Zelda: Breath of the Wild – Das beste Spiel aller Zeiten?
Bei Zelda: Breath of the Wild sind sich alle einig, dass es ein großartiges Spiel ist. Einige halten es sogar für das beste Spiel aller Zeiten. Wie viel ist an dieser Behauptung dran? Ist der neue Hit von Nintendo wirklich so gut wie alle sagen?
Eintritt in ein neues Zeitalter
Eines ist ganz klar: Nintendo und Zelda sind in ein neues Zeitalter eingetreten. Kaum ein Spiel der japanischen Spieleschmiede war so nah am Zeitgeist wie der Launchtitel der Nintendo Switch. Die Story beginnt dabei damit, dass Link nach einem hundertjährigen Schlaf aufwacht und Hyrule in einem furchtbaren Zustand vorfindet. Die Verheerung Ganon beherrscht das Land. Seine mechanischen Wächter ziehen durch die Lande und verbreiten Angst und Schrecken. Zelda ist im Schloss gefangen und versucht die Zerstörung in Schach zu halten. Doch nur einer — wie könnte es anders sein — kann Ganon aufhalten und das ist Link. Der hat nur dummerweise sein Gedächtnis verloren.
Die Story wird dabei auf zwei Ebenen erzählt. Einmal natürlich indem ihr die Hauptquest verfolgt. Andererseits könnt ihr allerdings auch Orte aufsuchen, an denen ihr euch an Vergangenes erinnern könnt. Hier kommt der erste Minuspunkt: Zwar existieren wunderbare Zwischensequenzen, außerhalb von diesen gibt es jedoch keine Sprachausgabe. Dialoge die während des Spielens stattfinden, werden in klassischen Textboxen dargestellt. Warum hat man sich dafür entschieden? Hat eine vollständige Sprachausgabe nicht mehr auf die Karte gepasst? Oder wollte man dem Handheldcharakter der Switch Rechnung tragen? Ich für meinen Teil hätte mir eine vollständige Sprachausgabe gewünscht. Der Fakt, dass Link selbst natürlich nie etwas sagt, wäre dadurch noch charmanter rüber gekommen. Ansonsten wird die Story von Breath of the Wild für Nintendoverhältnisse sogar relativ erwachsen erzählt.
Open World ohne Langeweile
Die Open-World von Zelda: Breath of the Wild ist lebhaft und wunderbar designt. An jeder Ecke gibt es etwas zu tun. Ob es nun das Zerstören feindlicher Lager ist oder das Auffsuchen einer der über 100 Schreine, die die klassischen Dungeons ersetzen und für Puzzlespaß sorgen; es wird einem nie langweilig. Dort könnt ihr auch eure Fähigkeiten einsetzen wie zum Beispiel Bomben werfen, durch magnetische Kräfte Gegenstände bewegen oder bewegte Gegenstände in der Zeit still stehen lassen. Die vier Titanen die es zu bezwingen gilt, stellen dabei noch weitere Puzzleherausforderungen dar. Am Ende jedes Titans wartet ein Endboss.
Das Kampfsystem ist zugleich simpel und doch vielseitig. Manchmal fühlt man sich sogar als spiele man Dark Souls Light. Einige Gegner haben schon einen gewaltigen Schlag drauf und sollte man getroffen werden, ist es vorbei mit den Herzen. Link verfügt über zwei Ressourcen. Die klassischen Herzen und Ausdauer. Beide könnt ihr erhöhen, indem ihr genug Schreine meistert. Doch auch die Ausdaueranzeige wirkt dem Spielfluss mehr entgegen, als sie nützt. Wenn ihr Türme hinaufklettert, um die Karte einer Region freizuschalten, müsst ihr auf eure Ausdauer achten, sonst geht es im freien Fall wieder nach unten. Da Link ungefähr so schnell klettert, wie ein Faultier, kann das schon mal zu dem ein oder anderen Frustmoment führen. (Erstaunlicherweise benötigt Link für das Klettern auf Leitern keine Ausdauer…)
Casual Survival
Sammeln könnt ihr in Zelda: Breath of the Wild allerhand. So könnt ihr aus verschiedenen Materialien Essen und Medizin kochen, die euch mit verschiedenen Boni ausstattet. Einige der Regionen sind nur vernünftig zu bereisen, wenn man entweder die passende Medizin oder eine spezielle Rüstung dabei hat. Überhaupt sind die Rüstungen wunderbar designt und können weiter verbessert werden. Auch Waffen gibt es wie Sand am Meer. Das ist allerdings auch dringend notwendig. Waffen verlieren nämlich an Haltbarkeit und das nicht gerade langsam. Auch das ist für mich ein Element, das den Spielspaß nicht gerade erhöht. Habe ich mich gerade an eine Waffe gewöhnt, weil sie toll aussieht, viel Schaden austeilt, oder die legendäre Waffe eines Recken ist, ist sie auch schon wieder zerbrochen. Na toll, jetzt haben die die Waffe 100 Jahre lang aufgehoben und nach 5 Minuten Trashmobs killen ist sie im Eimer. Ab und zu war ich sogar an einer Stelle, an der ich schlicht keine Waffen mehr hatte. Und da Link ohne Nahkampfwaffe und Bogen schlicht nicht austeilen kann, hilft dann nur Neuladen. Hier hätte ich mir durchaus ein System gewünscht, bei dem ich an meinen Lieblingswaffen arbeiten kann, indem ich sie aufrüste und meinen Umgang damit verbesser.
Sehr gut aber nicht perfekt
Trotzdem: Zelda: Breath of the Wild ist eng dem Zeitgeist aktueller Rollenspiele verbunden. Wenn ihr zum Beginn des Spieles den Schiekah-Stein findet und ihn wie eine Switch aufhebt, wirkt das zuerst ein wenig komisch. Bald stellt sich heraus, dass es sich um ein uraltes Artefakt handelt, dass euch dabei hilft faszinierende Fähigkeiten zu erlangen. Dazu gehört übrigens auch Selfies zu machen. Naja, das kann man als Feature verkaufen, fühlt sich aber trotzdem komisch an.
Einige Elemente, die man aktuell in Rollenspielen findet, wie zum Beispiel ein Levelsystem, wurden weggelassen. Das liegt wohl daran, dass man doch noch immer ein Zelda produzieren wollte. Andere hat man aufgenommen und in kreativer Weise verarbeitet. Letztlich ist das Spiel zwar sehr gut aber bei weitem nicht perfekt. Auch technisch hängt man der Konkurrenz hinterher. Zwar wirkt der Grafikstil für ein Zelda angemessen und die wunderbar designten Landschaften sehen trotz allem fantastisch aus. Doch gerade im Handheldmode der Switch laufen die gerade einmal 30 FPS nicht einmal durchgängig flüssig.
Bei allem Hype und den vielen Pluspunkten des Spiels sollte man doch seine Augen vor Makeln nicht verschließen. Einen besseren Launchtitel hätte die Switch wahrscheinlich nicht bekommen können. Er bietet Spielspaß für viele Stunden, allerdings macht er auch deutlich, dass die Switch klare Grenzen hat. Ist es das beste Spiel aller Zeiten? Nein. Ist es eines der besten Zelda Spiele? Definitiv und das ist schon eine Wertung die für sich spricht.