Eintrag #50, 07.05.2017, 08:03 Uhr

Bühnensorgen

Die wenigsten Leute haben einen Begriff davon, was für Mühen, Sorgen und Kosten den großen Theatern durch die Aufführung eines neuen Stückes verursacht werden, André Antoine, der Direktor eines hervorragenden Pariser Theaters, hat über dieses Thema einiges in einer Zeitschrift veröffentlicht. Allerdings meint er, daß das Publikum recht habe, wenn es die Schwierigkeiten der Inszenierung nicht berücksichtige, sondern in seinem Urteil nur danach frage, was wirklich geleistet worden sei, »Was geht es den Zuschauer im »Julius Cäsar« (Drama von Shakespeare) an,« so schreibt er, »daß ich ganze Nächte mit dem Dekorationsmeister verhandelt habe; daß ich zweimal nach Rom gefahren bin; daß ich die Gefahren der Seekrankheit auf mich genommen habe, um in London eine Darstellung des »Julius Cäsar« durch Beerbohm-Tree zu sehen; daß ich schon vor 15 Jahren mich einen ganzen Juni lang, in Brüssel gelangweilt habe, weil ich die Vorstellungen der Meininger im Monnaie-Theater besuchen wollte; daß mein armer Freund de Gramont zehn Jahre an seiner fertigen Uebersetzung gearbeitet hat; daß der Dekorationsmeister während der Siedehitze des letzten Juni unter einem Glasdach geschwitzt hat, anstatt an dem Meeresstrande Erholung zu suchen; daß zwei meiner braven Maschinisten während der Kulissenproben fast einen Todessturz getan haben usw. All diese zahllosen Sorgen, Verdrießlichkeiten und verantwortungsvollen Aufgaben braucht das Publikum in der Tat nicht zu wissen. Das ist nun einmal unser Beruf ... Ob man sich wohl auch eine rechte Vorstellung davonmacht, wieviel Leute an einer Aufführung, wie der des »Julius Cäsar«, mitgearbeitet haben? An den Dekorationen haben 20 Tischler drei Monate lang gearbeitet, der Dekorationsmeister hat gleichfalls 20 Kunsthandwerker gut zwei Monate lang mit den Malerarbeiten beschäftigt. Der Leinwandhändler hat fast 4500 Meter Stoff geliefert, der Holzhandler 2000 Meter Balken. An den Kostümen haben in den Monaten Juli und September 25 Arbeiterinnen gearbeitet. Dazu kommen die Perückenarbeiter, die Schuhmacher, die Waffenarbeiter, die Stricker, die Friseure, kurz, es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn man sagt, daß alle diese verschiedenen Lieferanten gegen 190 Arbeiter mehrere Wochen lang für die eine Aufführung beschäftigt haben. Für die täglichen Aufführungen des »Julius Cäsar« muß das Odéon-Theater ein Personal von 45 Schauspielern, 250 Statisten, 60 Musikern, 70 Maschinisten und etwa 100 Angestellten (Kontrolleure, Ankleider, Türschließerinnen usw.) aufbieten. Aus alledem wird man sich eine Vorstellung machen können, was für einen ungeheuren Apparat die Aufführung eines großen Stückes, wie des »Julius Cäsar«, erfordert.«

 
 (38) barank
 (59) casher1
 (??) Issypissy
 (65) claridge
 (59) Shugger
 (??) Mehlwurmle
 (43) triela
 (37) Alex.K
 (64) Husky09
 (??) O.Ton

... und 77 Gäste
Wer war da?