Weiter mit unbekannter Geschichte Nordens: "Suuret nälkävuodet" (= Grosse Hungerjahre, auf Schwedisch "Missväxtåren"), letzte natürlich bedingte Hungersnot Europas 1866 - 68 in Finnland und Nordschweden.
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Vor etwa 150 Jahren gab es ungewöhnlich kalte Klima. Sommer waren kalt und regnerisch, Winter lang und eisig. Getreide starb, Kartoffeln rotteten. Primitiver Import mit Schiffen konnte nur in wenigen Sommermonaten stattfinden.
Leute begonnen massenhaft zu wandern ("wie Gespenster") um Essen zu finden, betteln, stehlen sogar. Oft vergebens. Rund 7 - 10% von Bevölkerung in Finnland, 150 - 200 000, starb durch Hunger und dadurch bedingte Krankheiten innerhalb 3 Jahren 1866 - 68.
Die Bevölkerungswachstum damals war hoch. Finnische Landwirtschaft war nicht in der Lage damit Schritt zu halten. Finnen waren ja gewohnt mit Not, doch diesmal wurde es absolut katastrophal. In Schweden ging es ähnlich. Wegen mehrere schlechte Jahreswuchse wurde Not schlimmer und schlimmer. Ernten waren schon seit Jahren örtlich schwach wegen Klimaverhältnisse. Sommer 1867 war besonders kalt und kurz. Das führte zu Hungersnot, besonders in Nordschweden.
Eine Nebenrolle hat in Finnland gerade entstandene eigene Währung, Markka (Finnische Mark) gespielt. Legendärer Staatsmann Johan Vilhelm Snellman, Vordenker und Leitfigur der sogenannten fennomanischen Bewegung, wollte als Regierungschef das Markka "stark" halten um Stabilität zu zeigen. Durch Revalvation und Loswerden vom Rubel i.J. 1865 gab es Geldnot. Deshalb war es schwierig ausländische Kredite zu kriegen. Snellman gelang es trotzdem, ein grösserer Kredit zu kriegen vom frankfurter Bankier von Rotschild im Jahr 1867. Ersatzlose Hilfe wurde übrigens damals unmoralisch gehalten.
Im Herbst 1867 schwedische Regierung bewilligte Notkredite für nordschwedische Gemeinden. Notleidende Gemeinden wurden erlaubt Notkomiteen zu gründen um Hilfsmittel zu sammeln. Wohltätigkeitskonzerte, -spiele usw. Events wurden organisiert.
Es gab jedoch laute Kritik wegen ineffektive Distribution der Hilfsmittel unter unrechten Bedingungen. Auch Lebensmittel-Export wurde kritisiert. Sowohl finnische als auch schwedische Lebensmittel-Export sogar wuchs während Hungersnot.
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Schwedische Emigration nach USA explodierte ab 1867. Auch Tausende Finnen emigrierten in die USA während dieser Periode.
Jede Menge internationale Hilfe wurde doch auch gegeben, nicht so durch Regierungen, sondern durch Privatpersonen und Geschäftsverbindungen. Briten halfen besonders, da die schlechtes Gewissen vielleicht hatten wegen Krimkrieges. Ein grosser britisch-französischer Flottenverband hat Ostseeküsten Russlands (damals von Polen bis Finnland unter Tzar) dominiert und bombardiert 1854 - 55. Wegen tiefe Korruption verfallene russische Flotte konnte nix dagegen tun.
Finnland hat sich von Hungerjahren doch relativ schnell erholt. Das Volk machte keine Person oder Gruppe für die Hungersnot verantwortlich. Es wurde generell als ein Wuchsschmerz der Nation gesehen ohne äussere Wirkung. Oder damals typisch einfach als Gottes Wille gesehen. Es ist sogar etwas in Vergessenheit geraten, anders als z.B. in Irland, wo der grosse Hungersnot von 1840ern bis zur letzten Zeit Wirkungen gezeigt hat.
(Quellen: yle.fi, de.wikipedia.org, en.wikipedia.org, fi.wikipedia.org, sv.wikipedia.org)