Eintrag #28, 07.01.2006, 13:04 Uhr

Es ist an der Zeit, etwas Dummes zu machen...

Ich bin 23 Jahre alt, Student, Single und wohne in Berlin.
Das bedeutet, daß ich gewissermaßen das Idealbild einer Zielgruppe bin. Ich bin der zukünftige Großverdiener, der jetzt sein Markenbild für sein Leben festigt und gleichzeitig dank Lebensumständen und Wohnort die Gegenwartskultur formt.
Soweit die Theorie...

Gehen wir über zur Praxis:
Ich verbringe viel Zeit am Computer, lese gerne, bin mir meines Studienfachs und der beruflichen Zukunft unsicher, gehe höchsten 2mal im Jahr in Clubs oder derartiges, bin reichlich unstylisch und ziemlich zufrieden mit der Tatsache, daß ich seit einigen Monaten keinen Fernsehanschluss mehr besessen und somit kein breitgestreutes Massenmedium konsumiert habe. Zudem bin ich auch noch einer jener bösen Konsumverweigerer, die die Sparquote unseres Landes hochhalten.

Zwischen dem Lernen für die Uni, dem Lesen und dem unsinnigen Surfen im Netz poppt dann ab und zu eine Frage plötzlich vor meinem inneren Auge hervor:
Du bist jung, du bist ungebunden und du durchlebst eine Phase in deinem Leben, von der viele Erwachsene sagen, daß sie die beste in ihrem Leben gewesen ist. Was machst du draus?

Nach meinem Auszug Anfang des Semesters und der gewonnenen Unabhängigkeit sowie meinem neugefundenen Ehrgeiz zum Jahreswechsel gesellt sich somit noch eine andere Absicht zu meinem Wertekanon hinzu:
Genieße dein Leben und scheiß auf die Konsequenzen!

Ziele, die sich zu beißen scheinen, wenn man es genau nimmt...
Ziele, die sich in der Realität auch wirklich ziemlich widersprechen...
Aber hey, ein Ziel gewinnt immer die Oberhand!

Am Mittwoch abend war Ziel Nr. 2 im vollen Lauf: Ich ging um halb 11 ins Bett, las noch einige Zeit im Spiegel und kurz bevor ich endgültig meinen Vorsatz wahr machte, das Licht auszuschalten, um zu schlafen (die erste Vorlesung am nächsten Tag begann um 8.30 Uhr...), klingelte plötzlich das Telefon.
Am anderen Ende der Leitung: Joe, mein bester Freund, seines Zeichens ebenfalls Student, wenn auch der Bioinformatik und nicht der VWL und zu meinem tiefsten Bedauern vor allem auch seit Studienbeginn Einwohner der überaus lieblichen Stadt Halle.
Wer Halle nicht kennt und Sarkasmus beim Lesen übersieht: Aus meiner Sicht ist Halle ein Furunkel am Arsch der Welt (sorry an alle Hallenser, aber sogar die Selbstbezeichnung Hallenser klingt in meinen Ohren lächerlich)!
Der Herr hatte noch Ferien und hatte sich am Mittwoch spontan nach Berlin begeben und plante, bereits am Donnerstag wieder zurückzufahren.
Ziel Nr. 2 geriet ins Wanken, bekam Risse und kurz darauf kamen die magischen Worte, die Ziel Nr.3 zum Durchbruch verhalfen: "Ach, was solls, komm einfach vorbei!"
Und so stand nachts um halb 1 plötzlich mein bester Freund vor der Tür. Erste Amtshandlung: Joint bauen! Nun bin ich der totale Anti-Raucher, aber meine Mitbewohnerin raucht ebenfalls und somit ist unsere Küche Rauchzone. Also verlagerte sich unsere Zusammenkunft recht bald weg aus meinem Zimmer.
Zwischendurch hatte ich natürlich noch Pseudoeinwände und -ausreden vorgebracht, daß ich doch trotzdem zur ersten Vorlesung zur Uni gehen würde, allerspätestens zur zweiten.
Doch im Grunde war mir zu jenem Zeipunkt längst klar, daß ich beide Ziele versäumen würde und froh sein könne, wenn ich an jenem Tag überhaupt noch in der Uni aufkreuzen würde!
Kaum waren wir in der Küche fiel mein Blick auch schon auf die gerade erst gekaufte Flasche Rotwein...
Kaum war die Flasche Rotwein alle erinnerte ich mich der Flasche Pitu, die meine Eltern von ihrer letzten Reise beim Shopping im Duty-Free-Shop als Mitbringsel für mich erstanden hatten...
Ein Wort ergab das andere: Mal diskutierten wir über Frauen, mal über Sex; mal über die Uni, mal über Platon, mal über menschliche Wahrnehmung; mal über das Leben, mal über den (Frei-)Tod; mal über die Geschichte der menschlichen Entwicklung, mal über unsere Ziele im Leben.
Die erste Vorlesung schmolz zielsicher dahin, aber die zweite Vorlesung stand noch immer im Visier!
Also warfen wir uns gegen 3 Uhr in die Betten und quatschten noch weiter.
Während uns meine Nachbarn in der Wohnung über mir freundlicherweise an ihren sexuellen Ausschweifungen teilhaben ließen schlug Joe (mehr in Scherz) vor, wir könnten ja auch noch nen paar Koffeintabletten zu uns nehmen und die Nacht durchmachen.
Das ich diesem Vorschlag zustimmen würde hatte er anscheinend nicht erwartet.
Der Behauptung eines Bekannten von ihm, die Tabletten auf Alkohol würden dazu führen, daß man rund 48 Stunden lang wach sein würde konnte ich schwerlich glauben und in der Tat: 5 Stunden später fielen wir trotzdem ins Bett.
Doch ich bewies zumindest einen Hauch von Disziplin, stand um 1 wieder auf, schwang mich unter die Dusche und machte mich auf den Weg zur Uni, um die letzten beiden Veranstaltungen zu besuchen. Die Welt schwankte, der Kopf dröhnte, der Magen rumorte... aber hey, so geht es in mir in manchen Vorlesungen doch eh immer!
 
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