Eintrag #45, 18.02.2007, 14:25 Uhr

Wahlwiederholung.18.02.07 Teil 1.

Tag 35.
Seit drei Tagen wieder Lebenszeichen von Ihr auf dem Bildschirm.Seit der Trennung nie im ICQ gesehen und seit drei Tagen steht Sie wieder auf der Online-Liste.
Nun ist man ja geistig bereits soweit vertechnisiert, das man(n) von der Away Message darauf schliesst, wie es dem anderen wohl gerade geht.
Gut gehts ihr, ginge ich danach.Sie lerne gerade Linguistik und es sei langweilig.Der Satz wird mit einem Smiley abgeschlossen.
So sieht er aus: :-)
So sehe ich aus::wall:
Scheisse sehen wir aus.

Wäre ich ein dämlicher BonJovi Anhänger (und das muss man sein um sich den anzuhören) würde ich die Sache endlich mal abschliessen.
Tue ich aber nicht.Ich höre David Bowie und leide weiter.
Was von beidem da wohl besser ist liegt dann im Auge des Betrachters.
Ich bekomme meinen Körper und meinen Geist irgendwie nicht dazu, bescheuert ´it´s my life´ gröhlend das Getriebe meines nicht vorhandenen Opel Corsa in den dritten Gang zu schalten.
Wobei dies aber vonnöten wäre.
In welchem Gang bin ich eigentlich?
Der Erste ist überstanden.Geruckelt hat er, war immer schnell unerträglich laut und die Tränen kamen immer im roten Drehzahlbereich.
Habe ich jetzt eigentlich schon in den Zweiten gewechselt oder bin ich mit nem Kolbenfresser liegengeblieben?
Gehen wir vom Zweiten aus.Man soll ja auch mal optimistisch sein, habe ich gehört.
Zurück zum Schalten: so ein Zweiter fährt zwar besser als der Erste, aber von einem latent ambitionierten Gleitverhalten eines Dritten ist er weit entfernt.
Mal ganz abgesehen davon, wie er rumzickt, tritt man die Kupplung.
Laras Schaltfreudigkeit in allen Ehren; Hat Sie schon jemand Neuen? Hat Sie one night stands?
Sicher! Kann bitte anybody die rumstochernde Gabel aus meinem Brustkorb nehmen?

An Tagen wie diesen stelle ich fest, das ich noch nicht mal ausgekuppelt habe, um aus dem Rückwärtsgang zu kommen.

Warum geht Sie online? Es war doch bisher keine Schwierigkeit für Sie , es nicht zu tun.
Was willst du mir damit zeigen?
Das es dir gutgeht? Das ich vergessen bin? Zumindest soweit, das ich nicht mehr wehtue?

Man teile mir mit, wie das geht. Denn es tut immer noch weh.

Zurecht höre ich mir gerne auch von Ihr die Frage an, wie es mit Anika so funktioniert.
Dazu ziehe ich heute einen Auszug aus dem Buch ´Blackbox´ des von mir so verehrten B.von Stuckrad-Barres zur Hilfe.
Ich hoffe er bleibt ebenfalls so grossartig und schreibt mal wieder was.

[...Das schlimmste am Leben, dacht er, ist nicht, daß man immer wieder alles verliert, was man liebt (Menschen oder auch Sachen). Das schlimmste daran erschien ihm, daß der sogenannte Neuanfang eine Illusion ist, von der man nicht lassen kann, auf die man immer wieder hereinfällt (sonst ginge es vermutlich auch nicht weiter).
Aus neue glaubt man unermüdlich, es sei möglich, Fehler und Schuld zu tilgen, indem man eifrig neue macht.
Doch ist ja alles Leben Addition, und so sehr man sich auch müht, zu vergessen (oder andere vergessen zu machen), sich selbst durch scheinbar mildernden Zeitabstand zu vergeben - nichts ist ungeschehen zu machen, und jede weitere Tat ist Reaktion auf Vorangegangenes.
Dem jungen Mann fehlten konkret die Frau und die Unbeschwertheit (um es mal bei den groben Eckpunkten zu belassen).
Nun hätte der junge Mann, da dies nicht der erste umfassende Verlust seines Lebens war, doch ohne wirklich zu straucheln von vorne anfangen können, oder? Schliesslich startet doch jeder Tag im positiven wie im negativen Sinne bei Null, eigentlich: neues Licht, neuer Hunger, neue Schlagzeilen, neue Gesichter, neue Lieder, neue Pickel, neue Post - alles neu.
Nein, falsch.
Die Erfahrung nützt gar nichts, wenn es ernst wird, sie kann den Schmerz nicht lindern durch routinierten Verweis auf vorangegangene, gemeisterte Schiffbrüche.
Trotzdem sind alle Erlebnisse und Zumutungen Steckwürfel auf vorhandene Türmchen: Der Hunger bemißt sich daran, was man abends zuvor gegessen hat, das Licht war nicht weg, nur woanders, und wie hell oder warm oder naß es draussen ist, das vergleicht man mit Gewesenem, indem man sich übers Wetter unterhält und es dabei immer gleich einordnet im Stile alter Hasen, die nichts mehr schockt: das Wetter ist dann so und so "für diese Jahreszeit". Die Schlagzeilen spinnen Fäden fort, die den Leser schon Jahre oder Wochen verfolgen, manchmal wird dem Teppich auch ein neuer Faden beigefügt, dessen Verlauf dann an den nächsten Tagen zugleich Sicherheit, Verwurzelung und Ödnis gewährleistet, doch wird auch dieser Faden immer mit einem alten verknotet, sonst nimmt der Teppich ihn nicht auf...]

2 be continued.
 
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