Eintrag #16, 01.08.2005, 00:05 Uhr

Eine kurze Geschichte über den Niedergang Teil 2

Innnenpolitisch dagegen war die Linie klar: Mehr Umverteilung, mehr staatliche Wirtschaftslenkung, der Keynesianismus legitimierte es ja.
Die Arbeitnehmerrechte wurden gestärkt, die Mitbestimmung ausgeweitet, Kündigungsschutz verstärkt; allgemein: das "soziale Netz" wurde immer enger.
Nun ist unser Sozialsystem ja so gestaltet, daß es beinahe immer den Faktor Arbeit belastet, indem es eine deutliche Spreizung zwischen dem, was der Arbeitgeber bezahlen muss und dem was der Arbeitnehmer bekommt, bewirkt.
Es wurde bereits kurz darauf eingegangen, daß auch der Arbeitsmarkt nicht zur so heißt weil es toll klingt, sondern weil sich die Grundregeln von Angebot und Nachfrage bis zu einem gewissen Abstraktionsgrad ebenfalls auf das Arbeitsangebot und die Arbeitsnachfrage verallgemeinern lassen.
Nun, was passiert, wenn auf der einen Seite die Ware mehr kostet, auf der anderen Seite der Anbieter der Ware (hier Arbeitskraft) aber weniger bekommt?
Richtig, der Markt wird kleiner.
Wir haben in diesem Fall einen schönen Namen dafür: Arbeitslosigkeit
Nun, erhöhte Arbeitslosigkeit verursacht höhere Staatsausgaben. Höhere Staatsausgaben bewirken auf der einen Seite entweder mehr Verschuldung oder auf der anderen Seite steigende Beiträge.
Letzteres bewirkt, daß sich die angesprochene Schere zwischen Angebot und Nachfrage weiter öffnet. Will sagen: Mehr Arbeitslosigkeit.
Ein Kreislauf, der bis heute nichts von seiner Dynamik verloren hat, da sein Ursachen bis heute noch nicht bekämpft wurden.

Doch jede Regierung muss einmal abtreten und der Opposition wieder Platz machen und so war es auch in Deutschland im Deutschland des Jahres 1982.
In der Koalition von SPD und FDP gabs es Stunk, u.a. um ein FDP-Thesenpapier zur Reform des Arbeitsmarktes.
Die Koalition zerbrach und Helmut Kohl betrat das Kanzleramt, die FDP an seiner Seite nach Neuwahlen deutlich geschwächt.
Zeit für Reformen könnte man meinen, genau darüber zerbrach schließlich die vorherige Regierung. Doch weit gefehlt, wir wir alle wissen zeichnete sich Helmut Kohl weniger durch seinen Handlungswillen denn durch sein Beharrungsvermögen aus.
Es geschah wenig bis gar nichts, er wurde einmal wiedergewählt und doch scheint er zumindest grundlegendes wirtschaftliches Verständnis gehabt zu haben, denn mir ist einer seiner Sätze anläßlich der Gewerkschaftsforderungen nach der 35-Stundenwoche (oder wars die 30-Stundenwoche???) :"Es ist eine Illusion, daß durch weniger Arbeit mehr Wohlstand entsteht!"
Nunja, auch darüber gibt es scheinbar in diesem Forum durchaus unterschiedliche Ansichten...

Wie auch immer, Kohl hätte wohl keine dritte Amtszeit bekommen hätte er nicht das Glück gehabt, zur richtigen Zeit in der richtigen Position gewesen zu sein: Die Wiedervereinigung rettete ihm die Haut und bescherte ihm noch 2 weiter Amtszeiten.
Politisch und historisch bleibt die Wiedervereinigung wohl der größte Glücksfall in der jüngeren deutschen Geschichte.
Ökonomisch dagegen kann man sich kaum einen größeren Sündenfall vorstellen.
Und wieder führte ein CDU-Kanzler mit einem lockeren Spruch von "blühenden Landschaften" seine Ideen um, stülpte der völlig maroden DDR einfach so das westdeutsche Sozialsystem über, begoß das Ganze noch mit traditionellen keynesianischen Investitionsprogrammen und ließ Milliarden in den Aufbau Ost fließen. Heute blühen die Landschaften in der Tat, ganz einfach weil die Leute wegziehen und die Natur ohne großartige Störungen wieder ihr Territorium zurückerobern kann.
Die Staatsverschuldung jedoch stieg in immer enormere Höhen, die Belastungen wuchsen, die Arbeitslosigkeit wuchs ebenfalls immer weiter und auch die Beitragssätze stiegen weiter an.
Als ob das alles noch nicht genug gewesen wäre kam die CDU auf die glorreiche Idee, im Jahre 1995 dem ohnehin schon stark belasteten Faktor Arbeit eine weitere Bürde aufzudrücken: die Pflegeversicherung.
Frei nach dem Motto: Ein bißchen mehr macht den Kohl auch nicht mehr fett - denn das war er ja schon längst.
Irgendwann kam dann auch beim letzten Bürger an, daß es so wohl nicht weitergeht, vor allem nicht mit einem Kanzler, der sich praktisch als Unersetzbar sah und wie schon sein Vorgänger Adenauer einfach nicht aus dem Amt scheiden wollte, komme was wolle.
"Kohl muss weg!" war dann die Parole und im Zuge dieser Stimmung hatte endlich auch die Opposition wieder Morgenluft und unsere momentane Rot-Grüne Regierung kam an die Macht.
"Wir werden nicht alles anders, aber vieles besser machen!" versprach Kanzler Schröder und die Arbeitslosigkeit, die wollte er natürlich auch senken, ist doch klar!
Geschehen ist jedoch, wie so häufig zuvor schon... nichts!

Weiter geht es mit Teil 3...
 
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