Unturned: Kanadische Zombie-Apokalypse kann so schön sein
Die Sonne geht langsam unter, die Batterien der Taschenlampe neigen sich dem Ende zu, das Benzin des Autos wird knapp und mein Magen grummelt auch schon wieder.
Gut, dass mein werter Kollege Bane schon zu Hause für das Essen gesorgt hat und ich nach einem anstrengenden Tag den Feierabend in unserer Wohnung entspannt ausklingen lassen kann. Was im echten Leben in der Gamebolds-WG so gar nicht klappt, funktioniert in der Early Access Version von Unturned wunderbar.
Das Indie-Game, das derzeit zehntausende Spieler auf Steam begeistert, wird von dem 16 Jährigen Kanadier Nelson Sexton alleine programmiert und macht jetzt schon fast alles besser als der Hauptkonkurrent DayZ. Warum das so ist, erklären wir euch in unserem Preview zu Unturned:
Installation wie aus dem Lehrbuch
Es ist nicht einfach heutzutage mit dem Survival-Genre ohne Marketing-Budget auf dem Spielemarkt noch Beachtung zu finden. Zwar ist das Interesse noch vorhanden, jedoch ist die Auswahl an Spielen derzeit Schirr zu groß, als dass man den Überblick behalten könnte. Dazu kommt noch, dass gute Ideen oftmals nur billig kopiert werden. Weshalb viele Leute dreimal überlegen, ob sie ein Spiel nun kaufen oder nicht.
Hier hat Unturned mit seinem Free2Play Konzept einfach den Nerv der Zocker getroffen. Dadurch kann das Spiel kostenlos und unkompliziert ausprobiert werden und es ist keine Spur von Pay2Win zu erkennen. Das Gold-Pack für 4,99€ bietet lediglich optische Verbesserungen und einen weiteren Schwierigkeitsgrad. Der Faktor, dass das Indie-Game weniger als 100 MB groß und ruckzuck installiert ist, hilft bei der Installationsentscheidung einen kleinen Teil mit.
Das spärliche Tutorial ist für Leute, die wissen, was ein Computer ist, eigentlich überflüssig. Also stürzt man sich sofort, entweder im Single- oder Multiplayer-Modus, in einer der zwei Karten (wovon eine für PvP ausgelegt ist) und taucht irgendwo in der Landschaft auf.
Nackt, alleine und verlassen
Dort erwartet den Spieler eine Welt, die aussieht wie eine Mischung aus Minecraft- und Lego. Die Karte ist zwar groß genug um ausreichend Abenteuer zu erleben, aber klein genug um sie nach ein paar Stunden auswendig zu kennen. Weshalb der Weg bis zum nächsten markanten Punkt meist nicht lange dauert. Wie es sich jedoch für ein gutes Survival-Spiel gehört, spielt auch Unturned die Zombie-Karte aus und überlässt uns ganz nackt unserem Schicksal in der rauen Welt. Ab jetzt regiert das Recht des Stärkeren.
Da die untoten Wesen im Gegensatz zur Konkurrenz nicht abzuschütteln sind, muss man zu Beginn versuchen irgendwie an eine Waffe zu gelangen, damit das Abenteuer nicht gleich ein jähes Ende nimmt. Wohl dem, der vor Ort schon eine Basis eingerichtet hat und vielleicht noch einen guten Freund oder gar Freunde auf dem Server besitzt.
Server, Basisbau, Crafting
Zumindest im lokalen Netzwerk funktioniert der Mehrspielermodus einwandfrei. Bis zu acht Spieler können sich dabei gleichzeitig in Unturned austoben. Zu Beginn gab es noch eine Serverliste, diese ist jedoch aufgrund der enormen Spielerflut in die Knie gegangen, weshalb sich die Spieler gerade mit Servern selbst organisieren müssen. Bald soll das Indie-Game, das übrigens fast täglich mit kleineren Updates versorgt wird, mit einer Steamwork-Anbindung ausgestattet werden, sodass die Servergeschichte bald der Vergangenheit angehört.
Durchs Jagen und Sammeln ist es möglich sich in der in Kanada spielenden Zombie-Apokalypse ausreichend auszustatten und so eigentlich alle Gefahren trotzen zu können. Dabei spawnen die Items in unregelmäßigen Abständen wieder von selbst und gewisse Gegenstände sind sehr schwer zu finden, da selten. Wichtige Utensilien, die man partout nicht finden möchte, können auch gecraftet werden.
Obwohl sich das Indie-Game noch in der Early Access Phase befindet, sind die Möglichkeiten des Craftings zahlreich. So ist es möglich ein mehrstöckiges Haus, Kisten/Truhen zum Verstauen, Feldflaschen, Gewächshäuser, Autogaragen und vieles mehr zu erstellen. Ja, ihr habt richtig gelesen: Gewächshäuser. Diese machen auch Sinn, da zum Überleben auch die Bedürfnisse Hunger, Durst und Gesundheit gestillt werden müssen. Wird der Server verlassen, bleiben eigene Items am Körper. Wird der Server heruntergefahren, verschwinden herumliegende Gegenstände, wenn sie nicht eingelagert worden sind. Abgeholzte Bäume wachsen dann ebenfalls nach.
Wie bei der Konkurrenz gibt es auch in der Welt von Unturned ziemlich viel verrottetes Gemüse und Obst. Verspeist man dieses, wirkt sich das nicht sehr gut auf unsere Gesundheit aus, dank dem Crafting-Menüs kann aber aus einem faulen stück Kohl ein Samen extrahiert werden. Pflanzt man diesen ein und wartet eine Weile kann ein frischer Kohl geerntet werden.
Ist der Hunger unerträglich, ist es nun möglich ihn zu verköstigen, möchte man lieber für später vorsorgen, können nun zwei Samen extrahiert werden und dadurch ein ganzer Kohlacker in Angriff genommen werden. Oder aber man pflanzt den Samen in dem erwähnten Gewächshaus, was den Vorteil hat, dass die zarte Pflanze von Zombieattacken geschützt wird (ja, unsere Zombies essen auch vegetarisch) und zudem noch doppelt so schnell wächst.
Hammertime
Wer fleißig ums Überleben kämpft, wird nicht nur durch zahlreiche Items belohnt sondern bekommt außerdem noch Erfahrungspunkte, die in acht Kategorien verskilled werden können. Je nach Spielstil machen unterschiedliche Skills Sinn. Möchte man eher die menschlichen Gegner auf dem Server ärgern empfiehlt es sich auf Schaden und Widerstandsfähigkeit zu leveln. Soll lieber das eigene Überleben oder das der Gruppe gesichert werden ist es wohl klüger den Survival-(weniger Hunger/Durst), den Crafting- und den Rohstoffabbau-Skill hochzuleveln.
In beiden Fällen hat man in Unturned immer etwas zu tun. Dank ausreichend Autos kommt man auch schnell von Punkt A nach B, lediglich Benzin muss in der Tankstelle oder in großen Tanks besorgt werden. Medizinisches Material und auch Waffen sind fair auf der Karte verteilt, sodass man immer ein kleines Erfolgserlebnis hat, da immer was gefunden wird. Besonders effektiv haben sich Nahkampfwaffen wie der Vorschlaghammer oder Baseballschläger erwiesen. Wer gerne härtere Geschütze auffährt: mit TNT lässt sich so einiges an Schabernack anstellen.
Unturned ist kostenlos auf Steam erhältlich. Angespielt wurde die Version 2.1.0
Fazit Kellerlanplayer
Unturned macht richtig Laune, ist umsonst und es ist quasi Bugfrei. Auch das Verbinden via LAN-Connection (alternativ: ServerIP suchen oder Hamachi) funktioniert ohne Probleme und es gibt eigentlich immer was zu tun.
Alle, die sich bei State of Decay einen Multiplayermodus gewünscht haben oder kein Bock auf das verbuggte DayZ haben, sollten auf jeden Fall einmal Unturned antesten. Natürlich darf man dann kein Grafikfetischist sein, wobei auch diejienigen das liebevolle Leveldesign anerkennen müssen. Eine Story gibt es übrigens auch nicht, die Aufgaben kommen aber von alleine.
Wenn man dann bedenkt, dass das ein 16 Jähriger in seiner Freizeit gemacht hat, dann kann man vor der Leistung nur noch den Hut ziehen!