Auszeit - Wege und Orte zur Selbstfindung

huste

New member
25 September 2012
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Das ist ein Aspekt, der mich schon seit längerer Zeit zum Nachdenken bringt. Und zwar wird bei mir der Wunsch einer Auszeit aus dem alltäglichen Leben immer größer. Damit zusammenhängend bin ich auf der Suche nach Möglichkeiten (bzw. Orten), wo man genug Zeit findet um sich mit einem Selbst zu beschäftigen. Ich befinde mich zwar nicht wirklich in einer ‘Sinnkrise’ (Sinn des Lebens). Aber der Hintergrund des Ganzen ist, dass ich vor nicht allzu langer Zeit mein Studium abgeschlossen habe und mich eigentlich in einer Lebensphase befinde, in der viele Leute einen Job suchen/finden, Karriere machen, früher oder später Heiraten und eine Familie gründen etc... Das sind Dinge, die ich auch plane, aber noch nicht jetzt. Noch fühle ich mich nicht bereit den nächsten Schritt zu gehen, da ich ein wenig Zeit finden will, um mich mit mir selbst zu beschäftigen. Was ist mir wichtig, was will ich erreichen, womit muss ich mich noch beschäftigen, und ähnliche Fragestellungen... Ich habe mich zwar schon häufig, lange und intensiv mit solchen Fragen beschäftigt, aber ich mag keine halben Sachen. Es gibt noch so viele Dinge mit denen ich mich beschäftigen möchte, bevor ich mich bereit fühle den nächsten Schitt zu gehen (Karriere -> Familie -> ?). Beruf ist mir wichtig, aber wenn es so weiter geht wie bisher, dann werde ich wahrscheinlich nicht mal in zehn Jahren den nächsten Schritt machen können. Aktuell läuft es bei mir regulär so ab, dass ich nach einem 8h-Arbeitstag nach Hause komme, bin teils erschöpft, Hausarbeiten erledigen, soziale Kontakte (Familie, Freunde), schlafen gehen. Hin und wieder schaffe ich es mal was dazwischen zu schieben, um mich mit anderen interessanten Themen zu beschäftigen, quasi mit mir selbst beschäftigen... aber es kommt aufgrund des Jobs und den sozialen Verpflichtungen (die ich zwar gerne mache) nur schleppend voran.

Das ist quasi der Hintegrund des Ganzen, sodass ich auf der Suche nach einer Auszeit bin... um einfach weg von allem zu kommen, sodass ich zu mir selbst finden kann. Ich erwähnte zwar, dass mir Beruf wichtig sei und ich bin mir durchaus bewusst, wenn ich später irgendwann (nach so einer Auszeit) bei einem potentiellen Arbeitgeber zum Gespräch eingeladen werde und dann so eine Lücke im Lebenlauf habe, dass dies nicht sonderlich gut ankommt. Aber diese Auszeit zur Selbstfindung ist es mir wert.

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Frage 1: Konkret suche ich nach einem (mehr oder weniger) einsamen Ort mit viel Zeit, sodass ich mich mit unterschiedlichsten Themen beschäftigen kann (wie auch mir selbst). Es sollte aber kein Survival-Tripp werden. Was fällt Euch da ein? Geld und die Frage ‘wie man es finanziert’ spielt natürlich immer eine Rolle. Aber dennoch bin ich offen für alles und möchte nicht eine zu eingeschränkte Auswahl. Deswegen würde ich mich über ein kleines Brain-Storming freuen. Herzlich willkommen sind auch verrückte Ideen wie “einsame Insel suchen”.

Frage 2: Natürlich bin ich auch aufgeschlossen für Kommentare zu meiner Situation oder wenn Ihr wollt, so könnt Ihr auch über Eure Situation berichten. Ob Ihr ähnliche Erfahrungen gesammelt habt oder zurzeit sammelt.
 
Ich würde sowas wie ein Backpacker-Jahr in Neuseeland oder Australien machen, auch wenn man dort sicher verschiedene einfache Tätigkeiten macht, kann man nebenwohl doch gut nachdenken und vor allem viel über sich selbst lernen.

So völlig auf Einsamkeit und nichts machen ausser denken würde ich nicht setzen, man braucht die Interaktion mit Anderen und der Umwelt um über sich selbst was zu lernen.

Wenn Du mal ganz raus willst aus unserer Kultur könnte ich auch China und Indien empfehlen.

und dann so eine Lücke im Lebenlauf habe, dass dies nicht sonderlich gut ankommt. Aber diese Auszeit zur Selbstfindung ist es mir wert.

Lücken im Lebenslauf sind überbwertet und man muss sich nicht zum Sklaven seines eigenen Lebenslaufes machen. Trotzdem muss diese "Auszeit" keine Lücke im Lebenslauf werden Du musst einfach nur etwas, auch für den Arbeitgeber, Interessantes gemacht haben.

"Habe allein in einer Höhle nachgedacht" wird für den Arbeitgeber nicht überzeugend sein
"Habe als Backpacker in verschiedensten Tätigkeiten in Ausstralien gearbeitet" klingt schon besser
"Habe in einem Kinderheim oder Entwicklungshilfe im 3. Welt Land Deiner Wahl gearbeitet" klingt schon langsam geil - auch für einen Arbeitgeber
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, komplette Einsamkeit ist nun auch nicht die Hauptintention. Wobei ich es gerne über einen kurzen Zeitraum (paar Wochen, Monate) ausprobieren wollen würde. Ich denke, viele Leute sehen soziale Interaktion und Miteinander als selbstverständlich an... und vielleicht gehöre ich ebenfalls zu diesen Leuten. Über einen kurzen Zeitraum alleine sein, könnte daher hilfreich sein, um sowas (wieder) wert zu schätzen (oder man wird total verrückt).

Mir ist nur wichtig, dass ich quasi genug Zeit finde, sodass ich mich mit unterschiedlichsten Themen im Selbststudium beschäftigen kann. Bei mir hat es relativ viel mit beruflicher Neu-/Umorientierung zu tun. Den Job, den ich zurzeit ausübe, will ich nicht langfristig ausüben. Ich möchte mich in einen anderen Bereich entwickeln. Das Problem ist nur, dass ich noch keine Ahnung habe, welcher Bereich (welche Tätigkeit, welche Branche) es sein soll. Ich möchte auch ungern den Fehler machen, dass ich mich einer kurzen Laune hingebe und den Job wechsel... um ein paar Monate später festzustellen: “Das ist es doch nicht”. Deswegen möchte ich nach Möglichkeit in viele Bereiche einen Blick riskieren (Selbststudium oder auch Praktikas) und mich dann auf einen Bereich spezialisieren. So eine Auszeit zur beruflichen Umorientierung ist zwar nun keine Garantie, dass ich dann auch tatsächlich eine Tätigkeit finde, die ich bis zum Ende meines Lebens ausüben wollen würde. Aber ich würde mich zu mindestens wesentlich besser fühlen und wissen, dass ich mein Möglichstes getan haben um quasi “meine Bestimmung” zu finden.
 
Mir ist nur wichtig, dass ich quasi genug Zeit finde, sodass ....dass ich mein Möglichstes getan haben um quasi “meine Bestimmung” zu finden.

Alles, was in diesem Abschnitt steht, kommt mir sehr bekannt vor.8)

Ich habe auch einmal vor vielen Jahren eine 'Auszeit' genommen und habe Deutschland verlassen - auch zur 'Selbstfindung' und evtl. beruflichen Veraenderung.8O

Ich habe dann in Malaysia mein persoenliches Paradies gefunden und lebe dort seit ueber 20 Jahren.;)
 
du wolltest n offenes Brainstorming?

keine Ahnung, woran du glaubst, aber man kann auch in nem Kloster ne Auszeit nehmen. Du musst nicht beten, kannst sicher auch "nur" meditieren und Körper und Seele zur Ruhe kommen lassen. Nen stilleren Ort als nen Klostergarten oder ne Kapelle findet man glaub sonst kaum mehr in der heutigen Zeit...:-?

Google mal danach, da gibts etliche Angebote...
 
Ich war während meines Zivildienstes in Nordschweden.
Kleines Haus direkt an nem See, auf der anderen Seite nen Wald.

Der nächste größere Ort war ca 30km entfernt.

Ist genau das richtige um wirklich abzuschalten :)
 
du wolltest n offenes Brainstorming?

keine Ahnung, woran du glaubst, aber man kann auch in nem Kloster ne Auszeit nehmen. Du musst nicht beten, kannst sicher auch "nur" meditieren und Körper und Seele zur Ruhe kommen lassen. Nen stilleren Ort als nen Klostergarten oder ne Kapelle findet man glaub sonst kaum mehr in der heutigen Zeit...:-?

Google mal danach, da gibts etliche Angebote...

Ehrlich gesagt habe ich auch spontan an Taizé gedacht. Da kannst du für z.B. 1 oder 2 Wochen ins Schweigen gehen und redest dann nur mit den Mönchen während festgelegter Zeiten. Sonst halt schweigen. Ich würde das wirklich gerne mal machen, passt nur nicht in meine Lebensituation mit 2 Kleinkindern. Ansonsten werden halt die typischen Taizé-Lieder gesungen. Und ehrlich nach der 20. Strophe Laudate omnes gentes, bist du die Ruhe selbst. Für mich ist Taizé eine echt tolle Erfahrung, die auch in einen Urlaub passt.
Allerdings schreibst du in deinem 2. Post, dass du eine beruflich Umorientierung suchst, da wird das nur wenig bei helfen. Dafür ist z.B. backpacken in Australien sicher hilfreicher. Wobei die Frage ist, ob dir der Job als Erntehelfer oder in einer Kneipe jetzt sooo viel für deine Entscheidung bringt...
 
Ich habe tatsächlich sogar schon mit dem Gedanken gespielt in ein Kloster zu gehen. Wenn ich da genug Zeit finde, um mich mit mir selbst und mir interessanten Themen beschäftigen zu können (was berufliche Umorientierung ja teilweise auch ist), dann kommt Kloster auch in Frage. Ich habe nur festgestellt, dass ich in meinem aktuellen Umfeld nicht wirklich voran komme bzw. nur sehr schleppend... und ich denke, dass ich daher auch ein wenig (räumlichen) Abstand benötige. Familiäre und soziale Verpflichtungen sind zwar schön und mir persönlich auch wichtig... aber wenn ich davon immer wieder abgelenkt werde, komme ich nicht weiter und vernachlässige mich selbst.

Meine Intention des Threads war eigentlich eine Art Brainstorming (unabhängig vom Finanziellen bzw. den Kosten) für solche verrückten Ideen wie:
- Auslandsaufenthalt
- zu Fuß irgendwohin wandern (z.B. Jakobsweg)
- Kloster
- Camping

Man muss natürlich hier und da die Vor- und Nachteile im Bezug auf einen selbst abwägen und die eigene finanzielle Situation beachten.... aber bevor ich ich das tue, wollte ich erst einmal zahlreiche Ideen sammeln. Was fällt einem sonst noch ein?
 
Marettimo

Ich könnte dir (als Teil deines "Trips") die Insel Marettimo bei Sizilien im Mittelmeer empfehlen. Hier gibt es nur genau ein kleines Fischerdorf, sonst ist die Insel unbewohnt.
Hier verlassen die Fischer verlassen den Hafen am frühern Morgen und laufen gegen Mittag wieder in den Hafen ein. 3 – 5 Fähren kommen, je nach Saison, im Hafen an. Viel mehr passiert auf der Insel nicht.
Je nach Budget kannst du in eine kleine Pension auf der Insel gehen, oder im "Resort" (mehr ein Appartement-Hotel) absteigen. Man kann auf der Insel viel spazieren gehen, ohne vor allem im Herbst/Winter/Frühling auf viele Menschen zu treffen. Es gibt einen Berg, dessen 600 Höhenmeter man besteigen kann. Nicht nur von dort oben hat man einen tollen Ausblick über das weite Meer und die Nachbarinseln.
Hier läuft das Leben noch in gemäßigtem Tempo ab, der hektische nordeuropäische Alltag ist quasi unbekannnt.
 
Auf den ersten Blick hätte ich gesagt, dass du vielleicht ein freiwilliges soziales Jahr machen könntest, aber wenn du Ruhe zum Selbststudium suchst dann ist das wohl doch nicht das Richtige...

Falls du jedoch überlegst im Sozialen Bereich oder handwerklich etwas zu machen, dann könnte so etwas Gelegenheit bieten in verschiedene Bereiche reinzuschnuppern. Ich weiß beispielsweise, dass der Verein
Brasilieninitiative Avicres e.V. jedes Jahr mehrere Jahrespraktikanten nach Brasilien schickt. Dort gibt es angefangen bei Kindertagesstätten über Gesundheitsstationen bis zu Handwerksschulen alle möglichen Projekte, die unterstützt werden. Ähnliches gibt es bestimmt auch in anderen Ländern oder mit anderen Schwerpunkten, die man so über einen Zeitraum austesten kann, während man wiederum anderen etwas Gutes tut.

Ich selbst bin mit meiner Arbeit sehr zufrieden und habe nicht vor etwas zu ändern. Im Nachhinein finde ich es aber schade nach dem Abi oder nach dem Studium so etwas nicht gemacht zu haben.
 
Jakobsweg

Ich bin mal den Jakobsweg in Nordspanien gelaufen und das hat mir persönlich sehr viel gebracht. Man lernt dort auch immer wieder ganz neue und unterschiedliche Leute kennen, die einem ne neue perspektive auf das eigene Leben geben. Danach habe ich nochmal ein Studium angefangen und bin mittlerweile viel zufriedener mit mir selbst und mit meinem Leben. eine Wanderung auf dem Jakobsweg kann ich daher zu Selbstfindung nur empfehlen!