Eintrag #1, 18.08.2006, 03:31 Uhr

"Das darfst du doch eigentlich gar nicht..."

"Das darfst du doch gar nicht..." - den Satz habe ich als Buddhist schon öfters gehört und habe mich immer gewundert, woher manche Leute ihre Infos nehmen.

Wenn man sagt: "Ich bin Buddhist", dann werden gewisse Dinge erwartet, ja schon vorausgesetzt. Kurzgeschorene Haare, vegetarische Ernahrung, ein sanftes Wesen und wenn's geht, immer ein Lächeln auf den Lippen.

Hört sich ja ganz gut an, nur leider entspricht dies überhaupt nicht der Realität.

Im Jahre 1992 bin ich zum Buddhismus "konvertiert". Ich habe ihn nicht gesucht - er hat mich gefunden.
Mein erstes "Wissen" bekam ich von thailändischen Buddhisten vermittelt, die ja bekanntlich Theravada praktizieren. Sie sind ganz normale Leute, haben keine kahlgeschorenen Köpfe und die Frauen kleiden sich schön und schminken sich sogar.

Ach ja, und Fleisch essen sie auch  :wink:

Was ich eigentlich sagen will: es ist nicht wichtig, wie man sich kleidet oder ob man einen kahlgeschorenen Kopf hat, deswegen ist man noch lange kein Buddhist. Ich finde, es ist viel wichtiger, welche Entscheidungen man tagtäglich trifft, wie man seine Mitmenschen behandelt und wenn man sich auch mal gestattet, ärgerlich zu werden, ohne das man sich gleich wie ein schlechter Mensch vorkommt.

(Selbstverständlich ist die Meditation ein ganz wesentlicher Bestandteil der Praxis wie das kontinuierliche Studieren des Dhamma).

Wie schon Konfuzius sagte: Der Weg ist das Ziel. Und auf einem Weg kann man nun auch hin und wieder stolpern - deswegen mus man aber nicht aufhören, zu laufen. Man steht wieder auf, klopft sich den Staub von den Kleidern - und macht sich weiter auf den Weg.

Durch den Weg - das Dhamma - war ich schon oft in der Lage, schwierige Situationen zu meistern, Trauer zu verarbeiten und das Hier und Jetzt zu genießen.

Religion ist etwas, das von Herzen kommen sollte und man kann es niemandem aufschwatzen. Und wenn mal jemand an etwas anderes glaubt, so sollte man es einfach akzeptieren.

Dann sind wir in puncto Toleranz bereits ein ganzes Stückchen weiter  :g:

Eigentlich wollte ich hier schon aufhören, zu schreiben, aber mir fällt noch so viel ein... :wink:

Ach ja - und wenn man wirklich etwas über Buddhismus lernen möchte, sollte man am Besten in einen Tempel zu einem Mönch gehen. Ich habe von meinem Lehrer Lhuang Por Nak, einem sehr hohen Mönch, der leider vor kurzem verstorben ist, sehr viel gelernt und verdanke ihm unendlich viel.

Ich muss sehr oft an Ihn denken und obwohl ich natürlich über Seinen Tod sehr traurig war, bin ich doch sehr froh und glücklich, dass ich Seine Schülerin sein durfte. Lhuang Por Nak (Lhuang Por bedeutet ehrwürdiger Vater und Nak war Sein Spitzname - Sein richtiger Name lautet Phra Kru Dhammakunalangkarn) hat mich immer so akzeptiert, wie ich bin - mit all meinen Fehlern und Er war immer geduldig und nachsichtig.

Er wird immer einen Platz in meinem Herzen haben.

http://www.geocities.com/peipeim/LhuangPor.html
 
 (61) IgelEi
 (39) barank

... und 4 Gäste
Wer war da?