Eintrag #67, 26.09.2007, 00:13 Uhr

Herzrhythmusstoerungen / Urlaub

Es gibt kleine Staedte. Uebersichtlich und ruhig. Mit melancholischen Geschichten ueber vergangene Zeit. Mit langsamen, gleichmaeßigem Herzschlag und ausgeruhtem Atem. Staedte wie Bamberg zum Beispiel.
Und es gibt Staedte, die in Allem etwas groeßer und hektischer sind. Wesentlich. Staedte wie Hamburg zum Beispiel.

Es ist faszinierend, dass man nach knapp dreiviertelstuendigem Dauermarsch gerade mal einen Bruchteil vom Weg in die Innenstadt geschafft hat. Mal ganz davon abgesehen, wie anstrengend so ein Fußmarsch ist. Es ist ebenso faszinierend, in einer kleinen Seitenstraße gerade mal drei Coffee-to-go-Shops anstatt der gewohnten Fuenf die einem bei den ersten paar Metern in Richtung Innenstadt ins Auge springen, zu finden. Es ist ganz schoen anstrengend und dabei weniger faszinierend vom Hauptbahnhof raus und auch wieder rein bzw. an sein gewuenschtes Gleis zu gelangen.
Von den Menschenmassen ganz zu schweigen.

Hamburg ist definitiv infarktgefaehrdet. Bis 22 Uhr im Penny einkaufen gehen koennen. Durchgehend geoffnete Cafès. Imbissbuden die bereits morgens um 7 Uhr aufhaben (und wohl auch frueher, wenn man denn mal frueher auf gewesen waere). 2 Sparkassen in weniger als 150 Meter Entfernung. 5 Minuten Wartezeit auf die S-Bahn, die schon als sehr lang bewertet werden. Einen Saturn, der einem voellig ausnockt (der Groeße wegen). Und ueberall Menschen die wie Ameisen umherwuseln als haetten sie ihre Straße verloren und diese nun ganz verzweifelt suchen ("Ich sehe bloede Menschen..." - das musste jetzt mal einfach festgehalten werden *gg*).

In dieser Stadt koennte ich nicht leben. Ich wuerde zu einem aengstlichen, zum hyperventilieren neigendem noch kleinerem Etwas werden. Panik-Tropfen waeren mein staendiger Begleiter. Oder aber ich wuerde mich in jeder freien Minute ins Gruene zurueckziehen, mit Ohrenstoepsel (mit oder ohne Musik, wohl eher letzteres) und ausreichend Lesematerial. Den vom Gruen hat Hamburg gluecklicherweise sehr viel. In Hamburg wuerde ich meine Liebe zu Cafès verlieren, wuerde meinen Magen noch oefter mit viel zu heißem und schnell Getrunkenem bzw. Gegessenem quaelen. Denn in Hamburg hat man keine Zeit. Nicht zum atmen. Nicht zum (er)leben.

Nein nein. Hamburg waere keine Stadt zum daheim ankommen. Dafuer ist sie eine sehr nette Abwechslung und ein schoenes Urlaubsziel. Stadtpark, Planetarium, Speicherstadt bei Tag und Nacht, Faehren und Schiffe, Moewen, leckere Kaffeevarianten, Ofenkartoffeln und die wohl geduldigste Gastgeberin ueberhaupt.

Es war schoen aber.
Heute Nacht werde ich wieder zum gleichmaeßig ruhigem Atem meiner Stadt einschlafen. Mein Herzschlag wird sich wieder dem Pulsschlag von Bambergs Straßen anpassen. Und ich kann wieder ankommen. Und verschnaufen.

Minensie
 
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