Frage zu Rechnungen / Lieferschein

MisterSimpson

Simpsons Fan
ID: 50883
L
20 April 2006
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Hi ich mache derzeit meine Ausbildung zum Industriekaufmann und mir sind jetzt zwei Sachen zuhause aufgefallen die mich mal interessieren würden.

1. Fall:
Wir haben einen Sturmschaden und eine Dachdeckerfirma soll ein Angebot uns machen. Ohne jegliches Angebot oder Auftragsbestätigung kommen die an und reparieren uns das. Jetzt schicken sie uns ein Angebot. Ich frage mich nur was das soll. Die hätten doch gar nicht ohne Auftragsbestätigung oder Unterschrift von uns was machen dürfen oder?

2. Fall:
Wir haben Heizöl bekommen, jedoch habe ich gerade gesehen, dass mein Vater den Lieferschein nicht unterschrieben hat. Es liegt keine Unterschrift vor. Muss gezahlt werden auch ohne Unterschrift auf dem Lieferschein, da man den Empfang des Heizöl´s nicht bestätigt hat. Wir werden zwar bezahlen, aber mich würde es mal interessieren.
 
Fall1: Sind mündliche Absprachen getroffen worden?

Fall2: Der Verkäufer muss (wenn es hart auf hart kommt) beweisen das ihr ihm das Heizöl auch abgenommen habt.
Vielleicht hat dein Vater ja auch nur auf dem Lieferschein unterschrieben, den der Fahrer wieder mitgenommen hat.
 
Zu Fall 1:
Nein wir haben nur gefragt ob sie mal schauen könnten und sie sollten einen Kostenvorschlag machen wegen der Versicherung. Also ein Angebot erstellen.

Zu Fall 2:
Ich habe meinen Vater gefragt ob er was unterschrieben hat und er meinte nein. Jedoch könnte er es ja beweisen das Heizöl im Tank ist, jedoch kann er ja eigentlich nicht beweisen das es von ihm gekommen ist.
 
Fall1: Aber dadurch das ihr sie habt arbeiten lassen, habt ihr ja eine Dienstleistung in Anspruch genommen.

Fall2: Richtig, wenn es hart auf hart kommt hat der Lieferant ein Problem. ^^
 
Aber dadurch das ihr sie habt arbeiten lassen, habt ihr ja eine Dienstleistung in Anspruch genommen.
Nur könnte die Firma doch jetzt theoretisch im Nachhinein ein "Angebot" mit einem völlig überzogenen Preis machen.

Denn wer lässt sich die Ziegel schon wieder vom Dach nehmen und beauftragt eine andere Firma? Da bezahlt man lieber und kümmert sich nicht mehr drum.
 
Jept zu Fall 1 leider. Habe nur mitbekommen das die kamen und dachte ein Angebot liegt vor. Die waren vor kurzem da und gestern kam ein Angebot von denen was ich überhaupt nicht verstehe.
 
1. Hatte die Firma ein Auftrag? Nein... da könnte doch jeder kommen. Wenn dir Firma ein Faires angebot macht würd ich zahlen, wenns überzogen ist würd ichs drauf ankommen lassen. Es kann ja nicht angehen das man für ungefragte Leistung zahlen muss, auch wenns nur ein missverständnis war.

2. Da steht dann einfach Aussage (dein Vater) gegen Aussage (Fahrer), das würde dann ein Richter entscheiden.
 
zu 1. Kein Auftrag, kein Geld. Ihr könntet von dem Unternehmen jetzt verlangen, dass die den ursprünglichen Zustand wiederherstellen. Oder eben einen Vergleich schliessen, der für Euch günstig wird.

zu 2. Ihr habt bestellt, er hat geliefert, ihr müsst zahlen. Er könnte vor einem Gericht seine Lieferung damit begründen, dass ihr jetzt einen vollen Tank habt und dazu den Fahrer als Zeugen. Dann wäre es an Euch zu beweisen, dass das Öl in Eurem Tank woanders her stammt.

Marty
 
zu 2.
Nur mal angenommen es gäbe die Absicht wirklich nicht zu zahlen, dann wäre die Sachlage im Ernstfall aber sehr schwer zu begründen.

Was müsste denn ein Ölhändler tun, um halbwegs sicher eine nicht erfolgte Lieferung abzurechnen?
1. Er muss wissen, dass der Tank nun nahezu voll ist. Es kann immer sein, dass der Inhalt mal 1-2 Jahre hält oder dass erst beim ersten Kälteeinbruch geordert wird. Um zu wissen, dass der Tank jetzt voll ist, müsste er einen Konkurrenten beschattet haben, denn nur dann kann er sicher wissen, dass dort kürzlich geliefert wurde.

2. Die Aussage des Fahrers kann dann unangenehm werden, wenn sich dieser an Details am Haus erinnert. Wo liegen die Anschlüsse? Wie viele Einzeltanks gibt es im Keller? Wie viele Tiefkühltruhen stehen im Hauptkeller? Wo ist der Lichtschalter für den Ölkeller? Wo ist die Einstiegsluke dorthin? Wenn der Ölhändler zum ersten Mal liefert, wäre es ihm ohne vorherigen Einbruch nicht möglich derartige Angaben zu machen. Wird dort regelmäßig gekauft, ließe es sich natürlich konstruieren, dass der Fahrer zum ersten Mal an dem Haus war, doch um sowas von einem Vorbesuch eines anderen Fahrers nach 1-2 Jahren zu erfahren, müssten schon dauerhaft Gedächtnisprotokolle nach jeder Lieferung angefertigt werden, um dann mal irgendwann sowas behaupten zu können. Zusammen mit Problem 1 müsste er also gerade beobachten, dass der Konkurrent einen ehemaligen Kunden beliefert.

3. Wenn er für x-tausend nicht gelieferte Liter Öl die entsprechende Bezahlung verlangt oder gar gerichtlich einklagen muss, dann muss er diese auch verbuchen. Wo aber sind diese Mengen gekauft worden? Es entsteht in seiner Buchhaltung also ganz schnell ein Missverhältnis zwischen Einkauf und Verkauf. Wenn es seinen Verkauf künstlich erhöht, muss er auch seinen Einkauf künstlich erhöhen, dessen Lieferant durch den dann erhöten Verkauf auch wieder den Einkauf usw. Das ist also kaum möglich.
Nun könnte man natürlich auch argumentieren, dass unseriöse Lieferanten Teile des Öls zweimal durch die Messuhr laufen lassen und dadurch ja auch künstlich den Verkauf erhöhen.. Vielleicht ist es noch in einem Verhältnis, dass nicht so auffällt und wenn das die Branche allgemein macht ja auch der als Vergleich dienende Branchendurchschnitt falsch ist. Aber gut, das ist ein anderes Thema.

Jedenfalls kann das schnell nach hinten losgehen. Vielleicht haben die Wagen auch GPS Sender. Dann könnten die zwar auch nur so vor der Tür gestanden haben, doch zusammen mit der Aussage ergäbe sich schnell ein Indizienbild, dass eine Lieferung wahrscheinlich war und dann fällt es schwer glaubhaft zu argumentieren, dass man nicht mehr weiß, bei wem man eigentlich gekauft hat.