Erlebnisbericht Ausbildung Pyrotechniker (Feuerwerker)

Valares

Well-known member
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21 Januar 2010
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Ich schreibe nicht oft Blogbeiträge. Doch manchmal passiert auch in meinem Leben etwas Spannendes, das eventuell auch für andere interessant sein kann. Vor ein paar Jahren war es ein kurzer Einblick ins Schweizer Militär...
Heute im Angebot: Grundkurs Pyrotechnik; Der richtige Umgang mit Feuerwerk.

Da ich sehr blumig schreibe, habe ich den Tag in mehrere Sektionen aufgeteilt. Denjenigen, die nur das, was ich für wirklich interessant halte, lesen möchten, empfehle ich folgende Teile:
Kurs - Theorie Teil 1 (Ab Experte Hirt),
Vorführung,
Kurs - Praxis,
Prüfung.
(Oh Gott, so viele Zeichen... Ich musste das ganze Aufteilen, das Zeichenlimit für die Forumsbeiträge hatte gemeckert :roll: ...)
Ich wünsche gutes Lesevergnügen!

Übrigens: Preise in Schweizerfranken (Sfr. oder CHF) entsprechen momentan in etwa dem selben Wert wie der uro. Es steht euch natürlich frei, den aktuellen Wechselkurs zur Umrechnung hinzuzuziehen.
Da der gesamte Kurs auf Schweizerdeutsch stattfand, bitte ich darum, gedanklich (so als Spass) entsprechend zitierte Textstellen zumindest mit einem massiven Schweizer Akzent zu lesen.


Ankunft
Da stand ich nun frühmorgens vor dem Ausbildungszentrum für Sicherheit, auf dessen Parkplatz verschiedene Feuerwehrfahrzeuge parken.
Leicht nervös ging ich die Treppe hoch, trat ein und folgte der Beschilderung zur "Anmeldung"/Sekretariat. Dort eingetroffen stand ich in einem Büro mit zwei oder drei Schreibtischen, jedoch ohne eine anwesende Person. Also stellte ich mich an die Theke und wartete.
Hinter mir, ausserhalb des Raumes, sammelten sich mehrere Feuerwehrmänner und mindestens eine Feuerwehrfrau, die sich auf Französisch unterhielten. In mir keimte so langsam die Sorge auf, dass ich auf Französisch angesprochen würde, wo ich doch - trotz mehreren Jahren Französischunterricht - nur gerade zwei Sätze (neben dem Ausdruck "Oeuf oeuf, que lac je?") zustande bringen würde: "Je ne parle pas français." und "Voulez vous coucher avec moi?" (Danke, Herr Hillerzeder!).
Zu meiner Erleichterung kam, nach ein paar Minuten warten, eine Frau ins Zimmer und begrüsste mich sogleich auf Deutsch. Ich sagte, ich sei wegen des FWA-Kurses hier und liess mir den Weg - zurück zum Eingang, links an der Cafeteria vorbei, grosses Zimmer am Ende des Gangs - erklären.

Ich war einer der ersten, der eintraf. Um genau zu sein, vor mir waren nur zwei weitere Personen von 24 Kursteilnehmern bereits in der Anwesenheitsliste eingetragen. Den ausdrücklich mitzubringenden Personenausweis wollte, auch nach einer Nachfrage meinerseits, niemand kontrollieren. Ich musste nur unterschreiben und mein Namensschild aus einem bereitliegenden Stapel hervorkramen.
Wir hatten freie Platzwahl und, da noch niemand anwesend war, hatte ich eine grosse Auswahl. Erst wollte ich mich in eine der mittleren Reihen setzen, dann erinnerte ich mich jedoch an meine Erfahrungen bei den Rekrutierungstagen im Militär (schlechte Augen + schlechter Projektor = keine Ahnung, was da vorne erklärt wird) und beschloss, mich leicht seitlich in die vorderste Reihe zu setzen.

An jedem Platz lagen ein grosser Notizblock, ein Kugelschreiber, eine Umfrage zur Qualität des Kurses, ein Logbuch zur Eintragung einer Beteiligung an durchgeführten Grossfeuerwerken und ein USB-Stick, alle mit Logo versehen. Ich platzierte mein Namensschild, holte den mir ein paar Wochen im Voraus zugesandten Kursordner - den ich neugierigerweise bereits mehrmals durchgeblättert hatte - hervor und fragte mich, während die anderen Kursteilnehmer so langsam eintrafen, wer, um alles in der Welt, sich vor dem Ausbildungszentrum für Sicherheit einen Joint ansteckt - der typische Hanfgeruch schwappte nämlich zu den offenen Fenstern zu meiner linken hinein (gut, könnte auch eine legale Cannabis-Zigarette gewesen sein). Das Fenster neben mir wurde geschlossen, die links von mir liegenden Unterlagen entfernt - da dort keine Person Platz genommen hatte - und der Kurs begann.


Grund für den Kurs:
Bis vor einigen Jahren hatten wir eher lasche Gesetzesvorschriften, was Feuerwerke anging. Aufgrund mehreren Un- und Missbrauchsfällen änderte sich dies - unterdessen, so wurde mir gesagt, haben wir eine der strengsten Vorschriften Europas.

Die Schweiz kennt die in Mitteleuropa übliche Bezeichnung von den Kategorien F1 bis F4. F1 sind kleine Feuerwerke, etwa Knallteufel, kleine Rauchbomben und ähnliches, in der Schweiz erhältlich ab 12 Jahren. F2 sind Fontänen und Vulkane, teils auch Raketen, erhältlich ab 16 Jahren. F3 bezeichnet Feuerwerk mit grossen Effekten, meist Batterien (Boxen, die einmal gezündet werden und dann mehrere Feuerwerke in den Himmel feuern).
Und dann gibt es noch die Kategorie F4, diejenige, die eine Ausbildung erfordert. Genau genommen ist diese Kategorie zweigeteilt. Mit bestehen dieses Kurses, dem FWA ("Feuerwerk A", wie fantasievoll) wird es mir gestattet, Feuerwerk der Kategorie F4 zu erwerben und abzufeuern, unter folgenden Einschränkungen:
- Kaliber (Durchmesser des Abschussrohres/Feuerwerkskörpers) unter 75 mm.
- Maximale NEM (Nettoexplosivmasse) auf dem Abbrandplatz unter 50 kg.
- Keine nautischen Effekte (Feuerwerk, das selbständig im Wasser schwimmt).
- Keine F4 Feuerwerkskörper untereinander mit Zündschnur verbinden.
- Nur "Anwendungsfertige Feuerwerkkörper".
Und dann gibt es natürlich noch weitere Bedingungen, die uns im Verlauf des Kurses beigebracht wurden.

Der Kurs FWB ("Feuerwerk B" - war das nicht klar?), das sei hier so erwähnt, dauert anstelle von einem Tag deren 5 - davon ein ganzer Tag Prüfungen, bedingt die Mitarbeit an 10 (oder - mit FWA-Ausweis - 5) Grossfeuerwerken (NEM über 50 kg) vor dem Kursbesuch und kostet 5'000.- Sfr., entfernt aber die genannten Einschränkungen und erlaubt zudem, selbständig Abschussrohre ("Mörser") mit vorgefertigten Feuerwerkskörpern (sogenannten "Bomben") zu laden.
Der FWA Kurs ist mit "nur" 10% der Kosten beträchtlich günstiger.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kurs - Theorie
Der Kurs begann gleich mit einer Panne - so war die auf die Wand projizierte Namensliste falsch... Unser Kursleiter, Herr Weber, stellte uns dann, mit den richtigen Namen, die anwesenden Experten vor.
Nach dieser kurzen Einleitung ging es, gleich nach dem Auffinden der irgendwo im Computer vergrabenen nächsten Präsentation, wie geplant mit der Erklärung zum Kursablauf weiter. So wurde uns gleich zu Beginn erklärt, was wir in dem Kurs lernen würden und weshalb ein solcher Kurs nötig ist. Das traf auf alle Teilnehmer zu, ausgenommen davon ein - soweit ich mich erinnere - Deutscher, der die nötige Ausbildung bereits in Deutschland abgeschlossen hatte und nur an dem Kurs teilnahm, um die Schweizer Eigenheiten kennen zu lernen.

Unter anderem sollte man sich bewusst sein, oder es im Verlauf des Kurses werden, dass es sich bei Schwarzpulver um Sprengstoff handelt. "Verdammt gefährlich noch dazu!", warf ein ausgebildeter und bei einer Gemeinde arbeitender Sprengmeister, (mächtiger Bart, gut gebaut, mit Glatze) ein, der in derselben Reihe sass wie ich. Andere Sprengstoffe seien um einiges sicherer, wie er von seiner Arbeit wisse.

Wir arbeiteten uns durch den Ordner durch und mussten immer wieder Fragen zu dem Thema beantworten, das gerade anstand.
Eine der Fragen war, was genau unter "Verkehr mit Pyrotechnischen Gegenständen" zu verstehen sei. Der Kursleiter starrte in die Runde und frage "weiss das jemand?".
Nach einem Moment der Stille kam von einer der Reihen hinter mir die Gegenfrage "Hat das was mit dem Punktesystem zu tun?" (das Punktesystem bezieht sich auf die Transportvorschriften von Feuerwerk).
"Nein," sagte der Experte, "das ist nicht, worum es hier geht. Hat jemand eine andere Idee?"
Ich hob zögerlich die Hand und sagte "Mit Verkehr ist der Umgang mit Feuerwerk gemeint, also Lagerung, Abbrennung, natürlich auch der Transport, Kauf und Verkauf... und so." (steht ja alles im Ordner und inzwischen kannte ich ihn schon auswendig).
"Richtig, ganz genau. Das Herstellen, Lagern, Besitzen, Einführen, Abgeben, Beziehen, Verwenden und Vernichten fällt unter den Verkehr von Feuerwerk und somit unter das Sprengstoffgesetz. Selbst, wenn man es sich nur ansieht, gilt das Gesetz bereits."
Es folgten weitere Fragen, von denen ich keine beantwortete, entweder, weil mir die Antwort nicht eingefallen ist oder ich darauf hoffte, dass jemand anderes die Antwort weiss. Da niemand die Fragen beantwortete, fuhr der Experte einfach fort und gab die Antwort gleich selbst. Als die Frage kam, weshalb man Rettungsfeuerwerk (etwa Signalfackeln) nicht in eine Feuerwerkshow einfügen darf, konnte ich mich nicht mehr länger zurückhalten, hob die Hand und sagte "Diese sind für Notfälle reserviert!" - ein weiteres "Richtig!" liess mir klar werden; ich sitze in der vordersten Reihe und kann fast alle Fragen beantworten... Ich bin der Klassenstreber!

Mit jeder weiteren Frage wurde ich selbstbewusster und hob schlussendlich nicht einmal mehr die Hand, sondern legte nur eine kurze Pause ein, in der Hoffnung, dass ich nicht der Einzige bin, der die Antwort weiss (was in manchen - eher seltenen - Fällen tatsächlich auch so war).
Gewiss, ich lag manchmal ein wenig daneben (Verkaufsbewilligung gibt es beim Kanton (Bundesland), nicht beim Bund (Staat)), aber ich war definitiv der Oberstreber der Klasse. Aber sowas von!

Ich sah, dass mein rechter Sitznachbar sich inzwischen Notizen (Rund 5 Zeilen) angefertigt hatte und mein Blatt noch völlig leer war. Also begann ich, mir all die Kleinigkeiten zu notieren, die nicht in dem Ordner standen und eventuell an der Prüfung kamen (in den Notizen und im Ordner nachsehen war während der Prüfung erlaubt!) oder ansatzweise interessant waren, was meinen Sitznachbarn - wie ich später von ihm selbst erfuhr - sehr verstörte.

Hier seien noch zwei spezielle Fragen erwähnt: Auf die Frage "Wenn Du Feuerwerk kaufst, wer kümmert sich darum und feuert es ab?" lautete meine Antwort "Nur ich."
Der Experte kam näher und fragte mich direkt: "Wirklich? Nur Du?"
Ich war ein wenig verunsichert, waren uns doch Helfer gestattet, aber ich blieb dabei - "Äh, ja?"
" ... Aber... Dein 8-jähriger Patenjunge würde sich doch sicher riesig darüber freuen!"
Ich prustete ein "Na klar, genau, als ob!" heraus. Als klar wurde, dass ich mich nicht einfach beirren lasse, wurde dieses Spielchen noch ein paar Mal mit mir gemacht.
So etwa auch bei einer anderen Frage:
"Was möchte ich mit diesem Feuerlöscher" - der Experte zeigte auf die Projektion, die ein übliches Löschmittelsymbol (wie in Läden oft sichtbar über einem Feuerlöscher oder Löschschlauch angebracht) zeigte - "ausdrücken?"
Wieder kam von hinten die Antwort "Ein Feuerlöscher für den Transport des Feuerwerks!" - doch wieder war es nicht die gesuchte Antwort, zumindest nicht vollständig.
"Löschschutzmassnahmen auf dem Abbrandplatz, beispielsweise Feuerlöscher, das frühzeitige abmähen von hohem Gras oder die Anwesenheit der Feuerwehr vor Ort." war folglich meine Antwort, praktisch aus dem Ordner zitiert.
"Die Feuerwehr?!", fragte der Experte, "Du willst die Feuerwehr rufen, bevor das Feuerwerk überhaupt angezündet wird?"
Nochmal lasse ich mich nicht verunsichern und sagte "Ja! Das muss sein!" - "Also, wenn nötig..." fügte ich ein wenig leiser an.
Der Experte redete wie auch schon zuvor auf mich ein - "Aber wenn es nun ein kleines Feuerwerk ist?"
"Auch dann.", war ich diesmal überzeugt.
Der Sprengmeister rief aus "Das ist doch Hirnverbrannt wenn man wegen einem kleinen Vulkan die Feuerwehr aufbieten müsste!"
Lächelnd sagte der Experte "...Aber es stimmt! Falls man in einem Feld ein Feuerwerk veranstaltet und trockene Stoppeln den Boden bedecken oder sonst ein Risiko vorhanden ist, muss die Feuerwehr vor Ort sein. Ob die 100.- Franken pro Stunde für die Feuerwehr das Abbrennen eines 10.- Franken Vulkans dann finanziell gesehen sinn macht, sollte man sich vor dem Feuerwerk überlegen."
Ich war einzig von dem, meiner Meinung nach sehr günstigen, Preis für die Dienste der Feuerwehr überrascht.

Es folgten weitere Punkte, wie etwa allgemeine Verhaltensregeln (nicht rauchen, kein Alkohol, ...), Haftpflicht für die Pyrotechniker, die Beschaffung von Bewilligungen, verhalten bei Sach- und Personenschäden (Polizei rufen) und so weiter.
Anschliessend kamen auch die Transportvorschriften zur Sprache und das Punktesystem. So ist es uns nicht gestattet, in einem Fahrzeug mehr als 1000 "Punkte" gleichzeitig zu transportieren. Verschiedene Gegenstände haben unterschiedlich viele Punkte, so entsprechen Schwarzpulver und Feuerwerksbomben/-raketen 50 Punkte pro Kilogramm, Vulkane und ähnliches 3 Punkte pro Kilo und elektrische Anzünder sind 0 Punkte wert. Der weiter oben erwähnte Feuerlöscher (mindestens 2 Kilo Löschmittel), der immer im Fahrzeug mitgeführt werden muss, wenn Feuerwerk transportiert wird, ist übrigens nicht zum Löschen von eventuell in Brand geratendem Feuerwerk da. Er dient zum Löschen des Fahrzeuges, damit das Feuerwerk nicht zu brennen beginnt. Wenn Feuerwerk erst einmal brennt, dann sofort das Fahrzeug verlassen und in Deckung gehen, sowas kann man nicht mehr löschen. Das gilt auch auf dem Abbrandplatz: Gezündetes Feuerwerk wird nicht, nie-nie-niemals gelöscht! Es ist beinahe immer unmöglich und führt nur zu Unfällen.
Wir lernten die korrekte Kennzeichnung kennen (Codes und ein Explosivzeichen sind an den Transportbehältern anzubringen), das Zusammenladeverbot (Feuerwerk darf nicht mit anderen Brennstoffen - Gase oder Flüssigkeiten wie Methan/Butan/..., Benzin/Alkohol/... - zusammen transportiert werden), wir dürfen Helfer mit dem Transport beauftragen, wenn wir sie entsprechend unterrichten, es muss Protokoll geführt werden, die Feuerwerkskörper müssen korrekt verpackt transportiert werden (auf öffentlichen Strassen gekennzeichnet in geprüften Transportbehältern, auf privatem Gelände "wenn's sein muss von mir aus auch in der Brotdose", um den Experten zu zitieren), und noch einiges mehr...

Experte Hirt:
Ein Expertenwechsel später stellt uns Manuel "Mani" Hirt, selbst Verkäufer und Veranstalter, zuerst sich selbst ("Hallo, ich bin der Mani, und ihr seid für mich Du, Du und Du!" - Ja, in der Feuerwerkbranche wird geduzt, das macht Gespräche verständlicherweise einfacher, auch wenn ich mich eher schwer damit tat, die Experten zu duzen...) und anschliessend verschiedene Feuerwerkstypen und Zündschnüre vor.

Einen der interessantesten Punkte hierbei fand ich, wie Raketen sich verhalten. Gehen wir davon aus, dass die Rakete korrekterweise von einer Basis aus abgeschossen ("Röhre" oder "Holzstock mit Ringen") und nicht einfach in den Boden gesteckt oder aus einer Flasche abgeschossen wird (einfach nur gesunder Menschenverstand, klar?), so sollte man die Abschussbasis senkrecht oder höchstens leicht vom Publikum weggeneigt aufstellen. Eine Rakete fliegt in den Wind! Beispiel: Der Wind bläst von Nord nach Süd, also neigt sich die Rakete selbstständig Richtung Norden.
Das liegt am Schwerpunkt und am Luftwiderstand der Rakete. Der schwerste Teil der Rakete ist der Kopf, aber die grösste Windwiderstand bietet der hölzerne Stil (der sogenannte Leitstab). Der Wind drückt also in der unteren Hälfte gegen den Leitstab, verschiebt ihn dadurch seitlich nach oben und der Kopf folgt den Gesetzen der Schwerkraft und neigt sich nach unten. Das ist unter normalen Windbedingungen und senkrechtem Abschuss nicht weiter beachtenswert, aber kann, falls jemand auf die Idee kommt "der Wind bläst vom Publikum her, daher neige ich die Abschussbasis in Richtung Publikum, damit die noch was vom Effekt haben" schnell mal fatal (und letal) enden. Damit schafft man einen Bogenschuss; aufsteigen, Bogen fliegen, landen, Explosion im Publikum.

Dieser Luftwiderstand führt nach der Explosion im Himmel auch dazu, dass der Leitstab meist waagrecht mehr oder weniger sanft auf die Erde gleitet. Zumindest heutzutage. Vor nicht allzu langer Zeit waren die meisten Raketen noch anders konstruiert, sodass der Stab bei der Explosion in Richtung Erde zurückgeschossen wurde, was, wie ich noch vor ein paar Jahren selbst erleben durfte, zu einem "Ziiium-Tock"-Geräusch und aufrecht im Boden steckenden Stöcken führte. Ich möchte mir die durch solche Trümmer entstandenen Kopfwunden nicht vorstellen.

Kommen wir zu den Zündschnüren: Üblich ist die "Green Fuse", die "grüne Zündschnur", die nicht zwangsweise grün sein muss. Ich bin sicher, wer bereits gekauftes Feuerwerk anzündete, tat dies an einer solchen Zündschnur.

Hier auch wieder etwas, das für den Gelegenheitsfeuerwerker relevant ist: Falls keine solche Zündschnur sichtbar ist (auch nicht unter einem Sicherheitsdeckel, meist Plastik, manchmal Papier), sondern nur eine (meist) braune Papierhülle, aus der eventuell schwarze, dünne Fasern herausragen, NICHT ANZÜNDEN! Zurück in den Laden damit und anständiges Feuerwerk fordern! Das, was da sichtbar ist, nennt sich Stoppine. Hat übrigens nichts mit "Stopp" im Sinn von "Aufhören" zu tun. Eine Stoppine ist eine in Schwarzpulverbrei getränkte Schnur, die - hochentzündlich - mit etwa 1 bis 4 cm pro Sekunde brennt. Sobald diese aber in eine abgeschlossene Umgebung gelegt wird, etwa eine Papierhülle, brennt sie (dank dem Schwarzpulver) mit einer Geschwindigkeit von 300 bis 1000 cm pro Sekunde. Ja, richtig gelesen; bis zu 10 Meter in der Sekunde!
Um es mit den Worten des Experten zu sagen: "Da hilft's au nöd, wänn mer secklet wie en Zürcher!" (Und hier die Übersetzung: "Es nützt dann auch nichts mehr, wenn man mit der Geschwindigkeit eines Einwohners von Zürich wegrennt" - Ein Zürcher Stereotyp ist die eher schnelle Reaktion und Handlungsgeschwindigkeit (als Zürcher kann ich das bestätigen), im Gegensatz zum Veranstaltungskanton des Kurses, den Bernern, denen man nachsagt, sie seien von der gemütlichen Sorte).

Also, dass gedeckte Stoppinen an frei kaufbaren Feuerwerksbatterien zu finden sind, ist ganz normal, nur muss dabei auch immer eine Zündschnur dran sein (bleibt manchmal in der Schutzhülle kleben und kann in einem solchen Fall wieder vorsichtig in die gedeckte Stoppine hineingeschoben werden).
Wiederum ein neuer Experte stellte uns die elektrische Anzündung vor (und hatte, wie auch vom Kursleiter bei der Vorstellungsrunde erwähnt, eine dazu passende Frisur - sehr... elektrostatisch geladen).

Wir lernten den korrekten und sicheren Umgang mit elektrischen Anzündern, den Unterschied von Reihen und Parallelschaltung und verschiedenen Anzündertypen, mehr dazu in dem praktischen Teil.
 
Neun-Uhr-Pause
Bevor ich mich den Anderen anschloss und in die Pause folgte, sprach ich erst noch einmal die Experten an. Zum einen Informierte ich den Kursleiter über unvollständige Informationen im Ordner (sagte ja; Oberstreber), etwa dass an einer Stelle davon die Rede ist, im Anhang seien die vollständigen Gesetzestexte zu finden, dort dann aber doch nicht enthalten sind (verständlich; das sind 80+ Seiten, von denen ich mir dann nur die wichtigsten ausgedruckt habe). Seine Reaktion war "Oh, ich habe das mit dem Speicher-Stick vergessen! Das erkläre ich dann gleich nach der Pause...", folglich musste ich mich wohl, was das angeht, einfach bis nach der Pause gedulden. Zum anderen fragte ich den Experten in Anzündung, ob ein Zusammenknoten von den Zünddrähten der Anzünder nicht erwähnenswert wäre, da sich damit - soweit mir bekannt - die Sicherheit gegenüber ausversehener Zündung erhöhen liesse. "Nein", lautete seine schnelle Antwort, für mehr müsse ich mich aber bis zum praktischen Teil gedulden.

Ich eilte also zur Cafeteria und hatte als einer der letzten das Glück, mich an den Tisch mit dem Sprengmeister setzen zu können und mich, während ich ein vom Kurs offeriertes Schinkenhörnchen verspeiste, ein wenig mit ihm und anderen Kursteilnehmer zu unterhalten.

Wie ich erfuhr, war der Sprengmeister im Auftrag seiner Gemeinde an dem Kurs. Sie sagten ihm "He, Du hast doch schon über 4 Sprengausbildungen, mach doch auch noch eine für Feuerwerk, dann können wir Dich auch für Feuerwerk einsetzen. Du besuchst doch so gerne Kurse!", und er war darüber zwar nicht gerade froh, aber es war Arbeitszeit, die Kursgebühren und sein Aufwand wurden von der Gemeinde getragen, daher störte es ihn auch nicht gross. Er war allerdings der festen Meinung, dass Feuerwerk nur eine teure Umweltverschmutzung sei, was zwar stimmt, aber immerhin hat man ja auch ein schönes Farbenspiel davon.
Er erzählte zudem ein wenig von seiner Arbeit und seinem Pyrotechniker-Vorgänger, sowie dass er die Nützlichkeit des Kurses unterschätzte und nannte das Bogenschussbeispiel, das man als Gelegenheitsfeuerwerker üblicherweise nicht zu hören bekommt.

Kurs - Theorie (Teil 2)
Zurück im Kursraum wies der Kursleiter noch kurz auf den USB-Stick hin, der an jedem Platz lag; auf diesem sind sämtliche nötigen Dokumente, Genehmigungsvorlagen, ausführliche Gesetzestexte und vieles mehr enthalten, sowie Weblinks zu allen Dokumentationen in der stets aktuellsten Fassung, sollten diejenigen aus unseren Ordnern einst überarbeitet werden.
Anschliessend ging es weiter mit der Planung und Umsetzung eines Feuerwerks, sowie die Sicherheitsvorschriften dabei.

In diesem Teil wurden wir über die Berechnung von Sicherheitsabständen instruiert, sowie allfälligen Faktoren, die diese Abstände erweitern (Geländeunebenheiten, Wind, Abschusswinkel, Feuerwerktrümmer und Funkenwurf, ...). Da sich die EU nicht auf standardisierte Sicherheitsmindestabstände zwischen Feuerwerk und dem Publikum einigen konnte (südliche Länder waren für kleinere Abstände), werden neu die Hersteller nur dazu verpflichtet, sogenannte Leistungskenngrössen (Aufstiegshöhe, Lärmentwicklung, mögliche Trümmerteile, ...) auf dem Produkt aufzudrucken. Von diesen ausgehend muss dann der Feuerwerker je nach Landesvorschrift selbständig den Mindestabstand berechnen.

In der Schweiz gilt die Regelung, dass die grösste Distanz aus drei möglichen Werten zur Berechnung hinzugezogen werden muss. Diese drei Werte sind:
- 80%-100% der Steighöhe (abhängig vom Feuerwerkstyp).
- 1m pro mm Bombendurchmesser, mindestens 30 Meter.
- Sicherheitsabstand nach Herstellerangabe.
Nicht immer sind alle Angaben anwendbar (Durchmesser) oder angegeben (Vorgegebener Sicherheitsabstand), zudem gilt ein absoluter Mindestabstand von 10 Meter.

Nach der Ermittlung des grössten Wertes kommen zu diesem weitere, den Abstand vergrössernde, Berechnungen hinzu. So zum Beispiel 50% zusätzlich von der Distanz, die Trümmer fliegen könnten, bei gewinkeltem Abschuss über 10° 20% des berechneten Sicherheitsabstandes sowie für jede weitere 5° Abweichung darüber 20% mehr (30° Abweichung = Sicherheitsabstand verdoppeln) in Flugrichtung, für Geländeerhebungen 50% des Höhenunterschieds (sitzt das Publikum 10 Meter tiefer, als das Feuerwerk startet, wird der Sicherheitsabstand um 5 Meter erhöht) und bei Wind wird zum Sicherheitsabstand in Windrichtung ebenfalls ein Teil des Sicherheitsabstandes dazugerechnet (bei 21+ km/h 10%, bei 25+ km/h 20%, und so weiter bis für 40 km/h 50% gilt - bei höheren Windgeschwindigkeiten sollte kein Feuerwerk mehr abgelassen werden; um es mit den Worten des Experten zu sagen: "Wenn Kühe fliegen können wie Störche, dann verzichtet man besser auf das Feuerwerk...").

Als Feuerwerker ist man verpflichtet, die gesamte Zone zu räumen (oder räumen zu lassen) und zu sichern, nicht nur das Publikum ausserhalb der Sicherheitszone zu halten. Innerhalb der Zone sollten auch keine empfindliche und feuergefährdete Gegenstände sein (beispielsweise Fahrzeuge, Heuballen, Gebäude...). Wir können (müssen sogar) ein Feuerwerk auch absagen, wenn die Sicherheit nicht länger gewährleistet werden kann, ganz gleich, wie sehr der Veranstalter uns bedrängt oder flucht. Oh, und falls etwas zwar hochsteigt, aber nicht explodiert, müssen wir anschliessend das Gelände nach dem Blindgänger absuchen. Falls nichts gefunden wird, muss die Zone gesperrt bleiben und bei Tageslicht erneut gesucht werden - kein Wunder wird Feuerwerk vorzugsweise auf dem Wasser abgefeuert...

Nach dem Abfeuern, sobald nichts mehr glimmt, muss mindestens eine Viertelstunde gewartet werden. Anschliessend kontrolliert der verantwortliche Feuerwerker den Abschussplatz. Falls noch etwas glimmt, ist weiter warten angesagt. Falls ein Blindgänger gesichtet wird (Bombe steckt noch in Rohr, erkennbar durch fehlende Schwarzfärbung am oberen Rand - ja, bei einer 1000-schüssigen Batterie muss jedes einzelne Rohr angeschaut werden), geht man wieder zurück und wartet eine weitere Viertelstunde. Bei den Aufräumarbeiten informiert man die Helfer, sich von diesem Blindgänger fernzuhalten. Dieser wird dann als letztes eingepackt und in Verpackung zum Hersteller oder Verkäufer zurückgebracht.

Nach der vielen Theorie haben wir uns eine praktische Vorführung wohl verdient...
 
Vorführung
Wir begaben uns gemeinsam hinter das Gebäude, vorbei an einer Gruppe von Feuerwehrkräften, die unter dem Vordach der Hintertüre diskutierten, zu einer nahe am Grenzzaun zum Nachbargrundstück - einem Recyclinghof - gelegene kleine Wiese, auf der bereits verschiedene Feuerwerkskörper - ein Feuertopf (einschüssiges Rohr mit vulkanartigem Ausstoss), eine Batterie (mehrschüssige Box mit mehreren Röhren), eine Römische Kerze (mehrere Schüsse in einem Rohr) und ein Bühnenfeuerwerk (technisches Feuerwerk Bezeichnung T2; weniger Rauch, geringere Sicherheitsabstände, ebenfalls mit dem FWA Ausweis erwerbbar) - bereits fertig montiert bereitstanden.

Der Experte, der uns die elektrische Anzünder erklärt hatte, platzierte uns hinter dem Sperrband, das den Mindestsicherheitsabstand markierte. Er erklärte uns, auf was wir bei dieser Demonstration zu achten hätten (zur Mittagszeit gab es sowieso nicht viel vom Feuerwerk zu sehen), so zum Beispiel den Rückstoss der Batterie und der Römischen Kerze und wie gut sich das Feuerwerk von dieser Distanz aus (30 Meter, soweit ich mich erinnere) sehen lässt.
Er vergewisserte sich noch kurz, dass die Zone geräumt war - ein Kollege auf der anderen Seite der Wiese gab ihm ein Zeichen - und dann ging es schon los. Nach und nach zündete er die unterschiedlichen Feuerwerkskörper mittels Fernzündung.
Aus dieser Distanz war das Feuerwerk (schon beim Aufstieg) unangenehm laut und man bekam eine Nackenstarre beim Versuch, den Bomben bis zum Explosionspunkt nachzuschauen. Lektion gelernt; es heisst mit Absicht "Mindestabstand", nicht "optimaler Abstand". Der Effekt lässt sich weiter weg besser geniessen.
Nur etwa 1 bis 3 Meter von uns entfernt - innerhalb des Absperrbandes - regnete es teils qualmende Trümmerteile, während die Batterie weiterhin laut und sichtbar wuchtig ihre Munition verballerte.

Gleich nach erfolgter Vorführung durften wir uns alle die Befestigung und die abgefeuerten Feuerwerkskörper aus der nähe ansehen (jop, soviel zu den 15 Minuten Wartezeit).
"Wie ihr an den Spuren sehen könnt", sagte der Experte, während wir einen Halbkreis um die verbrannten Überreste bildeten, "wurden alle Schüsse abgefeuert. Ich habe..."
"He, ihr habt das Papier angezündet." klang es von der anderen Seite des Zauns. Wir blickten uns alle Verwirrt an. Ich dachte mir nur: "Ist das so ein Scherz unter Bekannten?" Immerhin finden hier pro Jahr zahlreiche solcher Kurse statt, da kann man den Experten auch ein bisschen veralbern, indem man ihm vorwirft, er hätte die gedeckte Stoppine in Brand gesteckt... Aber trotzdem... Dieser ernste Ton, zudem war es ja nicht derart witzig. Und schon war der Rufende wieder weg.
"Was hat er gesagt?" wandte sich der Experte an den Kursleiter, der inzwischen ebenfalls zu uns gestossen ist.
"Dass das Papier brenne.", antwortete dieser ernst.
"Ach? Aber das ist nicht von uns, oder?", gab der Experte zurück, während ich auf die komplett erloschene Batterie vor unseren Füssen starrte und mich fragte, wo da etwas brennen könnte.
Dann dämmerte es mir, ich schaute zu den Experten, die auf das Nachbargrundstück starrten, dann ebenfalls hinüber zu etwas, das ich für eine grosse Metallbox hielt, und sah Rauch und fliegende Aschepartikel aufsteigen.
"Du, geh und sag mal Bescheid." nickte der Kursleiter zur Kursorganisatorin, die sich sogleich in Richtung Sicherheitszentrum aufmachte.
"Ja, kommt endlich und bringt Wasser!", rief der Mitarbeiter des Recyclinghofs, der inzwischen wieder auftauchte.
"Ist schon unterwegs!" rief der Kursleiter dem inzwischen wieder weggehenden Mitarbeiter hinterher.
"Du Peter, mach mal weiter, ich kümmere mich darum" sagte er dann zum Experten, drehte sich um und folgte der Kursorganisatorin.

Dieser tat wie geheissen und erklärte uns, dass er die Aluminiumabdeckfolie aus Demonstrationszwecken auf der Batterie liess, für diejenigen, die der Meinung sind, dass sich daran erkennen liesse, ob alle Schüsse abgefeuert wurden - im Hintergrund fuhr inzwischen ein Bagger an den Papiercontainer heran - "was natürlich nicht funktioniert", fährt der Experte fort, "da der erste Schuss die Abdeckfolie abriss und alle weiteren Schüsse diese in Einzelteile zerfetzte, die der Feuerwerker anschliessend in der ganzen Wiese zusammensuchen darf." - der Bagger hebt geräuschvoll brennende Papierbündel und -Stücke aus dem Container...
"Würdet ihr euch bitte auf das hier konzentrieren! Ich weiss, das dort drüben" - auch der Experte konnte sich einen Blick ab und zu nicht verkneifen - "ist wirklich sehr spannend, aber das hier ist wichtig!" unterstrich er hörbar genervt.
Er erklärte uns knapp die Befestigungsmethoden und die verschiedenen, relevanten Platzierungen und Sicherheitsmassnahmen, bevor er uns zum Mittagessen entliess, gerade als ein Feuerwehrfahrzeug auf dem Nachbargrundstück vorfuhr.


Mittagessen
Wir versammelten uns nochmal kurz im Kursraum, um darüber informiert zu werden, dass dieser Vorfall draussen nicht mit zur Vorführung gehört hätte, sowie wo wir uns nach dem Mittagessen wieder treffen und das wir, für die Prüfungsvorbereitungen, all unsere persönlichen Gegenstände (dazu zählte auch alles Material, das uns gestellt wurde) entlang der Seite platzieren sollen, da der Platz für die Prüfung vorgegeben ist und nicht frei gewählt werden darf.

Auf dem Weg zur Cafeteria hoffte ich so sehr darauf, dass es keine Spaghetti zu Essen geben wird. In der Cafeteria angekommen griff ich mir ein Tablett und erblickte angeekelt einen Spaghettitrog, der dort stand. Als ich der Essensausgabe annäherte und mir überlegte, wie ich meine Bestellung formulieren könnte, stellte ich mit Erleichterung fest, dass es bloss dünne, flache Nudeln und keine Spaghetti waren (meine Angst vor Spaghetti ist eine andere, höchst ekelhafte Geschichte, die hier keinen Platz findet).
Es gab diese Keine-Spaghetti-Nudeln mit einem Schweineschnitzel an Carbonara-Sosse - und eine halbe, warme und glasierte Aprikose dazu, wer das wollte (oh ja, für mich gerne bitte).
Zusätzlich standen noch ein Salatbuffet und verschiedene Nachspeisen zur freien Verfügung (ebenfalls im Preis inbegriffen), doch ich esse im allgemeinen wenig und begnügte mich daher mit der Hauptspeise. Ein Sortiment von verschiedenen Getränkeflaschen stand auf jedem Tisch, einfache Plastiktrinkbecher lagen bei.

Während dem Essen hörte ich die versammelten Experten sich am Nachbartisch unterhalten. Offenbar geschah ein solcher Vorfall wie bei der Demonstration wirklich zum ersten Mal. Die Organisatorin beteuerte, sie sei Frühmorgens extra noch einmal zur Firma hinüber - wie jedes Mal - und hätte sie informiert, dass sie das Papier abdecken müssten.

Nach dem Mittagessen hatte ich noch ein wenig übrige Zeit bevor wir uns zum praktischen Teil wieder draussen vor der Hintertüre treffen würden, daher wanderte ich durch die Gänge, begutachtete einen Sicherungskasten, der extreme Ströme für etwas schaltete, das mit etwas im Stil von "Zufuhr Feuerleitung" (Simulationsraum der Feuerwehr, wie ich vermute) betitelt war, setzte mich vorübergehend in den leeren Kurssaal und füllte bereits Teile des Fragebogens aus.
Mein Sitznachbar kam herein, nahm sich etwas aus seiner Tasche und fragte mich dabei, ob wir nicht langsam raus müssten. Ich schaute auf die Uhr und sagte, ich sei davon überzeugt, dass wir noch etwa eine Viertelstunde Zeit hätten, aber zur Sicherheit könnten wir ja trotzdem schon mal raus gehen. Ich packte den Fragebogen und Stift weg und folgte ihm nach draussen.

Dort angekommen waren wir beiden die einzigen vor Ort, es war offensichtlich, dass wir noch zu früh waren. Ich schlug eine Runde um die dort geparkten Autos vor und während des Spazierganges unterhielten wir uns ein wenig über unsere Berufe.
Er erkundigte sich bei mir, ob ich bereits im pyrotechnischen Bereich tätig sei, da ich so viel bereits wusste. Ich verneinte und fügte an, ich hätte einfach den Ordner mehrfach durchgeblättert.
"Ah, ich eben nicht..." gab er zu. Er sei schon ein wenig erschrocken, dass ich bereits so viel wusste und ein Notizblatt nach dem anderen vollkritzelte (insgesamt 3 Blätter, um genau zu sein).
Ich erfuhr, dass er - wie ich - in der Informatik arbeitet, und seine Arbeitsstelle ihm vorschlug - da er sowieso Feuerwerkinteressiert sei - diesen Kurs zu besuchen um an den Firmenfeiern etwas bieten zu können. Bei mir war es mehrheitlich private Neugierde und ein Zusatzverdienst, da individuelles Webdesign heutzutage, mit all den möglichen Gratisbaukästen, fast nicht mehr gefragt ist.
Der Sprengmeister stiess zu unserer Unterhaltung dazu und erzählte etwas mehr von seiner Arbeit und wir tauschten unsere Erfahrungen mit Schwarzpulver aus, bis einer seiner Kollegen zu uns kam und mit ihm über die Anfahrt zu sprechen begann.
Es versammelten sich immer mehr Kursteilnehmer unter dem Vordach, und irgendwann ging es dann langsam hinüber zur Wiese.

Ich erkundigte mich beim Kursleiter, während er auf die anderen - langsam eintrudelnden - Teilnehmer wartete, ob das Feuer inzwischen unter Kontrolle sei, was er nur kurz abnickte (das Feuerwehrfahrzeug fuhr inzwischen weg).
Als alle angekommen waren, begann er damit, nochmal etwas über den Vorfall zu sagen: "Das war eine Verkettung unglücklicher Umstände. Beide Seiten haben Fehler gemacht. So wurde die Firma zwar über die Anzündung informiert, doch hat sie die Warnung ignoriert." - im Stil von "Ist ja noch nie etwas passiert." - "Andererseits hätte der Feuerwerker merken müssen, dass der Deckel noch hochgeklappt ist und das Feuerwerk nicht anzünden dürfen. Es ist nichts weiter schlimmes passiert und wir haben das mit dem Firmenchef ausdiskutiert. Aber so habt ihr wenigstens gesehen, wie schnell etwas schiefgehen kann."
Erst jetzt - aus dem neuen Blickwinkel - erkannte ich, dass das, was ich erst für eine Metallbox und später für einen grossen Container hielt, eigentlich der Deckel war, der die Papiermulde bedecken sollte. Sie stand übrigens immer noch offen :roll: .

Wir wurden in drei Gruppen aufgeteilt und zu drei unterschiedlichen Posten geschickt; bei jedem stand ein Experte und liess uns praktische Übungen durchführen.
Als wir zwischen zwei Posten eine kurze Pause hatten, fragte ich einen anderen Kursteilnehmer, der den beinahe gleichen Nachname hatte wie ich, ob wir eventuell die gleiche grundsätzliche Verwandtschaft hätten. Einer meiner frühen Vorfahren wanderte aus Bern nach Zürich ein (jop, ich hab doch auch etwas Berner in mir), wobei sein Nachname falsch geschrieben wurde. Mein... "Stamm", wenn ich das so sagen kann, kommt aus einem extrem kleinen Dorf in Bern und hat sich dann von dort her langsam überallhin verbreitet.
Allerdings stammte der Befragte und seine Vorfahren soweit er wusste, trotz der Namensverwandtschaft, nicht aus diesem Dorf, zumindest nicht direkt... Aber wieder zurück zum Kurs.
 
Kurs - Praxis
Unsere erste Aufgabe führte uns wieder auf die Wiese, auf der die Vorführung stattfand. Sie war inzwischen geräumt; das Absperrband hing zusammengeknüllt auf der Seite und alle Überreste sowie Befestigungen waren entfernt.
Hier lernten wir, wie man F4 Feuerwerk richtig ausstützt. Anschliessend arbeiteten wir in Zweierteams und unterlegten selbständig Feuerwerksbatterien und Römische Kerzen mit einer Platte (verbesserte Stabilität, Rückstossdämpfer; ohne diese Unterlage könnte der Rückstoss das Gehäuse zerbersten oder es aus der Halterung herausschieben - immerhin beträgt der Rückstoss einer 75 mm Bombe teils mehrere 100 Kilogramm!) und befestigen sie mit Pflöcken, die (ungespitzt) in die harte Wiese gehämmert werden mussten. Auf anderen Untergründen, etwa Asphalt oder Schiffen, werden Sandsäcke und/oder Metallverstrebungen verwendet.

Bei allen Arbeitsschritten (auch dem anschliessenden Aufräumen) werden niemals Körperteile über die Feuerwerkskörper gehalten, zu gross ist die Gefahr eines Unfalls.
Wir verlegen zudem einen elektrischen Anzünddraht so, dass, sollte jemand darüber stolpern, dieser dies auf jeden Fall merkt und dabei eher das Kabel zerreisst als den Anzünder von der Zündschnur wegzureissen (ob ein Anzünder fehlt lässt sich leichter feststellen, als dass ein Anzünder nicht am Feuerwerk ist), ohne dabei absichtlich ein Stolpern zu provozieren (nicht den Draht quer über den Platz spannen).
Die einzuschlagenden Pflöcke müssen schlussendlich tiefer liegen als die jeweiligen Abschussrohre, denn gewisse Effekte feuern auch seitlich hinaus und könnten daher an den Befestigungen abprallen.
Bei der Römischen Kerze reicht ein Pfosten, der zwischen Rohr und Publikum platziert wird - sollte die Befestigung nicht halten, würde das Rohr seitlich und nicht zum Publikum hin kippen. Befestigt haben wir für das Training mit Draht, Kabelbinder sind aber ebenfalls erlaubt. Bei der Römischen Kerze reichen 2 bis 3 Drähte, idealerweise doppelt gefasst. Sie sollten fest, aber nicht zu fest sein.

Es gab mal einen Vorfall, da wollte jemand ganz sicher sein und nahm Schlauchschellen zur Befestigung. Der erste Schuss stieg ohne Probleme hoch, doch der zweite krepierte im Rohr und alle nachfolgenden waren folglich ausser Kontrolle, bis zur nächsten Schelle, die zu einem weiteren Rohrkrepierer führte. Der Befestigende zog die Schellen derart stark an, dass diese die Pappe des Rohrs einschnürten. Also; das richtige Mass ist wichtig.
Bei der Batterie kommt man, abhängig von der Grösse, theoretisch auch mit 2 oder 3 Pflöcken weg, idealerweise hat's aber auf jeder Seite (mindestens) einen Pflock, wobei immer mindestens einer - besser zwei - zwischen Box und Publikum sind. Hier werden ebenfalls zwei Drähte um die Batterie geschlungen mit einer zusätzlichen Schlaufe um einen der Pflöcke.


Wir machten der nachfolgenden Gruppe Platz und bewegten uns zu der nächsten Aufgabe, dem Kennenlernen des Zündkreises und den Anzündkapseln. Der Grund, weshalb ich hier immer von "Anzündung" und "Anzündkapseln" schreibe und nicht von "Zündung" liegt darin, dass diese Kapseln im Prinzip wie ein Streichholz funktionieren. Ein Glühdraht im inneren der Anzündkapsel entzündet eine Pulvermischung, ähnlich derer auf dem Streichholzkopf; es erfolgt keine Explosion wie bei Zündkapseln. Wir sprengen nicht, wir zünden nur an.

Hier lernen wir, dass wir die Schutzhülle auf den Kapseln belassen sollen, um Unfälle zu vermeiden. Die Hüllen schützen die Pulvermischung vor einer elektrostatischer Entladungen durch die Kapsel zu einer geerdeten Stelle, reduzieren die Schlagempfindlichkeit und verhindern die Entzündung durch Reibung.
Die Anzündkapseln haben, je nach Typ, einen spezifischen Widerstand; bei dem Typ A - den wir verwendeten - beträgt dieser (üblicherweise) 1.5 Ohm.

Bevor uns die Widerstandsmessung beigebracht wird (die ich als Hobbybastler bereits kenne), fragt der Experte, ob Elektrotechniker anwesend seien. Lustigerweise haben diejenigen, die hier die Hand hoben (2 oder 3 Personen) anschliessend keine der Fragen beantwortet. Um so lustiger wurde es wieder, als mich der Experte auf den Arm nehmen wollte.
"Wie kann ich nun überprüfen, ob das Multimeter funktioniert?", fragte er in die Runde, nachdem er die Proben für die Widerstandsmessung eingesteckt und das Gerät eingeschaltet hatte.
Meine Antwort: "Beide Enden miteinander verbinden."
"Aha, und was soll dann passieren?"
"Dann sollte das Multimeter 0 Ohm anzeigen, zumindest...", der Experte war gerade dabei, die Messspitzen zueinander zu führen und hielt kurz inne, "...in Theorie, denn praktisch gesehen wird vermutlich ein Eigenwiderstand von 0.1 bis 0.2 Ohm angezeigt werden."
"Nun, so genau brauchen wir das jetzt auch nicht zu wiss..." - das Multimeter zeigte einen wechselnden Widerstand zwischen 0.1 und 0.2 Ohm an.
"Hm, tja. Und was genau habe ich hier erschaffen, als ich beide Messspitzen aneinander hielt? Wieso zeigt mir dies jetzt fast 0 Ohm an?"
"Nun, es bildet sich ein Kurzschluss.", gab ich besserwisserisch von mir.
"Richtig. Und wenn ich jetzt die Messspitzen wieder voneinander trenne, zeigt das Gerät weiterhin 0.1 Ohm an."
Ich starrte ungläubig lächelnd auf das Messgerät und dann auf ihn. Er fuhr fort: "Wieso? Na klar, jedes Kind weiss doch, ein Kurzschluss führt zu Schäden am Gerät. Das Ding hier ist jetzt hin. Das kann ich jetzt in die Tonne treten." - Ich lächelte noch stärker. Was für ein Unsinn! Die Elektrotechniker blickten ähnlich ungläubig drein, sagten aber kein Wort. "Merkt euch also, niemals die beiden Messspitzen zusammenführen, denn... nein, ich mach nur Spass! Ich habe unbemerkt den Display eingefroren." - mit einem Druck auf den "Hold"-Knopf stellte er den korrekten "Unendlicher Widerstand"-Wert wieder her.

Nach diesem Herumalbern brachte er uns schliesslich all die wichtigen Dinge bei, Angefangen bei der Vermessung des Anzündkreises (wir konzentrierten uns auf die Serienschaltung). Zudem erfuhren wir, dass man nie Anzünder von unterschiedlichen Modellen in Serie verwenden darf.
Wir lernen, mit Messungenauigkeiten und Herstellerabweichungen umzugehen - es sollte einfach kein zu grosser Unterschied zwischen berechnetem Widerstand und dem gemessenen bestehen (die Verbindungskabel geben ihrerseits ebenfalls Widerstand dazu) - und zünden am Schluss ein paar Anzündkapseln mittels elektrischer Anzündung an. Hierbei kommen heutzutage keine Dynamos, sondern kleine Boxen mit Kondensatoren und einer Ladungspumpe (Hochskalierung der Spannung, das Gerät wird mit AA Batterien betrieben) zur Anwendung.

Bei der Übung, die wir erneut in Zweiergruppen durchführten, nahm sich mein Partner genau das Gerät vom Tisch, bei dem die Widerstandsmessung seine Macken hatte und selbst bei Kurzschluss ein Widerstand von 5 Ohm anzeigte. Wir bekamen dann ein anderes, das korrekt funktionierte.
So über den Daumen gepeilt braucht's pro Ohm Widerstand ein Volt für eine erfolgreiche Anzündung, ein Ampere sollte alle Anzünder aktivieren.
Der Experte erklärte uns, wie wir die Induktionsströme möglichst gering halten und Drähte möglichst Effizient verlegen können, sodass wir auch noch eine weitere Kapsel in der Mitte des verlegten Kreises einfügen könnten, falls nötig.
Schlussendlich nimmt er noch Bezug auf die "falsche Sicherheit" durch Verdrillen (Zusammendrehen) der Kabelenden. Zum einen schliesst man so den Stromkreis, sollte Strom in die Leitungen induziert worden sein, zum anderen - dieses Argument hat mich nicht wirklich überzeugt - kann nach wie vor Strom von dem Kabel durch den Anzündkopf hindurch auf eine geerdete Unterlage fliessen und sich so entzünden.
Einerlei, durch erneute Nachfrage erfuhr ich; es wird nicht empfohlen, aber ist auch nicht verboten und schlussendlich dem Feuerwerker überlassen.
Ich fragte ihn noch, wie eine defekte Anzündkapsel (Wackelkontakt, Unterbruch oder kein Widerstand) zu entsorgen sei; kommt selten vor (etwa 1 in 1000) - die geht in den Hausmüll, kein Sondermüll oder sonst was (Kabel, auch von ausgebrannten, natürlich in die Elektroschrottsammlung).


Am dritten Versammlungsort übten wir mit Experte Mani das korrekte Verbinden der elektrischen Anzündkapsel mit der Zündschnur an... - was auch immer wir Anzünden werden - und durften das Brennverhalten der verschiedenen Zündschnüre (auch der extrem schnelle Abbrand der gedeckten Stoppine; das Ding knallt hörbar und wandelt sich innerhalb eines Wimpernschlages in brennende Fetzen um) beobachten.

Bei den meisten F4 Feuerwerken ist eine gedeckte Stoppine und ein kleines Stück Zündschnur angebracht. Wir schneiden also die "Green Fuse" ab, nehmen einen elektrischen Anzünder, schieben die Schutzkappe von dem Anzündkopf herunter und schieben das ganze vorsichtig in die gedeckte Stoppine.
"Ja, ich weiss, vermutlich habt ihr zuvor gerade gehört, dass man die Schutzhülle auf keinen Fall entfernen sollte. Leider geht es nicht anders. Die Hersteller sprechen sich nicht ab, daher passt der geschützte Anzündkopf nicht in die gedeckte Stoppine. Mit Ausnahmen..." - er verweist auf ein japanisches Produkt, das samt Schutzhülle eingeführt werden kann (und auch muss, die Konstruktion lässt es gar nicht anders zu). Die Hülle brennt in jedem Fall einfach weg.
Wir verbinden auch Kapseln mit Zündschnüren, wie sie an Raketen und Vulkanen zu finden sind. Falls ein Feuerwerk abgebaut werden muss, bevor es gezündet wurde, müssen alle Anzündkapseln vorsichtig aus den gedeckten Stoppinen herausgezogen werden; keinesfalls darf mit der Schere einfach die Stelle abgeschnitten werden. Sollte man die Kapsel treffen, wird sie sich entzünden.
Die Kapsel muss mit der Zündschnur fest verknotet und anschliessend gegen Feuchtigkeit und Funkenwurf abgeklebt werden.
Mani brachte uns allen, zumindest den Interessierten, den - nicht obligatorischen - "Feuerwerkerknoten" bei, der simpel aufgebaut und doch stabil ist.

Wir arbeiteten mit Holzblöcken, aus denen die Zündschnüre herausragten. Schlussendlich wurden alle Blöcke zu einem grossen Anzündkreis zusammengeschlossen. Dabei hatten wir zwei Fehler gemacht: Einen grossen Kreis und somit eine induktionsanfällige Leitung geschaffen und unterschiedliche Anzünder in Serie geschaltet. Die Anzündung war trotzdem erfolgreich. Nun ja, um die Wahrheit zu sagen; ich weiss nicht, wie es bei den anderen war, doch ich hatte an meiner eigenen Box bereits zwei verschiedene Anzünder, da ich das "Feeling" für beide Arten erfahren wollte. Etwas, was ich in Zukunft definitiv vermeiden werde. Zudem war anscheinend einer meiner Knoten nicht fest genug, denn eine meiner Zündschnüre brannte langsam anstelle von "sofort" ab. Im "echten Leben" führt sowas einfach zu einem schlechten Timing, also unsynchronisierte Abschüsse... Nicht schlimm, aber auch nicht schön anzusehen.


Mani gab, bevor es zur Prüfung ging, noch ein paar seiner Erlebnisse (und die von anderen) zum Besten:
"Ich hatte ein Feuerwerk erfolgreich abgebrannt und stiess mit den Partygästen zusammen an. Ich trank und unterhielt mich etwa eine Dreiviertelstunde lang, bevor ich auf den Abbrandplatz ging.
Eine der Batterien, die ich auf einer Euro-Palette befestigt hatte, brannte noch (Batterien geraten beim Abfeuern immer mal wieder in Brand, sind nun mal aus Pappe, also nichts aussergewöhnliches). Da ich keine Lust darauf hatte, abzuwarten bis das Feuer von selbst erlischt (löschen ist grundsätzlich verboten) und die ganzen Aschepartikel eine Sauerei veranstalten, beschloss ich, die Batterie einfach von der Palette herunter zu stossen.
Ich schnitt die Haltedrähte durch und stiess sie, hätte sie nicht so stark gebrannt hätte ich sie von Hand verschoben, mit meinem Fuss von der Palette. In dem Moment, als die Box - zum Glück von mir weg - kippte, schoss noch ein Blindgänger aus der Box heraus in den Himmel.
Also, erstens, macht nicht so einen Quatsch wie ich, und zweitens garantiert auch alle Wartezeit keine absolute Sicherheit!"

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich hier nun über die brutaleren Unfälle schreibe - so wie ich sie hörte und mich erinnere - und daher diejenigen, die damit ein Problem haben könnten, den restlichen Text überspringen und gleich zu dem Abschnitt mit der Prüfung übergehen können/sollten.

"Früher, als F4 Feuerwerk nach einer kleinen Einweisung im Laden gegen Unterschrift verkauft wurde, kaufte ein junger Mann eine 4 Schüssige Batterie, die aus 4 unterschiedlich grossen Kalibern bestand.
Er stellte diese auf ein Brett und er hatte kaum das Feuerzeug an der Zündschnur, da flog auch schon der erste Schuss aus der Box und schoss ihm ein Auge aus. Im Spital besuchten wir (Untersuchungskommission) ihn und versuchten den Vorfall zu rekonstruieren. Bei einem solchen Unfall war klar, dass er sich über die Box gebeugt haben musste, als er sie anzündete. Er bestritt dies aber hartnäckig und auch Kollegen, die vor Ort waren, bestätigten, dass er sich nicht über die Box gebeugt, sondern im Gegenteil von ihr weg gelehnt hatte.
Unsere Versuche mit verschiedenen nachgestellten Szenarien ergaben, dass er sein Gesicht tatsächlich nicht über die Batterie hielt. Leider ging da einiges schief, in dessen Folge der Mann ein Auge verlor.
Als er die Batterie an der gedeckten Stoppine zündete, stieg der erste Schuss vermutlich erfolgreich in die Höhe. Da er das Feuerwerk an einem Hügel abliess und der Untergrund uneben war, neigte sich die Batterie vermutlich leicht in seine Richtung. Da der zweite Schuss dann ein breit gefächerter Feuerball war, der sich auch abgewinkelt ausdehnte, bekam er diese Ladung teilweise ins Auge.
Zuerst dachten wir, er hätte aus Versehen mit der Schutzkappe die Zündschnur aus der Stoppine gezogen, doch anscheinend war gar keine dran. Der Hersteller hatte die Batterie falsch bestückt und eine, die nur für elektrische Anzündungen gedacht war, in den Offenverkauf gegeben.
Zudem waren der Anfang und das Ende vertauscht und die Zündschnur daher mit dem grössten Rohr verbunden, anstatt mit dem kleinsten.
Zuletzt hatte der Verkäufer ihn auch nicht unterrichtet, sondern sich einfach seine Unterschrift zufaxen lassen."

Und nun noch die Geschichte, die wir vor Ort ein paar Mal hörten:
"Ein Pfleger aus einem Altersheim kaufte sich zum Nationalfeiertag eine 7-Schüssige Römische Kerze. Er schlug ein Armierungseisen ein den Boden und umwickelte das Rohr und das Eisen mehrfach mit dickem Klebeband.
Nach der Anzündung stieg der erste Schuss hoch und drückte dabei das Abschussrohr, welches nicht mit einem Brett unterlegt war, in den weichen Erdboden. Der zweite Schuss rammte das Rohr noch weiter in den Erdboden und lockerte die Klebebänder. Beim dritten Schuss gaben sie nach und das Rohr kippte in Richtung der Zuschauer. Seine restliche Ladung verschoss es in die Menge. Tragischerweise verlor dabei eine Person ihr Leben."
Seinerzeit wurde das Unterlegen von Rohren und Batterien noch nicht praktiziert/beigebracht. Dies macht aber weder die Person wieder lebendig noch nimmt es die Schuldgefühle von dem entsprechenden Pfleger ab.

Wenden wir uns dem letzten Teil, der Prüfung zu. Nach einer kleinen Pause begaben wir uns zurück ins Gebäude.
 
Prüfung
Wir alle liefen ein wenig durcheinander auf der Suche nach unserem neuen Platz. Die Namensschilder waren entsprechend den Nachnamen mit Nummern versehen (ich war Nummer 14) und fortlaufend von vorne nach hinten aufgereiht. Mit meiner 14 sass ich jetzt weit hinten.

Uns wurde der Prüfungsablauf erklärt - ein Teil macht die schriftliche Prüfung, während immer 4 Leute nach draussen für die praktische Prüfung geholt wurden. Die Organisatorin schrieb jeweils die Uhrzeit beim Verlassen und beim Betreten des Saales auf, damit alle die gleiche Dauer (1 Stunde) für die schriftliche Prüfung zur Verfügung hatten. Für die praktische hatten wir 30 Minuten Zeit, was extrem knapp berechnet sei, wie uns wiederholt gesagt wurde (und auch zutraf).

Der Kurs und die Prüfung waren am 14. Mai, doch würde sich die Prüfungskommission erst "Mitte Juni" treffen, wir werden also erst Ende Juni erfahren, ob wir bestanden haben oder nicht (bei Nichtbestehen darf man den Kurs und die Prüfung, sofern man's erneut bezahlen kann, zweimal wiederholen - danach ist's aus mit einer FWA-Lizenz).

Wir wurden gebeten, unsere Umfrageblätter vor Prüfungsbeginn abzugeben. Ich vergab gute Noten, einzig der Zeitmangel - die Lektionen waren stark zusammengepackt - war ein Nachteil (der Kursleiter hatte uns dies bereits zuvor erklärt - entweder sie packen alles in einen Tag hinein und bieten es relativ kostengünstig an, oder sie müssen das auf mehrere Tage aufteilen, wodurch die Kosten und der Aufwand steigt. Daher sei beschlossen worden, dies in einem Tag durchzuführen; wenn auch etwas gestresst und komprimiert). Wir mussten unsere Mobiltelefone vor Prüfungsbeginn sichtbar vor uns auf den Tisch legen. Nummer 1-4 wurden gleich nach draussen gerufen, Nummer 5-8 nur wenig später.


Ich konnte die meisten Prüfungsfragen ohne Schwierigkeiten beantworten und habe bei Aufzählfragen meist mehr als die geforderte Anzahl genannt (Superstreber!). Ich hatte schlussendlich noch genug Zeit, um alle Fragen zu überprüfen (dabei stellte ich fest, dass die Bezeichnung "1." zweimal verwendet wurde) und die Prüfungsblätter, noch bevor ich für die praktische aufgerufen wurde, abzugeben.

Ich hatte und habe ein gutes Gefühl, was die Benotung angeht. Ich vermute in den meisten Fächern eine 6 oder 5-6, zumindest eine 5 (Hinweis: Ihr Nicht-Schweizer habt ja das seltsame Benotungssystem; bei uns ist die 6 die Bestnote, die 1 die schlechteste und um zu bestehen braucht man mindestens eine 4).
Nur bei einer Frage kam mir zu spät in den Sinn, dass ich da vermutlich etwas anderes hätte hinschreiben sollen; es wurde gefragt, was für Vorsichtsmassnahmen man bei Feuerwerk treffen müsste. Ich antwortete mit Sicherheitsabstand und Feuerschutz und all dem Kram, ohne die wichtigsten Punkte - Rauch-/Feuer- und Alkoholtrinkverbot aufzuführen. Na ja, hoffentlich nicht weiter tragisch.


Für die praktische Prüfung mussten wir unter bestimmten Vorgaben eine Römische Kerze und eine Batterie - beides Attrappen - aufstellen, bezündern, Widerstand messen und abfeuern.
Leider beschloss ich, die Batterie mit 4 Pflöcken zu befestigen, was mich zu viel Zeit kostete - ich hatte zu wenig Kraft, um die Pflöcke schnell genug in die harte Erde zu treiben. Dadurch hatte ich am Ende echte Zeitnot und mein letzter Pflock, der den Zünddraht stützen sollte, hielt nicht in der Erde. Ich improvisierte und stellte einfach die schwere Werkzeugkiste darauf. Keine Ahnung, wie das ankam, aber zumindest hatte es gehalten.
Die Vermessung und Anzündung verlief, trotz eines inzwischen einsetzenden, sanften Nieselregen (was wohl bei Starkregen und Sturm gemacht würde?), erfolgreich und die Experten schienen auf den ersten Blick zufrieden. Ich wollte ihnen beim Aufräumen behilflich sein (immerhin war ich fertig mit der Prüfung und hatte nichts mehr zu tun), doch die Experten lehnten meine Hilfe ab - sie mussten erst alles kontrollieren und dokumentieren.

Ich verabschiedete mich bei den Experten, die ich zu fassen kriegte, holte mein Zeug aus dem inzwischen leeren Kurssaal und begann über all die kleinen und grossen Fehler bei der praktischen Prüfung nachzudenken, während meine Arme noch von dem starken Hämmern schmerzten (was war ich froh, dass ich die schriftliche schon fertig hatte und nicht erst die praktische durchmachen musste - mein Beileid an diejenigen vor mir).
Etwas, das mich auf dem Nachhauseweg verfolgte, war, dass ich mich bei dem Experten nicht erkundigte, ob er an meinem Ablauf etwas Verbesserungswürdiges entdeckt hätte. Immerhin, sollte ich die Prüfung wiederholen müssen, wäre das doch hilfreich gewesen (und auch wenn nicht, für später kann man Tipps immer brauchen).

Also, hier, das waren die Fehler, die mir einfielen, als ich den Platz verliess:
1. Zeit überzogen.
2. Schlechte Anzündleitungsbefestigung.
3. Römische Kerze zwar mit 3 Drähten, aber nur einfacher Wicklungen gesichert.
4. Gedeckte Stoppine nicht an die Batterie/Rohr angeklebt (Stolper-/Abreissrisiko).
5. Batterie mit der längeren Seite in Richtung Publikum aufgestellt (kippt eher auf die lange Seite als auf die kurze, kommt teils auch auf die Effekte an - hier eher nicht).
6. Hätte ich die Pflöcke für die Batterie leicht verschoben (am Rand, nicht in der Mitte) in die Erde getrieben, bestünde weniger das Risiko, dass die seitlichen Rohre eingeschnitten werden.
...sagen wir's so: Ich hoffe auf mindestens eine 4 für den praktischen Teil... das realistische Maximum ist wohl höchstens eine 4-5 :-? .


So, das war mein Erlebnis. Ich werde auf jeden Fall hier schreiben, wenn meine Benotung eintrifft. Wann und welche auch immer das sein mag...
 
Nachtrag

Am letzten Dienstag (3. Juli) erhielt ich einen eingeschriebenen Brief vom Schweizerischen Feuerwehrverband - das konnte nur mein Prüfungsergebnis sein! Ich hatte die starke Hoffnung, dass ich bestanden hatte, da sich die Prüfungskommission ja (angeblich) "Mitte Juni" getroffen haben sollte und das Versenden einer Absage um einiges schneller gehen dürfte als das Anfertigen eines Ausweises.

Das Abtasten des Umschlags liess mich aber weniger zuversichtlich werden. Keine Karte, kein Büchlein, keine verhärteten Stellen ertastbar... Aber Öffnen muss ich ihn ja trotzdem.
"Gratulation! [...]freuen wir uns Ihnen mitzuteilen, dass Sie die Prüfung bestanden haben." Jippie! Notenschnitt von 5.80.
Aus dem zusätzlichen Notenblatt liess sich dann herauslesen, dass ich in der praktischen Prüfung - wie erwartet - einen 4er hatte. Alle anderen schriftlichen Fächer (Gesetze/Verordnungen, Pyrotechnik/Anzündung, Planung und Realisation (dieses Fach ist schriftlich und praktisch), sowie Sicherheit) wurden mit einer 6 benotet (noch einmal zur Erinnerung: Eine Schweizer 6 entspricht einer Deutschen 1 - ihr nicht-Schweizer wieder mit euren Extrawürsten ;) :p ).

In der Mitte der Briefe war dann auch der Ausweis - knallrot, A5 gross und aus Gummi! Na super :ugly: .

Na, das war doch ein schönes Abenteuer, und sogar mit Happy End :biggrin: !