Gequatsche
Vorweg muß ich zwei Dinge erläutern: Zunächst das Wort "quatschen". Entstanden ist es wohl durch Nachahmung des Geräusches, wenn man über einen weichen, aufgeweichten Untergrund geht. Man verläßt also den festen Boden, die Wahrheit, das Bodenständige und begibt sich auf eine unsichere Ebene, in die man auch leicht einsacken, vielleicht sogar versacken kann. Quatschen vollzieht sich also vom ungezwungenen unterhalten bis zum viel und häufig Unsinn reden. Wir kennen es als be-ver-und vollquatschen.Aber zumindest erst einmal nicht auf sehr hohem Niveau.
Außerdem ist mir ein Buch mit dem Titel "Die Kunst des stilvollen Verarmens." aufgefallen. Zwar habe ich es nicht gelesen, vermute aber einen humorvollen Umgang mit Reichtum, denn eigentlich verbirgt sich ja hinter der Überschrift zunächst ein Gegensatz. Stilvoll und verarmen passen auf den ersten Blick nicht zusammen. Alles gut und schön, aber was haben diese beiden Dinge nun gemeinsam, beziehungsweise, warum stelle ich sie gegeneinander ?
Hast Du mal in sogenannte Fernsehdiskussionen hineingeschaut ? Nein, ist auch besser, aber wahrscheinlich hast Du zugehört, wenn, wer auch immer, sich zum Flüchtlingsproblem geäußert oder in so wunderbaren Zeitungen wie dem hiesigen Bäumchenblatt etwas zum Thema hinterlassen hat. Manchmal bekommt man auch in ganz normalen Alltagsgesprächen das neueste Wissen serviert. Und dabei kann man beobachten, wie jene Personen - also nicht die Flüchtlinge, sondern die, die über sie reden - den festen Boden, das Bodenständige, die Wahrheit verlieren, sich auf eine unsichere Ebene begeben und einsacken. Natürlich nicht körperlich, sondern geistig. Manche von ihnen können eigentlich nichts, aber besonders gut reden. Das nenne ich dann die Kunst der stilvollen geistigen Verarmung. Ja, natürlich brauchen wir unbedingt mehr Fachkräfte, allerdings keine Flüchtlinge, denn die versteht man beim quatschen ja nicht, soll ein christlich sozialer Herr aus dem Süden mal gesagt haben.
Und wovon wird in dessen Kreisen gequatscht? Richtig, von irgendwelchen europäischen, deutschen oder christlichen Werten, die es zu verteidigen gilt.
Geschichtsstunde, Hefte raus, alle mitschreiben:
Das römische Reich wurde christlich.Die christliche Kirche wurde römisch und wurde verteidigt von germanischen Kriegern, die zu christlichen Rittern wurden. Aber alles immer mit einem Schuß römischem Heidentum.
Deutsche Leitkultur.
......daß sich „Zuwanderer, die auf Dauer hier leben wollen, einer gewachsenen freiheitlichen deutschen Leitkultur anpassen“ müssten.(F.M.)
......die deutsche Leitkultur als „das Christentum mit seinen jüdischen Wurzeln, geprägt von Antike, Humanismus und Aufklärung“ (A.D.)
Gequatsche oder stilvolle geistige Verarmung ?
