Eintrag #297, 01.05.2017, 21:01 Uhr

2017-05-01 Die Geschichte der Sumsemanns von G. Bassewitz

"Sumsemann" hieß der dicke Maikäfer, der im Frühling auf einer Kastanie im Garten von Peterchens Eltern hauste, nicht weit von der großen Wiese mit den vielen Sternblumen.

Er war verheiratet gewesen, aber seine Frau war nun tot. Ein Huhn hatte sie geefressn, als sie auf dem Hofe einherkrabbelte am Nachmittag, um einmal nachzusehen, was es da im Sonnenlicht zu schnabulieren gab.

Für Maikäfer ist es nämlich sehr gefährlich, am Tage spazierenzugehen. Wie die Menschen des Nachts schlafen müssen, so schlafen die Maikäfer am Tage. Aber die kleine Frau Sumsemann war sehr neugierig und so brummte sie auch am Tage herum. Gerade hatte sie sich auf ein Salatblatt gesetzt und dachte:"Willst mal probieren, wie das schmeckt!" ... Pick! - da hatte das Huhn sie gefressen.

Es war ein großer Schmerz für Herrn Sumseman, den Maikäfer. Er weinte viele Blätter naß und ließ seine Beinchen schwarz lackieren. Die waren früher rot gewesen; aber es ist Sitte bei den Maikäfern daß die Witwer schwarze Beine haben in der Trauerzeit.

Und Herr Sumsemann hielt auf gute Sitte, denn er war der letzte Sohn einer sehr berühmten Familie.

Vor vielen hundert Jahren nämlich, als der Urahn der Familie Sumsemann sich gerade verheiratet hatte, geschah ein großes Unglück.

Er war mit seiner kleinen Frau im Wald spazieren geflogen - an einem schönen Sonntagabend. Sie hatten viel gegessen und ruhten sich ein wenig auf einem Birkenzweiglein aus. Da sie aber sehr mit sich selbst beschäftigt waren; denn sie waren jung verheiratet, merkten sie nicht, daß ein böser Mann durch den Wald herbeikam; ein Holzdieb, der am Sonntag stehlen wollte. Der Schwang plötzlich seine Axt und hieb die Birke um. Und so schreckich schlug er zu, daß er dem Urgroßvater Sumsemann ein Beinchen abschlug.

Fürchterlich war es! -

Und sie fielen auf den Rücken und wurden ohnmächtig vor Angst. Nach einiger Zeit aber kamen sie zu sich von einem hellen Schein, der um sie leuchtete. Da stand eine schöne Frau vor ihnen im Walde und sagte: "Der böse Man ist bestraft für seinen Waldfrevel am Sonntag. Ich bin die Fee der Nacht und habe es vom Mond aus gesehen. Zur Strafe, ist er nun mit dem Holz, was er umgeschlagen hat, auf den höchsten Mondberg verbannt. Dort muß er beiben bis in alle Ewigkeit, Bäume abhauen und Ruten schleppen.

Aber Urgroßvater Sumsemann schrie und sagte:"Wo ist mein Beinchen, wo ist mein Beinchen, wo ist mein sechstes Beinchen?"

Da erschrak die Fee.

"Ach", sagte sie, "das tut mir sehr leid; es ist wohl an der Birke hängengeblieben und nun mit auf den Mond gekommen."

"Oh, oh, mein Beinchen, mein kleines sechstes Beinchen!" schrie der arme Urgroßvater Sumsemann, und seine kleine Frau weinte schrecklich. Sie wußte, daß nun alle ihre KInder nur fünf Beinchen haben würden statt sechs; denn es vererbt sich. Und das war schlimm.

Als aber die Fee den großen Jammer sah, hatte sie Mitleid mit den Käfertierchen und sagte:"Ein Mensch ist zwar sehr viel mehr als ein Maikäfer, und deshalb kann ich die Strafe für den bösen Mann nicht aufheben; aber ich will erlauben, daß gute Menschen, wenn ihr sie findet, euch das Beinchen wiedergewinnen können. Wenn ihr zwei Kinder findet, die niemals ein Tierchen quälten, dann dürft ihr auf den Mond mit ihnen und das Beinchen wiederholen."

Da waren die beiden etwas getröstet und flogen heim und trockneten ihre Tränen.

 

Die Geschichte hatte sich bald unter allen Käfern herumgesprochen; alle Mücken, Grillen und Ameisen wußten es, sogar die Libellen und Schmetterlinge hatten davon gehört.

Die Familie der Sumsemanns war berühmt geworden. Sie galt auf allen Wiesen und in allen Bäumen für ein vornehmes Geschlecht.

 

Wenn ihr wissen wollt, wie es dem kleinen Sumsemann weiter ergangen ist, dann findet ihr die ganze Geschichte in dem Buch PETERCHENS MONDFAHRT von Gerdt Bassewitz. 

 
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