Eintrag #48, 30.09.2024, 17:58 Uhr

Hier spricht die Maus

Da habe ich in der vergangenen Woche doch tatsächlich eine Renovierungsmaßnahme vorgenommen. Auf meinem Schreibtisch bewegt sich eine neue Maus. Computer-Maus. Irgendwo muß man ja anfangen. Die alte tanzte nur noch irgendwo auf dem Bildschirm rum, ohne auf meine Anweisungen zu achten. War wohl Altersschwäche. Zwanzig Jahre ist, so denke ich, auch schon ein ziemlich hohes Mäusealter.

 

Einige Jahrzehnte früher hat mir eine junge, freundliche Dame meinen ersten Computer aufgestellt. Und auch meine erste Maus - Mäuserich, Mäuschen, keine Ahnung ob sie männlich oder weiblich ist, also jetzt nicht grammatikalisch gesehen - mit Leben erfüllt. Was ich sonst zu jener Zeit so getrieben habe, keine Ahnung. Irgendwelche nützlichen und unnützlichen Dinge und versucht, das beginnende Computerzeitalter nicht ganz zu verschlafen. Erst viel später bin ich wieder aufgewacht.

 

Eine Exkursion führte mich damals in die geteilte Stadt, die nur jenseits der Mauer Hauptstadt war und auch so genannt werden mußte. Und wenn man in Berlin damals von "Mäusen" sprach, dann meinte man Geld. Das war im Osten genauso knapp, wie bei mir im Westen, obwohl man hier das Paradies vermutete. Fehleinschätzungen gab es eben auf beiden Seiten. Daran hat sich, wie es aussieht, bis heute nicht viel geändert. Glücklicherweise allerdings bei mir und meiner Sicht der Dinge. Na ja, im Alter hüpft man auch nicht mehr so auf dem Bildschirm des Lebens herum. Man ist eben aus der Mauser.

 

Bei einem Spaziergang gestern sah ich plötzlich in einer kleinen Nebenstraße an der Häuserwand eine winzige, wohl noch ziemlich junge Maus rennend Schutz suchen.Und nirgendwo gab es einen Eingang, ein Loch, eine Möglichkeit unterzutauchen, bis sie dann kurz vor dem Ende des Hauses wohl doch eine Ritze in der Mauer erwischt hat und verschwunden war. Das alles ganz leise, in Gegensatz zu ein paar Angetrunkenen, die im leichten Regen, gröhlend an der

gegenüberliegenden Häuserwand Schutz suchend, sich schnellen Schrittes vorwärts bewegten, bis sie ihre Ritze in Form einer Tür, welche in eine Kneipe führte, gefunden hatten.


Was mag die kleine Maus in ihrem Unterschlupf erwartet haben? Bestimmt keine Getränke oder sogar etwas zum Fressen. Oder hatte sie sich dort ein kleines Vorratslager errichtet? Ich werde es nie erfahren. Auch nicht, was mit den Menschen hinter der Tür geschah, weil ich meinen Weg fortgesetzt habe, um die Ritze in meine Wohnung zu finden und anschließend mein Mittagessen zu bereiten. Ganz nebenbei ließ ich mir von meiner neuen Maus zeigen, was es für Neuigkeiten in der Welt gibt. Mäuse bekommen ja alles mit.

 

Manchmal müßte man im Leben eben Mäuschen spielen können.

 
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