihr habt Barida weiter verhört, sie dabei grün und blau geschlagen und uns beide dann in diese Hütte gesperrt. Aber ich wusste, was ich tun musste.
Ich weiß...


„Farin!“ sagte Barida eindringlich. Farin drehte sich um und sah, dass es ihr geglückt war, ein Loch in die Rohrstockwand zu machen, gerade groß genug für einen Menschen. „Vinta?“ fragte sie. “Zuptu. Duiki takita?“
Farin schüttelte den Kopf. Er lief mit den Fingern der einen Hand über den Tisch, ließ die andere Hand hinterher rennen und griff die vorauslaufenden Finger. „Tai polto,“ nickte das Mädchen. „Mi...“ Wieder schüttelte er heftig den Kopf. Er winkte ihr und klopfte auf seinen Rücken. Sie nickte verstehend und lief zu ihm hin. „Fa nopi...“
Er schrieb noch ein paar Sätze und ließ sie auf seinen Rücken klettern. Sie schlang die Arme um seinen Hals. Farin holte tief Atem und galoppierte los. Der Wächter schlug Alarm und stürmte hinter ihnen her, aber Farin war schneller. Er schlug Haken zwischen den Hütten und Bäumen um eventuellen Pfeilen auszuweichen. Rechts von ihnen hörte er Trommeln, Gesang und fröhliches Geschrei. Jeder war auf dem Fest. Sie sollten einfach entkommen können. „Koman, Farin!“ flüsterte Barida ermutigend in sein Ohr. Hinter ihnen gab der Wächter die Verfolgung auf und kehrte zur Hütte zurück. Die anderen hatten ihn wegen des Lärms beim Fest nicht gehört. Drinnen sah er einen Stapel beschriebenes Papier liegen und beugte sich neugierig über die die letzten Worte.

Ich weiß nicht ob Barida eine Spionin ist, aber das interessiert mich nicht. Ich weiß nicht, was ihr mit uns vorhabt, aber es wird nie geschehen.
Wir gehen.
 
Sonambulo (zu Deutsch: 'Mondsüchtig')

Jede Nacht wandere ich von Ort zu Ort, ohne mein genaues Ziel zu kennen. Ich ging über die höchsten Bergspitzen, bis ins tiefste Tal und habe nicht das gefunden, was ich suchte. Doch weiß ich selber nicht, was ich suchte.

Bevor ich mich jeden Abend in mein Bett lege, um zu schlafen, schaue ich verträumt hoch, zum oft leuchtenden Mond. Er erscheint mir oft nah und ist doch so weit fern von mir. Ich frage mich oft, was da oben ist und ob die Geschichte, vom Mann im Mond, die ich als kleines Mädchen immer gehört habe, wirklich stimmt. Oft denke ich auch einfach über den Traum von meiner letzten Nacht nach oder ich überlege was ich wohl in der folgenden Nacht träumen werde, wohin mich meine Reise nun bringt.

Manchmal führt mich meine Reise auch einen unbekannten Ort. Er ist ganz anders als unsere Welt, wie wir sie kennen. Sie steckt voller unglaublicher Dinge, die wir nicht verstehen und doch wirkt sie so real. Die Wesen, die ich dort zuerst traf - sie nannten sich Elfen - sie haben mir dieses Land gezeigt. Sie zeigten mir die großen Bäume, mit den vielen Früchten, die aussahen wie Äpfel, aber einen ganz eigenen süßen Geschmack hatten. Sie zeigten mir auch, wie man mit den Flügeln, die ich auf dem Rücken hatte, fliegen konnte. Doch zeigten sie mir auch ihre Aufgaben, die sie, wenn wir tief und fet schlafen, erledigen müssen. Sie müssen Nacht für Nacht die bösen Geister aus unseren Schlafzimmern vertreiben, denn diese bringen die schlechten Träume. Sie bringen uns zudem noch schöne Träume und entführen uns in unbekannte Welten. Dennoch, so wurde mir von einer Elfe versichert, wurde bisher noch nie ein Mensch in das Land der Elfen entführt. Sie zeigten mir auch die Welten, die ich auch wieder erkannte. Ich habe mich dort als Kind oft in den Nächten aufgehalten. Meistens in den Nächten, in denen es mir schlecht ging. Das war sehr oft der Fall. Und trotzdessen, dass es mir so schlecht ging, habe ich mich in meinen Träumen immer wieder an diesem wundervollen Ort wieder gefunden. Dort vergaß ich den ganzen Schmerz und die ganze Pein, welche mir von meinem eigenen Vater zugefügt wurden waren. Er kam oft spät abends in mein Zimmer, schloss die Tür hinter sich, setzte sich auf mein Bett und fing an seine abendlich Geschichte zu erzählen. 'Schatz du kennst doch das kleine Mädchen, von dem ich dir das letzte Mal erzählt habe. Das Mädchen, welches ganz tapfer ist, welches niemals ihren Vater, den sie über alles liebt verraten würde und welches niemals will, dass ihr Vater seine Wut an ihrer Mutter auslassen wird. Das kennst du doch noch?' Ich höre oft heute noch vorm Schlafengehen seine Worte. Wie er sie voll Liebe und Mitleid sagte. Bevor er sich auszog und mich missbrauchte. Ich war immer ganz ruhig, denn ich wollte nicht, dass er böse mit mir ist und dass er meiner Mutter was antut.

Doch hier in diesem Land verspüre ich nichts mehr von der Angst, von dem Schmerz und von der Pein. Hier wühle ich mich wohl und geborgen. Oft habe ich auch gesagt, dass ich gerne für immer hier sein möchte und nie wieder nach Hause gehen will. Doch jedes Mal sagen mir die Elfen, dass ich wieder in meine Welt zurück muss, aber sie versprechen mir, dass wir uns bald wieder sehen. Nur an dem einen Tag, das waren alle ganz komisch. Sie waren fröhlicher als sonst und sie meinten zu mir, dass ich heute leider nicht mit ihnen mitkommen kann, um die bösen Geister zu vertreiben, sondern direkt wieder zurück in meine Welt muss. Ich verstand nicht warum, doch konnte ich nix dagegen tun und wurde aus dieser schönen Welt fortgeschickt. Wenig später bin ich auch aufgewacht. Als ich auf die Uhr schaute, sah ich, dass es erst 2.00 Uhr war und ich gerade mal 30 Minuten geschlafen habe. Da merkte ich plötzlich, dass mein Telefon klingelt. Ich nehme den Hörer ab und höre am anderen Ende die aufgeregte Stimme meiner Mutter, die mir unter Tränen sagt, dass mein Vater im Krankenhaus liegt, weil er eine Alkoholvergiftung und einen leichten Herzinfarkt hatte. Sie meinte, er hätte es nicht mehr ausgehalten, dass ich nie wieder mit ihm reden will und dass er es wirklich bereuen würde, was er mir angetan hatte. Ich habe mich natürlich sofort auf den Weg gemacht, er war ja immerhin noch mein Vater, den ich trotallem noch liebte. Ich war natürlich in Eile. Da es nachts war, dachte ich, dass die Straßen kaum befahren waren, aber da täuschte ich mich. Gerade als ich auf die Autobahn fahren wollte, sah ich plötzlich 2 Lichter auf mich zukommen. Bis ich realisiert hatte, was da gerade passierte, war es auch schon geschehen. Das einizge woran ich mich danach noch erinnern kann, dass ich wenige Stunden später im Krankenhaus aufgewacht bin, sich meine Mutter über mich gebeugt und mir gesagt hat, dass es meinem Vater wieder besser ginge. Obwohl er mir soviel angetan hatte, beruhigte mich diese Nachricht ungemein und nun wusste ich, dass ich Abschied nehemn konnte. Ich sah meine Mutter an und sagte ihr, dass ich sie liebe und sie nur beschützen wollte. Dies waren meine letzten Wort und nach dem ich nun die Erde verließ und später an diesem Ort wieder aufwachte, sah ich die Elfen wieder und sie fingen an zu Tanzen und zu Lachen. Ich schaute mich um und erkannte alle Elfen, die mich herzlichst empfingen. Sie erzählten mir, dass sie von Anfang an wussten, dass ich zu ihnen kommen würde und ich nur noch die letzte Hürde, die darin bestand meinem Vater zu verzeihen, meistern musste. Seit dem Tag lebe ich nun hier mit den Elfen zusammen und sorge dafür, dass die Menschen schöne Träume haben.

Kurz nach meiner kompletten Ankunft wollte ich noch wissen, wo ich war. Mir wurde nur gesagt, ich bin an dem Ort, der mit der Sonne verschwindet und mit dem Verschwinden der Sonne auftaucht.
 
Dieser Text ist Teil eines zukünftigen Schreibprojektes, das ich wahrscheinlich zwischen LMMI 5 und 6 schreiben werde (Na gut, das sagt hier wahrscheinlich keinem was :D). Es ist eine Legende, die dort erzählt wird (oder gelesen, das steht noch nicht fest, deshalb dieser Anfang). Als solche hat sie keine Überschrift. Falls eine Überschrift für den Wettbewerb nötig ist, lautet sie „Die Chronik der Gründung von Atlantis“. Ich hoffe, jetzt stöhnt keiner ;)
Mit der Länge von knapp 3000 Wörtern ist die Geschichte eigentlich zu lang für diesen Wettbewerb, aber DragonLilly meinte, ich solle sie trotzdem einstellen. Und jetzt geht’s los:



Sei gesegnet, du, der diese Zeilen liest.
Dies ist die Chronik eines Geschehens, das vor vielen Tausend Jahren begann und dessen Schatten noch bis heute wirkt.
An einem Tag, der nicht anders zu seien schien als jeder andere zuvor, war es einem Mann bestimmt, zu einem der seltenen Menschen zu werden, die die Geschicke der ganzen Welt zu ändern vermögen. Doch alles hat seinen Preis, und oft muss man ihn vorher zahlen.
Der Name dieses Mannes war Rathe, und er hatte gerade sein zwanzigstes Jahr auf dieser Welt begonnen, als das Geschehen seinen Lauf nahm.
Rathe, ein vorzüglicher Jäger, hatte sich ganz allein auf die Jagd nach einem Bären gemacht, der des Tags zuvor einen anderen Jäger angegriffen und schwer verletzt hatte. Da dies nahe des Dorfes geschehen war, das Rathe seine Heimat nannte, kamen die Dorfältesten überein, dass der Bär getötet werden musste, wollten weitere Opfer vermieden werden. Und so wurde der beste Jäger ihres Stammes ausgeschickt, ihn zu erlegen.
Doch das Schicksal wollte es, dass dieser Bär das Lieblingstier eines Bärengottes war. Rathe stellte dem Tier nach, lockte es in eine Falle, und nach einem blutigen Kampf, bei dem sein Bein schwer verletzt wurde, erlegte Rathe den Bären.
Doch der Bärengott, zornig auf den Menschen, der es gewagt hatte seinen Liebling zu erlegen, schwor Rache an Rathe. Doch ihn einfach zu töten erschien diesem grausamen Gott eine zu geringe Strafe. Und so, noch während Rathe seine Wunde behandelte, fiel der Gott in der Gestalt eines riesigen Bären über das Dorf von Rathe her und tötete jedes lebende Wesen darin, Männer, Frauen, Kinder und selbst die Tiere in ihren Pferchen und die Käfer unter der Erde.
Spät am selben Tag, voll freudiger Erwartung ob des großen Empfanges den man ihm, dem Bezwinger des Bären, geben würde, humpelte der verletzte Rathe auf seinem Speer gestützt aus dem Wald auf die Felder, die um sein Dorf lagen. Doch was musste er sehen!
Der Großteil seines Dorfes war verbrannt, nur einige wenige, abseits gelegene Hütten waren nicht vom Feuer angegriffen. Doch hatte man sie genau wie ihre Bewohner übel zugerichtet. Rathe fiel auf die Knie und weinte, weinte, weinte. Seine Tränen netzten die Erde und seine Schreckensschreie erfüllten die Luft.
Seine Klagen erreichten das Ohr der kindlichen Göttin Llanwellyn, die den Tag mit den Rehen spielend nicht weit von Rathes Dorf entfernt verbracht hatte. Neugierig und ergriffen folgte sie den Klagerufen Rathes und geschockt sah sie die Überreste des Dorfes und die Verstümmelungen der Toten. Tränen traten in ihre kleinen Augen, denn sie hatte das Dorf schon einmal besucht und war sehr freundlich behandelt worden.
Sie ging zu Rathe und versuchte ihn zu trösten, doch die Trauer des einst so stolzen Jägers war übermächtig, und so dauerte es drei Tage und Nächte, bis es der kindlichen Göttin gelang seine Tränen zum Versiegen zu bringen. Dann schlief Rathe drei weitere Tage und Nächte, erschöpft von seinem Kampf mit dem Bären und ausgelaugt von der verzehrenden Macht der Trauer. Die Göttin Llanwellyn aber heilte die Wunden seines Körpers, wenn sie es schon nicht vermochte die Wunden seiner Seele zu lindern.
Als Rathe aus seinem langen Schlummer erwachte, fand er die Körper seiner Freunde ehrenvoll begraben und die Ruinen seines Dorfes aufgeräumt vor. Mit Gesten, denn seine Stimme war von den Trauerrufen immer noch verbraucht, dankte er der jungen Göttin, dass sie ihm diese schwere Aufgabe abgenommen hatte. Dann sah er sich um und fiel vor ihr auf die Knie.
„Erhabene Göttin“, sprach er sie mit krächzender Stimme und schmerzender Kehle an. „Ich habe alles verloren, was mir jemals etwas bedeutet hat. Meine Eltern und Freunde sind tot; das Mädchen das ich geliebt habe zerfetzt; mein Dorf und die Felder zerstört. Ich habe nichts mehr außer mein Leben. Ich würde es nur zu gern aufgeben und mich zu meinen geliebten Menschen in der nächsten Welt begeben, aber ich fürchte die Sünde des Selbstmords. Ich bitte dich, verfüge über mein Leben, sage mir, was ich tun soll.“
Die Göttin, die in ihrem Herzen die Seelenqualen des jungen Mannes mitfühlte, zwang sich dazu ihm bestimmt und sicher zu antworten.
„Wenn dies dein Wunsch ist, so werde ich ihn dir erfüllen. Denn siehe, eine große Aufgabe wartet auf einen Menschen, eine Aufgabe, die nicht in den Händen der Götter liegt. Es ist eine Aufgabe, die viele Gefahren birgt und eine weite Reise und die Niemalswiederkehr.“
„Ich bin zu allem bereit!“, rief Rathe. „Gefahren schrecken mich nicht mehr, der ich nichts mehr zu verlieren habe, und eine Reise ohne Rückkehr ist das einzige, zu dem ich mich noch aufraffen könnte.“
„So sei es denn“, stimmte die Göttin leise zu und gab Rathe Anweisungen über Anweisungen für seine weite Reise. Rathe lauschte ungeduldig, und nachdem die Göttin geendet hatte stand er von seinen Knien auf und ging dem Sonnenuntergang entgegen. Ohne auch nur ein Mal zurück zu blicken, wanderte er zwei Nächte und Tage, bis er erschöpft in einen hohlen Baum kroch und sogleich in die Welt der Träume glitt.
Der nächste Morgen weckte ihm mit einem Weinen. Rathe verließ sein Versteck und wurde einem seltsamen Wesen gewahr, einem Wesen mit menschlicher Gestalt aber grüner, borkiger Haut.
„Was bist du?“, fragte er das Wesen verwundert. „Und warum weinst du?“
Das Wesen, das Rathe bisher nicht bemerkt hatte, wandte sich ihm erschrocken zu, doch beruhigte es sich, als Rathe keine Absicht zeigte es anzugreifen.
„Ich bin eine Dryade“, antwortete das Wesen. Und weil Rathe immer noch nicht bedrohlich erschien, fuhr es fort „Ich weine, da ein tollwütiges Wildschwein immer wieder die Triebe der jungen Bäume zerstört. Dabei wünsche ich mir doch so sehr Kinder!“
Rathe blickte um sich, ein wenig verwirrt über die Worte der Dryade, denn über ihr Volk hatte er bisher nur wenig gehört. Aber er wusste, eine Dryade ist stets mit ihrem Baum verbunden, und leidet ihr Baum so leidet auch sie, so wie der Baum stirbt wenn eine Dryade getötet wird.
Sein Blick wanderte umher und Rathe wurde sich nicht nur der großen Eiche bewusst, in deren Schatten er stand, sondern auch der kleinen Schösslinge junger Eichen, die niedergetrampelt oder gewaltsam aus der Erde gerissen waren.
„Verzage nicht“, tröstete er das Dryadenmädchen „Ich werde dir helfen. Ich werde dir helfen, denn ich weiß, was Trauer bedeutet.“
Und so machte sich Rathe auf das tollwütige Wildschwein zu finden. Er folgte dessen Spuren und fand schließlich die Tränke des Tieres.
„So sei es denn“, dachte sich Rathe, baute eine Falle für das Tier und legte sich mit seinem Speer auf die Lauer. Als der wilde Eber zur Tränke kam, tappte er in die Falle und grunzte wütend auf. Doch Rathe hatte nur auf diesen Moment gewartet. Den Augenblick der Verwirrung ausnutzend, stieß er seinen mächtigen Speer tief in den Leib des Ebers und durchbohrte dessen schlagendes Herz. Der Eber heulte auf und schlug wild mit seinen Hauern um sich, aber Rathe hatte sich mit einem weiten Sprung aus der Gefahr gebracht. Das sterbende Herz des gewaltigen Ebers pumpte große Mengen rotes Blut aus der Wunde, und nach kurzer Zeit erstarben die Kämpfe des Tieres mit der Falle und dann der Eber selbst.
Seufzend packte Rathe seinen Speer und begab sich zurück zu der Dryade.
„Ich habe das kranke Leben des Wildschweines beendet, und hoffe dass dein Wunsch nun erfüllt wird.“
Die Dryade hatte Tränen in den Augen, Tränen der Freude, aber auch des Schmerzes.
„Es ist nicht schön, wenn ein Leben beendet wird, um anderes zu ermöglichen, selbst wenn es krankes Leben ist. Aber dies ist der Lauf der Natur, und deshalb danke ich dir. Nimm dies als mein Geschenk an dich, und wenn du jemals eine Heimat für dich finden solltest, so pflanze diese Eichel, und ein starker Baum wird ihr entwachsen, in dessen Schatten du dich ausruhen kannst.“
Rathe schloss die Hand um das Geschenk der Dryade und bedankte sich ebenfalls. Das Waldwesen hatte in sein Herz gesehen und die Trauer und Unruhe darin erkannt. Rathe glaubte nicht, dass er jemals wieder einen Ort finden würde, den er hätte Heimat nennen können, aber das Geschenk der Dryade machte die Last auf seiner Seele auf irgendeine Weise leichter für ihn.
Die Göttin Llanwellyn aber, die alles aus der Ferne beobachtet hatte, nickte zufrieden. Rathes Herz war nicht zu Stein geworden, und das war wichtig für seine Aufgabe.

Rathes Weg war lang und dauerte viele Jahre. Viele Gefahren lauerten auf ihn, und viele Prüfungen musste er bestehen. Sein Weg führte ihn durch Wüsten und Wälder, über große Seen und hohe Berge. Er kämpfte mit den Leoparden der großen Öde und übernachtete in einer Höhle mit den Schneeriesen der Himmelsberge. Er tauchte in den Dunkelblausee, tiefer hinab als jemals irgendwer zuvor, und aß die Früchte des Erdbaumes. Seine Taschen füllten sich mit den Kleinoden der unterschiedlichsten Art. Zu der Eichel der Dryade gesellte sich eine schwarze Perle, geschenkt von einer Nymphe. Räuber der Wüste gaben ihm einen seltsamen, schwarz schimmernden und durchsichtigen Stein, von einem Händler mit seltsamen Augen bekam er einen grün leuchtenden Stein. Auch das versteinerte Harz eines Baumes gelangte in seine Taschen, und eine Nadel aus Eisen, die immer in die gleiche Richtung zeigte, selbst wenn man ihr Gefäß drehte.
Von einem schrulligen Alten erfuhr er das Geheimnis eines goldglänzenden Metalls, das aus Kupfer und Zink hergestellt werden kann. Ein Kind hingegen lehrte ihn mit den Vögeln zu sprechen.
Am Ende eines Tages schließlich gelangte an einen großen Ozean, an dessen Ufer die Kindgöttin im Sand saß und den Sonnenuntergang betrachtete.
„Deine Reise ist bald zu Ende“, offenbarte sie ihm. „Vor dir liegt nur noch der Weg über die stürmischen Wasser bis hin zu einer Insel inmitten des Ozeans. Dort sollst du die Aufgabe, die ich dir auferlegt habe, beenden, und dort sollst du auch deine Belohnung bekommen.“
„Ich habe kein Verlangen nach einer Belohnung“, erwiderte Rathe. Die gütige Göttin lächelte und drohte ihm scherzhaft.
„Ich bin eine Göttin, und du Sterblicher wirst tun, was ich dir befehle. Du wirst eine Belohnung bekommen. Und du wirst sie auch freudig entgegen nehmen, dessen bin ich sicher.“
Am nächsten Tag zeigte ihm die kindliche Göttin den Bau eines Bootes, das ihn über die Wellen tragen sollte. Doch Rathe hatte Bedenken.
„Wie soll ich im weiten Ozean meinen Weg finden, erhabene Göttin?“, fragte er. „Und wie soll ich den mächtigen Gewalten der Wellen widerstehen? Mein Boot wird zermalmt werden, sobald ein Sturm aufkommt!“
Doch Llanwellyn konnte seine Bedenken zerstreuen.
„Auf deinen Reisen hast du viele wertvolle Dinge gesammelt. Einige davon werden dir jetzt helfen. Ich werde dir zeigen, wie du mit der magischen Eisennadel deinen Weg findest, und mit der schwarzen Perle der Nymphe kannst du die See beruhigen, wenn Sturm aufkommt. Du musst die Perle dazu nur in das Wasser tauchen. Auch deine anderen Kleinodien werden dir behilflich sein, wenn du dein Ziel erreicht hast.“
Nach diesen Worten verschwand die kindliche Göttin und Rathe machte sich auf ihre Anweisungen zu befolgen. Er lud Proviant und Süßwasser in sein Boot und fertigte ein Segel an. Dann verließ er eines Morgens die Welt, in der er sein ganzes Leben verbracht hatte, um einem unbekannten Ziel entgegen zu segeln.
Er richtete sich nach der Sonne und den Sternen sowie nach dem seltsamen Gerät, das er nach den Worten der Göttin gebaut hatte und in dem die magische Nadel, sicher verwahrt, unbeirrbar in eine Richtung wies. Wie Rathe befürchtet hatte geriet er in einen Sturm, doch er hatte keine Furcht. Sein Vertrauen in die Worte der Göttin wurde auch dieses Mal nicht enttäuscht, denn kaum hatte er die schwarze Perle in die salzigen Fluten getaucht, als der Sturm auch schon abflaute und erlahmte, und nur noch ein lauer Wind ihn voran trieb, seinem Ziel entgegen.
Eines Abends, als er gerade mit leichter Sorge den letzten Rest seines Proviants verzehrte, gewahrte Rathe einen dunklen Streifen am Horizont und am folgenden Morgen setzte er Fuß auf den Boden eines neuen Landes. Grün war es, und angenehm, und dichte Wälder wechselten sich mit fruchtbaren Wiesen und schroffen Bergen ab.
Da die Göttin ihm nicht gesagt hatte was er nach seiner Ankunft tun sollte, beschloss Rathe, den höchsten Gipfel in seiner Nähe zu erklimmen um dort das neue Land zu überblicken. Seine Reise dauerte eine Woche, doch dann stand er auf dem Gipfel. Kalter Wind nahm ihm den Atem und hätte er das nicht getan, hätte die Aussicht dafür gesorgt.
Vom Gipfel aus nämlich konnte Rathe weit in das fruchtbare Land blicken und er erkannte, dass dieses neue Land eine Insel war. Eine große Insel, aber ein Mensch hätte keine Probleme damit, sie in zwei oder drei Wochen zu umrunden. Genauer wollte sich Rathe nicht festlegen, denn von der Spitze des Berges aus veränderten sich die Entfernungen und was weit war wurde nah. So dauerte auch sein Abstieg zu einem seltsamen Tal länger als er geglaubt hatte.
Das Tal war ihm aufgefallen, da es tief in den Bergen lag, mit einem großen See mit einer großen Insel darauf und einem kleinen Fluss zum Ozean hin.
Eines Abends erreichte er den See und tauchte die Hand in das kalte Wasser, um zu trinken. Schon nach dem ersten Schluck erkannte er, dass dieses Wasser das köstlichste war, das er jemals getrunken hatte. Noch voller Staunen darüber begab Rathe sich zur Bettruhe. Doch schon früh am nächsten Morgen sollte er geweckt werden, denn ein schriller Schrei schreckte ihn aus seinem Schlummer. Rathe sprang auf und sah sich um. In der Ferne, an einer Klippe hängend, erspähte er den Körper eines Menschen. Überrascht machte sich Rathe dennoch sofort auf, diesen Menschen aus seiner misslichen Lage zu retten. Als er näher kam wurde ihm gewahr, dass es ein Mädchen war, unter dessen Füßen der Boden wohl weggebrochen war als sie gerade am Rand der Klippe stand um den See zu überblicken.
Die Lungen von Rathe schmerzten von seinem raschen Lauf die Klippe hinauf, aber er beugte sich herab, packte den Arm des Mädchens und zog sie mit einem heftigen Ruck an Land. Aneinander geklammert rollten sie ein Stück von der Klippe weg, bis sie beide erschöpft nebeneinander liegen blieben. Endlich hatte Rathe die Muße, die Gerettete näher anzusehen. Sie war ein hübsches Mädchen, und etwas an ihr presste sein Herz zusammen. Dann erkannte er, was es war.
Das Mädchen, das da neben ihm im Gras lag, trug das Haar anders, und ein Kleid wie ihres hatte er noch nie gesehen, und es war ein halbes Leben her, aber dennoch war es ohne Zweifel das gleiche Gesicht.
„Alynnia!“ hauchte Rathe den Namen seiner toten Geliebten, einen Namen, den er seit dem tragischen Tag nicht mehr im Mund, wohl aber jeden Tag im Herzen gehabt hatte.
„Woher kennt ihr meinen Namen?“, fragte das Mädchen überrascht und betrachtete nun selbst Rathe genauer. Auch sie riss vor Staunen die schönen Augen auf.
„Der Mann aus meinen Träumen!“
Ungläubig sahen sie einander an.
„Habe ich nicht gesagt, das Rätsel würde sich hier lösen?“, fragte eine Stimme und das Mädchen sprang auf und senkte ehrfurchtsvoll den Kopf.
Nicht weniger schnell, aber geschmeidiger aus langer Übung, rollte sich Rathe in die Hocke und blickte zur Sprecherin.
Die kindliche Göttin Llanwellyn lachte ihre Zöglinge freundlich an.
„Dies Rathe, ist die Frau die du verloren hast. Ihr wurde am anderen Ende der Welt ein neuer Körper gegeben, um ihr Volk hierher zu führen. So wie dich habe ich sie angeleitet. Ich habe euch beide beobachtet und beschützt und nun ist euer beider Reise zu Ende. Dies hier ist das Land, das Alynnias Volk als neue Heimat dienen soll, und auch dir soll es Zuflucht bieten vor der Vergangenheit, Rathe. Du hast mir gut gedient, deine Belohnung steht neben dir.“
Rathe drehte sich zu dem Mädchen um, dass ihn so sehr an seine verloren geglaubte Liebe erinnerte. Auch sie wandte sich ihm scheu zu, blickte in seine Augen in beider Herzen entflammte erneut, was sie einst band.
„Nur eines bleibt euch noch zu tun“, sprach die Göttin weiter, und selbst ihre Stimme hatte Schwierigkeiten, in das Glück der beiden einzudringen. „Damit euer Volk hier leben kann, muss noch etwas geschehen.“
Die Göttin wies auf die Insel in der Mitte des Sees mit dem köstlichen Wasser.
„Rathe, mit dir trägst du einen Samen von einem Baum, den eine Dryade dir gegeben hat. Nimm diesen Samen und pflanze ihn in der Mitte der Insel. Aus ihm wird ein Baum sprießen, der alle anderen Pflanzen auf dieser Insel überragen wird und der euch Fruchtbarkeit und günstiges Wetter geben wird.
Um diesen Baum soll entstehen ein Palast, in dem ihr und eure Kinder und Kindeskinder als Herrscher leben sollt, in Ehrfurcht vor den Göttern und als gütige und weise Herrscher. So lange dieser Baum existiert, wird der Insel kein Schaden geschehen.
Auf der Insel errichtet eine Stadt, die dem Frieden und dem Wachstum und der Weisheit gewidmet ist. Am Ufer des Sees baut Gebäude zum Wohnen, und um diese legt einen Kanal, an dem in hundert Jahren vielfacher Handel geschehen wird.
Auf diese Art baut einen von dreifachem Wasser umgebenen Tempel: Vom See, der das Heiligtum umgibt und beschützt, vom Kanal, der die Stadt umgibt und beschützt, und vom Meer, das die ganze Insel umgibt und beschützt.
Euer Volk soll ein Volk werden von Dichtern und Priestern, von Handwerkern und Gelehrten und von Händlern, die die ganze Welt bereisen und seltene Waren und unvorstellbaren Reichtum bringen. Frieden soll herrschen auf dieser Insel ohne Neid und Missgunst.“
Alynnia führte Rathe zu ihrem Volk zurück und verkündete den Willen der Göttin. Es geschah, wie ihre Worte waren, und binnen weniger Jahre wuchs der Baum, und mit ihm zusammen die Stadt, zu unerreichter Pracht. Die Stadt aber erhielt den Namen Atlantis, so wie der Name der heiligen Insel, auf der sie errichtet worden war. Und die Bewohner lebten lange Zeit in Frieden und Wohlstand.
 
Sehr kurzer Text, und vielleicht nicht typisch "Fantasy"... aber ich überlass es mal der Jury, festzustellen, ob der hier reinpasst:

Maschinenherz

Seit Jahren schon arbeiteten sie zusammen, ohne dass jemals jemand etwas von ihrer Liebe hätte ahnen können. Schicht um Schicht waren sie in der kleinen Schreibwarenfabrik zusammen, und zufrieden verrichteten sie ihr Tagwerk, denn sie konnten beieinander sein. Die schönsten Stunden aber hatten sie des Nachts an den Wochenenden. Wenn sie alle gegangen waren, die Maschinenführer, die Abnehmer, die Schlosser, dann hauchte er seiner Liebsten leise die süßesten Liebesschwüre ins Ohr, machte Anmerkungen über ihre Anmut und die Präzision mit der sie ihre Arbeit verrichtete; und sie bewunderte seine unbändige Kraft und seine Größe. Und so verstrich die Zeit wie im Fluge für ihn, die große wuchtige Druckerpresse, und sie, die kleine Stanzmaschine.

Doch eines Tages zogen Wolken auf über ihrem Paradies. Männer in Anzügen kamen, sprachen über Produktionskapazitäten und Gewinnoptimierung, darüber, wie viele Blöcke und Hefte man momentan produziere und wie viel man an den Mann bringen könne; und schließlich kamen Schlosser, um den alten, in die Tage gekommenen Drucker zu demontieren. „Weine nicht um mich, meine Liebste“, sprach er zu ihr. „Die, die wahrhaft lieben, kann niemand trennen. Eines Tages sehen wir uns wieder, ich weiß nicht wo, doch ich weiß, dass es so sein wird.“ Und sie versuchte tapfer zu sein; doch als sie die letzten Teile des Druckers abtransportierten, brach sie schließlich doch in Tränen aus, weinte Tropfen aus Öl auf das Fließband. Noch am selben Tag wurde der neue Drucker gebracht, größer, schneller, kraftvoller. Die Arbeiter lobten die Leistung der neuen Maschine; doch für sie konnte niemand ihren Liebsten ersetzen.
So dauerte es nicht lange, und die Stanzmaschine versagte ihren Dienst. Die Schlosser versuchten eine ganze Schicht lang sie zu reparieren, verstanden nicht, woran sie zerbrochen war und gaben schließlich auf. Wie hätten sie auch darauf kömmen können, dass etwas, das Tag um Tag nur monoton vor sich hin stampft zu solchen Gefühlen fähig sein konnte? Als die neue Stanzmaschine kam, wurde die alte demontiert und auf den Schrott geworfen. Neben ihr lagen die Teile eines großen, alten Druckers.
 
@alle Teilnehmer und solche Autoren, die noch mitmachen möchten:
Hier gibts noch mal eine Verlängerung - die letzte bei diesem Wettbewerb.
:biggrin:
TEILNAHMESCHLUSS BIS 15. MAI!!
 
Textbeitrag von DragonLilly/Ein Traum?

Diese Geschichte für den Fantasy-Wettbewerb wurde von DragonLilly über den großen Ozean geschickt mit der Bitte, dass ich das in ihrem Auftrag hier einfüge :D
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Ein Traum?

Mary konnte einfach nicht einschlafen, die letzten Stunden waren so voller Zärtlichkeit und Liebe, vielleicht war das der Grund für ihre Ruhelosigkeit.
Sie betrachtete ihren Jack, der tief und fest schlief und dabei leise und gleichmäßig atmete. Er war der Mann, den sie von ganzem Herzen liebte und doch tat sie ihm oft weh, ohne es ändern zu können. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihr.
Die innere Unruhe wurde stärker und dem Ruf, der sie gerade ereilte, konnte sie nicht mehr widerstehen, sie musste ihm folgen.
Sie gab Jack einen Kuss und erhob sich so leise es ging. Sie versuchte das Rascheln ihres Nachthemdes zu unterdrücken, indem sie es fest an sich presste.
Sie verließ das Schlafgemach und eilte hinauf zu den Kindern. Diese schliefen ebenfalls. Sie umarmte ihre Kinder und küsste sie vorsichtig, sie wollte sie auf keinen Fall wecken.
Ein zärtlicher Blick, ein gehauchtes „Ich hab euch lieb“ und dann wand sie sich mit einem traurigen Gefühl ab.
Werde ich sie wieder sehen?, dachte sie.
Doch die Zeit drängte, sie musste nun schnell das Haus verlassen.
Hörte sie gerade ein Knacken in den Dielen oder bildete sie es sich nur ein?
Sie trat eilig vor die Tür und wurde eins mit der Dunkelheit.
*​
Er erwachte von einem leisen Scharren und eine Art Gemurmel. Sofort war er hellwach und sah sich um, seine Gedanken überschlugen sich, denn er dachte sofort an Mary und den Mond.
Ja, es war wieder soweit, er konnte sie noch nicht sehen, er fühlte nach ihr, jedoch war der Platz neben ihm leer, aber er spürte ihre Anwesenheit. Wo war sie? Seine Gedanken überschlugen sich und sein Herz krampfte sich zusammen. Er schwang die Beine aus dem Bett und suchte seine verstreut liegenden Sachen zusammen. Seine Erinnerungen an den gestrigen Abend, zauberten ein Lächeln auf sein Gesicht, jedoch holte ihn die Realität schnell zurück. Sie muss noch hier sein, ich kann sie deutlich spüren, dachte er. In Eile verließ er das Zimmer und suchte das gesamte Haus ab. Nein, sie war nicht mehr hier, aber wo war sie hingegangen?
Die Kinder schliefen friedlich, er streichelte beiden über den Kopf und deckte sie zu. Einen besonderen Geruch konnte er leicht wahrnehmen. Er dachte sofort wieder an Mary. Sie war hier, hat sie Abschied genommen? Musste sie jetzt für immer gehen? Er wusste, dass es eines Tages soweit sein würde, sie hatte es ihm vor den ersten Funken der wahren Liebe gesagt. Was er damals hörte, konnte er nicht glauben, aber er hat in den letzten Jahren zuviel gesehen und erlebt, um es nicht mehr zu tun.
Immer öfter verwandelte sie sich, erst war es einmal im Jahr zur Sommersonnenwende, dann ein paar Jahre später war es schon alle drei Monde, und inzwischen jeden Mond. Wie lange würde sie wohl noch den Weg zurück schaffen?
Konnte er nichts tun?
In Windeseile verließ er das Haus, um sie zu suchen und sie hoffentlich zu finden.
Im Stall trat sein Schwarzer schon von einem Bein auf das andere, er hat genau gespürt, dass sein Herr bald kommen würde und ihn brauchte. Der Schwarze begleitete ihn schon seit seiner Kindheit, sein Großvater hat ihm den Schwarzen geschenkt und gesagt, dass er immer auf ihn achten soll, denn er würde ihn oft brauchen. Wusste sein Großvater, was ihn erwartete, war sein Schicksal schon damals festgelegt?
Das sollte sich schon sehr bald zeigen.
Es war ein grauer Morgen. Jack ritt vom Gut seines Großvaters Richtig Sirana, die nächste größere Stadt in der Nähe, plötzlich sah er ein kleines Licht mitten im Wald. Dieses Licht und machte ihn sehr neugierig. Er ritt in den Wald und fand nicht das Licht, aber sie. Auf einer Lichtung lag sie mit einem dünnen Nachtgewand bekleidet und sah aus als wäre sie tot. Es lag Tau auf ihr und das Haar glänzte wunderschön. Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Als er sich näherte und sie dabei anstarrte, bewegte sie sich plötzlich, sie schlug die Augen auf und erblickte ihn.
Jack sah Hilflosigkeit und große Scheu in ihnen.
Er bot ihr Hilfe an und fragte nach ihrem Namen.
Mary sei ein schöner Name und würde sehr gut zu ihr passen, meinte er. Er kam sich dumm vor, aber er wollte unbedingt mit ihr reden.
So trat sie in sein Leben und ging nie wieder fort.
*​
Sie lief immer schneller in Richtung Wald, noch war das Haus ohne Licht, aber wie lange würde es dauern bis Jack es bemerkt? Er war fast immer erwacht, sobald sie verschwunden war, und er war ihr überall hin gefolgt, um sie im Morgengrauen zu finden und nach Hause zu bringen.
Die Verwandlung war nun nicht mehr aufzuhalten, aber sie dachte an Jack und wie sie sich vor über 10 Jahren kennen gelernt hatten.
Sie öffnete ihre Augen und sah ihn, er war so groß und so stark, aber sie sah auch Kummer in seinem Gesicht, war es etwa wegen ihr?
Er hielt sie und brachte sie in sein Heim. Trotz des Makels, der ihr anhaftete, wollte Jack sie nie wieder gehen lassen.
Mary erinnert sich gern an Jacks Großvater, er hat sie beide sehr geliebt und doch meinte er immer, dass sie auch zusammen das Schicksal nicht aufhalten könnten.
Ist es jetzt soweit? Mary konnte und wollte es nicht glauben. Ihr Weg führte immer tiefer in den Wald hinein.
*​
Rasch sattelte er den Schwarzen und schwang sich auf seinen Rücken und flüsterte ihm leise Worte ins Ohr, und als ob der Schwarze ihn verstehen würde, trabte dieser los.
Aus einem Trab wurde recht bald ein heftiger Galopp, denn er schien zu spüren dass sie nicht viel Zeit hatten. Den Hof ließen sie schnell hinter sich und der Wald tat sich vor ihnen auf, der Schwarze lief, als wenn er genau wusste wohin, Baume flogen an ihnen vorbei und manchmal hatte Jack Angst er würde sich nicht mehr lange auf dem Pferd halten können.
Sie waren nun schon zwei Stunden unterwegs, doch konnten sie Mary nicht ausfindig machen, Jacks Herz zog sich zusammen denn er wollte die Hoffnung noch nicht aufgeben. Sein Pferd schien zu fliegen und schon bald ließen sie den Wald hinter sich und durchquerten ein Sumpfgebiet. Der Schwarze wurde langsamer, denn der Weg war sehr gefährlich. Ein kleines Licht zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, sie hielten darauf zu, doch bis sie es erreichten, mussten sie noch einige gefährliche Wege und Kreuzungen, die ins nichts zu führen schienen, hinter sich lassen.
Das Licht kam endlich näher und Jack glaubte eine Hütte zu erkennen. Der Schwarze hielt direkt drauf zu, aber er wurde scheu und plötzlich wollte er keinen Schritt mehr tun. Auch das gute Zureden von Jack half nichts. Er musste absteigen und den Rest des Weges zu Fuß bestreiten.
Er band den Schwarzen nicht fest, sondern legte ihm die Zügel lose über, Jack wusste, dass sein Pferd ihn nie im Stich lassen würde.
Mit einem Kloß im Hals und einem unguten Gefühl machte sich Jack auf den Weg zur Hütte. Erst hatte er das Gefühl schnell dort zu sein, doch je weiter er ging, desto weiter erschein es ihm zu werden.
Nach einigen Stunden erreichte er sein Ziel. Der Morgen graute schon.
Er schritt vorsichtig näher, denn er wusste nicht, wer dort lebte und warum ihn der Schwarze hierher geführt hatte. Dann sah er sie plötzlich, seine Augen leuchteten und sein Herz machte einen überglücklichen Sprung. Er sah sie in ihrer Verwandlung, doch sie machte ihm keine Angst, denn er liebte sie. Ihre Augen waren auf ihn gerichtet, doch er hatte das Gefühl, dass sie ihn nicht sah.
Ihr Fell glänzte wie Schnee im Mondlicht, ein milchiger Schein umwob sie und ihr Horn glänzte wie Kristalle in der Sonne. Er konnte seinen Blick nicht abwenden. Dann sah er eine alte Frau die Hütte verlassen, sie ging geradewegs auf ihn zu und er erschrak und sah sich nach einem geeigneten Versteck um, doch er konnte keins erblicken. Die alte Frau gab ihm ein Zeichen, dass sie ihn bereits gesehen hatte und mit ihm sprechen wollte.
*​
Sie sah ihren Jack auf sich zukommen, aber auch die alte Frau kam. Mary wusste, dass sie es nicht böse mit ihr meinte, und doch gab sie ihr Schuld an ihrer Situation.
Warum konnte sie nicht zu Jack laufen, warum konnte sie nicht mit ihm reden?
Sie würde ihm so gerne so viel erklären und war an ihren Platz gebunden.
Kräfte die mächtiger waren als sie, hielten sie auf.
*​
Seine Liebste sah immer noch in seine Richtung und endlich klarte ihr Blick auf und sie erkannte ihn. Ein Schreck durchfuhr sie und das plötzliche Zittern verriet ihm, dass sie große Angst hatte, aber wovor?
Die alte Frau schien freundlich zu sein und machte nicht den Eindruck, als würde sie Böses im Schilde führen. Mary versuchte einen Schritt auf ihn zuzumachen, jedoch schien es als ob sie keine Kraft mehr dazu hätte, also machte er einen Schritt in ihre Richtung, jedoch gelang ihm nur dieser eine, wie durch eine unsichtbare Mauer wurde er aufgehalten.
Er sah sie an und konnte ihre große Angst wahrnehmen.
Sein Herz begann heftig zu schlagen und das Gefühl seine Mary für immer verlieren zu haben, schien sich in diesem Moment zu bestätigen. Keine Worte brachte er hervor, er war wie stumm.

Er versuchte in Gedanken Kontakt mit Mary auszunehmen, um ihr zu sagen, dass er da war, um sie mit nach Hause zu nehmen, aber seine Gedanken wurden blockiert und drangen nicht durch.
*​
Die alte Frau hatte die ganze Zeit nur zu den beiden gesehen und nichts gesagt, ganz plötzlich erhob sie die Stimme und sprach zu Jack. Auch Mary sollte jedes ihrer Worte verstehen.
Sie erzählte den beiden, dass ihre gemeinsame Zeit abgelaufen sei und Mary nun für den Rest ihrer Tage ein Einhorn bleiben müsse. Eine Rückkehr zu den Menschen sei nicht möglich, jeder Versuch würde sie töten.
Jack sah die Tränen in Marys Augen und auch er konnte diese nicht zurückhalten. Gab es eine Möglichkeit sie zu retten? Gab es einen Zauber, der sie wieder zu seiner Mary machte und sie nie wieder eine Verwandlung erleben müsste? Die alte Frau, war sie ein Feind? War sie schuld, dass Mary nie mehr zurück konnte?
Doch die alte Frau winkte ab und erklärte beiden, dass sie nur die Hüterin der Einhörner sei und dafür Sorge zu tragen hatte, dass es ihnen gut ging.
Die Magie der Welt, zu der sie nun gehöre, sei nicht böse, jedoch habe jedes Wesen eine ihm zugewiesene Aufgabe, und die von Mary war es, als Einhorn Gutes zu tun, dafür musste sie für bestimmte Menschen unsichtbar und unerreichbar bleiben. Viele scheinbar verworrene Geschichten erzählte ihm die alte Frau, doch er konnte vor lauter Schmerz nur einen geringen Teil wahrnehmen.
*​
Jack musste Abschied nehmen, denn sie Sonne war schon fast vollständig aufgegangen und er wusste, dass sie dann verschwinden würden.
Er hatte den Wunsch, seine Mary noch einmal fest in den Arm zu nehmen und sich zu verabschieden ... er versuchte auf sie zuzugehen und diesmal hielt ihn auch keine Mauer auf, er trat auf sie zu und schlang seine Arme um ihren Hals.
Für einen kurzen Augenblick bekam Mary ihre menschliche Gestalt zurück, er starrte sie an. Einen letzten Kuss wollte die alte Frau den Liebenden noch gewähren. Dieser Kuss schien nie zu enden.
*​
Sie spürte, dass es ein Abschied für immer sein würde. Den Worten der alten Frau konnte sie folgen, aber so wirklich glauben konnte sie es nicht. Alles in ihr war aufgewühlt und schrie. Ihr Jack näherte sich auf besonders sanfte Weise, er umschlang ihren Hals und die Verwandlung nahm ihren Lauf.
Als seine Lippen die ihrigen berührten, verging sie vor Sehnsucht und Schmerz. Ihre Lippen waren mit einem Mittel benetzt, das ihn nun sanft und lange genug schlafen ließ.
Als er sanft auf den Boden glitt, war der Abschied endgültig.
Sie verwandelte sich zurück und die alte Frau führte sie fort.
Ein langer Blick zurück und das Bewusstsein, nie wieder nach Hause zu können, machten ihr den Abschied sehr schwer, aber ihre Aufgabe war jetzt eine andere, nie wieder könnte sie ein Mensch sein.
*​
Als Jack erwachte, erfüllte es ihn sofort mit Hoffnung, vielleicht ja nur geträumt zu haben, doch als er sich aufrichtete, saß er auf dem Boden mitten im Sumpfgebiet. Der Schwarze stand neben ihm und wieherte leise.
 
Einmal Mond und zurück (1/2)

Thomas saß alleine auf dem Spielplatz. Sein Vater würde wieder bis zum frühen Morgen in der Fabrik arbeiten müssen und seine Mutter hatte er nie richtig kennen gelernt. Normalerweise kümmerte sich Frau Schmidt, eine Nachbarin, um den kleinen Tommy. So war es schon gewesen, seit er sich erinnern konnte.

Aber an diesem Nachmittag war Frau Schmidt nicht erschienen, um ihn vom Spielplatz abzuholen. Doch Tommy war zu sehr in sein Spiel vertieft, als dass es ihm aufgefallen wäre. Auf dem Spielplatz gab es eine große Weltraum-Rakete, mit drei Stockwerken, einem spitzen Dach und jeweils zwei Guckluken auf Vorder- und Rückseite. Hineinklettern konnte er über eine schmale Leiter, die in jedes der drei Stockwerke reichte.

Die ganz an der Spitze gelegene Kommandobrücke konnte nur über die Leiter betreten oder verlassen werden. Auf den beiden unteren Decks gab es auch eine Rutschstange, wie sie sonst Leute von der Feuerwehr benutzen, so dass er die Rakete im Notfall blitzschnell verlassen konnte.

Es dämmerte inzwischen. Tommy saß alleine auf seinem Kommandanten-Sitz und blickte in den allmählich von vereinzelten Sternen bevölkerten Himmel. Die anderen Kinder waren entweder heimgefahren oder, wie der kleine Lukas, der schon wieder seine Schaufel verloren hatte, von ihren Eltern abgeholt worden.

Frau Schmidt war noch nicht gekommen, um auch ihn abzuholen und er hoffte, sie würde sich noch etwas Zeit damit lassen. Genüsslich kostete er jede zusätzliche Minute aus, in der er alleine das Steuer seiner Weltraum-Rakete führen durfte.

Er zog an einem Hebel seines Steuerpults und blickte durch das große Sichtfenster in die endlosen Weiten hinaus. Dann drehte er an einem weiteren Regler und sah zu, wie der Mond langsam am Himmel empor kletterte. Einige der größeren Kinder hatten heute über etwas gesprochen, das sie eine Mondfinsternis nannten. Tommy konnte sich nicht vorstellen, was dies bedeuten mochte. Der Mond sah heute doch genau so aus, wie sonst auch immer.

Ein Ende des Anschnallgurtes baumelte lose neben seinen Füßen, als er sich bückte, um an einem weiteren Hebel zu ziehen. Dann bemerkte er einen Schaltknopf, der plötzlich zu blinken begonnen hatte. Ohne groß nachzudenken lege er seinen Zeigefinger auf den Knopf und drückten ihn hinunter.

Kurz darauf vernahm er ein Geräusch, wie vom Zufallen einer schweren Metalltür. Ein leichtes Beben durchströmte die Rakete. Plötzlich wurde er durch ein kräftiges Rucken in den Sitz gedrückt. Die Sterne begannen sich in Bewegung zu setzen und fingen an, am Kommandofenster vorbei zu ziehen.

Auch der Mond bewegte sich, er wurde immer größer und größer, bis er schließlich das gesamte Sichtfeld ausfüllte.

Tommy zog an dem Hebel für die Schubumkehr. Erneut durchzuckte ein plötzlicher Ruck die Rakete Ruck durchzuckte die Rakete und ließ die Kommandobrücke einen Augenblick lang erzittern. Fast wurde Tommy aus seinem Sitz gehoben, so stark bremste die Rakete ab. Er fühlte sich nahezu schwerelos und hätte in diesem Moment fast alles dafür gegeben, wenn er sich doch nur angeschnallt hätte.

Beinahe krampfhaft klammerte er sich an einer der Armlehnen fest, umschloss mit der zweiten Hand den Steuerknüppel und versuchte die Rakete auf Kurs zu halten. Der Erdboden -- der Mondboden -- kam ihm immer schneller entgegen.

Ein lauter Knall ertönte und die Spitze der Rakete schwang schlagartig herum. Tommy wurde jäh aus der Schwebe gerissen und mit aller Macht zurück in den Sitz gedrückt.

Durch das Kommandofenster konnte er nun eine kleine blau-grüne Kugel erkennen, die von zahllosen weißlichen Streifen überzogen wurde; die Erde. Am linken und rechten Rand des Fensters drehten sich zwei riesige, rot-gelb gestreifte Fallschirme.

Die Kraft, die ihn bislang in den Kommandositz gedrückt hatte ließ langsam nach. Dennoch unternahm er keinen Versuch, aufzustehen, dafür schwankte die Rakete noch viel zu stark. Auch wenn der Flug bislang relativ problemlos verlaufen war, so wurde Tommy beim Gedanken an die Landung etwas unwohl.

Eine kurze Weile später setzte die Rakete mit einem vergleichsweise sanften Rumpeln auf dem Boden auf. Tommy atmete erleichtert auf. Die Fallschirme sanken auf das Kommandofenster nieder, wurden dann aber unverzüglich von der Automatik aufgerollt und wieder in dem für sie vorgesehenen Stauraum untergebracht.

Jetzt konnte Tommy endlich aufstehen. In heller Aufregung stürmte er, so schnell er konnte, um die Trennwand herum und stieg die Leiter auf die zweite Ebene hinab. Nun trennten ihn nur noch wenige Schritte von der Rutschstange und er war im Freien.

Ihn überkam ein eigenartiges Gefühl als er am Himmel empor blickte und zwischen den Sternen nun nicht mehr der Mond sondern die Erde sehen war. Der Boden unter seinen Füßen war nicht mehr der gewohnte Erdboden sondern fremdartiges Mondgestein.

Große Teile der nahen Umgebung strahlten ein seltsames, milchig gelbes Leuchten aus. Um genau zu sein, es war exakt die Hälfte seiner Umgebung, denn direkt zu seinen Füßen verlief eine gerade Linie, die den leuchtenden Teil der Landschaft vom schattig grauen Teil, zu seiner Linken, abgrenzte.

Offenbar war er genau auf der Grenze zum kleinen Teil des Mondes gelandet, der noch zum Vollmond fehlte.

Er hörte ein schrilles Quietschen, dem kurz darauf ein metallisches Klappern folgte. Neugierig begann er nach der Ursache zu suchen. Auf einem der schattig grauen Hügel entdeckte er einen Blecheimer, der mit einer milchig gelb leuchtenden Flüssigkeit gefüllt war. Als er sich dem Eimer näherte hörte er wieder das metallische Knacken. Doch diesmal war es weitaus näher, als zuvor.

Vorsichtig schritt er um den Hügel herum und sah es; eine seltsame zitternde runde Metalldose, aus deren Unterseite zwei dünne Stäbe heraus guckten die sich am Ende wie vierzehige Vogelkrallen auseinander bogen. Den Seiten der Dose entsprangen zwei spiralenartige Kabel, wie die, die ein altes Telefon mit dem Hörer verbinden. Doch am Ende dieser Kabel befanden sich keine Telefonhörer sondern zwei Gummihandschuhe, die sich mit verschränkten Fingern schützend über etwas zu wölben schienen.

Tommy wusste nicht recht, was er machen sollte. Als er dann auch noch den komisch leuchtenden Farbpinsel neben dem bizarren Etwas bemerkte, rief er einfach drauf los: »Hallo, ist hier jemand?«

»J-j-ja-ja, i-ich b-b-bin hier«, stotterte es, als sich die Gummihandschuhe voneinander lösten, und dahinter ein zylinderartiges Gesicht mit großen runden Augen und spitzer Nase zum Vorscheinen kam.

Der an eine Konservendose erinnernde Kopf schien mit dem übrigen Rumpf durch eine wackelige Metallfeder verbunden zu sein.

»B-b-bitte tu mir nichts.« Bei diesen Tönen leuchteten unter der spitzen, an einen leicht gebogenen Vogelschnabel erinnernden, Nase die schemenhaften Umrisse eines Mundes und einiger rechteckiger Zähne auf.

»Hey, du bist ja ein richtiger Roboter!«, erwiderte Tommy, der die Worte vor Begeisterung gar nicht schnell genug herausbekommen konnte. »Nein, natürlich werde ich dir nichts tun. Wie heißt du eigentlich? Wie kommst du hier her?«

»I-i-ich bin Longitudinal. Und ich b-bin hierher gelaufen«, antwortete das seltsame mechanische Geschöpf, als es sich mit zackigen, abgehackt wirkenden Bewegungen aufrichtete und auf seine Krallenfüße stellte.

»V-v-viel zu viel zu tun. Ich habe viel zu tun«, fuhr er fort und kletterte mit bizarr ungelenk anmutenden Bewegungen den Hügel empor. Die Finger seiner Gummihand schlossen sich um den Eimergriff, während er den Pinsel mit der zweiten Hand in die seltsame Flüssigkeit tauchte. Unverzüglich begann er die Substanz auf dem Boden zu verstreichen.

»Was machst du da?«, fragte Tommy verwundert. Er war neugierig und wollte wissen, was es mit dem komischen Benehmen auf sich hatte.

»Schnell, schnell! Deine Landung hat mich ganz aus dem Zeitplan gebracht«, gab er in leicht verzweifeltem Tonfall zurück. Wobei sein Kopf unaufhörlich nach Vorn und Hinten wippte. Dies war bereits der Fall, seit dem er sich erhoben hatte, doch wurde es Tommy erst jetzt bewusst. »Keine Zeit zum Reden. Muss den Zeitplan wieder aufholen. Mannimmo verlässt sich auf Longitudinal.«

Mit seinen federnden Spiralarmen holte Longitudinal zu einem weit ausladenden Schwung aus. Er ließ den Pinsel über den Boden sausen und holte erneut aus. Dem zweiten Strich folgte ein dritter, dann ein vierter und ein fünfter.

Schweigend sah Tommy zu, wie nun auch die bislang schattige Hälfte der Landschaft unter einer lückenlosen, milchig trüben Farbschicht versank. Mit einer Geschwindigkeit, wie sie Tommy nie für möglich gehalten hätte, zog der Roboter einen Pinselstrich nach dem anderen.

Als der Eimer schließlich leer war, erstrahlte die gesamte Umgebung in einem langsam pulsierenden Leuchten. Longitudinal sah sich zufrieden um. »So, f-f-fertig. Hier kommt jetzt gleich meine Ablösung. Ich werde woanders gebraucht.« Seine Krallenfüße begannen auf der Stelle zu treten, sein Kopf wippte immer schneller und schneller. Dann hob er die Hand, winkte kurz und verschwand in einer sich meterhoch auftürmenden Staubwolke aus milchig gelb bemaltem Staub.

An was für einem seltsamen Ort war Tommy hier bloß gelandet? Von der Erde aus gesehen war der Mond immer einsam und verlassen. Vielleicht könnte ihm dieser Mannimmo ja sagen, was hier los war. Aber um Mannimmo fragen zu können, hätte er ihn zuerst finden müssen.

Mit zusammengekniffenen Augen bemühte sich Tommy, um die bereits am fernen Horizont entlangziehende Staubwolke noch erkennen zu können. Longitudinal raste mit einem wahrhaft wahnwitzigen Tempo einer zweiten Staubwolke entgegen. Die Wege der beiden Wolken schienen sich zu kreuzen, und dann hielt die zweite Wolke direkt auf Tommy zu.

Die Staubwolke kam immer näher und näher, bis sie ihn schließlich komplett umhüllte. In dem aufgewirbelten Staub konnte Tommy zwar nicht das Geringste erkennen, aber er hörte dass irgendetwas quietschend vor der Rakete zum Halten kam.
 
Einmal Mond und zurück (2/2)

Der Staub begann sich langsam abzusetzen und Tommy meinte die schemenhaften Umrisse eines riesigen Planwagens zu sehen. Doch das was er zunächst für ein planenbespanntes Wagendach hielt, stellte sich wenig später als ein gigantischer, aufgerollter schwarzer Teppich heraus.

Neben dem Teppichwagen erkannte er einen zweiten Roboter, der Longitudinal zum verwechseln ähnlich sah, seinen Kopf jedoch auf und ab bewegte. -- Longitudinals Kopf wäre unentwegt vor und zurück gewippt. -- Dieser andere Roboter stand neben dem Wagen und sah mit seinen auf und ab huschenden Augen auf etwas, das wie eine gewöhnliche Armbanduhr aussah. Er erweckte den Eindruck, als würde er auf irgendetwas warten, wobei der beständig wippende Kopf ihn etwas ungeduldig wirken ließ.

Longitudinal war freundlich zu ihm gewesen, hatte am Anfang sogar Angst vor ihm gehabt. Warum sollte Tommy nicht auch mit diesem Roboter sprechen können: »Hallo, ich bin Tommy.« Er machte winkend einen Stritt auf den Roboter zu. »Und wer bist du?«

»W-w-was?«, entfuhr es dem überraschten Roboter. Er blickte erstaunt in Tommys Richtung und dann hinüber zur Rakete. »Oh, Entschuldigung. Das ist mir ja gar nicht auf gefallen, dass ich hier nicht alleine bin«, erwiderte er daraufhin.

Der Roboter ging Tommy ein Stück entgegen und hielt ihm eine seiner Gummihände hin. »Ich bin Transversal. Sehr erfreut, deine Bekanntschaft zu machen, Tommy. Man trifft hier schließlich nicht oft jemanden.«

»Ja, sehr erfreut«, erwiderte Tommy. »Sag mal, was passiert hier eigentlich?« Er hielt Transversal fragen die offenen Hände entgegen. »Erst rennt Longitudinal herum und bemalt alles mit dieser Komischen Farbe, und jetzt tauchst du hier auf und bringst diesen riesigen Teppich mit. Was hast du damit vor?«

»Den Teppich muss ich hier gleich ausrollen. Aber warum kann ich dir auch nicht genau sagen, das ist nun einfach meine Arbeit. Am besten du fragst Mannimmo, der weiß hier über alles Bescheid.« Der Roboter starrte wieder auf seine Armbanduhr. Er wirkte nervös; der Zeitpunkt, auf den er wartete schien näher zurücken.

»Ja, aber wo ...«, weiter kam Tommy nicht. Transversal stürmte plötzlich wie eine gespannte Sprungfeder los und hob den gewaltigen Teppich vom Wagen. Für einen kurzen Moment balancierte er die riesige, Tommys Rakete bei weitem überragende, Teppichrolle auf einer Hand, dann warf er sie in großem Bogen zur Seite.

Als der Teppich aufschlug, erzitterte der Boden unter Tommys Füßen und ließ ihn ins Wanken geraten.

Während Tommy noch mit dem Gleichgewicht rang, begann Transversal schon den Teppich abzurollen. Dies tat er in der gleichen atemberaubenden Geschwindigkeit, mit der Longitudinal kurz zuvor davongestürmt war. Bereits nach wenigen Augenblicken war der Großteil seiner milchig leuchtenden Umgebung unter dem riesigen schwarzen Teppich verschwunden.

Transversal kehrte zu seinem Wagen zurück und bedeutete Tommy durch eine Handbewegung, näher zu treten. »Komm her, ich bringe dich zu Mannimmo. Dann kannst du mit ihm sprechen, während ich weiter arbeite. Aber du musst dich etwas beeilen, denn da wo deine Rakete jetzt steht, kommt auch noch ein Teppich hin.«

»Ja, klar!«, willigte Tommy begeistert ein und ließ sich von Transversal sogleich auf den Wagen heben.

»Gut festhalten, dahinten!« Genau, wie Longitudinal begann auch Transversal plötzlich mit seinen Krallenfüßen zu stampfen und wirbelte eine Staubwolke auf. Dann zog er mit seinem Wagen und Tommy im Gepäck davon.

Tommy wurde schwindlig, als er seine Umgebung nur noch in Streifen an sich vorbeirasen sah. Er klammerte sich am Wagen fest, schloss die Augen so fest er konnte und hoffte, dass sie möglichst schnell am Ziel wären.

Als er die Augen wieder öffnete, stand der Wagen bereits. »So, wir sind da«, verkündete Transversal. »Hier wohnt Mannimmo.« Er zeigte mit einem seiner Gummifinger auf einen großen Hügel.

Das einzige, wodurch sich dieser Erdhügel von den übrigen unterschied, waren seine bemerkenswerte Größe und die zahlreichen fensterartigen Löcher, mit denen er übersät war. Tommy musterte den Hügel mit skeptischen Blicken. »Da drinnen lebt er?«

»Ja-ja. Geh' nur rein. Ich hole schonmal den nächsten Teppich. Aber beeile dich, denn bevor ich den Teppich verlegen kann, muss erst deine Rakete aus dem Weg.« Und dann war Transversals wippender Kopf auch schon hinter einem anderen Hügel verschwunden.

Bei genauerem Hinsehen entdeckte Tommy eine Öffnung, die offenbar den Eingang darstellte. Neben der großen Metalltür hing der etwas angestaubte Knopf einer Türklingel. Auf dem Türschild stand Mannimmo, der Mann im Mond. Tommy drückte auf den Klingelknopf.

Nach einer Weile wurde die große Tür zur Seite geschoben und Tommy sah sich einem kugelrunden älteren Herrn mit rundlichem Gesicht gegenüber, der ihn verwirrt anstarrte. »Hallo, du musst Tommy sein. Longitudinal hat mir schon erzählt, das hier jemand von der Erde herumläuft.«

»Hallo«, entgegnete Tommy und musterte sein Gegenüber etwas genauer. Aus dem runden Gesicht blickten ihm zwei von einem Netz aus Lachfalten umsponnene freundliche Augen entgegen. Unter der knolligen Nase wackelte ein ausladender Schnurrbart, dessen spitze Enden sich zu beiden Seiten in großen Spiralen aufrollten. Auf dem Kopf hingegen, hatte er fast gar keine Haare, nur ein schmaler Kranz aus wuscheligen grauen Locken rahmte dort die große kahle Fläche ein.

»Kann ich dir irgendwie helfen mein Kleiner?«, fragte Mannimmo. »Ach, komm erstmal rein. Magst du lieber Tee oder Limonade?« Er deutete Tommy hereinzukommen und ihm zu folgen.

»Ich hätte gerne eine Limonade.« Tommy folgte Mannimmo durch das Hügelhaus, bis sie schließlich in einer Art Küche ankamen. Es gab eine Spüle, einen Herd mit vier Kochplatten, einen Tisch mit drei Stühlen und etwas, das aussah wie ein riesiger Kühlschrank.

»Ja, der ist riesig.« Mannimmo hatte Tommys Blicke bemerkt. »Aber hier oben kann man schließlich nicht einfach in den Supermarkt gehen und neue Milch kaufen, wenn im Kühlschrank keine mehr ist. Da muss man einfach große Vorräte haben.« Er nahm ein Glas aus dem Regal, öffnete den Kühlschrank, holte eine Flasche Limonade hervor und schenkte Tommy ein.

Tommy nippte vorsichtig an dem Glas und trank es danach fast komplett aus. »Mmm, ist die lecker. Zuhause bekomme ich so was nicht, da gibt's immer nur Milch. Frau Schmidt sagt immer, die wäre viel gesünder.«

»Ja, eigentlich hat sie damit auch Recht, aber heute ist schließlich ein ganz besonderer Tag. Da kann man ruhig eine Ausnahme machen.« Mannimmo füllte Tommys Glas wieder mit Limonade. »Und du bist extra hergekommen, um es dir von hier anzusehen?«

»Extra gekommen, um mir etwas anzugucken? Nein, ich habe mich einfach in die Rakete gesetzt und sie ist plötzlich losgeflogen.« Er blickte Mannimmo neugierig an. »Das ist hier alles so komisch, und ich möchte gerne wissen, was eigentlich los ist. Von der Erde aus gesehen, ist der Mond so immer leer und unbewohnt. Was passiert denn heute?«

»Wie, du weißt es nicht?«, entgegnete Mannimmo erstaunt. »Heute ist doch Mondfinsternis. Deswegen müssen Longitudinal und Transversal doch ununterbrochen arbeiten, um den Zeitplan einzuhalten.«

»Was ist das denn, eine Mondfinsternis?«, wollte Tommy wissen. Gerade erinnerte er sich, dass einige Kinder auf dem Spielplatz auch schon davon gesprochen hatten. Er hatte dort schon nicht gewusst, was das bedeuten sollte.

»Na, der Mond leuchtet nachts ja immer am Himmel. Und eine Mondfinsternis bedeutet einfach, dass er für eine Weile nicht mehr leuchtet, also dunkel wird«, erklärte Mannimmo. »Das wird man dir in der Schule noch alles erklären. Da werden sie dann etwas von der Sonne, der Erde und deren Schatten erzählen. Aber das sind auch nur Vermutungen, denn in Wirklichkeit machen wir das hier etwas anders.«

Tommy brauchte einen Moment, um das gesagte zu verarbeiten, schließlich würde er erst dieses Jahr in die Schule kommen. Dann erhellte sich seine Mine. »Ihr benutzt die Teppiche!«, präsentierte er seine Schlussfolgerung. »Ihr deckt den leuchtenden Mond einfach mit Teppichen zu, damit er dunkel wird.«

»Richtig! Genau so machen wir das.« Mannimmo war beeindruckt, offen bar hatte er mit Tommy einen, für sein Alter, äußerst aufgeweckten Jungen vor sich.

»Und was ist mit der leuchtenden Farbe, mit der Longitudinal gemalt hat?«, kam ihm eine weitere Frage in den Sinn.

»Ja, das so, denn eigentlich ist der Mond ein ganz normaler Stein. Ein ganz großer normaler Stein«, erklärte Mannimmo. »Und weil ein gewöhnlicher Stein nicht leuchtet, müssen wir ihn immer mit Leuchtfarbe anmalen.«

»Und weil die Farbe nur eine bestimmte Zeit lang leuchtet, werden nach einer Weile bestimmte Teile des Mondes wieder dunkel und müssen dann wieder neu bemalt werden«, fuhr der Mann im Mond fort. »Deshalb siehst du von der Erde manchmal einen Vollmond und manchmal nur einen schmalen Halbmond.«

»Ahh, so ist das also.« Tommy war jetzt richtig stolz auf sich, weil er endlich herausgefunden hatte, was dieses hektische Treiben auf dem Mond zu bedeuten hatte.

Dann klopfte es an der Tür und Transversal betrat mit wippendem Kopf die Mondküche. »Hallo ihr beiden. Tommy, ich hab den Wagen gerade neu beladen, nun können wir los. Du musst jetzt unbedingt deine Rakete aus dem Weg bringen, damit ich den Teppich ausrollen kann.«

»Oh, dann muss ich jetzt wohl los«, sagte Tommy traurig. »Das ist hier alles so toll, ich hätte gerne mehr gesehen.«

Zu dritt gingen sie zum Wagen, der jetzt wieder einen riesigen Teppich trug. »Du kannst uns hier gerne wieder besuchen, wenn du möchtest.« Mannimmo reichte ihm zum Abschied die erneut die Hand. Dann sah er winkend zu, wie Transversal Tommy auf den Teppich setzte und mit ihm davon zog.

Als sie an der Rakete ankamen, verabschiedete sich Tommy zuerst von Transversal und kletterte dann wieder auf die Kommandobrücke. Mit einem Druck auf den blinkenden Start-Knopf setzte sich die Rakete erneut in Bewegung und Tommy leitete den Rückflug zur Erde ein. Da er inzwischen wusste, was während des Flugs passieren würde, schnallte er sich diesmal an.

Die Rakete landete letztendlich ohne jegliche Probleme auf dem verlassenen Spielplatz. Beim Ausstieg sauste Tommy die Rutschstange hinab. Im Schein des Zweidrittel-Mondes machte er sich auf den Heimweg. Er war die Strecke schon so oft mit Frau Schmidt gegangen, dass er sie inzwischen auch schon selbst finden konnte.

Im Garten vor der Wohnung fand er auch Frau Schmidt. Sie saß dort zusammen mit den übrigen Nachbarn beim Grillen. Sie alle starrten in den Himmel und blickten auf den inzwischen bis zur Hälfte verdunkelten Mond.
 
Das Flötenmädchen

Der jährliche Jahrmarkt war das große Ereignis in der Stadt, dem alle Bewohner mit Aufregung entgegen sahen. Aber manche freuten sich besonders und das waren die Kinder des Lilienweg 12. Hier stand das städtische Waisenhaus, in dem auch Millie seit 5 Jahren lebte.
Während sie jetzt zwischen den kunterbunten, glitzernden, duftenden und kuriosen Ständen hindurchstreifte, konnte sie diese Tatsache endlich einmal völlig vergessen. Der Jahrmarkt war eine Welt für sich, all diese unterschiedlichen und unbekannten Gerüche und Geräusche umfingen Millie und so ließ sie sich einfach treiben, während ihre Augen versuchten, alle Details aufzunehmen und zu speichern. An einem Stand befühlte sie bunte Stoffe, seidene Tücher in allen Farben und träumte davon, wie eine orientalische Prinzessin darin gekleidet zu sein. Kurz darauf wurde sie von einer Traube Kinder mitgezogen, die auf einen mit Süßigkeiten beladenen Wagen zusteuerten, an dem ein Händler Bonbons an die kleinen Hände verteilte, die sich ihm entgegen streckten. Glücklich an einem Pfefferminz-Schokolade-Happen lutschend, marschierte Millie weiter zu den Schmuckständen, an denen dunkelhäutige, fremdländisch gekleidete junge Händler versuchten, mit Charme und Komplimenten die Frauen der Stadt von ihren Waren zu überzeugen.
So möchte ich auch leben, dachte Millie, genau wie die fahrenden Händler, jede Woche eine andere Stadt sehen, von Ort zu Ort ziehen und dabei aufregende Abenteuer erleben. Raus aus dem tristen Einerlei des Kinderheim-Alltags, wo alle nur hoffen, endlich neue Eltern zu bekommen. Weg von den strengen Lehrerinnen und der Heimleiterin, die ständig nur an uns herummäkelt. Dein Rock ist zu kurz, die Schuhe schmutzig, binde die Schleife im Haar ordentlich, mecker mecker mecker! Gerade kam sie an Kindern vorbei, die sich vor einem Wohnwagen mit Holzringen spielten und sich auf dem Boden balgten. So ein Leben muss großartig sein, überlegte sie, ohne Vorschriften und strenge Erwachsene, die einen ständig bevormunden. Und ständig unterwegs, überall neue spannenden Gegenden auskundschaften, keine Schule, keine Hausaufgaben oder nervigen Pflichten wie Tisch- oder Flurdienst.
Während sie weiter von den Möglichkeiten träumte, die ihr ein Leben bei den fahrenden Händlern bieten könnte, steuerte sie ziellos auf einen etwas abseits gelegenen Holzwagen zu. Die bunte Farbe, die den Wagen einst zierte, war schon verblasst und blätterte an manchen Stellen bereits ab, trotzdem strahlte er eine unglaubliche Anziehungskraft auf das Mädchen aus. Ihr kam es vor, als würde genau dieses Gefährt für all die Abenteuer stehen, die sie sich immer in ihrer Fantasie ausgemalt hatte. Die Hand an das alte Holz gelegt umrundete sie den Wagen, bis sie unter einem kleinen Fenster angekommen war. Dort stellte sie sich auf die Zehenspitzen und blickte neugierig nach innen. Doch noch bevor sie etwas erkennen konnte, hörte sie ein lautes Knarren und fuhr erschrocken herum. Die Wohnwagentür hatte sich geöffnet und ein alter Mann kam, auf einen knorrigen Stock gestützt, die drei Stufen herunter. Er trug einen seltsamen glänzenden Flickenmantel, der die Farben der Umgebung wiederzuspiegeln schien. Das Gesicht war von einem grauen Bart verdeckt und auf dem Kopf trug er einen verbeulten schwarzen Zylinder, an dem eine vertrocknete Rose steckte.
„Ich wusste doch, dass hier jemand auf mich wartet“. Er sprach mit einer weichen knarrigen Stimme, die Millie sofort Vertrauen einflößte. „Ich habe schon den ganzen Tag nach dir Ausschau gehalten, ich habe erwartet, dass du kommen würdest.“ Verwirrt blickte sich Millie um. Wovon sprach der seltsame Kauz? Dieser schien ihre Verwirrung bemerkt zu haben, denn er gab ein rollendes Lachen von sich und meinte: „Ich bin wirklich ein ungehobelter alter Mann, ich sollte mich erstmal vorstellen. Mein Name ist Murus, einfach nur Murus. Von Beruf Geschichtenerzähler, Traumdeuter, Heilkundiger, Erfinder und sonst noch so einiges, welches aufzuzählen hier zu lange dauern würde. Und du bist das Mädchen ohne Eltern, das auf der Suche nach Abenteuern ist, stimmts?“ „Was, äh, wie, ähm, woher“, stammelte Millie und starrte Murus an. Ein Lächeln erschien auf seinem runzeligen Gesicht. „Du willst wissen, woher ich das alles weiß? Dann komm doch erstmal herein und ich versuche dir alles zu erklären“. Er hielt ihr die Tür zum Wohnwagen auf und winkte sie die Stufen nach oben. Obwohl ihr von den Schwestern im Kinderheim immer wieder gepredigt wurde, nicht mit fremden Menschen mit zu gehen – und schon gar nicht mit Männern – fühlte Millie sich so sehr zu diesem schrulligen Alten und seinem abenteuerlichen Wohnwagen hingezogen, dass sich ihre Schritte wie von selbst die Stufen hinaufbewegten. Im Wagen herrschte ein angenehmes Dämmerlicht und es war relativ kühl. Es wirkte, als wäre er von innen auch viel größer, als es von außen den Anschein gemacht hatte. Überall lagen seltsame Gegenstände herum, in Leder eingebundene Bücher mit mysteriösen Schriftzeichen, Gläser und Phiolen mit bunten Flüssigkeiten und es gab sogar einen richtigen offenen Kamin. Über diesem hing ein glänzendes Schwert, in dessen Knauf sich ein glänzender blauer Edelstein befand. Daneben befand sich, wie ein kleinerer Zwilling, ein Dolch, der dem Schwert von der Machart aufs Haar ähnelte, wobei der Edelstein, der es zierte, etwas kleiner und von rotem Farbton war. Sprachlos sah das Mädchen sich um, bis es den nachdenklich lächelnden Blick bemerkte, mit dem Murus sie beobachtete.
„Komm, setz dich“. Er deutete auf einen kleinen Schemel, der am Kamin vor einem verbeulten Ohrensessel stand. Während Millie sich darauf niederließ, kramte er in einem alten Küchenschrank und holte zwei kleine mit Vogelmotiven verzierte Tassen heraus, in die er etwas heißes Wasser aus einem silbernen Wasserkocher goss. Millie hatte nicht gesehen, dass er sonst noch irgendwas in die Tassen zugefügt hatte, aber die Flüssigkeit darin duftete einfach herrlich. „Das ist Numi-Tee“, erklärte er ihr, während er ihr die Tasse reichte, „etwas ganz seltenes, aber gerade gut genug für uns beide, jetzt, wo du endlich hier angekommen bist.“ Mit einem Seufzer ließ er sich in den Ohrensessel gleiten und prustete in die Tasse, bevor er einen Schluck nahm. Mit großen Augen beobachtete Millie ihn, bevor sie vorsichtig die Lippen an das Porzellan setzte. Die Flüssigkeit war heiß und schmeckte sehr intensiv. Sie konnte nicht wirklich herausfinden wonach, denn die Aromen waren ihr gänzlich unbekannt. Aber es war wirklich großartig! Süß und irgendwie doch ein wenig bitter, fruchtig und gleichzeitig mild, einfach herrlich. Erwartungsvoll sah sie den alten Mann an, als sich dieser räusperte.
„Es ist etwas mehr als 5 Jahre her, da waren wir Jokochi – so nennt sich unser Stamm der fahrenden Leute – auch in diesem Dorf, um die Menschen zu erfreuen. Gegen Abend, ich war gerade dabei, meinen Leierkasten im Wagen zu verstauen, kamen sie zu mir. Eine Frau und ihr Mann, Arm in Arm, sich glücklich anlächelnd. Ich kann mich noch genau erinnern, vor allem an die Frau, denn sie als sie mich anblickte, blieb beinnahe mein Herz stehen. Sie sah meiner verschwundenen Tochter so ähnlich, wie aus dem Gesicht geschnitten. Diese schwarzen Locken und dazu die strahlenden Augen, so blau wie ein tiefer See.“ Bei diesen Worten setzte sich Millie kerzengerade auf. Was er da beschrieb, das war doch sie selbst! Sie hatte genau solche schwarzen Locken und jeder erzählte ihr immer, wie wunderbar doch ihre tiefblauen Augen strahlen würden. Aber dann schob sich auf einmal ein anderes Bild vor ihre Augen: Eine Frau in den mittleren Jahren mit einem sehr schönen sanften Gesicht, geschwungenen Augenbrauen über den leuchtend blauen Augen und mit einem rotem Mund, das Gesicht eingerahmt von tiefschwarzen Locken, die durch ein blaues Tuch zurückgehalten wurden. Diese Frau war ihre verstorbene Mutter! „Ja mein Kind, du denkst richtig! Es waren deine Eltern, die damals bei mir waren.“ Stumm und verwirrt, aber erwartungsvoll sah Millie den alten Mann an und so sah sie auch erstaunt, dass er eine kleine Träne in den Augenwinkeln zu haben schien. „Deine Mutter sah meiner kleinen verschwundenen Tochter so ähnlich, dass es kaum eine andere Möglichkeit gab. Sie musste es einfach sein! Und wie es sich herausstellte, war sie es wirklich! Weißt du, was das bedeutet mein Kind?“ Diese sah ihn nur mit an, ohne etwas erwidern zu können. „Millie, du bist meine Enkeltochter!“
„Aber was hat das zu bedeuten, warum haben meine Eltern mir nie etwas von einem Großvater erzählt?“ frage das Mädchen unsicher.
„Mareni, deine Mutter, konnte dir nicht von mir berichten, da sie bis zu diesem Tag nicht wusste, wo ich war und ob ich überhaupt noch lebte. Und nachdem wir uns endlich wieder gefunden hatten, meine geliebte Tochter und ich, konnte sie es dir auch nicht mehr sagen mein Kind.“ Er holte tief Atem und sein von Falten durchzogenes Gesicht sah unheimlich traurig aus. „Genau an diesem Tag war es, als der schreckliche Unfall geschah, bei dem deine Eltern zu Tode kamen. Nachdem wir uns stundenlang unterhalten hatten und sie mir die Geschichte ihres Verschwindens, an dem ich leider Gottes nicht unschuldig war, erzählt hatte, fuhren sie zu dir nach Hause. Dort kamen sie jedoch nie an, denn ihr Autos stürzte bei der Kollision mit einem betrunken LKW-Fahrer die Klippen hinab.
„Wo war Mama, als sie als Kind verschwunden war? Und warum glaubst du, daran Schuld zu haben? Und warum hat sie mir nie etwas aus ihrer Kindheit und Jugend erzählt?“ wollte Millie von Murus wissen. Dieser erhob schwerfällig aus seinem Sessel und durchschritt den Wohnwagen. Er zog einen alten roten Vorhang zur Seite, der den Wohnraum vom Schlafraum abtrennen sollte und kniete neben dem Bett nieder. Dann zog er langsam eine schwere alte Holzkiste, die mit dunklen Eisenbeschlägen verziert war und durch ein großes Vorhängeschloss gesichert war, hervor. Murus winkte das Mädchen heran und sah ihr ernst in die Augen. „Hierin liegt das Geheimnis unserer Familie verborgen. Ein kleines unscheinbares Etwas, das doch so große Dinge zu tun vermag. Schöne Dinge sind es für den einen, doch für den anderen erscheinen sie zuweil schrecklich und schmerzhaft. Denn wann immer eine Person es benutzt, bleiben oft andere einsam und verlassen zurück.“ Mit diesen Worten klappte er den Deckel der Kiste auf, die mit einem glänzenden silberblauen Brokatstoff ausgekleidet war. In einer Aussparung in der Mitte lag ein unscheinbarer brauner, etwa fingergroßer länglicher Gegenstand. Millie beugte sich vor, um diesen genauer betrachten zu können und runzelte verwirrt die Stirn. Der Gegenstand, den Murus gerade so geheimnisvoll beschrieben hatte, war eine kleine, aus Holz geschnitzte und mit Symbolen verzierte Flöte! Sie sah den alten Herrn zweifelnd an. „Ja mein Kind, falls du jetzt Gold und Silber, Edelsteine, Waffen oder andere Wertgegenstände erwartet hast, dann verstehe ich deinen Gesichtsausdruck. Doch lass dich nicht täuschen! Diese kleine Flöte ist wesentlich mehr wert, als alle Schätze dieser Erde. Denn sie gibt dir einen viel größeren Schatz, den Schatz aller Welten!“ Murus nahm die kleine Flöte vorsichtig aus ihrem geschützten Kasten heraus und drehte sie, so dass Millie die seltsamen winzigen Symbole genauer betrachten konnte. Gestrichelte Linien, Wellen, Kreise, Kreuze… manche überschnitten sich, andere bildeten zusammen ein weiteres Zeichen, einige standen für sich allein. „Das ist Akalir, die Weltenflöte. Seit Generationen wird sie von unserer Familie gehütet und an das jeweils älteste Kind weitergegeben, das in ihrem Gebrauch unterrichtet wurde. Bei deiner Mutter habe ich damit wohl nur leider zu lange gewartet. Sie war schon immer ein äußerst neugieriges kleines Mädchen und als sie etwa 8 Jahre alt war, kam es, wie es kommen musste. Eines Tages habe ich wohl vergessen, den Flötenkasten abzuschließen und während ich nachts am Lagerfeuer den Jokochi Geschichten erzählt habe, wurde Mareni wach und hat die Flöte gefunden. Musik hatte sie schon immer begeistert und so hat sie, ohne zuvor im Umgang mit Akalir geschult worden zu sein, die Weltenflöte geblasen. Als ich spät in der Nacht vom Lagerfeuer in unseren Wohnwagen zurückgekehrt bin, war mein Kind spurlos verschwunden. Erst dachte ich mir nichts dabei, sie hätte mit anderen Jokochi-Kindern heimlich der Musik und den Geschichten der Erwachsenen am Feuer lauschen können, aber als ich dann die leere Kiste entdeckte, wurde mir heiß und kalt vor Angst und ich konnte kaum mehr atmen.“ Millie sah den alten Mann an und runzelte die Stirn. Worauf wollte er nur hinaus? „Die Akalir, so sprach er weiter, nimmt denjenigen, der auf ihr zu spielen weiß, mit auf Reisen. Je nachdem, welche Melodie man bläst und wie man die Wegweiser benutzt“ - dabei zeigte er auf die eingeschnitzten Symbole – „kann man mit ihr wunderbare fremde Welten besuchen. Aber um wieder zurückzukommen, muss man sowohl die Reisemelodie für die jeweilige Welt, als auch ihr Gegenstück kennen!“ Das Mädchen blickte von der kleinen, unscheinbaren Flöte zu Murus und wieder zurück. „Du meinst, wenn man auf dieser Flöte spielt, dann verschwindet man von hier und landet in einer völlig anderen Welt? Und wo befinden sich diese Welten und wer lebt in ihnen? Das klingt ja alles wie aus einem Märchen!“ Da war sie nur kurz aus der Tristesse des Kinderheims entflohen, in Gedanken immer auf der Suche nach Abenteuern, und jetzt hatte sie in den letzten zwei Stunden sowohl ihren Großvater kennen gelernt, seltsame Dinge über ihre verstorbene Mutter erfahren und nun noch eine Wunderflöte vor Augen! Waren dies die Abenteuer, von denen sie immer geträumt hatte? Noch während sie über die Worte des Alten nachgrübelte, nahm dieser die Akalir zwischen die Finger, strich mit einer kompliziert wirkenden Geste über eines der Symbole und Millie, den Arm um seine Hüfte zu schlingen. „Komm mein Kind, dies alles lässt sich leichter zeigen, als es zu erklären.“ Während das Mädchen sich ohne Scheu an den alten Mann lehnte, die Hände hinter seinem Rücken verschränkte und den Geruch des bunten Umhangs in sich einsog, begann dieser auf der kleinen Flöte eine leise, fremd klingende Melodie zu spielen. Millie hatte das Gefühl, ihren Körper nicht mehr richtig spüren zu können, alles um sie herum wurde irgendwie leicht und wie in Watte gepackt. Sie fühlte sich müde und doch gleichzeitig unheimlich glücklich und neugierig.
Millie rieb sich die Augen, sie musste kurz eingenickt sein und sah sich um. Neben ihr saß Murus und rauchte seine Pfeife. Der alte Wohnwagen schien verschwunden zu sein, denn das Zimmer, das sie umgab, war viel größer und alle Möbel wirkten, als wären sie direkt aus dem Holz der Wände herausgeschnitzt worden, die sie umgaben. Das Mädchen rappelte sich auf, um sich umzuschauen, als sie Murus Hand auf der Schulter spürte, die sie zu einem großen Fenster führte. „Dies ist die Lambir, die Welt, in der deine Mutter gelandet ist, nachdem sie ohne Führung als kleines Kind die Akalir benutzt hat. Ich wollte dir zeigen, wo Mareni aufgewachsen ist, damit du verstehst, was es bedeutet, Hüterin der Weltenflöte zu sein und damit du in deine eigene Vergangenheit und Zukunft blicken kannst.“
Der Blick aus dem Fenster war atemberaubend. Das Zimmer, in dem sie standen, musste sich in einem riesigen hohlen Baum befinden und seine gigantischen Ausmaße wurden ihr erst klar, als sie erkannte, dass es neben diesem Zimmer noch viele weitere zu geben schien, die alle durch Höhenwege auf Ästen und Zweigen miteinander verbunden waren. Millie entdeckte Hängebrücken, die den Baum mit weiteren seiner Art vereinte und so wie eine gigantische Stadt wirkte. Eine Stadt völlig aus Holz, viele Meter über dem Boden. Mit einem Lachen dachte sie daran, welch Glück sie doch hatte, auch in großen Höhen schindelfrei zu sein und drehte sich zu Murus um, um mit ihm zusammen ihre Vergangenheit und Zukunft in den mysteriösen Welten der Akalir zu erforschen.

(c) by Antonia Mauer
 
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