Der Stellvertreter, Rolf Hochhuth

dhief

Mr. Smoler
ID: 131841
L
5 Januar 2007
362
27
Wir lesen gerade in der Schule das Drama "Der Stellvertreter" von Hochhuth.
Kennen das einige unter euch?
Ein wirklich gutes Buch. Es handelt von der Rolle des Papstes und der Kirche während der NS-Zeit, vor allem der Zeit der Judenvernichtung, und beschäftigt sich mit der Frage, ob man hätte helfen können oder nicht.
Es geht wirklich unter die Haut, besonders die Beschreibungen von Auschwitz und des dort arbeitenden Doktors.
Ich kann nur sagen: Manchmal schämt man sich wirklich, ein Deutscher zu sein.

Was sagt ihr zu diesem Buch? Beeindruckend? Hat es euch auch so berührt wie mich? Und was sagt ihr zur Rolle der Kirche. Hätte sie einschreiten müssen und können?
 
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Es geht wirklich unter die Haut, besonders die Beschreibungen von Auschwitz und des dort arbeitenden Doktors.
Ich kann nur sagen: Manchmal schämt man sich wirklich, ein Deutscher zu sein.
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Ich hoffe du kannst aber noch Realität und die ausgeschmückte Variante des Buches auseinander halten, denn das fällt oft nach solchen Büchern schwer, denn wir beide waren wohl kaum dabei damals.

Warum schämst du dich nun ein Deutscher zu sein? Das ist Schwachsinn. Du warst nicht dabei, für die Taten anderer (in der Vergangenheit) bist du nicht verantwortlich, du musst nur verhindern, dass so etwas noch einmal in der Zukunft passiert.

Zumal wenn du dich ein wenig in das Thema einlesen würdest, würde dir auffallen, dass fast alle "Nationen, Rassen, Kulturen ..." Fehler begangen haben, dann müsste man sich auch schämen Mensch zu sein ;) - du verstehst auf was ich hinaus will?

Belletristisch gesehen ist das Buch noch nicht mal wirklich gut, es werden etliche Fakten verdreht und "verschönert/übertrieben", also informiere dich ein bisschen, nachher glaubst du zuviel von dem was da drin steht, das Buch ist weit von den Wahrheit entfernt und nur wie ähnliche "Literatur" (Super Size Me, Stupid White Men etc.. ) zu genießen und zwar mit dem entsprechenden Hintergrundwissen!
 
Nein, so war das mit dem schämen auch garnicht gemeint. Ich schäme mich eher dafür, dass immer mehr Leute (in Deutschland, aber auch in anderen Ländern) diese schreckliche Zeit schönreden und sich einen starken, arischen Führer für Deutschland zurückwünschen. Ich schäme mich dafür, dass wir in einem Land leben, dass sich tolerant und demokratisch nennt und es nicht schafft, den Neonazis den Nährboden zu entziehen.

Nun zu dem Unterschied zwischen Realität und Fiktion. Ich weiß, dass Bücher nie die Wirklichkeit oder wenn dann nur Teile davon darstellen können. Allerdings handelt es sich bei dem Stellvertreter um ein Dokumentartheater. Das heißt, dass ein Großteil der Informationen, die das Buch liefert, anhand von Dokumenten belegt sind. Ich weiß jedoch auch, dass einige Personen (Ricardo) und auch die vielen intimen Gespräche zwischen den Charakteren erfunden sind, da man dazu wohl kaum Protokolle etc finden wird. Um hier möglichst gut den Wahrheitsgehalt herauszufinden, hälst du Hintergrundwissen für nötig. Da kann ich dir nur sagen, dass ich es zumindest einigermaßen habe, da ich seit 2 Jahren im Geschichtsleistungskurs sitze und auch eine Facharbeit über den Nationalsozialismus geschrieben habe. Das Buch liefert also sehr wohl viele Fakten, man muss also weniger die Fiktion als die getroffene subjektive Auswahl der Einzelschicksale und Dokumente beachten, da sie das Buch, vom Autor gewollt, in eine bestimmte Richtung lenken.

Ich gebe zu, dass mein erster Post vielleicht teilweise ein wenig misszuverstehen war, aber ich hoffe, dass das nun geklärt ist.
 
Ich schäme mich dafür, dass wir in einem Land leben, dass sich tolerant und demokratisch nennt und es nicht schafft, den Neonazis den Nährboden zu entziehen.
Da geht es doch aber schon los. Wir sollen tolerant sein, aber bestimmte Sachen verbieten. Das ist einfacher gesagt als getan :-?


Ich gebe zu, dass mein erster Post vielleicht teilweise ein wenig misszuverstehen war, aber ich hoffe, dass das nun geklärt ist.

Jepp das hast du, zumindestens kann ich das verstehen ;)

Zum Thema kann ich leider nicht so viel sagen, denn das ist überhaupt nicht meine Richtung, außerdem wurde ich sozialistisch erzogen, von daher habe ich eh oft andere Sichtweisen was den Nationalsozialismus angeht.
Für mich war das beste Buch zu diesem Thema " Professor Mamlok" (oder mit ck, weiß ich nicht mehr) Und die Geschichten des Marx und Engels.

Zur Zeit lese ich aber Neger, Neger, Schornsteinfeger....hey das ist schon ein richtig gutes Buch und passt auch total zu Deinem Thema, leider ist es nicht ganz so ausfühlich.

Dir auf jeden Fall viel Erfolg!!!