Eintrag #392, 25.01.2018, 19:18 Uhr

2018-01-21 Wissen-ABC: Stress und Freizeit - ein Widerspruch

Nach Feierabend oder am Wochenende viel vorzuhaben ist an sich kein Stress. Wem seine zahlreichen Aktivitäten Freude machen, empfindet sie als Bereicherung. Zur Belastung wird etwas, da wir nicht gerne tun. So weit, so einfach.

 

Schwieriger zu beantworten ist die Frage: "Warum bitte machen wir das?"

 

Anders als im Job gibt es keinen Chef, der missbilligend schaut, kein Gehalt, das verdient werden muss. Und anders als im Familienleben gibt es keine Menschen, an die man gebunden ist, um die man sich kümmern will, auch wenn es manchmal nervt.

 

Doch auch in der Freizeit sind viele Menschen nicht wirklich frei. Wie man seine Freizeit gestaltet ist auch ein Statussymbol. Der Opernbesuch macht mehr her, als der Spieleabend, das Triathlon-Training wirkt ehrgeiziger als die Radtour. Und wer will schon am Montagmorgen erzählen, dass er am Wochenende auf dem Sofa Serien geschaut und Zeitschriften gelesen hat? Zumal es heute oft nicht beim Erzählen bleibt. Freizeitspaß wird in sozialen Medien in Szene gesetzt - und da möchte jeder natürlich aktiv, interessant und dabei völlig unangestrengt rüberkommen.

 

Um herauszufinden, ob die Freizeitaktivitäten wirklich Herzenssache sind, hilft eine einfache Frage an sich selbst: Würde ich das auch noch tun, wenn niemand danach fragen und niemand davon wissen würde?

 

Doch auch wer bei jedem Termin im Kalender innerlich den Daumen hebt, kann sich gehetzt fühlen. Denn bei all den tollen Sachen fallen die "Dates mit sich selbst" hinten runter. Wie viel Zeit jemand für sich braucht, hängt zum einen von der Persönlichkeitsstrucktur, zum anderen von den Lebensumständen ab. Eine Lehrerin oder jemand, der im Vekauf arbeitet und abends noch Familientrubel hat, tankt auf, wenn er allein ins Kino geht oder in Ruhe ein Buch liest.

 

Weil die meisten Menschen sehr viel Zeit mit Arbeit verbringen, ist es ideal, in der Feizeit auch mal das genaue Gegenteil zu tun, wie z.B.ruhige, konzentrierte Aktivitäten wie Tai Chi, Yoga oder Meditation. Wer hart körperlich arbeitet kann sich eine Massage gönnen, die Sauna besuchen oder präventiv Sport machen.

 

Und auch wenn sich in ein Wochenende richtig viel hineinpressen lässt, macht es oft zufriedener, sich für ein, zwei Aktivitäten zu entscheiden, die man dann richtig genießen kann. Einen Teil der Zeit unverplant zu lassen ist auch in der Freizeit ratsam. Ein bisschen Langeweile kann durchaus erholsam sein.

 

Jedoch ist das Gegenteil von Freizeitstress nicht automatisch Erholung. Auch wenn Fersehen für viele zunächst die naheliegendste Quelle der Entspannung ist - es füllt auf Dauer nicht wirklich aus. Dass der Mensch ein Bewegungstier ist und Büromenschen in der Freizeit Bewegung brauchen, hat sich herumgesprochen. Doch dass der Mensch ein soziales Wesen ist, wird oft ignoriert.

 

Echte Begegnung zuzulassen und neue Kontakte zu knüpfen fallen einigen Menschen zunehmend schwer. Also: Mindestens an einem Abend in der Woche und an einem Tag am Wochenende sollte man sich auch ma raus aus seiner Komfortzone wagen. Klassische Angebote wie der Sprachkurs oder Kreativworkshop an der Volkshochschule oder eine Wanderung mit dem Sportverein funktionieren auch heute noch. Hinzugekommen sind Apps, mit denen man sich für Freizeitaktvitäten verabreden kann. Wer seiner Freizeitgestaltung einen Sinn geben möchte sucht sich ein Ehrenamt. Und auch ohne Begleitung ins Cafe oder ins Theater zu gehen eröffnet mehr Chancen, als immer zu Hause zu bleiben.

 

Am Ende ist es wieder einfach: Wer sich am Sonntagabend angeregt und ausgeruht fühlt, hat eine stressfreie Freizeit verbracht.

 

 

 
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