Eintrag #9, 06.03.2021, 17:43 Uhr

Über das Lesen

Für mich war es immer eine Selbstverständlichkeit, jeden Morgen die Zeitung zu lesen. Also die regionale. Für meine Eltern gehörte es zum tägliche Ablauf, daß sie vor dem Frühstück dieses Stück Papier aus dem Briefkasten fischten und dann durchblätterten. Den einen und anderen Artikel zwar zur Kenntnis nahmen, besonders die Todesanzeigen, aber außer dem örtlichen Geschehen den Rest nicht besonders beachteten - vielleicht bei Welt-und Europameisterschaften noch dem Sportteil .Irgendwie, wenn auch etwas intensiver,habe ich das dann später übernommen. Allerdings nur kurzzeitig, bevor die überregionale Presse mehr meine Aufmerksamkeit erreichte.

Und vom Lesen der Zeitung war der Sprung zu Büchern nicht weit, zumal ich auch hier in meinem Vater ein Vorbild hatte. Von diesem Zeitpunkt an wuchs auch die Erkenntnis, daß lesen mehr ist als Buchstaben und Wörter aneinanderzureihen. Lesen bereitete nur dann Freude, wenn ich die Sätze auch verstanden hatte. Wenn ich die Geschichte verstanden hatte.

 

Und so wurde das Lesen für mich zu einer Selbstverständlichkeit, weil mir klar geworden war, daß lesen Wissen bedeutet.

 

Doch was bedeutet „wissen" ? Sophokles sagt bei Platon: "Ich weiß, daß ich nicht weiß"- übrigens nicht zu verwechseln mit der falschen Übersetung von "nichts wissen“. – Er macht also nichts weiter, als das Wissen zu hinterfragen, denn ich glaube immer nur etwas zu wissen. Das Wissen ansich ist nie sicher, weil es sich auch immer wieder verändern kann. Mit anderen Worten, ich muß immer weiter nach der Wahrheit suchen, immer wieder danach fragen, ob mein Wissen, mein glaubendes Wissen, wirkliches Wissen ist, was es aber nie sein kann.

Kommen wir zurück zum Lesen. In dem Moment wo ich nicht lese oder aufhöre zu lesen, höre ich auch auf, mein Wissen, mein geglaubtes Wissen zu hinterfragen, was gleichbedeutend damit ist, daß ich es aufgebe, zu wirklichem Wissen zu gelangen.

 

Erinnern wir uns mal an die Lese von Weintrauben, womit die Ernte bezeichnet wird, also die Ernte von gut ausgebildeten Früchten. Und so lesen oder ernten wir im gleichen Sinne Wissensfrüchte. Gleichsam in der Literatur, wo wir durch das Lesen unter anderem auch Erfahrungen sammeln.

 
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