Tschüß
Ja, mit der Sprache ist es nicht immer ganz einfach. Aber das Problem ist nicht die Sprache, sondern die Art und Weise wie wir oft mit ihr umgehen. Ungenau und manchmal geradezu schlampig reden wir daher, um uns dann zu wundern, daß der andere uns falsch versteht und dementsprechend auch handelt. Wohin das führen kann, zeigt uns die Geschichte immer wieder. Aber auch im Alltäglichen ist Verwirrung manchmal so nicht ausgeschlossen.
Es war noch einer der letzten sonnigen Herbsttage als ich an einem Spielplatz vorbeikam, den ein Vater mit seiner kleinen Tochter gerade verlassen wollte. Das Mädchen tippelte in Richtung des angrenzenden Weges vor ihm her. Am Sandkasten hatten sie wohl vorher beim Spielen Bekannte getroffen, die den Beiden hinterherschauten und winkten.Darum wendete der Vater sich im fragenden Ton seiner Tochter mit den Worten zu: Sagst du "tschüß“ ? Allerdings hatte die Kleine sich gedanklich längst vom Spielplatz verabschiedet und mich auf dem Weg vor ihr wahrgenommen. Aber, die Worte des Vaters im Ohr und ihnen nachkommen wollend, winkte sie mir zu und sagte "tschüß". Während der Vater nicht wußte, wie er sich das Lachen verkneifen sollte, denn er hatte ja die Bekannten am Sandkasen gemeint, nahm ich den Abschiedsgruß des Mädchens auf und ließ lächelnd und winkend ebenfalls ein "tschüß" vernehmen. Die Augen der Kleinen glänzten, weil sie eine Antwort erhalten hatte.
Doch wie war es zu dieser lustigen kleinen Begebenheit überhaupt gekommen? Auslöser war ja nicht das kleine Kind, sondern der Vater mit seiner ungenauen Anweisung. Kinder schauen immer nach vorne, nie zurück. Und so war es doch selbstverständlich, daß die Tochter, die inzwischen mich im Blick hatte, die Worte ihres Vaters auch auf mich anstatt auf ihre Spielkameraden von vorher bezog. Sag "tschüß" zu A. oder B. hätte vom Vater kommen müssen, um die Aufmerksamkeit von mir abzulenken. Ungenaue Sprache kann also auch zu kleinen lustigen Geschichten führen. Und ich bin sicher, diese lieferte später noch viele heitere Gespräche in der Familie.
Tschüß und vergiß nicht, die besten Dinge passieren oft dann, wenn du schon gehst.
