Wir haben keine Anerkennungskultur. „Well done“ oder „Good job“ geht den Amerikanern viel leichter über die Lippen als uns ein „gut gemacht“. Wir haben aber nicht nur ein Problem beim Anerkennen guter Leistungen, sondern auch mit der Annahme eines Lobes. Lob ist einem ja beinahe unangenehm, obwohl es einem doch sehr freut.
Die soziale Anerkennung ist ein Grundbedürfnis wie Essen, Trinken oder Schlafen und die gegenseitige Anerkennung ist wichtig für jede Art von Zusammenleben. Wo die Anerkennung als Person und für das eigene Handeln fehlt, fühlen sich Menschen irgendwann unsichtbar. Wer nicht anerkannt wird, gerät in Gefahr, zum Außenseiter zu werden.
In der häuslichen Pflege wird in der Regel durch pflegende Angehörige nicht die viele Arbeit, sondern das Gefühl sich immerzu anzustrengen, ohne dafür Anerkennung zu bekommen beklagt. Je größer die Diskrepanz zwischen enormer Anstrengung und geringer Wertschätzung ist, umso größer ist der emotionale Stress, welcher zu körperlichen und seelischen Alarmzeichen führen kann. Die Folge können Unzufriedenheit, Resignation, Depression oder/und eine Krankheit sein.
In unseren Breiten erfahren pflegende Angehörige eine noch geringere Anerkennung als beruflich Pflegende. Die selbst organisierte häusliche Pflege ist gesetzlich nicht gleichberechtigt zur ambulanten Pflege durch einen Dienstleister oder zur stationären Pflege – trotz der weithin erhobenen Forderung „ambulant vor stationär“. Welch netter Widerspruch...