Sammelthread Amoklauf bei Bahnhofseröffnung in Berlin

hfkb schrieb:
[...]
Man muss doch für Straftäter ein einheitliches Strafrecht haben und sie nach den Gleichen Kriterien beurteilen. Wo kommen wir denn da hin, wenn die Opfer als Richter fungieren würden?
Naja, ich denke, dass wir mit unserer derzeitigen Art, die Dinge zu handhaben, kaum oder gar keine Aussicht auf Resozialisierung haben. Die Täter kommen in den Knast, treffen dort auf Gleichgesinnte und müssen sich überhaupt nicht mit ihrer Tat auseinandersetzen. Im Gegenteil können sie sogar die Opfer sogar noch auslachen, wenn sie wollen, es ändert nichts.

Das halte ich für nicht fair, schließlich haben sie die Situation ja verursacht. Häufig werden die Opfer allein gelassen und gerade bei Gewaltverbrechen wäre es mehr als sonst nötig, sich um die Leute zu kümmern.

Auch wenn meine Methode alles andere als perfekt ist, würde es doch 2 Dinge mindestens bewirken: Der Täter muss sich mit seiner Tat identifizieren und auseinandersetzen, will er die Freiheit wiederbekommen. Und das Opfer hat die Möglichkeit, das Geschehene zu verarbeiten und zwar nicht bei Sitzungen mit überbezahlten Psychologen auf der Couch, sondern mit dem Täter selbst.

Den Einwand mit dem einheitlichen Strafrecht nehme ich mal zur Kenntnis und würde meinen Vorschlag insofern verfeinern, dass es für jede Tat ein Maximalstrafmaß gibt (das aber bedeutend höher liegen sollte als heute). Will er vorzeitig auf Bewährung entlassen werden, muss er die Vergebung des Opfers suchen.

phil schrieb:
[...]
Opfer würden zu Tätern, Täter zu Opfer (die ja dabei nicht körperlich zu Schaden kommen). Der Täter spürt mal am eigenen Leib, was es heisst, reiner "Willkür" ausgesetzt zu sein - das ist sicherlich abschreckend.
[...]
Eigentlich geht es mir nicht darum, dass der Täter der Willkür des Opfers ausgesetzt wird. Eigentlich geht es mir eher darum, dass der Täter resozialisiert wird und echte Reue zeigt. Natürlich besteht die Gefahr, dass das Opfer es genießt, die Macht über den Täter zu haben, aber so wie es heute ist, finde ich es noch viel schlimmer...

Gruß,
Photon
 
Photon schrieb:
Eigentlich geht es mir nicht darum, dass der Täter der Willkür des Opfers ausgesetzt wird. Eigentlich geht es mir eher darum, dass der Täter resozialisiert wird und echte Reue zeigt. Natürlich besteht die Gefahr, dass das Opfer es genießt, die Macht über den Täter zu haben, aber so wie es heute ist, finde ich es noch viel schlimmer...
Nein, ich glaube, ich habe mich falsch/missverständlich ausgedrückt. Aber dadurch, dass der Täter der Willkür des Opfers ausgesetzt ist kommt er in eine ähnliche, wenn auch harmlosere und ungefährlichere Situation (und das ist gut so - Auge um Auge, Zahn um Zahn ist nicht mein Ding) und fördert somit evtl, dass der Täter realisiert und nachvollzieht, was er getan hat. Und nur so kann ja Reue entstehen.
 
Gestern in den Nachrichten habe ich gehört, das Anklage wegen 24-fachen, versuchten Mordes erhoben werden soll. Strafmaß: 5 Jahre Jugendhaft.
Stimmt das? o_O Das kann es doch nicht sein, oder?
 
Sowas ähnliches hab ich auch gehört - unser Rechtssystem muss echt reformiert werden :yawn:
 
phil schrieb:
Das beschissene und nervenaufreibende an der Sache ist ja, dass man erst nach ca 6 Monaten wirklich auf HIV testen kann - das wird ne sau schwere Zeit für die Leute :-?

nein 3 Monate
 
Maastaaa schrieb:
Gestern in den Nachrichten habe ich gehört, das Anklage wegen 24-fachen, versuchten Mordes erhoben werden soll. Strafmaß: 5 Jahre Jugendhaft.
Stimmt das? o_O Das kann es doch nicht sein, oder?
Also ich habe es zwar nicht gehört, aber - ganz ehrlich? Wundern würde es mich ganz und gar nicht! Obwohl 5 Jahre eine verdammt lange Zeit ist, aber mal ehrlich: Für diese Tat ist es doch wohl mehr ein Witz, denn einer Strafe...

Vielleicht zum Thema Strafmaß in Deutschland noch eine kleine Episode aus meinem Leben: Ich habe vor ein paar Jahren (also vor über 10 Jahren) mal mit einem Kumpel in der Kneipe gesessen. Ein Typ kam rein, der fast genauso breit wie groß war - ein Tier von etwa 2 Metern. Setzt sich an die Bar und trinkt. Nach ein paar Stunden fängt der an, mit dem Wirt zu pöbeln, wohl wegen der Rechnung, weiß es aber nicht, worum es genau ging. Beide wurden immer lauter, bis der Typ den Wirt am Kragen gepackt hat und ihn quer über die Theke gezogen hat. Also sind wir beiden aufgestanden und zu ihm hin. Auf einmal lässt er den Wirt los und geht auf uns zu. Nun muss ich sagen, dass mein Kumpel ein Boxer war und selbst lang mal breit. Jedenfalls hat der von dem Fremden eine Kelle bekommen, dass er halb über einen Tisch flog und da auch liegen blieb. Als ich dann die Augen von dem Typen sah, verging es mir auch, für Ruhe zu sorgen, ich also zu meinem Kumpel hin, der zwar bei Bewusstsein, aber völlig benommen war. Ok, ich also raus, rufe die Bullen. Nach über 10 Minuten (!!! im Zentrum von Berlin !!!) kamen dann 2 Sixpacks mit Kampfbullen angerückt. Mittlerweile hat der Typ schon einen Barhocker in die Glasregale hinter der Bar geworfen und dem Wirt schon ein paar Dinger in die 12 gegeben. Jedenfalls sah er ganz schön zugeschwollen aus und hatte mehrere Platzwunden im Gesicht. Draußen hat er sich dann noch mit 3 Bullen geprügelt, wurde aber schließlich von 5 oder 6 Bullen überwältigt und abgeführt.

So, nun möchte man meinen, den sieht man nie wieder, wa? Einen Tag später waren wir beim Wirt wegen Zeugenaussage. Was denkt ihr, wer abends wieder in der Tür stand und fragte: "Wer hat die Bullen gerufen?" Leute, ich habe wirklich nicht oft Angst, aber da hatte ich schon doch mehr als ein schwummeriges Gefühl im Sack. Was aus dem geworden ist, weiß ich nicht, jedenfalls hat der sich mit dem Wirt ziemlich lange unterhalten und es schien auch, dass sie sich irgendwie verständigen konnten. Aber mal ehrlich: Gehört so ein Mensch nciht auch mal für wenigstens einen Monat ruhiggestellt?

Gruß,
Photon
 
Photon schrieb:
Habe ich gerade gelesen. Na ob das mal nicht wieder eine überzogene Darstellung der Zeitung ist, denn die Rettungssanitäter werden doch wohl zählen können?! Oder zählt jetzt mittlerweile jeder als "Opfer" der auf der "Amoktour" von dem Fatzke angerempelt wurde? *g*
Ich war nicht dabei, aber da muss ja ne ziemliche Hektik gewesen sein. Und wenn jemand nur kurz behandelt werden musste, weil er nicht schlimm vom Messer erwischt wurde, dann kann sowas mal unter gehen. Solche Leute melden sich jetzt nur wegen der Angst vor AIDS.
 
Photon schrieb:
Also ich habe es zwar nicht gehört, aber - ganz ehrlich? Wundern würde es mich ganz und gar nicht! Obwohl 5 Jahre eine verdammt lange Zeit ist, aber mal ehrlich: Für diese Tat ist es doch wohl mehr ein Witz, denn einer Strafe...

Höchststrafe im Jugendstrafrecht für versuchten Mord sind 10 Jahre nach meiner Info - für einen 16jährigen heißt das, dass er, wenn er rauskommt, mehr als ein Drittel seines Lebens im Knast verbracht hat...
 
darkkurt schrieb:
Höchststrafe im Jugendstrafrecht für versuchten Mord sind 10 Jahre nach meiner Info - für einen 16jährigen heißt das, dass er, wenn er rauskommt, mehr als ein Drittel seines Lebens im Knast verbracht hat...
Na Du wirst verstehen, dass ich kein großes Mitleid für den Pimpf empfinden kann. Was mich viel mehr stört ist, dass durch den Aufenthalt im Knast vorraussichtlich keine Besserung zu erwarten ist. Eigentlich kommt man doch erst im Knast mit den "schweren Jungs" zusammen und kommt erstrecht auf "dumme Gedanken"...

Gruß,
Photon
 
Meine kleine Rechnung sollte auch kein Mitleid heischen ;)

Aber ob er im Jugendknast mit den "schweren Jungs" zusammentrifft? Glaube ich weniger...
 
[N] Nach Amoklauf entschuldigt sich 16-Jähriger für Messerangriff

Folgende News wurde am 30.05.2006 um 19:46:17 Uhr veröffentlicht:
Nach Amoklauf entschuldigt sich 16-Jähriger für Messerangriff
DPA-News

Berlin (dpa) - Vier Tage nach dem Amoklauf in Berlin hat sich der 16-Jährige entschuldigt und damit die Tat indirekt eingeräumt. Über seinen Anwalt wandte er sich laut ARD an die Betroffenen. Er bedauere die ihm zur Last gelegte Tat außerordentlich und bitte, ihm zu verzeihen, so der Anwalt. Der 16-Jährige hatte am Freitag 41 Menschen mit einem Messer verletzt. Einige der Verletzten hatten die Ärzte nur durch Notoperationen retten können. Der 16-Jährige sitzt in einer Jugendstrafanstalt in ...
 
<ironie>
Oh, die Tat tut ihm Leid und er bittet die Betroffenen ihm zu verzeihen?
Eine Runde Mitleid für das arme Opfer, das hier schändlicherweise zum Täter gemacht wurde!
</ironie>
Abschieben in nen Knast lebenslänglich und gut iss...

Aber Klug ist er ja, er weis, dass sich das Positiv vorm Richter auswirkt...

Herr, lass Hirn regnen und erschlag ihn damit. :pray: :wall:
 
Photon schrieb:
Die Täter kommen in den Knast, treffen dort auf Gleichgesinnte und müssen sich überhaupt nicht mit ihrer Tat auseinandersetzen.
Ich weiß nicht wie es in einem Gefängnis wirklich ist, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich dort fast jeder in irgendeiner Weise mit seiner Tat auseinandersetzt.

Dein Lebensraum ist sehr eingeschränkt und du hast nicht besonders viele Möglichkeiten - also ist viel rumsitzen angesagt. Und irgendwie macht man sich da bestimmt Gedanken, warum man die Straftat begangen hat. So ist es meiner Vorstellung nach zumindest mit einem großen Teil der Gefangenen.


Photon schrieb:
Häufig werden die Opfer allein gelassen und gerade bei Gewaltverbrechen wäre es mehr als sonst nötig, sich um die Leute zu kümmern.
Wird das denn nicht gemacht? Du sprichst weiter unten von überbezahlten Psychologen, die den Opfern häufig Hilfe anbieten. Aber ich denke mal, dass man auch einen Psychologen aufsuchen muss, wenn man den Täter ewig hinter Gittern weiß.


Photon schrieb:
Den Einwand mit dem einheitlichen Strafrecht nehme ich mal zur Kenntnis und würde meinen Vorschlag insofern verfeinern, dass es für jede Tat ein Maximalstrafmaß gibt (das aber bedeutend höher liegen sollte als heute).
Das ist zwar schon besser, aber kommt irgendwie noch nicht der Gleichberechtigung gleich. Ob das Strafmaß allgemein erhöht werden soll oder nicht ist eine andere Sache, doch der Vorschlag die Opfer als Richter einzusetzen dürfte in der Realität kaum umsetzbar sein. Welche Motive hätte ein Opfer, den Täter nicht zum höchstmöglichen Strafmaß zu verdonnern?
 
hfkb schrieb:
Ich weiß nicht wie es in einem Gefängnis wirklich ist, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich dort fast jeder in irgendeiner Weise mit seiner Tat auseinandersetzt.
Kann sein, aber ich denke, es hängt stark ab, woher man kommt. Ob für Dich oder mich der Knast eine Strafe wäre, lasse ich jetzt mal außen vor. Aber es gibt Leute, die haben nichts. Und wenn ich in dem Bezug "nichts" sage, dann meine ich auch nichts. Im Knast gibt es jeden Tag eine warme und meist schmackhafte Mahlzeit, ein weiches Kuschelbettchen und Fernsehen. Einzig die räumliche Enge könnte zum Problem werden und die Tatsache, sich nciht frei bewegen zu können. Das mag zwar nervig und unangenehm sein, aber letztlich "eine Strafe"? Hmmm...

hfkb schrieb:
Wird das denn nicht gemacht? Du sprichst weiter unten von überbezahlten Psychologen, die den Opfern häufig Hilfe anbieten. Aber ich denke mal, dass man auch einen Psychologen aufsuchen muss, wenn man den Täter ewig hinter Gittern weiß.
So weit ich weiß, muss das Opfer aber den Psychologen selbst bezahlen, wenn das Gericht nichts anderes geurteilt hat. Bei meinem Vorschlag würde die Verarbeitung des erlebten ganz anders (und kostengünstiger für das Opfer) ablaufen. Schließlich wird der Täter mit seinem Opfer und seiner Tat konfrontiert, ebenso das Opfer selbst.

hfkb schrieb:
[...]
Welche Motive hätte ein Opfer, den Täter nicht zum höchstmöglichen Strafmaß zu verdonnern?
Ich weiß nicht, wie Du (und alle anderen Menschen) darüber denken, aber ich für meinen Teil wäre bei einer Entschuldigung, die aufrichtig ist und ich das Gefühl habe, dass er seine Tat ernsthaft bereut, nach einer gewissen Zeit ganz sicher bereit, ihm zu vergeben. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich daraus sogar eine Freundschaft.

Und bitte jetzt keine Beispiele, wie dass ich von 3 Männern vergewaltigt wurde oder meine imaginäre Tochter oder so. Aber es gibt eben Straftaten wo man sagt: "Mir ist wichtig, dass der Typ eingesehen hat, dass er Mist gebaut hat - und das auch noch nach dem Gerichtsprozess! Und dass ich glaube, dass er es nie wieder tut."

Gruß,
Photon
 
Biehler schrieb:
[...]
Aber Klug ist er ja, er weis, dass sich das Positiv vorm Richter auswirkt...
[...]
Wohl weniger er selbst mit seinen 16 Jahren, sondern eher sein Anwalt. Ganz ehrlich, wenn er sowas nach der Urteilsverkündung sagt, dann wirkt es wenigstens etwas glaubhafter.

Hoffentlich lässt sich davon kein Richter einnuddeln, aber hey, auch ohne das kennt man eigentlich die deutsche Rechtssprechung zur Genüge... :(

Gruß,
Photon
 
naja iss schlimm was da passiert ist,

aber klar sollte sein das nen 16 jähriger der "sone Scheiße" baut einfach selbst psychische Probleme haben muss

Viele werden verständlicherweise zu "Lebenslang wegschliessen und gut ist" tendieren, aber damit macht man es sich doch zu einfach

Das die deutsche Rechtssprechung das berücksichtigt finde ich daher auch absolut richtig,

Ich würde ihn eher in nen psychiatrisches Gefängniss stecken wobei das auch sone Sache ist, denn im Knast findet er die soziale Rehabilitation sicher nicht
 
Photon schrieb:
Einzig die räumliche Enge könnte zum Problem werden und die Tatsache, sich nciht frei bewegen zu können. Das mag zwar nervig und unangenehm sein, aber letztlich "eine Strafe"?
Ja, ich denke das Gefängnis ist eine Strafe und ganz so einfach wie von dir beschrieben dürfte es da auch nicht sein! :-?
(Nein, ich gucke nicht "Hinter Gittern"! ;))

Jedenfalls gibt es auch unter den Gefangenen gewisse Machtstellungen, wodurch es einige wirklich schwer haben. Zudem kommt die soziale Abgeschiedenheit als ein ganz entscheidender Faktor hinzu. Du verlierst deine Kontakte, deine Freunde - einfach alles, wenn du mehrere Jahre im Gefängnis sitzt! Und sich dann wieder in die Gesellschaft zu integrieren ist sehr schwierig!


Photon schrieb:
Bei meinem Vorschlag würde die Verarbeitung des erlebten ganz anders (und kostengünstiger für das Opfer) ablaufen. Schließlich wird der Täter mit seinem Opfer und seiner Tat konfrontiert, ebenso das Opfer selbst.
Wer sollte diese Lösung denn bezahlen? Der Staat? :think:

Du sprichst immer von der Konfrontation des Täters mit seiner Tat! Kannst du da auch etwas konkreter werden?


Photon schrieb:
[...] aber ich für meinen Teil wäre bei einer Entschuldigung, die aufrichtig ist und ich das Gefühl habe, dass er seine Tat ernsthaft bereut, nach einer gewissen Zeit ganz sicher bereit, ihm zu vergeben.
Dafür ist meines Erachtens aber eine verdammt gute Menschenkenntnis von Nöten. Viele sind sicher nicht dazu in der Lage und es würde verstärkt zu Fehlurteilungen kommen!