Die sozialen Sicherungsleistungen für pflegende Angehörige sind wohl eher mit einer „Belobigung“ als mit einer echten Anerkennung durch die Politik und Gesellschaft zu bezeichnen. Wird von schlechten Bedingungen in der Pflege gesprochen, sind damit beruflich Pflegende, aber nicht die pflegenden Angehörigen, oder ehrenamtlichen „Laienpfleger“ gemeint. Ohne Lobby gibt’s für die pflegenden Angehörigen auch keine gleichberechtigte Wertschätzung und damit verbunden „selbstverfreilich“ auch keine Anerkennung.
Im Austausch mit Anderen entwickelt der Mensch seine Identität, seine Eigenschaften und seine Persönlichkeit. Durch die Reaktionen unserer Umwelt entwickeln und bewahren wir unser Selbstwertgefühl.
Sind pflegende Angehörige gesellschaftlich akzeptiert? Erhalten sie Lob und Respekt für ihre Entscheidung einen nahen Angehörigen oder eine ihnen nahe stehende Person zu pflegen? Werden diese Menschen wertgeschätzt für ihre Tätigkeit und können sie aus dieser Wertschätzung ein hohes Selbstwertgefühl ableiten? Das ist leider selten der Fall.
Was ist das für ein Phänomen, dass wir uns mit Anerkennung so schwertun? Die meisten wissen oder ahnen zumindest, dass das Anerkennen wichtig ist, aber anscheinend wissen viele nicht, wie Anerkennen wirklich geht. Pflegende Angehörige brauchen eine ernst gemeinte, soziale, gesellschaftliche und politische Anerkennung.
Anerkennen braucht zunächst das Erkennen. Um zu erkennen, muss ich kennen. Und wann kennen wir? Wenn wir gesehen, wahrgenommen und im besten Fall selbst erfahren, bzw. erlebt haben. Häusliche Pflege und das Engagement pflegender Angehöriger findet aber zumeist im Verborgenen statt. Aus den Augen, aus dem Sinn – so erleben es häufig pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen.