Eintrag #16, 28.08.2008, 18:57 Uhr

# 14

72,8 - Jennifer Fallon - Kind der Götter

Sollte ich mich nicht eigentlich gut fühlen? Mittlerweile werden meine Erfolge was das Abnehmen angeht von Außenstehenden bemerkt und beglückwünscht. Gestern stand eine Kollegin von der Polizei bei uns im Büro und meinte nur „Was haben sie denn gemacht?“ Zuerst dachte ich, ich hätte irgendwas verbockt. Konnte mich aber nicht daran erinnern, überhaupt etwas getan zu haben. Sie meinte dann, dass es mir wirklich gut zu Gesicht steht, wie ich mittlerweile ausschaue und dass sie mein „Rezept“ gern hätte. Hab ihr nur gesagt, dass ich meine Ernährung umgestellt habe und bewusster esse und mit Sport angefangen habe. Dass der Schock und eine tief sitzende Trauer wahrscheinlich auch noch eine Rolle spielt oder halt erst den letzten Anstoß gegeben hat, hab ich lieber verschwiegen.

Aber gut geht es mir trotzdem nicht. Ich weiß immer so schlecht mit derartigen Komplimenten umzugehen. Auf der einen Seite freut es mich natürlich, auf der anderen Seite wird mir umso deutlicher, wie schlimm es vorher war. Allein der Kommentar „Für diese Figur waren sie einfach noch zu jung“ sagt ja schon einiges aus. Ich fühle mich momentan so wohl wie selten in meiner Haut und will es noch besser machen. Und nie wieder so „abrutschen“. Noch kann ich alles halbwegs unkompliziert und leicht erreichen. Wenn ich meine Ma anschau, die einfach nur 5kg abnehmen wollte.. Sie hatte da wesentlich mehr zu kämpfen. Aber auch sie hats geschafft. Vielleicht hab ich den eisernen Willen ja doch von ihr, obwohl ich dachte, ich könnte so was nicht.

Ein Lichtblick besteht immerhin. Das Schaf hat mich die Tage von sich aus angeschrieben und wir haben uns eine ganze Weile unterhalten. Ich habe versucht, meine Gefühle auszublenden. Hab ihn nicht mit irgendwas bedrängt oder mit meinen Wünschen überschüttet. Hab nur am Ende die Frage gestellt, ob er mich vergessen hat. Nein, nach den Prüfungen in den nächsten beiden Wochen will er sich die Zeit für unser Gespräch nehmen. Gestern dacht ich schon, es geht ihm bescheiden, weil seine N/A-Message so deprimierend klang und hab ihn drauf angesprochen. Zum Glück scheints nicht so dramatisch gewesen zu sein. Aber wahrscheinlich würde er mit mir sowieso nicht drüber sprechen. Hab auch nicht weiter gebohrt. Hab durch mein Generve zu viel kaputt gemacht, als dass ich ihn mehr als nötig belästigen will. Wir konnten uns wieder unterhalten, ganz normal. Keine unterschwelligen Anfeindungen von ihm oder Vorwürfe von mir. Eigentlich das, was ich mir erhofft hatte. Zwar sicher nicht so einfach für beide Seiten, aber ein eher ungezwungener Kontakt. Denn ganz ehrlich, mir ist dieser Mensch einfach zu wichtig, um den Kontakt ganz zu verlieren. Und lieber bin ich als Kumpelfreundin unglücklich verliebt, aber kann in irgendeiner Form noch seine Nähe suchen, als überhaupt nichts mehr mit ihm zu tun haben zu können. Ich warte ab, wie es mir dabei geht, sicher wirds nicht einfach, es ist nie einfach. Aber ich habe ja schon festgestellt, zu was ich in der Lage sein kann, wo ich mich durchbeißen kann, ohne vollends kaputt zu gehen.

Trotzdem fiel mir gestern das Laufen unheimlich schwer. Das ist die Zeit, in der ich wirklich allein bin und keinerlei Ablenkung habe, meinen Gedanken nachgehe. Immer wieder ging mir durch den Kopf, wie ungerecht ich ihm allein in der letzten Zeit gegenüber war. Ich habe immer nur meine Probleme gesehen und darauf alles abgestellt. Wie mies ich ihn dabei behandelt habe, wie sehr ich seine Gefühle mit Füßen getreten habe, das habe ich nicht gemerkt. Ich schäme mich, für ihn wohl das Negativbeispiel einer Beziehung geworden zu sein. Es macht mich unendlich traurig, einen Menschen wie ihn betrübt zu haben. Nie habe ich etwas Derartiges gewollt. Ich war so egoistisch, so ich-bezogen. Und auch jetzt.. ICH will ihn zurück, will wieder glücklich sein. Was ist mit ihm? Nein, ich halte mich zurück. Mir ist es wichtiger, dass es ihm wieder gut geht. Dass der Schaden, den er durch mein Verhalten genommen hat, wieder besser wird. Auch wenn es mir das Herz bricht, er soll glücklich sein und wenn es mit einer anderen ist. Er hat mir so viel Liebe geschenkt, die ich nicht verdient habe. Hat mir mit seinen bescheidenen Mitteln immer alles gegeben, was ihm möglich war. Und ich? Wie habe ich es ihm gedankt?

Deswegen komme ich nach dem Laufen auf unseren Hof, das Gesicht feucht von Tränen, die Hosentaschen voll mit gebrauchten Taschentüchern. Auf den Feldwegen sieht niemand, wie ich fast zusammenbreche, wie ich einfach nur hemmungslos weine, weil es mich überkommt, mir einfach danach ist. Aber es wäre mir auch egal. Was interessiert es mich, was jemand anderes von mir denkt. Ich freue mich, danach ein paar normale Sätze mit meinem Schaf austauschen zu können. Wie gut, dass ich nicht in die Zukunft blicken kann, denn wer weiß, was noch kommt.

Die Hoffnung stirbt zuletzt.
 
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