Medien als Ursache für Jugendgewalt?

PatrickB

Well-known member
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24 April 2006
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Medien als Ursache für Jugendgewalt?



Hi,

ich würde gern mal eure Meinungen zu diesem Thema hören da wir bald in der Schule so eine Diskussion haben werden und ich die Contra-Argumente stützen muss.
 
hast du dir zuerst eine eigene meinung dazu gebildet? wäre vllt. hilfreich als diskussionsebene.
 
Also ich sehe als Ursache für Jugendgewalt eher die Langeweile der Jugendlichen. Die haben ja meistens nix zu tun und fangen deswegen mit kriminellen Delikten an.
 
"Früher" - also noch vor meiner Sturm- und Drang-Zeit, hiess das "No Future".

Jugendlichen wird es heute zu einfach gemacht.
Schaffst Du keinen Abschluss dann hilft ja das Amt mit Weiterbildungen und ALG2.
Damit sinkt der persönliche Anspruch ... wozu dann noch in Schule gehen oder ne Ausbildung machen.
ALG2 und nebenher ein bisschen klauen und Leute abziehen reicht doch zum Leben und Spass haben.

Wenn ich sehe, was für Leute sich stellenweise bei uns im Konzern bewerben ... zum Fachinformatiker !
Alter Falter ... da weiss man nicht mehr ob man lachen oder weinen soll.

Die Medien, und damit zum Thema, tragen da meiner Meinung nach wenig schuld.
In erster Linie sehe ich da extreme Versäumnisse im Elternhaus und mangelnde Verantwortung der Politik.
 
@PatrickB Sag "Mangelnde Perspektive", das macht mehr her...
Contra:
- Medien haben viele Konsumenten, relativ wenige werden gewalttätig
- Gründe liegen woanders (Arbeitslosigkeit, Armut, Gesellschaft,...)
- Eltern müssen/können Medienkompetenz vermitteln, nicht Sache der Sender
- Medien können auch positiv genutzt werden (Diskussionsforen, Arte, 3sat, Phönix,...)
- Wer sonst keine Probleme hat, bekommt auch keine durch Medienkonsum

Kann man bestimmt noch ergänzen.. Und wenn du gewinnen willst, solltest du dir noch die Pro-Argumente raussuchen und Gegenargumente zu diesen finden.

@komerzhasi Ich denke, dass es anders ist: Viele Jugendliche werden in unserer Leistungsgesellschaft als doof abgestempelt (früher wurde ein Hauptschüler halt Dachdecker, heute wird er schonmal im Voraus als Sozialparasit abgestempelt), sehen keine Perspektive, verrohen, suchen sich falsche Vorbilder und das Elend nimmt seinen Lauf. Diese Schichten haben eine relativ hohe Geburtenrate, durch fehlerhafte Erziehung/nicht genug Unterstützung enden die Kinder wie ihre Eltern und das Ganze beginnt von vorne...
Wenn es wirklich so einfach wäre, würden mehr Jugendliche ihre Chancen nutzen, sie sehen nur keine. Aber die Diskussion ist wohl zu weit von der Medienproblematik entfernt... Ich denke schon, dass Kinder/viele Jugendliche, aber auch Erwachsene sich sehr stark von den Medien beeinflussen lassen (krasses Beispiel: 3. Reich) und daher falschen Idealen nacheifern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke schon, dass Kinder/viele Jugendliche, aber auch Erwachsene sich sehr stark von den Medien beeinflussen lassen (krasses Beispiel: 3. Reich) und daher falschen Idealen nacheifern.
Du beschreibst das schon alles ganz richtig, nur hier meinst du dann plötzlich der Einfluss der Medien sei wohl doch sehr groß!? Vorher hörte sich das irgendwie anders an.

Die Situation heute ist mit der im Nationalsozialismus mal wieder überhaupt nicht zu vergleichen, aber der Vergleich kam hier wirklich schnell.
Damals wurde zum Beispiel das Radio bewusst als Propagandamittel eingesetzt und die Menschen hockten in ihren Wohnstuben davor und lauschten den Worten.

Dass das heute anders ist, ist glaube ich offensichtlich. ;)

Die Medien haben sicherlich einen gewissen Einfluss auf bestimmte Verhaltensweisen, aber ob sie unbedingt zur Jugendgewalt beitragen möchte ich doch bezweifeln. Der Großteil der Medien sowieso schon mal gar nicht, siehe Radio, Zeitung und zum allergrößten Teil das Fernsehen.

Einziges Problem könnte höchstens das Internet sein. Es bietet die Plattform beispielsweise gewaltverherrlichende Videos oder sonstwas auszutauschen. Verbote hin oder her, es kann nicht alles kontrolliert und schnell gelöscht werden. Wenn Jugendliche sowieso schon in der Abwärtsspirale sind, die noone schon beschrieben hat und sich dann noch im Netz mit gleichgesinnten zusammentun, dann können dadurch sicherlich Dinge wie Gewalt im Alltag ausgelöst werden.
 
Die Medien als solche sind bestimmt nicht die Ursache von Jugendgewalt.
Dafür ist das Thema viel zu komplex, als dass es sich auf so eine einfache Formel reduzieren ließe.
Sicherlich fördern die neuen Medien eine latente Aggressivität, eben weil sie nur schwer bis gar nicht zu kontrollieren sind, aber es hat auch schon immer in Literatur, Film, etc explizite Gewaltdarstellungen gegeben, trotzdem ging es früher nicht so ab wie heute.
Ein Punkt, der in der Argumentation berücksichtigt werden sollte ist die fehlende Medienkompetenz der Jugendlichen. Das WWW hat sich so schnell entwickelt, dass der Nutzer da nur schwer mitkommt (weniger im Benutzen, als vielmehr im Verarbeiten der Informationen; im Herausfiltern des Trashes).
Desweiteren liegt ein großer Bereich im generellen Werteverlust der heutigen Jugend, es fehlen die "kleinen Autoritätspersonen" im Alltag. In früheren Zeiten gab es den Dorfpolizisten, den Pfarrer, die Eltern, die Lehrer. Alles Personen die aus sich selbst heraus eine gewisse Autorität besaßen und die den Kids grundlegenste Werte des Zusammenlebens vermittelten.

Aber diesen Ansatz weiter fortzuführen führt vom Thema weg und kostet auch mehr Zeit als zwei, drei Sätze
 
nur hier meinst du dann plötzlich der Einfluss der Medien sei wohl doch sehr groß!? Vorher hörte sich das irgendwie anders an.
Es sind mehrere Faktoren, die bei Jugendgewalt zusammenspielen und alle tragen ihren Teil dazu bei. Und es ist wohl auch klar, dass ich stark verallgemeinert habe und keine Theorie immer und auf alle kriminellen Jugendlichen zutrifft. Es ist aber nunmal so, dass man ohne Arbeit oder andere sinnvolle Beschäftigung eher dazu neigt, Medien zu konsumieren.
Damals wurde zum Beispiel das Radio bewusst als Propagandamittel eingesetzt und die Menschen hockten in ihren Wohnstuben davor und lauschten den Worten.
Dass das heute anders ist, ist glaube ich offensichtlich
Was ist daran so offensichtlich? Früher wurden die Konsumenten manipuliert und deren Meinung durch das Radio gebildet, heute hocken die Jugendlichen vorm TV und lauschen, wie krasse Rapper ihnen die Welt erklären, oder amüsieren sich über Happy Slapping- Videos im Internet. Gäbe es diese mediale und starke Einflussnahme nicht, würde das Verhalten auch nicht als nachahmenswert und richtig empfunden werden.
Das Beispiel mit dem 3. Reich war vielleicht übertrieben, weil nicht alle Faktoren miteinander vergleichbar sind, aber nehmen wir doch mal DSDS:
Da wird mitgefiebert, die Eltern der Kandidaten brechen in Tränen aus, Teilnehmer brechen zusammen, RTL und Plattenfirma verdienen sich dumm und dämlich, Dieter Bohlen profiliert sich als moralische Instanz und ein Großteil der Zuschauer hält diesen Vorgang für wichtig und wohl auch für identitätsstiftend, man kann sich drüber unterhalten und es wird ein wichtiger Teil des eigenen Lebens. Ähnlich ist es bei Inhalten, die Gewalt propagieren (der Empfängerkreis ist halt geringer)... Verhaltensweisen und Meinungen -besonders von Gruppen- werden stark beeinflusst, Kriminelle fühlen sich in ihrem Verhalten bestätigt.
 
Verhaltensweisen und Meinungen -besonders von Gruppen- werden stark beeinflusst, Kriminelle fühlen sich in ihrem Verhalten bestätigt.
Du greifst ja DSDS auf. Das hat ja nun mal nichts mit dem Thema Jugendgewalt zu tun.

Was ist denn bei DSDS konkret das Problem bezogen auf Jugendliche? Sicherlich ist es so, dass da eine regelrechte Hysterie ausgelöst wird, Kandidaten samt Angehörigen frenetisch feiern und trauern, aber das ist doch nichts wirklich Schlimmes.

Hier werden also Verhaltensweisen beeinflusst, aber das begründet nicht das entstehen von irgendwelchen Jugendgangs, die sogar die Polizei einschüchtern.

Wie ich im letzten Post schon geschrieben hatte, dann stellt höchstens das Internet eine solche Gefahr da, weil diese größte Kommunikationsplattform für jeden offen ist und sich hier viel einfach Gleichgesinnte finden. Und das können eben auch Gruppen sein, die nicht viel Gutes im Sinn haben.