"Der Goldene Kompass" Verfilmung

BuddyJesus

Koksnutte
ID: 243390
L
16 Juni 2006
1.749
238
Tag allerseits,

da ich schon vor einigen Jahren die "His Dark Materials" Trilogie (Der Goldene Kompass, Das Magische Messer, Das Bernsteinteleskop) von Philip Pullman gelesen habe, beschloss ich vor kurzem sie erneut zu verschlingen und mir dazu die Verfilmung des ersten Teils anzusehen.

Für den Film wurde zum Einen viel mit der Produktionsfirma, New Line, geworben, die u.a. auch die HdR Trilogie mit Peter Jackson verfilmte. Was mir dabei leider entgangen ist: Die Firma für "Der Goldene Kompass" war zwar New Line, der Regisseur jedoch Chris Weitz, der eigentlich für Komödien bekannt ist.

Dieser Fehler wurde mir zum Verhängnis.

Der Film hat mich, trotz der guten Umsetzung von z.B. Iorek Byrnison, sehr enttäuscht. Mich stört das Kindliche an der Umsetzung, sowie die vielen Änderungen am Handlungsverlauf.

Klar, man kann nicht alles reinpacken und muss daher unter Umständen etwas kürzen, oder anders wiedergeben.
Aber das eigentliche Ende einfach wegzulassen geht mir entschieden zu weit.
Dazu kommt meiner Meinung nach, dass im Film der rebellische Charakter Lyras und ihre Fähigkeit zu Lügen nicht besonders gut zur Geltung kommt.

Zum kindlichen Aspekt: Mich wundert ohnehin die Gliederung der Trilogie in "Jugendbuch". Ich kann mir schwer vorstellen, dass ein 12- oder 13-Jähriger z.B. den Gedanken vom "Staub" nachvollziehen kann. Das soll nicht heißen, dass Jugendliche/Kinder dieser Altersgruppe "dumm" sind, doch glaube ich nicht, dass die Mehrheit dieser Altersgruppe schon zu solcher Reflexion in der Lage ist. Leider scheint der Film ebenfalls dieselbe Zielgruppe anzupeilen, so wird z.B. weder der sadistische Zug des goldenen Affen, noch das unausgesprochende Verbot den Daemon eines anderen Menschen zu berühren auch nur annähernd so deutlich, wie im Buch.

Das sind für mich aber Einzelheiten und Kleinigkeiten, die einen Teil der Welt des ersten Bandes ausmachen.

Mich interessiert was ihr von dem Film haltet, welche Stellen oder Charaktere ihr besonders gelungen findet und ob euch das Kindliche ebenfalls so negativ aufstößt, wie mir.


Achja, außerdem würde ich gerne wissen, ob jemand eine Erklärung dafür hat, warum Pullman Mrs. Coulters Daemon keinen Namen gegeben hat.


So, jetzt gehe ich erstmal eine leckere Melone spachteln :biggrin:

Gruß
BuddyJesus
 
Hi,

also ich habe die Trilogie erst vor 1 Jahr entdeckt, kannte sie aber vom Hörensagen schon vorher, ich hatte in England davon gehört, da sind Autor und Trilogie viel bekannter.

Den Film habe ich mir nach Erscheinen auf DVD auch gleich angeguckt und war ebenfall erfreut über die Produktion von New Line, aber na ja, wie's immer ist: Man wird enttäuscht.

Es ist zwar optisch wundervoll umgesetzt, und mit Kürzungen, Änderungen im Handlungsablauf hatte ich schon gerechnet, aber mir war der Film einfach zu simple umgesetzt.
Das Buch ist meiner Meinung nach kein Kinderbuch, ein Jugendbuch meinetwegen, aber wohl erst ab 15/16 Jahren. Die Themen werden im Verlauf der Trilogie recht komplex und werfen Fragen auf, denen ein Kind wahrscheinlich nicht folgen könnte. Und das hat der Film für mich nicht eingefangen, die Ernsthaftigkeit des Themas.

Die Schauspieler fallen bei mir mit der Umsetzung. Lyra hat man sehr mürrisch dargestellt, um zu zeigen wie gut sie lügen kann, hat man sie einmal lügen lassen, um zu zeigen, dass sie rebellisch ist, hat man sie einmal auf ein Dach entwischen lassen...zu einfach.
Und das nur mal ein Beispiel, das zieht sich duch alle Charaktere, sie waren mir zu platt.

Nun, die Zielgruppe werden eindeutig Kinder ab 8 Jahren gewesen sein, und denen kann man das Niveau des Buches einfach noch nicht zutrauen. Da mussten sie den Film auf einem Level halten, der altersgemäß ist. Natürlich leidet der Film dann für 'uns' Erwachsene.

Ich bin gespannt auf die weiteren Teile und wie die Regisseure damit umgehen werden ohne den Zorn der christlich-fundamentalistischen Kirche in den USA auf sich zu ziehen, die ja schon Harry Potter als jugendgefährdend einstuften....

Um mal ein paar Parallelen zu den 'großen' Fantasy Romanen zu ziehen:
Der Herr der Ringe wurde von New Line und Peter Jackson meiner Meinung nach super umgesetzt. Da konnte ich auch sehr gut mit den Kürzungen und Änderungen in der Story leben (die meisten die das Buch nicht kennen, glauben mir nieeee, dass die Liebe zwischen Arwen und Aragorn im Buch kaum eine Rolle spielt....)
Na ja, der Herr der Ringe ist ja auch kein Kinderbuch....

Harry Potter Filme widerrum sind eindeutig Kinderfilme. Da finde ich kaum etwas wieder, was mich als Erwachsene anspricht. Es fehlt die Komplexität der Bücher.

Alles in allem: Ich mochte den Film. Ich muss ihn mir nicht nochmal angucken, werde aber die weiteren Verfilmungen der Trilogie verfolgen. Im Film muss man sich nunmal stärker Zielgruppen bedienen als beim Buch. Und deshalb werden die weiteren Verfilmungen auch Kinderfilme sein, die mich zwar unterhalten, aber mich nicht faszinieren werden, so wie es die Bücher konnten.