Guten Abend,
in diesem Jahr konnte am 1. Mai der sonst übliche Naziaufmarsch in meiner Heimatstadt dadurch verhindert werden, dass im voraus alle Routen ausgebucht wurden.
Wie zu erwarten war, verlegten sie ihren Naziaufmarsch, das Datum war nun der 7. Juni 2008.
Dieses Mal setzten sich die Neonazis ein neues Ziel: Die Ihlenfelder-Vorstadt (ein Gebiet der Stadt, durch welches sie sonst nicht zogen). In genau diesem Stadtviertel lebe ich, direkt an der Route.
Das bevorteilte mich aber in dem Sinne, dass ich durch die Polizeibarrikaden durchgehen konnte, wie ich wollte, ich wohne ja hier.
Wie im Jahr zuvor haben wir uns wieder Fußballfanfaren besorgt um mit Krach die Parolen zu unterdrücken.
Erschreckenderweise kamen genau an diesem Tage noch ein paar Deutschlandfahnen mehr aus den Fenstern, was ja derzeit aufgrund der EM sowieso schon eine Plage ist.
(Selbst in die Schule kommen die Schüler mit schwarz-rot-goldenen Perücken, Flaggen etc. Ist es nicht irgendwann etwas übertrieben?)
Aber nun zum Ablauf.
Um 8 Uhr ging unsere Gegendemonstration am Rathaus los.
Tanzend zog unser Zug durch die Straßen. Zumindest ich tanzte etwas. ;D
Angekommen am Platz, wo unsere Kundgebung stattfinden sollte, hielten einige Leute Reden. Auch unser werter Oberbürgermeister (Paul Krüger, CDU) wollte zu den Gegendemonstranten sprechen, obwohl er die Tage zuvor dazu aufrief die Nazidemo zu ignorieren. Das war auch der Grund, weshalb er bei unserer Gegendemo nicht reden durfte.
Wer die Apfelfront kennt, ich hoffe ihr kennt sie, weiß, dass auch sie wieder anwesend waren. Und sie waren großartig! (www.apfelfront.de)
Auch die Rosa-Aktions-Front war wieder dabei, das sind ein paar Neubrandenburger Mädels, in rosa gekleidet, die die Nazis mit Marshmallows bewerfen.
Und ich gehöre zu der Gruppe mit den Fußballfanfaren.
Dieses Jahr wollte ich aber noch mehr tun.
Mit einem Freund besorgte ich mir kurzerhand ein Plakat, was ich aus meinem Fenster hängen wollte. Besser ging es nicht, da ich im 6. Stock direkt an der Route wohne.
Hier Bilder davon:
(Man beachte die Deutschlandflagge einen Aufgang weiter)
Zuerst durften die Gegendemonstranten, allen voran die Apfelfront, friedlich hinter dem Naziaufmarsch herlaufen. Plötzlich, ohne Grund, wurden alle abgehalten und durften nicht mehr weiter. So konnten die Nazis ihre Kundgebung am Arbeitsamt (da sollten sie öfters hingehen) ohne Widerstand halten. Ich saß beispielsweise auf der anderen Seite der Bundesstraße \"fest\".
Der Norddeutsche Rundfunk war vor Ort und hat zum Beispiel eine Nahaufnahme von meiner Fanfare gemacht, da ich komischerweise anfangs als Einzige direkt neben den Nazis herlaufen durfte. Nachteil: Sie haben viele Fotos von mir gemacht.
Am Abend jedoch lief im NDR nichts. War es zu langweilig, weil es keine Krawalle gab? Hätten Autos brennen sollen, damit man darüber berichtet? Das hat mich sehr schockiert.
Circa 600 Nazis gingen durch diese Stadt und es werden von Jahr zu Jahr mehr, die Gegendemonstranten immer weniger. Das Fernsehen berichtet auch nicht mehr darüber, niemand sieht die Gefahr. Aber aus den Fenstern schauen die Leute, am Straßenrand stehen die Kinder und die Polizisten singen die Lieder der Neonazis mit!
Die Menschen müssen aufwachen, das Ganze weitet sich in beängstigende Dimensionen aus, wie ich finde.
Das Motto \"1. Mai - NB Nazifrei\" gefiel mir besser.
Leider ist es nicht immer möglich.
Es ist immer der gleiche Prozess: Der Oberbügermeister verbietet den Naziaufmarsch, die Stadt Greifswald kippt diese Entscheidung wieder.
Und ich betone nochmals:
Es werden von Jahr zu Jahr mehr Neonazis und man sollte beginnen, der Gefahr in\'s Auge zu sehen.
Man sollte aufhören zu denken, dass Leute wie ich dorthin gehen um \"Steine oder Flaschen zu werfen\". Diese Demonstration lief friedlich ab und deshalb(?) wurde nicht mal in den Nachrichten darüber berichtet, nein lieber über die Holzmesse auf Rügen.
Da fehlt mir ganz einfach das Verständnis.
Zwar würde es gut sein, wenn alle Bewohner der Stadt den Naziaufmarsch einfach ignorieren würden, dem ist aber nunmal nicht so. Also muss das Gegenteil geschehen: Die Leute müssen sich auf die Straße begeben, Hand in Hand vor die Neonazis stellen und sie einfach nicht durchlassen.
Wie viele Naziaufmärsche auf diese Weise schon verhindert wurden. Tausende Gegendemonstranten, Berühmtheiten darunter, nicht nur der berüchtigte \"Schwarze Block\" (so etwas gibt es im Übrigen auch schon bei Naziaufmärschen).
Ich finde es schrecklich, nicht mehr zu sehen, wieviel Zeichen ich über dem Maximum liege, gerade 500 Zeichen gelöscht. 8O
Bis nächstes Jahr,
...Sandra.
in diesem Jahr konnte am 1. Mai der sonst übliche Naziaufmarsch in meiner Heimatstadt dadurch verhindert werden, dass im voraus alle Routen ausgebucht wurden.
Wie zu erwarten war, verlegten sie ihren Naziaufmarsch, das Datum war nun der 7. Juni 2008.
Dieses Mal setzten sich die Neonazis ein neues Ziel: Die Ihlenfelder-Vorstadt (ein Gebiet der Stadt, durch welches sie sonst nicht zogen). In genau diesem Stadtviertel lebe ich, direkt an der Route.
Das bevorteilte mich aber in dem Sinne, dass ich durch die Polizeibarrikaden durchgehen konnte, wie ich wollte, ich wohne ja hier.
Wie im Jahr zuvor haben wir uns wieder Fußballfanfaren besorgt um mit Krach die Parolen zu unterdrücken.
Erschreckenderweise kamen genau an diesem Tage noch ein paar Deutschlandfahnen mehr aus den Fenstern, was ja derzeit aufgrund der EM sowieso schon eine Plage ist.
(Selbst in die Schule kommen die Schüler mit schwarz-rot-goldenen Perücken, Flaggen etc. Ist es nicht irgendwann etwas übertrieben?)
Aber nun zum Ablauf.
Um 8 Uhr ging unsere Gegendemonstration am Rathaus los.
Tanzend zog unser Zug durch die Straßen. Zumindest ich tanzte etwas. ;D
Angekommen am Platz, wo unsere Kundgebung stattfinden sollte, hielten einige Leute Reden. Auch unser werter Oberbürgermeister (Paul Krüger, CDU) wollte zu den Gegendemonstranten sprechen, obwohl er die Tage zuvor dazu aufrief die Nazidemo zu ignorieren. Das war auch der Grund, weshalb er bei unserer Gegendemo nicht reden durfte.
Wer die Apfelfront kennt, ich hoffe ihr kennt sie, weiß, dass auch sie wieder anwesend waren. Und sie waren großartig! (www.apfelfront.de)
Auch die Rosa-Aktions-Front war wieder dabei, das sind ein paar Neubrandenburger Mädels, in rosa gekleidet, die die Nazis mit Marshmallows bewerfen.
Und ich gehöre zu der Gruppe mit den Fußballfanfaren.
Dieses Jahr wollte ich aber noch mehr tun.
Mit einem Freund besorgte ich mir kurzerhand ein Plakat, was ich aus meinem Fenster hängen wollte. Besser ging es nicht, da ich im 6. Stock direkt an der Route wohne.
Hier Bilder davon:
(Man beachte die Deutschlandflagge einen Aufgang weiter)
Zuerst durften die Gegendemonstranten, allen voran die Apfelfront, friedlich hinter dem Naziaufmarsch herlaufen. Plötzlich, ohne Grund, wurden alle abgehalten und durften nicht mehr weiter. So konnten die Nazis ihre Kundgebung am Arbeitsamt (da sollten sie öfters hingehen) ohne Widerstand halten. Ich saß beispielsweise auf der anderen Seite der Bundesstraße \"fest\".
Der Norddeutsche Rundfunk war vor Ort und hat zum Beispiel eine Nahaufnahme von meiner Fanfare gemacht, da ich komischerweise anfangs als Einzige direkt neben den Nazis herlaufen durfte. Nachteil: Sie haben viele Fotos von mir gemacht.
Am Abend jedoch lief im NDR nichts. War es zu langweilig, weil es keine Krawalle gab? Hätten Autos brennen sollen, damit man darüber berichtet? Das hat mich sehr schockiert.
Circa 600 Nazis gingen durch diese Stadt und es werden von Jahr zu Jahr mehr, die Gegendemonstranten immer weniger. Das Fernsehen berichtet auch nicht mehr darüber, niemand sieht die Gefahr. Aber aus den Fenstern schauen die Leute, am Straßenrand stehen die Kinder und die Polizisten singen die Lieder der Neonazis mit!
Die Menschen müssen aufwachen, das Ganze weitet sich in beängstigende Dimensionen aus, wie ich finde.
Das Motto \"1. Mai - NB Nazifrei\" gefiel mir besser.
Leider ist es nicht immer möglich.
Es ist immer der gleiche Prozess: Der Oberbügermeister verbietet den Naziaufmarsch, die Stadt Greifswald kippt diese Entscheidung wieder.
Und ich betone nochmals:
Es werden von Jahr zu Jahr mehr Neonazis und man sollte beginnen, der Gefahr in\'s Auge zu sehen.
Man sollte aufhören zu denken, dass Leute wie ich dorthin gehen um \"Steine oder Flaschen zu werfen\". Diese Demonstration lief friedlich ab und deshalb(?) wurde nicht mal in den Nachrichten darüber berichtet, nein lieber über die Holzmesse auf Rügen.
Da fehlt mir ganz einfach das Verständnis.
Zwar würde es gut sein, wenn alle Bewohner der Stadt den Naziaufmarsch einfach ignorieren würden, dem ist aber nunmal nicht so. Also muss das Gegenteil geschehen: Die Leute müssen sich auf die Straße begeben, Hand in Hand vor die Neonazis stellen und sie einfach nicht durchlassen.
Wie viele Naziaufmärsche auf diese Weise schon verhindert wurden. Tausende Gegendemonstranten, Berühmtheiten darunter, nicht nur der berüchtigte \"Schwarze Block\" (so etwas gibt es im Übrigen auch schon bei Naziaufmärschen).
Ich finde es schrecklich, nicht mehr zu sehen, wieviel Zeichen ich über dem Maximum liege, gerade 500 Zeichen gelöscht. 8O
Bis nächstes Jahr,
...Sandra.