Eintrag #31, 09.06.2023, 19:48 Uhr

Mehr als ein Knopf

Es war noch früh am Morgen, als der letzte Knopf an meiner Hose seinen Stammplatz ohne Ankündigung verlassen hatte, was bedeutete, daß sie nur noch mit einem Gürtel an der richtigen Stelle gehalten werden konnte, was aber wiederum kein Dauerzustand sein durfte. Das ein Knopf sich von seiner zugedachten Stelle an einem Kleidungsstück entfernt, ist ansich nichts Besonderes, aber hier ist, auch wenn ich nicht mitgezählt habe, ein Jubiläum nicht mehr außer Sichtweite. Selten hält es diesen kleinen, runden Gegenstand an der von mir - und ich sage dies ganz ohne Selbstlob - meisterlich befestigten Stelle länger als eine Woche. Und nein, die Hose ist nicht zu eng.


Also schnappe ich mir Nadel, Faden und Brille- denn ohne Letztere bringe ich die beiden Ersten nicht zusammen - und steche fröhlich durch Stoff und Knopflöcher - also die Löcher in den Knöpfen. Das geht ganz schön auf die Fingerkuppen, denn an der Stelle, an die das besagte Teil auch ohne seinen Willen erneut fixiert werden muß, hat sich im Laufe der Zeit schon ein ganzer Berg von Garn angesammelt. So, nachdem der Faden zuende geht, noch profihaft ein paar Stiche durch den Garnberg, damit sich das Ganze nicht wieder selber entfaltet und fertig ! Morgen werde ich dann noch einen zweiten Knopf unweit dieser Stelle anbringen, denn eine zweite Chance bekommt dieser nicht mehr.


Wieder mal einen Kampf gewonnen - jedenfalls vorläufig eine Art Waffenstillstand hergestellt - und ich kann mich beruhigt nach der nächsten Herausforderung umschauen.

 

Lächerlich mag es zunächst erscheinen, aber sind es nicht gerade diese kleinen Begebenheiten des Alltags, die wir eigentlich gar nicht missen möchten, weil sie ein Stück wir selber sind ? Wir können uns nicht andauernd auf große Dinge, auf gewaltige Geschehnisse entwerfen, weil wir auch die Knöpfe brauchen, um einen Anzug tragen zu können, denn das Leben wird uns nicht komplett am Stück geliefert, sondern muß Stück für Stück zusammengenäht und auch immer wieder nachgebessert werden.

 

Gut, im Nachhinein habe ich festgestellt, daß ich den Knopf an der schwarzen Hose mit einem weißen Faden angenäht habe, aber erstens sieht das, zumindest in der Nacht, keiner und außerdem macht sich etwas Weiß bei dem ganzen schwarzen Garn auch nicht schlecht.

 

Es ist eben nicht so wichtig zusammenzupassen, sondern viel wichtiger zusammenzuhalten.

 
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