Eintrag #22, 30.10.2005, 19:41 Uhr

Nicht müde genug

Nabend,

obwohl ich eigentlich keine Songtexte mehr hier reinstellen wollte, komme ich jetzt nicht drumrum. Nach diesem Album habe ich 7 Jahre unbewusst gesucht und nun hab ich's wiedergefunden. Und es ist unangenehm schön, es wieder zu hören. Jedes Lied enthält so vieles, in dem ich mich wiederfinden kann, aber auch so vieles, in dem ich mich eigentlich nicht wiederfinden will. Hat mich damals schon schwer beeindruckt und genauso sitze ich jetzt wieder hier, wünschte, ich hätte 'ne Flasche guten Wein und werd den Abend in Erinnerungen ausklingen lassen.

das erste, was ich merkte war, daß ich dich sehr gern mochte. dann irgendwann merkte ich, daß du dich fast nie geirrt hattest, in dem, was du sagtest über menschen und dinge und wie ich immer öfter, wenn ich nicht mehr weiter wußte, überlegte : was hättest du dazu gesagt und was getan ? so fing ich an durch dich, mit dir auch mich neu zu erleben. ich brauchte nicht zu reden & konnte den andern erzählen, du hättest es mir abgewöhnt - so hab ich gelernt, zu lügen. ich war müde, mir war kalt doch ich war nicht müde genug. ich wollte einfach jemand, der sich zu mir legt und da war niemand sonst doch glaub mir : ich hatte kein wirkliches interesse an dir & als ich merkte, ich war wie der typ in diesem film - so wie die typen alle sind, da mußte ich drei stunden duschen um die schande abzuwaschen. ich sagte zum spiegel : schlag ein, mein freund, schlag ein ! wir wollten niemals solche idioten sein ich war müde, mir war kalt und alles andre war egal - ich hatte die wahl und ich hab mich entschieden - schrieb dir einen brief, statt mit dir zu reden. früher oder später - früher oder später wirst du es wissen : ich hab nie gemerkt, wie jung du bist & so, wie du dir gewünscht hast, daß ich bin, so werd ich jetzt sein - ich hoff, ich krieg`s hin und dann verschwand ich mit den bildern in dieses leben, in dem kein platz für mich ist und darin kein platz für dich. ich ging zur zigeunerin und sie las mir aus der hand. sie sagte : du warst ein seltsamer junge und bist ein sonderbarer mann. sie zündete kräuter an & legte einen kreis aus knochen & sagte : ich werde für dich eine ausnahme machen. für einen moment war es, als würde die zeit still stehn und ich konnte die zukunft sehn : wir werden alles verlieren, was wir haben. es wird vor unseren augen verschwinden & alle hoffnung, die wir hatten, wird wie atlantis im meer versinken. kein trick wird uns retten davor - kein glaube - keine liebe. all das hat nur bedeutung hier und jetzt und alles andere waren lügen, um mich abzulenken von diesem großen schwarzen loch, das ich immer gefühlt habe. fast unbemerkt hab ich die regeln verletzt und mich in wenigen schritten über sie hinweggesetzt bin aus den hintertüren der bibliotheken hinaus in den nebel und über mein ufer getreten. da waren sechs flugzeuge, die sechs weiße streifen in das endlose, weite blau über mir zeichneten. das hexagramm des himmels. die saiten meiner gitarre. die gitterstäbe, hinter denen meine lieder leben. zuerst war es nur auf dem papier. dann ist es mir in meinem leben passiert & dann kam ich zurück - mit einer wendung, von der wir beide nichts wußten, weil wir uns erst näherkommen mußten. in diesem kreis, den ich um alles zieh, was ich kenne und den ich meinen horizont nenne fand ich erst dich und dann mich auf einer reise von einem zum anderen ende des ichs. irgendwann auf dieser reise ist passiert, wovon ich nie gedacht hab, daß es passieren wird und ich wurde zum protagonisten meiner eigenen traurigen lieder und wieder hab ich dich beobachtet diese ganze fahrt lang und mir jeden zentimeter deines gesichts eingeprägt und dachte : wenn wir uns schon verlieren will ich dich wenigstens nicht vergessen. und du weißt, was ich meine, wenn ich von dieser fahrt rede, als etwas langsam zuende ging und noch nicht klar war, was danach anfing & jetzt, wo ich`s aufschreib denk ich : du hast es gemerkt und darum hast du deinen kopf weggedreht - hast du ? ich war müde, mir war kalt doch ich war nicht müde genug und irgendwie feucht schimmern augen immer ... ich hörte den donner rollen, doch konnte mich an den blitz nicht mehr erinnern - saß auf dem boden an der weißgetünchten wand. sah, wie auf die dächer gegenüber der erste regenschauer fiel. ich legte mein schreibzeug beiseite, um nichts zu verpassen - etwas, das größer war als ich und du kamst nicht nach hause. grade so, als ob der regen deinen platz einnehmen wollte nach diesem halben jahr in mir bei dir
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