Best of Delling & Netzer

Amüsante Sticheleien, zusammengetragen von GinaDari

(Aus der ZEIT, 07.04.2004)

DIE ZEIT: Herr Netzer, würden Sie Herrn Delling als Ihren Freund bezeichnen?
NETZER: Aber natürlich.
DIE ZEIT: Das sagt sich so leicht.
NETZER: Überhaupt nicht. Wenn ich Delling als meinen Freund bezeichne, dann ist das das größte Kompliment, das ich zu vergeben habe. Freundschaft verlangt mir ein Maximum an Höchstleistungen ab.
DIE ZEIT: Zum Beispiel?
NETZER: Was Delling angeht, muss ich vieles sein: Seelsorger, Kindermädchen, Aufpasser. Und als Freund erkläre ich mich aber dafür gerne zuständig. ( ... )
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DIE ZEIT: Was wäre, wenn Herr Delling plötzlich, womöglich sogar in Ihrem gemeinsamen Umfeld, einen anderen Freund hätte?
NETZER: Ich würde mich für ihn freuen, weil ich weiß, welche Ansprüche er stellt. Ich würde ihm fünf von meiner Sorte wünschen. Weil ich weiß, was ich als Freund bereit bin zu investieren. Das ist etwas so Herausragendes, etwas so Außergewöhnliches, da kann man sich nur für den anderen freuen. Nur wird er keine fünf wie mich finden.

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(Thema »konservativ«)

DELLING: Ich bin beides: konservativ, aber auch ein kleiner Revoluzzer. Mich haben die Achtundsechziger sehr fasziniert. Ich diskutiere heute noch so lange, bis jedes Argument auf dem Tisch liegt.
NETZER: Sie glauben nicht, wie sehr das nerven kann. Eigentlich ist alles beredet, aber Delling hört einfach nicht auf zu reden. Er hat zwar alles begriffen, aber gestattet sich nicht, alles begriffen zu haben. Dann geht es immer weiter. Ich fasse es manchmal nicht.

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(Thema Rudi Völler und sein Ausraster)

NETZER: Vielleicht hat Völler schlechte Erfahrungen mit Journalisten gemacht und war deshalb so erregt. Aber mit Delling kann er keine schlechten Erfahrungen gemacht haben. Delling ist im Grunde seiner Seele harmlos.
DELLING: Wieder eine Ihrer Frechheiten, Herr Netzer.

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(BamS-WM-Forum, Leser treffen Günter Netzer)

BamS-Leserin: Wie bereiten Sie sich auf die Sendungen vor? Studieren Sie Fachmagazine? Surfen Sie im Internet auf Fußballdatenbanken? Oder muss Ihr Partner Gerhard Delling Ihnen alles aufschreiben?
NETZER: Sie sind auf dem richtigen Weg. Natürlich muss Delling alles vorbereiten. Wieso habe ich denn den? Er hat sich zu informieren, damit ich dann auf seine dusseligen Fragen antworten kann. Das ist sein Part, den hat er auch klaglos angenommen.
BamS-Leser: Sie siezen sich ja mit Gerhard Delling in der Sendung. Sind Sie wenigstens privat per Du?
NETZER: Aber garantiert nicht. Das würde ich nie über meine Lippen bekommen.
BamS-Leser: Sie könnten doch als Älterer das Du anbieten?
NETZER: Dafür gibt es doch überhaupt keinen Grund. Dieses Sie wird uns wahrscheinlich unser Leben lang begleiten. Wobei Delling ziemlich frech angekündigt hat, dass er mich duzen will, wenn Deutschland Weltmeister wird. Aber das werde ich definitiv nur sehr kurzfristig gestatten.
(Bild.de, Sommer 2006)

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(Günter Netzer in seiner Autobiographie über Gerhard Dellings »Hinterhältigkeit«, als beide mit der Nationalmannschaft auf Malta waren – Anekdote:)
»Vor der Sendung wird immer eine Stellprobe gemacht, damit die Ausleuchtung korrekt eingestellt werden kann und die Tontechniker ihre Geräte ausrichten können. Bei der Stellprobe war etwas anders, mir hätte das eigentlich auffallen müssen. Delling steht meistens rechts von mir. Diesmal stellte er sich auf meine linke Seite und begründete das mit irgendwelchen technischen Problemen. Gut, dachte ich, wenn die Technik, von der ich keine Ahnung habe, es so vorschreibt, bitte, mir ist das doch egal, ob Delling links von mir steht oder rechts. Wind kam auf. Die Sendung begann. Der Wind wurde stärker. Dellings Frisur hielt. Er stand im Windschatten. Ich stand im Zug. Ich konnte kaum reden, weil ich nur damit beschäftigt war, meine Haare aus dem Gesicht zu streichen. Delling streitet es zwar ab, ich bin mir aber sicher, dass Absicht hinter der Aktion stand. Denn hinterher hatte ich den Spott Dellings und der gesamten Redaktion zu erdulden. Drei-Wetter-Taft riefen sie mich und amüsierten sich köstlich.«
(Aus: Günter Netzer /mit Helmut Schümann. Aus der Tiefe des Raumes. Mein Leben. Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2005, S. 256 f.)