Eintrag #11, 24.09.2007, 01:30 Uhr

Sprung #172, Sommerende 22.09.2007

Der Wind hat aufgefrischt und die Maschine startet nach einer Tankpause Richtung Himmel. Weder mein Vater, noch ich sitzen drin. Nach dem packen meines Schirms, wollte ich noch ein paar Minuten die Sonne genießen und einfach den vermutlich letzten schönen Samstag in diesem Jahr voll auskosten.

Wenige Minuten später höre ich durch die Lautsprecheranlage den Hinweis auf den Folgeload: "Das sind dann 20min für Load 11, mit Herbert, Jens..." Den Rest blende ich weg und nehme nur noch wahr das 3 Tandems, plus ein Schüler mitfliegen werden. 4 weitere freie Plätze in der Maschine und auch wenn es für die Dropzone finanziell alles andere als gut ist, hoffe ich das dies so bleiben wird. Mehr Platz und mehr Ruhe für uns. Vor allem während des Steigfluges. Ich mag das gedrängel nicht so. Es macht einen Nervös und man kann nicht so gut entspannen. Denn spätestens bei 3000m fangen die ersten an sich fertig zu machen und ihr Equipment gegenseitig zu checken. Das bedeutet, das viele Springer in der relativ kleinen Cessna halb gebückt aufstehen und es noch voller wird, als es eh schon wäre. Doch noch ist es nicht so weit.

Noch am Boden lege ich meinen Fallschirm an, mach alles fest was festzumachen geht, schnapp mir Helm, Brille und Höhenmesser und erkläre noch flott meinem Vater, wie er einen akustischen Höhenwarner richtig einstellt. Keine 3min nachdem wir uns Sprungfertig gemacht haben ertönt wieder die Stimme aus der Anlage: "Die Springer können sich nun fertig machen und sich zum Einstiegspunkt begeben." Wieder folgt eine Aufzählung der Namen, die ich aber mindestens genauso schnell vergessen habe. Einzig das kein weiterer dazu gekommen ist. Mein Vater grinst auch schon ganz unverschämt.

Während wir die Exitreihenfolge festlegen hören wir das Rauschen von freifallenden Menschen. Kurz darauf die Öffnung aller Schirme. Wir können noch 3 Springer landen sehen und müssen dann in die wartende Grand Caravan einsteigen, die währenddessen wieder gelandet ist. Wie erwartet haben wir angenehm viel Platz, was meinen Vater sehr freut, da er immer ein wenig nervöser ist wie ich selbst. Der Steigflug durch die mittlerweile geschlossene Wolkendecke verläuft ruhig und ausgesprochen zügig. Sobald wir durch die knapp 200m dicke Wolkendecke geflogen sind, können wir den herrlichen Ausblick auf ein verträumtes, strahlend weißes Wolkenmeer genießen. Lebend wird man dem Himmel nicht näher kommen können. Gleichzeitig freue ich mich darauf mit knapp 270km/h durch diese weiße Landschaft zurück in die Realität zu reisen.

Ein paar Träumereien später ist es endlich soweit. Ich mache nach dem "GO" des Piloten die Tür auf und die kühle Luft strömt mit der Lautstärke des gedrosselten Propellers in den Flieger. Die Tür schiebt sich nach innen auf - ganz ähnlich wie bei einer Garage. Mein Vater sichert sie von innen mit einer Halterung und gibt mir das ok für mein Exit  mit einem Schulterklopfen. Ich lächle ihn an, schau in die Tiefe und auf die weit unter mir liegende Wolkenlandschaft, die mittlerweile bis zum Horizont reicht. Eine Sekunde später gebe ich mich mit einem typischen Victoryzeichen in Richtung meines Vaters der Schwerelosigkeit hin.

Sobald das Flugzeug außer Sichtweite gerät versuche ich mich im freien Fall hinzusetzen und dabei 360 Grad um die vertikale Achse zu drehen. Also so ähnlich, als würde ich mich auf einem Bürostuhl mit ausgebreiteten Armen anfangen zu drehen. Klappt nach meinem gerade mal sechsten Sprung in der Saison auch außergewöhnlich gut. Das selbe klappt schließlich auch im stehen, was noch mal einen deutlichen Geschwindigkeitszuwachs zur Folge hat. Richtige Freude kommt auf, als ich das ganze Kopfüber schaffe und die Aussicht der Wolken aus einer der unnatürlichsten Perspektiven betrachten darf, die man überhaupt erleben kann.

Plötzlich umhüllt mich der Nebel und fast genauso schnell ist er wieder vorbei. Mein akustischer Höhenwarner fängt munter an zu pfeifen und ich entscheide das es Zeit für meinen Hauptschirm ist. In 800m habe ich einen tadellos geöffneten Schirm über mir, mit dem ich noch knappe 3 min durch die Luft schneide.

Nach der Landung blicke ich wie immer erst etwas ungläubig auf meinen Höhenmesser (der wieder 0m anzeigt) und dann nach oben - in diese vollkommen andere Welt, die ich gerade für 48 Sekunden betreten durfte...
 
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