Eintrag #245, 12.04.2024, 22:09 Uhr

Die Entstehung der Glocke von Schiller

Die Entstehung der Glocke von Schiller

oder

Warum Schillers Glocke keinen Klöppel hat

 

Am 31. Februar 17 ... saßen Schiller, Goethe und Eckermann

beim Skat. Im Kamin knisterte traurig ein· Buchenscheit, und

eine müde Tranfunzel verbreitete teils Geruch, teils Licht. Aber

Geheimrat Goethe haderte nicht, sondern liebte den trüben

Schein des Trans*.

Die drei Herren saßen also beim Skat und auf weichen Plüschsesseln

- nach dem Motto: Noblesse o'Plüsch. Goethe hatte gerade

Schellen** gereizt, als Schillers Augen plötzlich heller strahlten

als die der Funzel und er anhub, also zu sprechen: »Verzeihen

Sie, Herr · Geheimrat, bei Ihrem Gebot >Schellen< fiel mir eben

etwas Wichtiges ein: Könnten Sie mir mal flugs Ihren Gänsekiel

leihen?« Goethe, der gerade gereizt hatte, war nun selber gereizt:

»Aber, lieber Schiller, wozu brauchen Sie denn gerade jetzt meinen

Gänsekiel?« Schiller: »Weil mir beim Wort >Schellen< der Gedanke

kam, ich könne mal ein Gedicht über die >Glocke< schreiben.

Und um dieses kleine Gedicht zu Papier bringen zu können,

brauche ich Ihren Gänsekiel. Weil ich meinen nämlich nicht bei

mir habe!« Goethe, indem er die Karten auf den Tisch und seine

Stirn in Falten legte, sagte: »Das mit der Glocke ist eine gute Idee!

Wir Klassiker können unsere Werke nicht oft genug an die große

Glocke hängen! Habe ich nicht Recht, Eckermann?« Eckermann,

der für Goethe so etwas Ähnliches war wie Dr. Watson für Sher-

lock Holmes, antwortete: »Jawohl, Herr Geheimrat!« - »Nun

denn«, fuhr Goethe fort, »hier haben Sie meinen Gänsekiel! Wir

paar Dichter müssen zusammenhalten! Und während Sie sich,

Friedrich Schiller, von der Muse küssen lassen, werden ich und

Eckermann Sechsundsechzig spielen!«

Nachdem die beiden ungefähr 2 Stunden lang dem 66 gefrönt

hatten und Goethe alle Spiele gewann, weil Eckermann bei ihm

weder 20 noch 40 noch sonst was zu melden hatte, sprach plötzlich

Goethe, indem er erst den Blick und dann sich selbst erhob:

»Halt, Herr Schiller! Nun muss ich aber schleunigst meinen

Gänsekiel zurückhaben; denn soeben fiel mir ein, dass ich

im 2. Teil meines >Faust< einige Sätze zu stehen habe, die ich sofort

ändern muss, weil sie der Unverständlichkeit entbehren!

Bei einem Dichter meines Formats wirken nur unverständliche

Sätze verständlicherweise selbstverständlich! Notieren Sie diesen

Ausspruch, Eckermann!« - »Jawohl, Herr Geheimrat!« -

»Außerdem«, setzte Goethe den Vortrag fort und sich wieder hin,

»außerdem wird Ihre Glocke zu lang, wenn Sie nicht augenblicklich

mit dem Dichten nachlassen! Denken Sie doch an all die lieben

Schulkinderchen, die Ihre Glocke der mal einst vielleicht werden

auswendig lernen müssen!« - - -

So verdanken wir eigentlich Goethe die Entstehung dieses schillerschen

Werkes - aber auch den erfreulichen Umstand, dass

dieses Gedicht nicht noch länger wurde - aber auch die betrübliche

Tatsache, dass Schiller keine Zeit mehr hatte, das Werden

und die Nutzanwendung des für eine Glocke doch so notwendigen

Klöppels zu schildern!

Vielleicht wusste er damals schon, dass seine Glocke gar keine Gelegenheit

haben würde, jemals mit eherner Zunge zu reden - denn,

wie sagt der Dichter: Friede sei ihr erst Geläute ...

 

,. Erst kurz vor seinem Ableben verlangte es ihn nach mehr Licht.

,.,. Deutsche Klassiker bedienten sich selbstverständlich deutscher Spielkarten!

 

Heinz Erhardt

 
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