Eintrag #8, 11.02.2021, 17:03 Uhr

Freiheit der Schneeschieber

Da habe ich übrigens in den letzten Tagen interessante Beobachtungen gemacht. Ist Dir schon einmal aufgefallen, wie unterschiedlich die Menschen versuchen, sich des Schnees vor ihren Häusern zu entledigen, beziehungsweise die Rutschgefahren zu minimieren?

Da gibt es zunächst die "Ganzschieber", die also den Eingangsbereich und den Bürgersteig vor dem Haus komplett freischieben, und die ganz Eifrigen streuen anschließend sogar noch. Dann haben wir die "Schmalschieber". Da wird dann nur ein winziger Weg freigeschaufelt, ein Weg, der mit Glück reicht, um zwei Füße nebeneinanderzusetzen, meistens jedoch eher das Gefühl eines Seilakrobaten vermittelt.
Weiterhin habe ich den "Rundumschieber", der immer einen Steg (in Westfalen sagt man Pad) um das Haus schlängeln läßt und den "Treppenschieber" ausgemacht. Dessen Arbeit endet an der letzten Stufe. Immer öfter trifft man diese Kategorien neuerdings auch als "Feger".
Ganz interessant ist ein Außenseiter, der "Platttrampler". Der von mir Beobachtete kommt morgens gegen fünf Uhr immer im T-Shirt aus dem Haus - dabei spielt die Temperatur keine Rolle - , trampelt den Schnee von der Haustür bis zum Auto fest, schiebt dann mit dem nackten Unterarm selbigen von der Windschutzscheibe und fährt fröhlich zur Arbeit.
Überhaupt nicht so lustig finde ich allerdings die "Straßenschieber", also diejenigen, die die weißen Haufen einfach auf die Straße schieben und sich dann beschweren, daß die Stadt die Nebenstraßen nicht räumt.

Genauso viele Unterschiede erlebt man beim Streuen: Die "Salzstreuer", die "Kiesstreuer", die "Sägemehlstreuer", die "Sandstreuer" und auch die "Aschestreuer" gibt es noch.

Zum Schluß muß dann noch die Gruppe der "Nichträumer" genannt werden. Das sind die lieben Mitmenschen, die alles so lassen, wie es die Natur hergerichtet hat und sich während der Winterzeit morgens immer heimlich aus dem Hinterausgang ins Freie bewegen.

Es gibt also viele Möglichkeiten, in die Freiheit zu gelangen, egal, ob dabei auch an den Anderen gedacht wird oder nur an sich selber. Jeder hat seine eigene Art, seine Pflicht zu erfüllen und sich dabei mit den Eigenarten des Winters zu arrangieren, aber aus jeder Art kann man auch etwas über den Menschen, über sein Bewußtsein, über sein Denken erkennen, denn die verschiedene Art der Bewältigung dieser Aufgabe spiegelt sich meistens bei ihm auch in anderen Dingen des Alltags wieder. Ist er offen, für seine Mitmenschen, für die Allgemeinheit oder kümmert er sich nur um seinen eigenen kleinen Pfad, um seinen eigenen Weg zu seiner Freiheit, seinen eigenen Weg durchs Leben.

Ja, und dann war da noch der Zeitgenosse, der auf die oberste Stufe seiner Treppe einen Zettel gelegt hatte, auf dem stand: Vorsicht Glatteis!  Das konnte man aber erst lesen, wenn man mit dem Kopf dort aufgeschlagen war.

 
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