Acht Christen nach Messe in Ägypten erschossen

Kairo (dpa) - Muslimische Fanatiker haben nach einer Weihnachtsmesse vor einer Kirche in Oberägypten acht koptische Christen und einen muslimischen Polizisten erschossen.

Sieben weitere Menschen wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen verletzt, als drei Männer aus einem vorbeifahrenden Auto heraus das Feuer auf die Gläubigen eröffneten. Es war der folgenschwerste Angriff auf koptische Christen in Ägypten seit zehn Jahren. Nach der Attacke kam es in der Ortschaft Nag Hammadi zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen wütenden Christen und der Polizei. Einige Christen stießen Laternen um und warfen Steine auf Moscheen. Daraufhin attackierten Muslime Geschäfte von Christen.

Das Oberhaupt der koptischen Kirche von Ägypten, Papst Schenuda III. rief zur Geduld auf. Die Christen sollten trotz allem das Weihnachtsfest feiern, sagte der für seine stets auf Ausgleich bedachte Art bekannte Geistliche. Bischof Kirollos von der rund 600 Kilometer südlich von Kairo gelegenen Diözese Nag Hammadi sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa, er selbst sei vermutlich das eigentliche Ziel der Mörder gewesen.

Der Kirchenmann berichtete, er sei am Mittwochabend gegen 23.00 Uhr nach der Messe zum orthodoxen Weihnachtsfest mit seinem Auto von der St. Johannes Kirche weggefahren. Er merkte, dass ihn ein Wagen verfolgte und kehrte um. Als er vor dem Hintereingang des Gotteshauses eintraf, schossen seine Verfolger auf eine Gruppe von Oberschülern, die vor dem Gebäude miteinander plauderten. Der Bischof erklärte, er habe die Mitternachtsmesse aus Sicherheitsgründen früher als sonst abgehalten. Die koptisch-orthodoxe Kirche, die zu den ältesten christlichen Glaubensgemeinschaften zählt, begeht das Weihnachtsfest am 7. Januar. Seit sieben Jahren ist dieser Tag ein staatlicher Feiertag für alle Ägypter.

In der oberägyptischen Provinz Kena war es im November bereits zu gewaltsamen Übergriffen auf Christen gekommen, nachdem ein junger Kopte festgenommen worden war, der ein muslimisches Mädchen vergewaltigt haben soll. Ob der Verdächtige die Tat tatsächlich begangen hat, ist bislang noch unklar. Die Ermittlungen dauern an. Aus Sicherheitskreisen in Kena hieß es unterdessen, der Hauptschuldige für die Attacke vom Mittwochabend sei namentlich bekannt. Die Polizei fahnde nun mit Hochdruck nach ihm und seinen zwei Mittätern. «In Nag Hammadi sind inzwischen so viele Einsatzkräfte unterwegs, dass der Ort wie eine Militärkaserne aussieht», sagte ein Beobachter.

Trotzdem kam es zu Ausschreitungen wütender Kopten in den Straßen der Stadt. Nach der Beerdigung der Opfer vom Vorabend attackierten einige Christen Moscheen mit Steinen und Stöcken. Die Polizei setzte Tränengas ein. Schon nach den Ausschreitungen im November, bei denen in der Ortschaft Al-Farschat Geschäfte und Häuser von Kopten zerstört worden waren, hatten Christen der Polizei vorgeworfen, sie nehme den Schutz der Kopten nicht ernst genug.

Im Januar 2000 hatten Muslime in der oberägyptischen Ortschaft Al-Koscheh nach einem Streit 21 koptische Christen getötet. Vor allem in Oberägypten, wo islamistische Terroristen in den 1990er Jahren Jagd auf Christen gemacht hatten, kommt es immer wieder zu Ausschreitungen, die sich häufig daran entzünden, dass «ohne Erlaubnis» Kirchen gebaut würden.

Unruhen / Religion / Ägypten
07.01.2010 · 21:38 Uhr
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