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25 April 2006
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Folgende News wurde am 02.05.2012 um 19:30:00 Uhr veröffentlicht:
Deutscher Computerspielpreis - Jury-Mitglied Peter Tauber (CDU): 'Es nervt mich, dass die Politik reflexartig Gewalttaten von Jugendlichen mit dem Spielen von Ego-Shootern erklärt'
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Bereits im Vorfeld der Jury-Entscheidung über die diesjährige Vergabe des Deutschen Computerspielpreises mussten sich die Verantwortlichen für die Nominierung des Shooters Crysis 2 vor allen Dingen aus Unions-Kreisen massive Kritik gefallen lassen, und sahen sich schließlich sogar mit einer Absetzungsforderung durch den kultur- und medienpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen, konfrontiert. Und auch im Anschluss an die Preisverleihung, in deren Zuge der Crytek-Titel zum besten Videospiel des Jahres 2011 aus Deutschland gekürt wurde, nahmen die Vorwürfe natürlich kein Ende. Nun hat sich Peter Tauber, gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten Thomas Jarzombek eines von zwei CDU-Mitgliedern in der Jury, einem Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin Der Spiegel zu den Vorwürfen Stellung bezogen, und die reichlich reißerisch gestellten Fragen der Zeitschriftenredakteure zurückgewiesen. So äußerte er etwa sein Unbehagen über eine Frage nach der vermeintlichen Pietätlosigkeit der Crysis-2-Auszeichnung zum zehnten Jahrestags des Amoklaufs von Erdurt, und nannte die hergestellte Kausalität zwischen den beiden Ereignissen pietätlos und zynisch. Er habe großes Mitgefühl mit den Opfern von Erfurt, könne einen Zusammenhang mit Videospielen jedoch nicht sehen: "Ich habe großes Mitgefühl mit den Opfern von Erfurt. Aber zu sagen, dass dieses schlimme Ereignis nicht passiert wäre, wenn es gewisse Computerspiele nicht gegeben hätte, ist mir zu monokausal. Es nervt mich, dass die Politik reflexartig Gewalttaten von Jugendlichen mit dem Spielen von Ego-Shootern erklärt. Damit ändert man nichts an den Ursachen, die einen Jugendlichen dazu bringen, sich vor dem Computer in Parallelwelten zu verlieren", so Tauber. Auch auf eine weitere kritische Nachfrage hin lässt sich Tauber nicht von seiner Meinung abbringen. Das eine habe mit dem anderen nichts zu tun, so Tauber, und man müsse Computerspiele mit demselben Maßstab messen wie Spielfilme. Als Beispiel führte er den Tarantino-Film Inglourious Basterds an, der immerhin mit mehreren Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln gefördert worden sei, und mit Gewaltdarstellungen nicht geize. Auch eine vom Fragesteller angesprochene Gleichstellung von Videospielen und Kinderpornographie, wie sie der bayerische Innenminister Joachim Herrmann vor einigen Jahren getätigt habe, weist Tauber strikt zurück: "Das halte ich für völlig abwegig. Computerspiele sind längst Teil unserer Kultur, teilweise sind sie sogar Kunst. Wir leben in einem freien Land, in dem viele Menschen gern Ego-Shooter spielen. Darunter sind nicht nur Bekloppte, sondern Rettungssanitäter genauso wie Richter, Architekten oder Bundestagsabgeordnete wie ich." Bleibt wohl nur zu hoffen, dass in Zukunft noch weitere Politiker zu Sinnen kommen, und den Mut finden, sich gegen die angestaubten Meinungen ihrer ewiggestrigen Parteikollegen zur Wehr zu setzen.