Schreiben frei Schnauze? oder: Kuschel-Muschel in der Schule

Also unsere Schule hatte schon vor vielen Jahren dieses "tolle" Prinzip (über 10 Jahre her) und es war alles andere als gut für das Rechtschreibgefühl!
Bis zu 3. Klasse wurde nie Rechtschreibung auch nur angesprochen, wodurch es in der 4. Klasse in Diktaten nur die 5 und 6er hagelte!
Es hieß immer, wir sollen erstmal die Buchstaben kennenlernen usw., was sich im dann solangsam als ziemlich Quatsch rausstellte, in der Realschule mussten dann erstmal alle, die aus dieser Klasse kamen, Nachhilfe nehmen, da sie nicht mit den anderen mitkamen...

Also ich finde es ist einfach nur Unsinn, die Kinder prägen sich die falsche Rechtschreibung ein und diese abzugewöhnen ist verdammt schwer!
Es ist klar, dass die Kinder noch Fehler machen, aber einfach zu sagen "Ja ist ok" ist doch sinnlos...
 
als ich deinen text gelesen hab konnt ich das erst mals garnicht glauben. wo gibts denn sowas. ich hab früher wie die meisten die fu methode gemacht also mit fiebel und buchstabe für buchstabe und schreiben kann ich auch :) ab und zu mal ein spiel dazwischen ist auch ok aber doch nicht immer wenn die kinder unruhig sind. eine gute lehrerin sollte sich normalerweise schon durchsetzen können, aber das ist hier wohl echt nicht der fall. was meinen denn die anderen Eltern zu dieser tollen "methode" vielleicht könnt ihr ja irgendwie abstimmen und mit der lehrerin alles klären. hast du vielleicht schon mal nachgedacht notfalls die klasse zu wechseln, wäre halt ne neue angewöhnung fürs kind, aber letztendlich vielleicht das beste. lg
 
Bei uns in BaWü kenne ich einige Kinder, die nach dieser Methode unterrichtet werden. Das funktioniert das ganz gut, man muß sich nur vor Augen halten, warum:
Für die Kinder ist Sprache etwas akustisches. Um den Lautwerten Buchstaben zuzuordnen und umgekehrt aus solchen Buchstabenkombinationen wieder Lautkombinationen zu basteln, die die Kinder wiedererkennen, braucht es Abstraktionsvermögen. Und das fängt nach Lehrbuch im Alter von 6-8 an sich zu entwickeln.
Die Kinder schreiben nun so, wie sie die Worte hören. Genau so würden sie auch fremde Worte erkennen und lesen können. Der Weg vom Laut zum Buchstaben/ zur Buchstabenkombination und zurück läßt sich so leichter lernen.
Sind die Kinder in der dritten Klasse, haben sie erheblich mehr Abstraktionsvermögen. Sie haben bereits die Erfahrung gemacht, daß verschiedene Laute mit den gleichen Buchstaben geschrieben werden müssen (das "ch" in Buch ist ein anderes, als das in "kriechen"). Und dann werden sie auch schon entdeckt haben, daß manche Worte in gedruckten Texten (z.B. Kinderbuch) anders geschrieben sind, als sie das schreiben würden. Aus diesen Erfahrungen wird ihnen klar, daß manche Schreibweisen einfach Lesehilfen sind. Das "e" in Wiesen deutet ja nur an, daß das i lange gesprochen wird, während das in Wissen kurz gesprochen wird. Da sie Schriftzeichen = Lautzeichen zu denken gewohnt sind, wird die Orthographie für sie irgendwann ganz natürlich sein.
Der zweite Effekt ist, daß den Kindern mächtig viel Druck von den Schultern genommen wird, weil sie ihre neue Fähigkeit - schreiben - nach Herzenslust ausprobieren dürfen. Natürlich ist nix schlimmes dabei, wenn man dem Kind mal sagt, daß man in Mutter eigentlich zwei "T" schreibt - es soll dabei aber kein Druck und schon gar keine Schelte aufgebaut werden. Deshalb bittet man die Eltern die falsche Schreibweise nicht zu verbessern.

Ich rate einfach der Erfahrung der Lehrerin zu vertrauen. Die "neue" Methode hat ihre Vorteile und man hat schon einige Erfahrung damit.
 
auch wenn ich mich jetzt in ein Fettnäpfchen setze, ich finde diese Methode relativ gut. Dass nicht mehr stur nach dem Alphabet gelernt wird, ist schon seit Jahren so, selbst meine Tochter (jetzt 8. Klasse) hat schon einzelne Wörter gelernt, statt erst a dann b und c. Das hat den Vorteil, dass sich einzelne Wörter besser einprägen und so den Weg für eine gute Rechtschreibung öffnen. Damals war ich ziemlich verwundert, da ich es ja aus der eigenen Schulzeit anders kannte. Bei meinem Sohn bin ich dann anders an die Sache rangegangen. Er ist jetzt in der 4. Klasse und hat auch nach diesem"ich-schreibe-wie-ich-höre"-Prinzip gelernt. Am Anfang habe ich auch immer verbessert, obwohl wir das nicht sollten. Es tat mir einfach in den Augen weh, wenn da Fux statt Fuchs stand. Erst Ende der zweiten Klasse wurde vermehrt Wert auf Rechtschreibung gelegt und jetzt in der vierten seh ich kaum noch Unterschied zu meiner Tochter von damals, wo direkt auf korrekte Schreibweise geachtet wurde. Diese Methode ist relativ neu und natürlich bei vielen Eltern nicht bekannt. Aber ich kann aus eigener Erfahrung nur Gutes berichten, auch wenn es am Anfang eine Umstellung war, Fehler des Kindes zu aktzeptieren.

Allerdings verwundert mich die Lehrerin. Bei uns damals konnte detalliert Auskunft gegeben werden, wie es läuft und nicht son "weiß ich auch noch nicht und wir schauen mal".

Dass sich Erstklässler nicht immer eine Schulstunde voll konzentrieren können, sollte auch allgemein bekannt sein, aber spätestens in der zweiten Klasse kann man von einem Schüler erwarten auch mal 45 Minuten still zu sitzen und mitarbeiten zu können. Sie kennen es halt vom KiGa nicht anders, als immer rumlaufen zu können und das zu machen, was sie grad wollen.
Das ist ne harte Umstellung, dass auf einmal nicht alles nach ihren eigenen Regeln laufen kann. Bei meinen Kindern gab es auch Auszeiten, aber dass deswegen der Matheunterricht ausgefallen wär, war undenkbar.

Bei Englisch ab der dritten Klasse wurde bei meinem Sohn am Anfang gar nichts notiert, die sollten nur zuhören und die Aussprache lernen. Erst als sie damit einigermaßen vertraut waren, wurde die Schrift gelernt. War natürlich witzig, wenn da stand hau ar ju, aber das hat sich mittlerweile auch wesentlich verbessert.

Ich dachte schon, ich würde nur Negatives über diese Methodik lesen und deshalb freue ich mich, dass wundertuetchen und dubberle schon positive Erfahrungen damit gemacht haben und diese berichteten.

Ersteinmal zu meiner Situation: Ich bin in der 13ten Klasse in einem Gymnasium. Meine Mutter ist Lehrerin und zwei meiner drei Geschwister studieren gerade u.a. Pädagogik (Gymnasium- und Realschul-lehrer/in).
(Klingt jetzt sicher nach ner typischen Lehrerfamilie :ugly: Ich werd aber was anderes studieren ;)) Durch diese Umstände kommt es immer wieder innerhalb unserer Familie zu pädagogischen und schulischen Diskussionen - unter anderem auch diese von der Threaderstellerin genannte "Kuschel - Muschel"-Methode.

Es hat mich schockiert wie naiv und einfältig (Entschuldigt, falls euch das jetzt beleidigend treffen sollte, will keinen angreifen - so ging es mir eben als ich die Beiträge gelesen habe) manche von euch waren.
Versetzt euch mal in die Lage eines 6-jährigen Kindes (und das nicht á la "Ich war auch mal klein und habs auch überlebt"). Wenn das Kind noch nicht vorher das Schreiben erlernt hat, (Sowohl alle meine Geschwister, als auch ich konnten schon vor der Einschulung schreiben - wobei wir nicht wirklich oft und lange im Kindergarten waren (Wir hatten das Privileg, dass ein Elternteil zu hause war) kommt etwas komplett Neues auf das Kind zu. Es muss sich erstmal in einer Gruppe (evtl. neue Menschen) integrieren - und das in diesem sehr jungen Alter! Die Bedürfnisse eines Kindes sind ganz andere, als den ganzen Morgen still und starr auf einem Stuhl zu sitzen und zu zuhören.
Die (Grund-)Schule sollte doch einen Teil der Erziehung übernehmen! Und die Erziehung soll so aussehen? 6 Stunden lang sitzen und das tun was der Lehrer sagt? Meiner Meinung nach nicht. Es geht darum, Mensch zu werden. Auf Gefühle von anderen zu achten, mit anderen umgehen zu können. Deswegen halte ich auch "Spielstunden" für sinnvoll - je nach dem wie sie angewandt werden. Ich vertrete hier nicht die Meinung eines jeden Alternativlehrers, dennoch bin ich der Meinung, dass jeder mal hinter die Fassaden schauen sollte und nicht gleich sich eine Meinung bilden.

Nun aber zum Fibelunterricht: Hauptbestandteil ist wohl irgendwelche vorgegebenen, meist inhaltsarme Sätze nach zu schreiben. Das soll spannend für Kinder sein? Ich denke eher dass die meisten die Geduld verlieren - überhaupt nicht motiviert sind, und es verleitet zum auswendig lernen der Buchstabenreihenfolge und nicht zum sinnlichen Begreifen dessen was sie geschrieben haben.

Der Gegensatz: "Kuschel Muschel".. Ich nenne es lieber: Kreatives Schreiben.
Erst wenn ein Kind die Möglichkeit das zu machen, was es will (natürlich innerhalb klar gesetzten Richtlinien, trotzdem Freiräume), lernt es - und ist
motiviert. Ein/e 6-Jährige/r kann man nicht davon überzeugen, dass es gut für sie/ihn ist etwas zu tun, dass keinen Spaß macht. Mit Spaß meine ich hier auch nicht, dass man in der Grundschule nur "Fun" haben sollte; Disziplin und Ordnung gehören klar dazu, aber auch eben auch ein Ausgleich dazu.

Jürgen Reichen, ein Schweizer Reformpädagoge (der nebenbei bemerkt ein Bekannter meiner Mutter ist) hat die "Lesen-durch-Schreiben"-Methodik entwickelt. Da geht es in erster Linie darum, dass das Lesen durch das Schreiben gelernt wird. Das schreiben Lernen geschieht dabei auch über die geschriebenen Laute.

Hier zu ein paar Prinzipien der LdS-Methode:

- Schrift ist Abbild gesprochener Sprache. Je weiter die Sprachentwicklung der Kinder vorangeschritten ist, desto erfolgreicher verläuft das Lesen- und
Schreiben lernen. Daher wird im Anfangsunterricht die Sprachförderung groß geschrieben.

- Die Lese- und Übungstexte sollen Ereignisse widerspiegeln, die für die Kinder eine persönliche Bedeutung haben, bzw. ihren Lebenszusammenhängen entstammen.

- Die Kinder sollen so früh wie möglich eigene Vorstellungen und Erfahrungen aufschreiben können. Lesen und Schreiben werden daher parallel geübt

- Jedes Kind soll Angebote erfahren, die seinem Kenntnisniveau angepasst sind.

- Phantasie rangiert vor Rechtschreibung. Falschschreibungen dürfen zunächst stehen bleiben. Durch behutsame Rückmeldungen und Möglichkeiten der Selbstkorrektur werden die Kinder behutsam zur Rechtschreibung hingeführt.

Phantasie rangiert vor Rechtschreibung: Das wäre wohl der heftigst krisierte Punkt in diesem Thread. Wie oben schone erwähnt spielen die Gefühle und das menschliche Wesen eines Kindes eine große Rolle - nicht die Tatsache, dass man alles perfekt machen will.
Die Züchtigung in verschiedener Hinsicht erfolgt zu Genüge im späteren Leben (sei es auf der weiterführenden Schule oder erst später).


Und dass hier behauptet wird, dass Wörter wie "Alta" und "Mudda" von dieser Lehrmethode kommen, finde ich lächerlich - gar beleidigend für dieses System.

Ich hoffe nur, dass ihr euch nicht zu sehr angegriffen oder beleidigt fühlt.
Wollte nur meine Sicht der Dinge mal darstellen.

Grüße,
der auch durch eine Art "Kuschel Muschel":roll:-erzogene, Chris / kFeHaG
 
dann sage mir doch bitte einmal, wieso die Schüler der 70er,80er und teilweise der 90er besser Bescheid wissen und besser Schreiben können, als das heute der Fall ist?

Früher hatte man noch Respekt vor dem Lehrer und Heute?
 
Heute - leben wir in einer anderen Gesellschaft.
Alles entwickelt sich - nichts bleibt stehen. Und da kann man das alles NICHT nach an einem Faktor fest machen - für Kinder und Jugendliche ist es sehr einfach an einen Fernseher, an einen Computer, an Drogen und Alkohol zu kommen. Das alles beeinflusst Menschen dazu, wie sich sich entwickeln.
Dann spielt das Elternhaus noch eine sehr entscheidende Rolle.

Willst du mir also wirklich klar machen, dass es daran abhänig ist, wie Kinder schreiben gelernt haben? In meinen Augen - unwahrscheinlich.


Und: Woher nimmst du diese "Fakten"?
Sowohl früher als auch heute gibt es intelligente Menschen und weniger intelligente. Sowohl früher als auch heute gibt es motivierte Menschen und weniger motivierte.
Ebenfalls finde ich es gewagt, so etwas zu behaupten.



Vielleicht können die Kinder einfach nicht mehr so gut denken, weil es immer wärmer - dank der tollen Klimaerwärmung - wird? ;)
 
Vielleicht können die Kinder einfach nicht mehr so gut denken, weil es immer wärmer - dank der tollen Klimaerwärmung - wird? ;)
OMG was für ein schwachsinniges Argument. Meinst du die Kinder in Afrika können nicht richtig denken, weil es da 10 Grad wärmer ist als hier?

Natürlich sollen die Kinder in der Schule lernen, auf den Lehrer zu hören und natürlich sollen sie auf das Leben vorbereitet werden. Zu meiner Zeit waren alle Kinder total scharf aufs Lesen und Schreiben lernen und wir haben es richtig gemacht. Bei uns gabs keine Kuschelstunden, das kann man nach der Schule zu Hause machen, dafür ist die Freizeit doch da. Kinder müssen lernen, daß man auf andere hören muß und eben nicht den ganzen Tag machen kann was man will. Und diese Methode trägt meiner Meinung nicht dazu bei, daß die Kinder intelligenter werden.
 
Ich halte diese Methode auch für totalen Quatsch, wir haben die Buchstaben nacheinander gelernt und direkt in der 2. / 3. Klasse mit Rechtschreibung angefangen, war genau richtig so. Seit dem hab' ich nie wirklich Probleme mit der Rechtschreibung gehabt, wenn man die Kinder jetzt allerdings erst das schreiben lässt, wie sie wollen, dann wird das umlernen imho total schwierig, weil aus Sicht des Kindes kein Grund dafür existiert und die Kinder vielleicht auch gar keine Lust dazu haben, das jetzt anders zu machen.
Wie ist das denn heutzutage, können da die meisten schon lesen, wenn sie in die Schule kommen? War bei meinem Jahrgang jedenfalls so, dass ein Großteil schon Lesen und minimal schreiben konnte.