Eintrag #2, 14.11.2006, 23:18 Uhr

Bodo Hauser lebt!

„Unabhängig, unberechenbar, investigativ“ so beschreibt sich das ZDF-Magazin Frontal 21 auf seiner Webseite selbst. Ähnlich bezeichnete der markante Moderator Theo Koll seine Sendung kürzlich bei der Entgegennahme des deutschen Fernsehpreises sinngemäß als überparteilich und nur der Enthüllung verpflichtet. Das hindert ihn aber nicht darin, dennoch mehr oder weniger subtile Botschaften in seine Moderationen einzubauen, wie sie auch in den Beiträgen vorkommen.

In der heutigen Sendung zum Beispiel wurde aufgedeckt, wie man die neuen Flüssigkeitsbeschränkungen am Flughafen umgehen kann und sich aus Dünger und ein paar Dingen aus dem Duty-Free-Shop dennoch eine Bombe basteln könne. Da das ganze auf den Flughafen Frankfurt passierte, sorgte dieser Bericht gerade in Hessen schon im Vorfeld für Aufsehen.

So weit, so gut. Missstand aufgedeckt, Sicherheitskontrollen als nutzlos entlarvt. Damit kann man als „unpolitisch-kritisches“ Reportagemagazin jetzt auf unterschiedliche Weisen umgehen.

Entweder: Man kann das gar nicht kommentieren und den Zuschauer sich seine eigenen Gedanken machen lassen. Konsumenten der öffentlich-rechtlichen Programme können das ja teilweise noch.

Oder: Man kann die Zuschauer mit der Nase darauf stoßen und die Erkenntnis als einen weiteren Nachweis dafür betrachten, dass jede Sicherheitsvorkehrung umgangen werden kann. Dass wir uns selbst nur das Leben schwer machen und dass es gar nichts nutzt, ein paar Niveadosen an Flughäfen zu konfiszieren, solange jeder Regionalzug, jeder Reisebus, jedes Wohnhaus weiterhin ungeschützt ist. Dass die Wahrscheinlichkeit auf der Autobahn zu verunglücken oder an Lungenkrebs zu erkranken mindestens um ein zigtausendfaches höher ist, als einen Terroranschlag zu erleben. Dass jeder Versuch, einem „absolute Sicherheit“ als erreichbar (oder erstrebenswert) vorzugaukeln, nur anders motiviert sein kann.

Zurück zu Theo Koll. Er wählt in seiner Moderation — natürlich — einen anderen Weg: Er stellt die Shampoo-Schikanen im Handgepäck „nach den Erkenntnissen von London“ als „überfällig“ und „richtig“ dar. Die eben nur noch nicht weit genug gingen.

Und im Bericht wird dann noch „enthüllt“, dass die Duty-Free-Mitarbeiter bereits heute angehalten sind, keine „bombenfähigen“, hochprozentigen Spirituosen oder Duftwässer an Reisende mit dem Ziel London oder den USA zu verkaufen. Unerhört findet das der Reporter und fordert das Ende des „zweierlei Maß bei der Sicherheit“: Beschränkungen für alle, Überwachung total! Ordnung! Disziplin! Deutschland aufräumen!

Wolfgang Schäuble wird stolz auf die „unpolitische“ Frontal-Redaktion sein, die ihn in seinem Sicherheitswahn bestärkt. Und noch einer wird im Himmel lächeln…

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