Gedichtanalyse

Torti0889

Well-known member
8 Mai 2007
63
7
Hallo, kann mir jemand helfen und mir vielleicht Tips geben, was ich aus diesem Gedicht noch rausholen könnte?
Wäre euch echt dankbar.

Alltag von Robert Gernhardt

Ich erhebe mich.
Ich kratze mich.
Ich wasche mich.
Ich ziehe mich an.
Ich stärke mich.
Ich begebe mich zur Arbeit.
Ich informiere mich.
Ich wundere mich.
Ich ärgere mich.
Ich beschwere mich.
Ich rechtfertige mich.
Ich reiße mich am Riemen.
Ich entschuldige mich.
Ich beeile mich.
Ich verabschiede mich.
Ich setzte mich in ein Lokal.
Ich sättige mich.
Ich betrinke mich.
Ich amüsiere mich etwas.
Ich mache mich auf den Heimweg.
Ich wasche mich.
Ich ziehe mich aus.
Ich fühle mich sehr müde.
Ich lege mich schnell hin.

Was soll aus mir mal werden,
wenn ich mal nicht mehr bin?
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Hier habe ich schon mal angefangen!

Autor: Robert Gernhardt
Textsorte: Gedicht
Titel: Alltag
Entstehungszeit / Entstehungsort: nicht bekannt

- es handelt sich um ein Gedicht aus der Postmoderne
Merkmale eines postmodernen Gedichts, die für dieses Gedicht zutreffen:
- es wird auf Gefühle verzichtet
- es ist sachlich
- einzelne Worte gewinnen an Bedeutung --> die Tätigkeiten wie informiere, wundere, ärgere, beschwere, rechfertige usw.
- „Vers“ durch „Zeile“ ersetzt
- es ist ein offenes Gedicht --> Leser muss das Ende selbst erfinden
Einteilung in Abschnitte:
- es handelt sich um Tätigkeiten während des Tages
Zeile 1- 5 --> zu Hause
Zeile 6-14 --> auf Arbeit
Zeile 15- 19 --> im Lokal
Zeile 20- 24 --> wieder zu Hause
Zeile 25- 26 --> eine rhetorische Frage (Anspielung auf seine Erkrankung)

- es wird eine leicht verständliche Sprache verwendet
- regelmäßiger Rhythmus
- im Zeilenstiel geschrieben ( bis zur rhetorischen Frage)
- Zeile 1- 24 ständig gleicher Satzbeginn „ Ich“
 
Mein Deutschlehrer meinte in einer der letzten Stunden, dass in der modernen Literatur der Begriff Zeile im Zusammenhang mit Gedichten immer öfter verwendet wird, war sich aber nicht sicher, ob es mittlerweile erlaubt ist, sowohl Vers als auch Zeile zu schreiben.
 
hmm ich kann ja morgen nochmal nachfragen, ob das so richtig ist.
Hat vielleicht jemand noch irgend eine Idee, was ich schreiben könnte bzw. müsste.
 
Kann ich mir kaum vorstellen - Vers ist quasi das einzige Merkmal eines Gedichts. Wenn man anfängt von "Zeilen" zu sprechen, dann revidiert man den Gedichtstatus eines Textes - mag vielleicht im Sinne postmoderner Dichter sein, müsste aber in einer Arbeit darüber dann auch ausdifferenziert beschrieben werden...
 
Bei uns wurde es damals als Fehler in der Arbeit angesehen, wenn man Zeile schrieb.
Schreib lieber Vers.
 
Das alles mit "Ich" anfängt ist eine sog. Anapher.
Aber ansonste wüsste ich auch nicht viel mehr. Reime sind soweit nicht drin.
Vergleiche doch noch die Metrik der Verse. Also Jambus oder Trochäus etc.
 
Vielleicht würde ich das alles mal chronologich auflisten nach Einleitung,Hauptteil,Schluss, dann kann man dir besser helfen und dir Tipps geben was noch wichtiges fehlt.

lg
 
mir fehlt bei deiner bisherigen analyse der letzte schritt noch komplett.. du zählst zwar schön formale dinge auf, sagst aber nicht, was der autor mit diesen mitteln bezwecken will.. auch wenn du gedichtanalyse und nicht gedichtinterpretation als überschrift hast kann ich mir nich vorstellen, dass du das nicht brauchst :/

der erste teil des gedichts beschreibt eindeutig die monotonie des alltags.. um dies auszudrücken benutzt der autor immer die gleiche satzkonstruktion.. "Ich" gefolgt von prädikat und objekt.. dadurch wird das ganze genauso langweilig zu lesen, wie der protagonist seinen alltag empfindet ;)

der zweite teil, also die frage am ende soll denke ich die angst ausdrücken, nach dem tod vergessen zu werden.. weil eben tag ein tag aus nur die gleichen, monotonen handlungen ausgeführt werden..